Leveste
Leveste ist mit ca. 1600 Einwohnern der nach der Kernstadt zweitgrößte Stadtteil der Stadt Gehrden in der Region Hannover.
Leveste Stadt Gehrden | ||
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Höhe: | 68 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,14 km²[1] | |
Einwohner: | 1598 (2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 196 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. August 1971 | |
Postleitzahl: | 30989 | |
Vorwahl: | 05108 | |
Lage von Leveste in Niedersachsen | ||
Ortsansicht von Leveste |
Geschichte
Im Calenberger Land ist Leveste eine der ältesten Siedlungen. Sie lag am Hellweg.[2]
Der Name des Ortes ist aus den Jahren 1225 als Leueste sowie 1229 als Leuesthe überliefert. In diesem Jahr wird auch ein Priester von Leveste erwähnt, weshalb die St.-Agatha-Kirche das älteste erhaltene Gebäude des Ortes ist.
Bei Leveste bestanden zwei Burgen. An die derer von Loh erinnert noch der Lohteich zwischen Leveste und Langreder. Am Levester Bach lag eine Wasserburg, welche im Jahr 1370 als Lehen von Herzog Magnus II. an die Ritter Kniegen vergeben wurde und seither bis heute im Besitz der Freiherren Knigge verblieb. Die Wasserburg wurde allerdings 1425 nach einer Vereinbarung von Bernhard I. mit dem Rat der Stadt Hannover abgerissen, da die Bürger der Stadt den nahen Versammlungsort kriegsbereiter Ritter fürchteten. Nach dem Abbruch wurde ein Rittergut, der sogenannte "Alte Hof", errichtet. Dieser brannte 1669 ab und wurde durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt, der 1860 abgerissen wurde. Südlich davon wurde von 1728 bis 1732 das barocke Levester Herrenhaus als ursprünglich dreiflügelige Anlage errichtet.[3][4]
Die Freiwillige Feuerwehr Leveste wurde im Frühjahr 1913 gegründet und bestand zu Beginn aus 34 Männern und sorgt seitdem für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Weiterhin wurde 1921 ein Musikzug und 1966 eine Jugendfeuerwehr gegründet. Seit 2006 ist die Feuerwehr Leveste in einem Löschbezirk mit den Freiwilligen Feuerwehren Lemmie und Redderse aus dem Stadtgebiet zusammengeschlossen.
Am 1. August 1971 wurde Leveste in die Stadt Gehrden eingegliedert.[5]
Straßenbahn
Ende des 19. Jahrhunderts wurde von der Straßenbahn Hannover AG (ab 1921: Üstra) die Straßenbahnlinie 10 eröffnet, die 1898 zunächst von Hannover über Empelde, Benthe bis Gehrden verlief; im Jahr darauf wurde die Linie über Leveste, Langreder, Egestorf bis Barsinghausen verlängert. Mit der Straßenbahn kam auch der elektrische Strom – erst 1914 waren alle Orte im Landkreis Hannover mit Strom versorgt. Bis November 1953 wurde die Straßenbahn auch zur Güterbeförderung (Kartoffeln/Getreide/Rüben/Steine/Kohle) eingesetzt. Die Personenbeförderung war bereits im Jahr zuvor der Buslinie O10 übertragen worden.
Politik
Ortsrat
Der Ortsrat von Leveste setzt sich aus vier Ratsfrauen und drei Ratsherren folgender Parteien zusammen:[6]
(Stand: Kommunalwahl 11. September 2016)
Ortsbürgermeister
Der Ortsbürgermeister von Leveste ist Michael Passior (SPD). Sein Stellvertreter ist Ludwig Giesecke (CDU).[6]
Wappen
Der Entwurf des Wappens von Leveste stammt von dem in Gadenstedt geborenen und später in Hannover lebenden Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht, der schon die Wappen von Bantorf, Barrigsen, Egestorf und vielen anderen Ortschaften im Landkreis Hannover entworfen hat. Die Genehmigung des Wappens wurde am 30. Mai 1960 durch den Regierungspräsidenten in Hannover erteilt.[7]
Blasonierung: „Gespaltener Schild, vorn in Rot ein silberner Kesselhaken, hinten in Silber über zwei roten Balken ein wachsender, blaubezungter und -bewehrter, roter Löwe.“[7] | |
Wappenbegründung: Leveste hat sich den Charakter eines Bauerndorfes erhalten können, so dass der Heraldiker typische Symbole aus der bäuerlichen Welt bevorzugte. Als Andreas Freiherr Knigge zugestimmt hatte, dass das Familienwappen der mehrhundertjährigen Gerichtsherren in Leveste sinnvoll das Ortswappen bereichern dürfte, entstand das vorstehend beschriebene Wappen, das der Rat der Gemeinde Leveste in seiner Sitzung am 2. März 1960 anzunehmen beschloss. Die Farben Rot und Weiß/Silber greifen die niedersächsischen Landesfarben wieder auf. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die St.-Agatha-Kirche aus dem Jahr 1229 war im Jahr 2004 775 Jahre alt.[8] Sie ist im Übergangsstil der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet.[9] Die gotischen Fresken im Chor und im Orgelgewölbe stammen aus dem 15. Jahrhundert, während die gotischen Fresken im Kirchenschiff in den Zeitraum 1370 bis 1430 datiert werden. Die Fresken sind weitgehend im Originalzustand erhalten.[10] Wer im Mittelalter in der Kirche stand und nach oben in das Gewölbe blickte, sah dort die vorbildhaften Personen der Kirche. Daraus entwickelte sich der deutsche Begriff „die da oben“. Später sind die Fresken mit weißer Farbe übermalt worden. Dank dieser Übermalung sind die Fresken originalgetreu erhalten. Im Jahr 1924 wurden die übermalten Fresken entdeckt und freigelegt. Heute haben die Fresken für Wissenschaftler, Filmregisseure, Schauspieler und Kostümbildner eine große Bedeutung, weil sie die Mode der Zeit um 1400 originalgetreu wiedergeben.
- Am westlichen Rand des Ortes liegt der Gutshof und das Herrenhaus der Freiherren Knigge, das von 1728 bis 1732 errichtet wurde. Es ist von altem Baumbestand und einem weitläufigen Park umgeben. Das Herrenhaus wird vom derzeitigen Besitzer Hubertus Freiherr Knigge (* 1966) und seiner Familie bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Der Entwurf des Tores zur einst geplanten Zufahrt soll vom königlich hannoverschen Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves gefertigt worden sein.
- Das Magnus-Denkmal an der Straße von Leveste nach Gehrden. Es erinnert an den dort 1373 gefallenen Herzog Magnus Torquatus. An der Todesstelle wurde ein rechteckiger Steinquader als Kreuzstein aufgestellt. König Georg V. von Hannover ließ 1864 mit diesem als Mittelstück ein Sandsteindenkmal im gotischen Stil errichten.[11][12][13]
Baudenkmale
→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Leveste
Naturdenkmal Luthereiche und das Lutherdenkmal
- Gegenüber der Kirche neben dem ehemaligen Pfarrhaus stehen eine Luthereiche und als Lutherdenkmal ein Gedenkstein mit der Inschrift „Zum 400jährigem Geburtstage Martin Luthers am 10. November 1883 errichtete diesen Stein und pflanzte diese Eiche die Gemeinde Leveste“. Der Baum ist als Naturdenkmal ausgewiesen.[14]
Fotogalerie
- Gotische Fresken aus der Zeit um 1400 in der Kirche
- Altes Tor am Herrenhaus nach Georg Ludwig Friedrich Laves
- Zufahrt zum Gutshof
- Herrenhaus (von 1732)
- Magnus-Denkmal
- 1883 zum 400. Geburtstag des Reformators gepflanzte Luthereiche
- Gedenkstein als Lutherdenkmal von 1883 an der Luthereiche
Literatur
- Rainer Gerd Fenner: Festschrift zum 775jährigen Jubiläum der Evangelisch-lutherischen Kirche St. Agatha zu Leveste im Jahr 2004. Hrsg.: Kirchenvorstand der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Agatha zu Leveste, Leveste 2004.
- Rainer Gerd Fenner: Festschrift zur 750-Jahr-Feier der St.-Agatha-Kirche zu Leveste 1.–8. Juli 1979. Hrsg.: Kirchenvorstand der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Agatha zu Leveste, Leveste 1979. (Nachdruck 1994 – überarbeitet und erweitert).
- Werner Fütterer: Gehrden – Vom Flecken zur Großgemeinde, Gehrden 1991.
Einzelnachweise
- Daten, Zahlen und Fakten der Stadt Gehrden – Statistikdaten 2017. In: Internetseite der Stadt Gehrden. Abgerufen am 25. April 2019 (PDF; 279 kB).
- Hans Roggenkamp in Heinz Rudolf Rosemann (Hrsg.): Niedersachsen, Hansestädte, Schleswig-Holstein, Baudenkmäler. Reclams Kunstführer, Deutschland, Band 5, 4. Auflage, Stuttgart 1971, S. 367.
- Die Geschichte Levestes. In: Internetseite der Stadt Gehrden. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Eintrag von Stefan Eismann zu Leveste in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 20. Juli 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 196.
- Der Ortsrat von Leveste. In: Internetseite der Stadt Gehrden. Abgerufen am 10. August 2017.
- Landkreis Hannover (Hrsg.): Wappenbuch Landkreis Hannover. Selbstverlag, Hannover 1985, S. 164–167.
- Gedenktafel an der Kirche St. Agatha „1229-2004“.
- Hans Roggenkamp in Heinz Rudolf Rosemann (Hrsg.): Niedersachsen, Hansestädte, Schleswig-Holstein, Baudenkmäler, Reclams Kunstführer, Deutschland, Band 5, 4. Auflage, Stuttgart 1971, S. 367.
- Rainer Gerd Fenner: Festschrift zum 775jährigen Jubiläum der Evangelisch-lutherischen Kirche St. Agatha zu Leveste im Jahr 2004. Hrsg.: Kirchenvorstand der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Agatha zu Leveste, Leveste 2004. S. 9.
- Das Magnus Denkmal. In: Internetseite der Stadt Gehrden. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Das Magnus Denkmal. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: www.leveste.de – Levester Chronik – Historische Gebäude. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. In: Heft 1: I. Regierungsbezirk Hannover. 1. Landkreise Hannover und Linden, Hannover 1899; S. 102; (PDF; 2,9 MB).
- Die Luther-Eiche. In: Internetseite der Stadt Gehrden. Abgerufen am 10. Oktober 2017.