Langenstein (Kirchhain)
Langenstein ist mit zirka 1000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil der Stadt Kirchhain im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Es liegt etwa zwei Kilometer östlich der Innenstadt Kirchhains und grenzt unmittelbar an die Kernstadt Kirchhain an.
Langenstein Stadt Kirchhain | |
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Höhe: | 248 (221–275) m ü. NHN |
Fläche: | 8,14 km²[1] |
Einwohner: | 1004 (30. Jun. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 123 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35274 |
Vorwahl: | 06422 |
Stadtgebiet von Kirchhain mit Lage der zwölf Ortsteile | |
Geschichte
Seinen Namen hat das Dorf vom Langen Stein, einem 4,75 Meter hohen Menhir. Er wurde vermutlich in der Jungsteinzeit aufgestellt und befindet sich an der Kirchhofsmauer der evangelischen Kirche im Zentrum des Ortes. Der Menhir war ursprünglich ca. 6,30 Meter hoch und 2,30 Meter breit, doch er wurde durch einen Blitzschlag auf die Höhe von 4,75 verkürzt. Damit zählte er zu den größten Menhiren Deutschlands.
Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahr 1223 als „Langenstein“ in einem historischen Verzeichnis der Stadt Fritzlar.[1]
Bei Langenstein befand sich die Burg Leiterstädt.
Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Langenstein im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Kirchhain eingemeindet.[3] Für Langenstein, wie für alle ehemals eigenständigen Stadtteile von Kirchhain, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Wüstungen
Auf dem Gebiet des heutigen Langenstein liegen folgende wüst gefallene Orte:
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Langenstein lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Marburg, Gericht Kirchhain (Gericht Kirchhain bestand aus den Orten: Kirchhain, Langenstein und Niederwald)[9]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[10]
- ab 1592: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Kirchhain
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Kirchhain
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kirchhain
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Kirchhain[11]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[12]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Kirchhain war für die Verwaltung und das Justizamt Kirchhain war für Langenstein als Gericht erster Instanz zuständig.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Kirchhain.[14][15] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Langenstein 1050 Einwohner. Darunter waren 21 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 186 Einwohner unter 18 Jahren, 429 zwischen 18 und 49, 231 zwischen 50 und 64 und 204 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 420 Haushalten. Davon waren 105 Singlehaushalte, 123 Paare ohne Kinder und 153 Paare mit Kindern sowie 36 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 273 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1504: | 24 wehrfähige Männer |
• 1577: | 57 Hausgesesse |
• 1592: | 17 vierspänninge Ackerleute, 33 Einläuftige |
• 1629: | 43 Hausgesesse (1 fünfspännige, 6 vierspännige, 2 dreispännige, 6 zweispännige, 3 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige). |
• 1697: | 41 Hausgesesse |
• 1747: | 74 Haushalte |
• 1838: | Familien: 61 nutzungsberechtigte, 24 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 21 Beisassen |
Langenstein: Einwohnerzahlen von 1782 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1782 | 403 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 606 | |||
1840 | 602 | |||
1846 | 639 | |||
1852 | 635 | |||
1858 | 627 | |||
1864 | 652 | |||
1871 | 616 | |||
1875 | 574 | |||
1885 | 617 | |||
1895 | 573 | |||
1905 | 600 | |||
1910 | 674 | |||
1925 | 691 | |||
1939 | 748 | |||
1946 | 1.015 | |||
1950 | 977 | |||
1956 | 896 | |||
1961 | 875 | |||
1967 | 976 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 1.050 | |||
2015 | 1.017 | |||
2019 | 1.004 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Kirchheim:[17][2]; Zensus 2011[16] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1861: | 613 lutheranische, 5 reformierte, 20 römisch-katholische Einwohner |
• 1885: | 613 evangelische (= 99,35 %), 4 katholische (= 0,65 %) Einwohner |
• 1961: | 827 evangelische (= 94,51 %), 29 katholische (= 3,31 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1782: | Erwerbspersonen: 3 Schmiede, 4 Schneider, 1 Wagner, 2 Leineweber, 1 Weißbinder, 5 Schäfer, 13 Tagelöhner, 14 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 50 Ackerbau, 10 Gewerbe, 21 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 253 Land- und Forstwirtschaft, 191 Produzierendes Gewerbe, 33 Handel und Verkehr, 26 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine
Der SV Langenstein spielt derzeit in der Kreisliga B Marburg Fußball. Er verfügt weiterhin über eine Mädchenabteilung. Des Weiteren bestehen in Langenstein ein Männergesangverein, ein Kirchenchor, eine Volkstanzgruppe, ein Posaunenchor, ein Jugendchor, ein Gospelchor und eine Freiwillige Feuerwehr mit dazugehöriger Jugendfeuerwehr.
Bauwerke
- Der namensgebende Lange Stein von Langenstein in der Nordost-Ecke der geschlossenen Kirchhof-Ummauerung.
- Langenstein besitzt mit der evangelischen St.-Jakobi-Kirche eine von zwei Kirchen in Deutschland, die ein sogenanntes doppeltes, freischwebendes, sechseckiges, wabenförmiges Netzgewölbe haben.
Infrastruktur
Öffentliche Einrichtungen
Langenstein verfügt über eine Grundschule und einen evangelischen Kindergarten. Des Weiteren findet sich in Langenstein ein Dorfgemeinschaftshaus.
Verkehr
Langenstein liegt an der Kreisstraße 15 in Richtung Stadtallendorf und Neustadt und ist über die Anschlussstellen Kirchhain-Langenstein an die B 454 angebunden.
Söhne und Töchter des Orts
- Der Theologe und Kirchenpolitiker Heinrich von Langenstein wurde im Jahre 1325 in Langenstein auf dem Hof Hainbuch geboren.
Weblinks
- Stadtteil Langenstein. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain
- Langenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Langenstein nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Langenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Haushaltsplan 2020. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain, S. 3, abgerufen im November 2020.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402.
- Hauptsatzung. (PDF; 193 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain, abgerufen im November 2020.
- Heimersdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 31. Januar 2016.
- Leiterstede, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 31. Januar 2016.
- Netz, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 31. Januar 2016.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 413 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 115 f. (online bei Google Books).
- Trennung von Justiz (Justizamt Kirchhain) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts, Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 218–220 )
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 68 .
- Einwohnerzahlen von 30. Juni 2015. In: Webauftritt Stadt Kirchhain. (Memento vom 23. Dezember 2015 im Internet Archive)