Lilienthal-Gymnasium Anklam
Das Lilienthal-Gymnasium ist ein Gymnasium in Anklam, Leipziger Allee 22–25.
Lilienthal-Gymnasium | |
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Gebäude des heutigen Lilienthal-Gymnasiums | |
Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1535 (Rathsschule) |
Adresse |
Leipziger Allee 22–25 |
Land | Mecklenburg-Vorpommern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 53° 51′ 7″ N, 13° 40′ 53″ O |
Träger | Landkreis Vorpommern-Greifswald |
Schüler | 318 |
Lehrkräfte | 39 |
Leitung | Mathias Ruta |
Website | www.lilienthal-gymnasium.de |
Das Schulgebäude steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
Im Zuge der Reformation wurde 1535 eine Ratsschule (Gelehrte Raths- oder Lateinschule) in Anklam gegründet. Hauptfächer der Lateinschule waren Latein, Griechisch, Hebräisch sowie ein wenig Deutsch. 1570 entstand ein Schulbau, 1767 ein neues Schulgebäude. 1811 wurde sie zur Höheren Bürgerschule ohne Abitur-Abschluss und erst 1847, unter Bürgermeister Carl Kirstein, wieder zum Vollgymnasium erweitert.
1851 war das Gymnasium im neuen dreigeschossigen historisierenden Schulgebäude (Architekt: Moritz Gottgetreu), Wollweberstraße 1 / Ecke Mägdestraße untergebracht (später Rosa-Luxemburg-Schule, ab 2007 Evangelischen Schule Peeneburg).[2]
1926 zog das Gymnasium in die Leipziger Allee um. Das dreigeschossige verklinkerte L-förmige Gebäude mit seinem viergeschossigen eckbetonten Uhrenturm, den zwei mächtigen Seitenrisaliten an der Ost- und Westseite als Treppengiebel mit acht bzw. neun Fialen sowie dem südlichen Zwerchgiebel mit einem Krüppelwalmdach ist denkmalgeschützt und stammt von um 1904. Hier war bis 1925 das Lehrerseminar und die zunächst selbständige königliche Präparandenanstalt untergebracht.
Nach 1946 und zur DDR-Zeit entstand mit dem Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule eine Erweiterte Oberschule (EOS). Für Schüler der 9. bis 12. Klassen erfolgte koedukativer Unterricht in einem sprachlichen und in einem naturwissenschaftlichen Zweig. Ab 1949 hieß sie Geschwister-Scholl-Schule. 1981 wurde sie zur Polytechnischen Oberschule (POS) mit Abiturteil umgewandelt. Ab 1984 unterrichtete sie, anders als im Bildungssystem in der DDR üblich, Schüler der 1. bis 12. Klasse.
Nach der Wiedervereinigung wurde die Schule 1991 wieder in ein Gymnasium umgewandelt. Der Unterricht findet als Ganztagsschule statt. 2004 wurde das Lilienthal-Gymnasium als Umweltschule in Europa ausgezeichnet.
Bekannte Lehrer
- 1847–1852: Albert Friedrich Gottschick, Direktor
- 1847–1852: Theodor Adler, Prorektor
- 1847–1858: Gustav Heinrich Wagner, Oberlehrer
- 1849–vor 1866: Bernhard Peters, Zeichenlehrer
- 1849–1874: Gustav Spörer, Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften, Astronom
- 1853–1854: Karl Ludwig Peter, Direktor
- 1854–1859: Julius Sommerbrodt, Direktor
- 1858–1862: Konrad Niemeyer, Lehrer
- 1859–1866: Albert Karl Ernst Bormann, Direktor
- 1862–18..: Theodor Heinze (1834–?), Oberlehrer, 1873 Direktor
- 1868–1869: Victor Schlegel, Lehrer
- 1874–1909: August Tramm (1841–1909), Lehrer, 1884 Professor
- 1899: Friedrich Petri, Philologe, Lehrer
Bekannte Schüler
Der bekannteste ehemalige Schüler war der Flugpionier Otto Lilienthal. Er wurde im 1851 errichteten Schulgebäude in der Wollweberstraße unterrichtet. Nach ihm und seinem Bruder, dem Baumeister und Sozialreformer Gustav Lilienthal, wurde die Schule 1935 benannt. Weitere bekannte Schüler sind:
- Samuel Starck (1649–1697), lutherischer Theologe
- Adolf Gideon Bartholdi (1688–1768), Pädagoge
- Gustav Köpke (1773–1837), Pädagoge, Philologe und Theologe
- Karl Friedrich Wilhelm Hasselbach (1781–1864), Historiker und Gymnasiallehrer
- Georg Friedrich Schömann (1793–1879), Altphilologe
- Victor Kolbe (1809–1888), Rittergutsbesitzer, Jurist, MdR
- Gustav Kratz (1829–1864), Historiker
- Heinrich Kreplin (1834–1909), geodätischer Ingenieur und Kartograf
- Julius Worpitzky (1835–1895), Mathematiker
- Ferdinand Graßmann (1843–1918), Jurist, MdR
- Hugo Rühl (1845–1922), Turnlehrer und Sportfunktionär
- Adolf von Heyden (1847–1920), Landrat in Beeskow-Storkow und Demmin
- Otto Lilienthal (1848–1896), Luftfahrtpionier
- Gustav Lilienthal (1849–1933), Baumeister und Sozialreformer
- Adam Werner von Heyden (1852–1888), Landrat des Landkreises Demmin
- Hermann Sinell (1862–1938), Arzt
- Wilhelm Solf (1862–1936), Politiker und Diplomat
- Wilhelm Augustin Balthasar-Wolfradt (1864–1945), preußischer Militärbeamter und Ordensmeister der Freimaurer
- Karl von Behr (1864–1941), preußischer Justizbeamter und Landrat
- Friedrich Petri (1866–1951), Philologe und Gymnasiallehrer
- Leopold von Münchow (1884–1945), Kavallerie- und Heeresoffizier, Gründer und Reichsführer des Jungsturms
- Ulrich Sander (1892–1972), Schriftsteller und Maler
- Otto Friedrich Bollnow (1903–1991), Philosoph und Pädagoge
- Hermann Bollnow (1906–1962), Historiker
- Herbert Appel (1907–1993), Chemiker
- Gerhard Lenski (1914–2006), Politiker (CDU)
- Klaus-Jürgen Ebelt (1922–1996), Politiker (LDPD)
- Heinrich Hannover (* 1925), Jurist und Autor
- Michael Schwarz (1940–2021), Kunsthistoriker und Präsident der Kunsthochschule Braunschweig (1996–2004)
- Peter Prager (* 1952), Schauspieler
Literatur
- Nachrichten von dem Gymnasium zu Anclam. 1847/48. (Digitalisat)
- Programm des Gymnasiums zu Anclam . 1848/49–1853/54. (Digitalisat)
- Zu der … stattfindenden öffentlichen Prüfung aller Klassen und den damit verbundenen Deklamationen sowie zu der … stattfindenden Judikafeier ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst ein. Anklam, 1855–1882 (Digitalisat)
- Max Sander: Stammbuch des Anklamer Gymnasiums 1847–1897 zur 50jährigen Stiftungsfeier. Hermann Wolter, Anklam 1897 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Liste der Baudenkmale in Anklam
- Steffen Orgas: "... nichts erwähnenswerthes" in Anklam – ein Schinkelschüler korrigiert seinen Meister. Das Anklamer Gymnasium von Moritz Gottgetreu. In: KulturERBE in Mecklenburg und Vorpommern. Jg. 2006. Schwerin 2007, S. 45–54.