Leopold Theyer
Leopold Theyer (* 14. Oktober 1851 in Wien; † 7. Juli 1937 in Graz) war ein österreichischer Architekt des Späthistorismus und Kunstgewerbler.
Leben
Leopold Theyer wuchs als jüngster Sohn eines Papierfabrikanten mit seinen drei Geschwistern in Wien auf. Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte er von 1869 bis 1873 an der Technischen Hochschule bei Heinrich Ferstel. Danach belegte er das Fach Architektur bei Friedrich Schmidt an der Akademie der bildenden Künste (1873–1876). Theyer war durch seine Ausbildung und seine Lehrer ein typischer Vertreter des Späthistorismus, im Besonderen des „altdeutschen Stils“. Viele Häuser am Grazer Joanneumring entstammen den Entwürfen Leopold Theyers als die Verbauung der Joanneum-Gärten rund um das ehemalige Neutor stattfand. Mitarbeiter war sein damaliger Schüler Jože Plečnik. Diverse Studienreisen führten Theyer nach Deutschland, Italien, Frankreich, England, Belgien, Schweden, Holland und Russland.[1]
Von 1877 bis 1883 war Theyer Lehrer für technisches Zeichnen am Wiener Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, der Vorläuferinstitution der Universität für angewandte Kunst. In den Jahren 1884 bis 1887 war er in Bozen zum Direktor der Fachschule für Holzindustrie bestellt. Seine Laufbahn als Professor begann 1887 in Graz an der Gewerbeschule, setzte sich dann fort ab 1906 als außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Graz für das Fach ‚technisches Zeichnen und Freihandzeichnen‘ und ab 1910 schließlich mit dem Ordinariat. Von 1913 bis 1923 unterrichtete er dort als Lehrer für Hochbau und Eisenbetonbau, in den Jahren 1910 bis 1914 und 1917 bis 1921 als Dekan.[2]
Ab 1890 war Theyer in Graz vor allem mit dem Generalplan für die Verbauung der Joanneum-Gärten zwischen Neutorgasse, Kaiserfeldgasse und Raubergasse verantwortlich; hier wurden in den folgenden Jahren ein Großteil der Gebäude nach seinen Plänen errichtet. Es entstanden zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser entlang dem Joanneumring. Darüber hinaus war Theyer Mitglied des Kunstbeirats des Stadtbauamts und Juror bei Architekturwettbewerben. Neben diesen Tätigkeiten entwarf er zahlreiche Inneneinrichtungen und Gegenstände wie Bucheinbände.[3]
Leopold Theyer war mit Elisabeth (Elise), geb. Erhardt, (1853–1923) verheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder: Theodora (1878–1910) und Erwin (1880–1957).
Werke (Auswahl)
- 1888–1889: Akademisches Gymnasium Graz (Steiermark)
- 1889: Staatsgymnasium Graz in der Lichtenfelsgasse (Steiermark)
- 1892: Ausstellungspavillon der Fa. Leykam (Weltausstellung Chicago)
- 1893: Haus der steirischen Brandschadenversicherung (heute Haus der „Grazer Wechselseitigen“, Herrengasse 18–20)
- 1895–1916: Heilstätte Alland bei Baden (Niederösterreich)
- 1902–1904: Städtisches Amtshaus der Stadt Graz, Schmiedgasse 26–28 (Steiermark, 1. Preis)
- um 1903: Kaiserin-Elisabeth-Spital der Barmherzigen Brüder in Candia bei Rudolfswerth (Krain, Slowenien)
- 1905–1908: Musiksäle der steiermärkischen Sparkassa in Graz (sog. „Stephaniensaal“) (Steiermark)
- um 1905: Sanatorium Hofacker bei Aflenz (Steiermark)
- 1905–1906: Lungenkrankenhaus Eisbach-Hörgas (Steiermark)
- 1909–1915: Lungenheilstätte Eisbach-Enzenbach (Steiermark)
- 1923: Kriegerdenkmal im Grazer Dom (Steiermark)
Ehrungen
Im siebten Grazer Stadtbezirk Liebenau ist dem Architekten eine Gasse in einem Neubau-Wohnviertel gewidmet, die „Theyergasse“.
Literatur
- U. Prokop: Theyer, Leopold. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 294 f. (Direktlinks auf S. 294, S. 295).
Weblinks
- Leopold Theyer. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
Einzelnachweise
- Theyer auf www.architektenlexikon.at
- Theyer auf www.architektenlexikon.at
- Theyer auf www.architektenlexikon.at