La cabina
La cabina ist ein spanischer Kurzfilm aus dem Jahr 1972. Er wurde für das spanische Fernsehen produziert, vielfach ausgezeichnet und ist der international erfolgreichste spanische Fernsehfilm aller Zeiten.[1]
Film | |
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Originaltitel | La cabina |
Produktionsland | Spanien |
Originalsprache | Spanisch |
Erscheinungsjahr | 1972 |
Länge | 35 Minuten |
Stab | |
Regie | Antonio Mercero |
Drehbuch | José Luis Garci |
Produktion | José Salcedo |
Musik | Carl Orff |
Kamera | Federico G. Larraya |
Schnitt | Javier Morán |
Besetzung | |
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Der Film beschreibt ein surreales Szenario im franquistischen Spanien, in dem sich aus einer scheinbar harmlosen Alltagspanne ein für den Protagonisten immer bedrohlicher wirkendes, letztlich auswegloses Schicksal entwickelt.
Handlung
An einem Morgen im Hochsommer bringt ein offener Pritschen-Lkw eine Telefonzelle zu einem leeren Platz in einer Neubaugegend. Arbeiter stellen die Kabine in der Mitte des Platzes auf, verankern sie am Boden und fahren weg. Ein Mann kommt mit seinem etwa zehnjährigen Sohn vorbei und bringt ihn zum Schulbus. Auf dem Rückweg betritt er die Telefonzelle und stellt fest, dass das Telefon noch nicht funktioniert. Da sich die Tür nicht mehr öffnen lässt, kann er das Häuschen nicht verlassen. Passanten werden aufmerksam und versuchen ihm herauszuhelfen. Es bildet sich eine Menschenansammlung, die das Geschehen belustigt verfolgt. Doch keinem der Umstehenden gelingt es, die Tür der Telefonzelle zu öffnen oder aufzubrechen. Zwei Polizisten tauchen auf. Sie fordern den Mann barsch auf, die Telefonkabine zu verlassen, können ihm dabei aber auch nicht helfen und werden von der Menge ausgelacht. Schließlich trifft die Feuerwehr ein. Gerade will ein Feuerwehrmann das gläserne Dach der Kabine mit einem Vorschlaghammer zertrümmern, als der Lkw der Telefongesellschaft zurückkehrt. Die Arbeiter montieren die Telefonzelle wieder ab und laden sie mit dem darin gefangenen Mann auf ihr Fahrzeug. Die anfängliche Erleichterung des Eingeschlossenen weicht, als der Wagen zu einer längeren Fahrt durch die Stadt aufbricht, in deren Verlauf dem gefangenen Mann immer mulmiger zumute wird. Er versucht, sich bemerkbar zu machen, wird jedoch nicht beachtet. An einer Ampel sieht er einen anderen Lkw, der ebenfalls eine besetzte Telefonzelle abtransportiert. Der Lastwagen fährt nun aus der Hauptstadt hinaus durch die Vororte und das Umland bis ins Zentralgebirge. Auf dem Weg über eine Passstraße beobachtet ein mysteriöser Hubschrauber den Transport. Schließlich fährt der Lkw in ein unterirdisches Tunnelsystem, in dem Telefonzellen gereinigt und gelagert werden. Hinter einem Tor in einer Kaverne hebt ein automatischer Magnetkran die Kabine mit dem verzweifelten Mann von der Ladefläche und setzt sie auf ein Förderband. Der Protagonist bricht entsetzt zusammen, als er in einer Halle voller Telefonzellen abgestellt wird, in denen sich Leichen in unterschiedlichen Stadien der Verwesung befinden. Am Schluss des Films sieht man, wie die Arbeiter auf dem Platz in der Stadt erneut ein Telefonhäuschen aufbauen und die Tür genau wie beim ersten Mal halb offen stehen lassen.
Hintergrund
Drehbuch, Autoren
Das Drehbuch entstand Anfang der 1970er Jahre im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Antonio Mercero (1936–2018), José Luis Garci und Horacio Valcárcel (1932–2018), die unter dem Arbeitstitel Trece pasos por lo insólito eine 13-teilige Reihe von Mittellangfilmen mit phantastischen Inhalten planten, die aber nicht realisiert wurde. Die Idee zu La cabina basierte auf einer Kurzgeschichte des asturischen Schriftstellers Juan José Plans (1943–2014), der als Radio- und Fernsehautor für seine Gruselgeschichten bekannt war.[2][3] Das Drehbuch dazu sollen Garci und Mercero binnen 15 Tagen geschrieben haben.
Erst nach dem erfolgreichen Ausstrahlungsbeginn seiner Heimatserie Crónicas de un pueblo (1971–1974), die Episoden aus dem Alltagsleben eines fiktiven kastilischen Dorfes schildert und vom Regime als propagandistisch wertvoll erkannt wurde, konnte Mercero die Verantwortlichen des spanischen Rundfunks, an dessen Spitze damals Adolfo Suárez stand, überzeugen, das Projekt zu verwirklichen. Nach dem Erfolg von La cabina wurden aus derselben Reihe auch Los pajaritos („Die Vögelchen“, ausgestrahlt im Januar 1974), Don Juan (Juli 1974) und La Gioconda está triste (1977)[4][5] von Mercero für das Fernsehen umgesetzt. Später folgten Merceros bekannte TV-Serien Verano azul (1981), Turno de oficio (1986) und Farmacia de guardia (1991–1995).[3]
Darsteller
Eine schwierige Aufgabe bestand in der Auswahl des Hauptdarstellers. Da in dem Film kaum gesprochen wird und der Protagonist fast ununterbrochen im Fokus steht, wurde ein Darsteller mit hohem gestischen und mimischen Vermögen gesucht, der überdies den tragikomödiantischen Anforderungen der Handlung gerecht werden konnte. Die Wahl fiel während einer New-York-Reise von Garci und Mercero im April 1972 auf den spanischen Schauspieler José Luis López Vázquez, der bis dahin vor allem komische Rollen verkörpert hatte und von dem Projekt sofort begeistert war. Nach Ansicht vieler Mitwirkender und Kritiker basiert die Größe des Films entscheidend auf der ausdrucksstarken dramatischen Interpretation der Rolle durch López Vázquez. Die Mitwirkung an La cabina markierte seinen Einstieg in das ernsthafte Charakterfach. Auch einige Nebendarsteller des Films waren sehr bekannte und renommierte spanische Schauspieler.
Produktion
Der Film wurde mit dem für einen 34-minütigen Fernsehfilm außergewöhnlich hohen Budget von vier Millionen Peseten produziert (damals etwa 200.000 DM;[6] kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 336.000 Euro). Gedreht wurde er im Kinoformat mit Filmkameras. Die Dreharbeiten begannen am 17. Juli 1972 auf der Plaza de Arapiles, einem erst wenige Jahre alten, recht versteckt im Zentrum von Madrid liegenden privaten Zentralplatz einer Hochhaussiedlung im Stadtteil Chamberí, wo das Team sieben Tage lang arbeitete.[7] Der Platz ist heute eine private Grünanlage. Die unerträgliche Sommerhitze setzte besonders López Vázquez in seiner Kabine zu. Die lange Autofahrt durch Madrid führte an viele bekannte Orte des Stadtzentrums, darunter die erst kürzlich fertiggestellte, nach dem zeitgenössischen Leitbild der „autofreundlichen Stadt“ geplante Stadtautobahnkreuzung am Bahnhof Atocha mit ihren eindrucksvollen Straßenbrücken, Rampen und Unterführungen, die heute nicht mehr existieren. Die Szenen im Gebirge wurden an der portugiesischen Grenze nahe der Talsperre von Aldeadávila gedreht, unter anderem in den kilometerlangen Tunneln des modernen Wasserkraftwerks Aldeadávila I, einem Vorzeigeprojekt Franco-Spaniens. Der Magnetkran in der unterirdischen Anlage, der im Drehbuch nicht vorgesehen war, wurde spontan in die Handlung eingebaut. Die über 10 Meter hohe Kranfahrt bedeutete für López Vázquez eine wirkliche Nervenprobe. Die Schlusssequenz des Films, in der die Telefonzelle mit dem Protagonisten von einem mechanischen Fördersystem zu ihrem Abstellort bugsiert wird, entstand im Frachtterminal des Madrider Flughafens Barajas.
Die rote Farbe der Telefonzelle sollte furchteinflößend wirken. Wiewohl für den Film mehrere Dutzend gleichartige Telefonzellen gebaut wurden, befand sich López Vázquez immer in derselben Zelle. Sie wurde 1976 in dem von William S. Paley gegründeten Museum of Broadcasting in Manhattan ausgestellt, wo sie bis heute verwahrt ist. Die Scheiben bestanden aus Acrylglas und ließen sich teilweise öffnen, um dem Insassen in den Drehpausen Frischluft zu verschaffen.
Musik
Die Filmmusik ist wegen der fehlenden Dialoge von großer Bedeutung und prägt das Zuschauererleben sehr stark. Mercero wählte vor allem klassische Stücke dramatischer Instrumentalmusik aus, um die Stimmung des Protagonisten auf den verschiedenen Abschnitten seiner Reise ins Ungewisse widerzuspiegeln. Die ungefragte Benutzung von Carl Orffs Kantate Trionfo di Afrodite (1953), die die Schlusssequenz des Films untermalt, führte zu einem Rechtsstreit, weil Orff hohe Schadenersatzforderungen stellte. Letztlich gefiel ihm der Film jedoch so gut, dass der Rechtsstreit glimpflich beendet werden konnte, weil Orff einem außergerichtlichen Vergleich zustimmte.
Zensur
Der Film entstand in einer Phase, in der die Filmzensur des spanischen Regimes im Vergleich zu früheren Phasen von größerer Permissivität geprägt war, nachdem gewichtige spanische Regisseure wie Luis Buñuel oder Carlos Saura im Ausland sehr erfolgreiche avantgardistische Werke vorgelegt hatten und auch innerhalb Spaniens die Filme von Luis García Berlanga und anderen Regisseuren trotz gewisser regimekritischer Akzente bei Publikum und Kritik gut ankamen.
Aus Angst vor einer Involvierung des spanischen Staatsapparats verlangte die Zensur die Entfernung einer Szene, „in der ein Ministerium zu sehen ist“. In Wirklichkeit ist im ganzen Film kein Ministerium zu sehen, allerdings fährt der Lkw an einer Stelle an dem bekannten Madrider Untergrundbahnhof Nuevos Ministerios vorbei. Trotz seines gegenüber dem Sender geäußerten Unverständnisses musste Mercero diese Szene herausschneiden. Keinen Anstoß nahm die Zensur hingegen an den tatsächlich autoritätskritischen Stellen des Films, die beispielsweise die Inkompetenz der Behörden vorführen sowie Polizei und Feuerwehr der Lächerlichkeit preisgeben.
Rezeption
Resonanz
Der Film wurde am 13. Dezember 1972 im spanischen Fernsehen ausgestrahlt und hatte ein ungeheures Echo. Zu dieser Zeit gab es in Spanien etwa 7,5 Millionen Fernsehgeräte,[9] die oft gemeinsam mit Nachbarn und Freunden genutzt wurden oder öffentlich in Bars und Kneipen standen. Ganz Spanien sprach über den Film, die Zuschauer waren perplex und erschreckt.[3] Wie Garci und andere Zeitzeugen berichten, wurden in den Tagen nach der Ausstrahlung immer wieder Menschen beobachtet, die aus Sorge, eingeschlossen zu werden, die Türe beim Telefonieren an öffentlichen Apparaten offen stehen ließen.
Der Fernsehfilm wurde in zahlreichen Ländern ausgestrahlt und weltweit beachtet. Da er fast ohne Worte auskommt, ist er auch ohne Spanischkenntnisse sofort zu verstehen. Er wurde auch auf Kanälen der BBC gesendet, damals das unangefochtene Leitbild des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Europa, was für eine fiktionale spanische Fernsehproduktion aus den 1970er Jahren die absolute Ausnahme darstellt.[3]
Knapp ein Jahr nach der Erstausstrahlung im ersten Programm wurde der Kurzfilm am 24. November 1973 im zweiten Programm des spanischen Fernsehens erneut gezeigt.[10] Im deutschsprachigen Raum war La cabina am 7. Oktober 1974 im Schweizer Fernsehen DRS zu sehen.[11]
Deutung
Politische Botschaft, Science-Fiction-Thema oder psychologische Metapher
Von den Zuschauern wurde der Film unterschiedlich interpretiert: Einige verstanden ihn als intelligente Kritik am Franco-System, andere brachten den Plot mit einer Invasion Außerirdischer in Verbindung.
Mercero selbst wollte einen psychologischen Horrorfilm drehen und beabsichtigte keine versteckte Regimekritik, schon um seine Karriere nicht zu gefährden. In der Rückschau beschrieb er seine Absicht, ein Horror- oder Science-Fiction-Szenario mit offener Struktur zu schaffen, die jedem Zuschauer je nach seiner persönlichen Befindlichkeit eigene Interpretationen ermöglichte. Die Zeitstimmung tendierte allerdings schnell zu politischen Deutungen. Teile der Kritik sahen in der mysteriösen Arbeiterbrigade, die die Telefonzelle mit dem Protagonisten abtransportiert, die anonymen Vertreter eines unberechenbaren Unterdrückungssystems.[3] Das Motiv eines in grotesker Weise eingesperrten Mannes, dem die Ausweglosigkeit seiner Situation im Handlungsverlauf immer klarer bewusst wird, wurde auch als treffendes Bild für die lähmende Perspektivlosigkeit und Stagnation der spanischen inneren Verhältnisse in der Zeit des späten Franquismus aufgefasst. In Frankreich interpretierte man den Film als antifranquistisches Fanal; die kommunistische französische Zeitung L’Humanité sprach von der „schwersten Kritik am Franco-Regime aus dem Inland“, die das Regime jemals geduldet habe. Spätere Deutungen entfernten sich von der politischen Ebene und brachten als Deutungskontext die Problematik der Vereinsamung des Individuums in der Großstadt ins Spiel.[3] Mit der Zeit setzte sich eine psychologische Deutung durch, die die kafkaeske Filmhandlung als Metapher für das Gefangensein in Lebenszwängen auffasst.
Auszeichnungen
Der Kurzfilm gewann 1973 einen International Emmy Award in der Kategorie Fiktion. Er wurde im gleichen Jahr mit dem internationalen Kritikerpreis beim Festival von Monte-Carlo sowie dem Marconi-Preis der Mailänder Filmmesse MIFED ausgezeichnet. In Spanien erhielt er unter anderem 1972 einen Fotogramas de Plata für den besten Darsteller und 1973 den spanischen Kritikerpreis Quijote de Oro für die beste Regie und den besten Darsteller.[12] Er gewann außerdem den Rundfunkpreis Ondas der Cadena SER und den nationalen spanischen Fernsehpreis des Jahres 1973.[13]
La cabina war bis 2018 die einzige jemals mit einem Emmy ausgezeichnete spanische Fernsehproduktion.[7] In den 2000er Jahren wurden zwar spanische Fernsehsendungen für den Preis nominiert – 2003 und 2005 die Historienserie Cuéntame cómo pasó; 2007 die Reality-Show El coro de la cárcel („Der Gefängnischor“); 2011 die Talkshow El Hormiguero von Pablo Motos sowie die spanisch-kolumbianische Miniserie Operación Jaque über das Schicksal von Ingrid Betancourt –, waren aber nicht unter den Gewinnern.[14] Erst bei der 46. Auflage des Wettbewerbs im Herbst 2018 gewann die spanische Serie Haus des Geldes einen Emmy als beste Dramaserie.[15]
Kritik, Einordnung, Langzeitwirkung
Von der Filmkritik wurde die Produktion überaus positiv aufgenommen. Trotzdem und obwohl der Kurzfilm eine nachhaltige und langfristige Wirkung in der Medienkultur entfaltete und im In- und Ausland als ein populäres Emblem der zeitgenössischen spanischen Gegenwartskultur angesehen wurde, fehlte noch 2015 eine eingehendere filmwissenschaftliche Behandlung. Aktuelle Autoren betrachten den Film als Ausdruck der damals maßgebenden Strömung des Existenzialismus und erkennen in ihm die Merkmale des absurden Theaters wieder.[16]
Antonio Mercero nannte den Film schon unmittelbar nach der Produktion „das Wichtigste, was ich gemacht habe“.[17] 2011 bezeichnete er sich als „sehr zufrieden, sogar stolz“, mit La cabina ein zeitlos modernes Filmwerk geschaffen zu haben, das authentisch und nicht altbacken wirkt und Menschen auch heute noch faszinieren und zu eigenen Interpretationen anregen kann.[1] Als Klassiker gehört der Film zum Lehrrepertoire der Filmhochschulen.[18] Der englische Humorist und Netflix-Serienautor Charlie Brooker (* 1971) bekannte 2013, La cabina sei seine „Lieblingsproduktion aller Zeiten“ und habe das Ende von White Bear (2013), der zweiten Folge der zweiten Staffel seiner Serie Black Mirror, inspiriert.[19]
Sonstiges
Trivia
- Während einer Drehpause auf der Plaza de Arapiles betrat einer der etwa 100 anwesenden Statisten arglos die Telefonzelle und versuchte, Geld einzuwerfen und einen Anruf zu tätigen.[20]
- 2007 wirkte José Luis López Vázquez als einer der Hauptdarsteller an Merceros Kinofilm ¿Y tú quién eres? („Wer bist denn du?“) mit, der sich mit der Alzheimer-Krankheit beschäftigt. Antonio Mercero selbst erkrankte 2009 an Alzheimer und soll bereits bei den Dreharbeiten zu ¿Y tú quién eres? von mitwirkenden Ärzten erkannte Frühsymptome gezeigt haben.[21] Es war für beide die letzte Filmproduktion ihrer Karriere.
La cabina in der Fernsehwerbung
José Luis López Vázquez machte anschließend mehrfach Werbung für die spanische Telefongesellschaft Telefónica. Schon im Jahr der Dreharbeiten trat er in einem Fernsehspot auf, der private Telefonanschlüsse bewarb. In späteren Werbespots sah man ihn angeregt telefonierend in einer Telefonzelle stehen, die er nach dem Telefonat ungehindert verlässt. In einem berühmt gewordenen Fernsehspot des Telefónica-Konkurrenten Retevisión aus dem Jahr 1998, der die Liberalisierung des spanischen Telekommunikationsmarktes symbolisieren sollte, sieht man den gealterten Mimen eingesperrt und noch immer schockiert in einer Telefonzelle inmitten einer Wüstenlandschaft stehen, als die Tür plötzlich aufspringt und den Gefangenen in die Freiheit entlässt.[22][23] Der Spot führte zu Rechtsstreitigkeiten mit der Werbeagentur, die ihn ohne Absprache mit Mercero hergestellt hatte, weil dieser sich bei der Produktion übergangen fühlte und die Idee als Plagiat seines Films auffasste.[24] Zudem wurde das Geräusch, mit dem die Tür aufspringt, unmittelbar aus dem Film übernommen, der es für das Verschließen der Kabinentür verwendet hatte.[1]
Festival La Cabina
Das seit 2008 jährlich in Valencia ausgerichtete Festival Internacional de Mediometrajes de Valencia ist ein ausschließlich für Mittellangfilme zwischen 30 und 60 Minuten Länge reserviertes internationales Filmfestival, das zu Ehren des Films von Mercero den Namen Festival La Cabina trägt.[25]
Denkmal in Chamberí
Nach Antonio Merceros Tod im Mai 2018 entstand in den sozialen Medien eine Kampagne für die Aufstellung einer in Form und Farbe der Kabine seines berühmten Films entsprechenden Telefonzelle in der Nähe des historischen Drehorts in Madrid, um dem nachhaltigen Effekt des Werkes im spanischen kollektiven Gedächtnis ein Denkmal zu setzen.[26] Der Vorschlag wurde am 24. Juli 2018 vom Plenum der Stadtverordnetenversammlung von Madrid gebilligt und sollte im Laufe des Jahres umgesetzt werden.[10][27] Im März 2019 bestätigte die Bezirksverwaltung von Chamberí, man sei mit allen Beteiligten im Gespräch und arbeite an der Realisierung des Projekts.[28][29] Als Standort des Denkmals haben sich die Akteure auf die Plaza del Conde del Valle de Súchil geeinigt, die weniger als 200 Meter vom Drehort (dem privaten Hof unmittelbar östlich auf der anderen Seite des Hochhauses in der Calle Rodríguez San Pedro Nr. 8) entfernt liegt.[30] Fast drei Jahre nach Merceros Tod wurde im April 2021 am vorgesehenen Standort ein Betonsockel errichtet, auf dem die Telefonzelle künftig aufgestellt sein soll.[31] Als Termin für die Aufstellung wurde zunächst dritte Todestag des Regisseurs am 13. Mai 2021 vermutet,[32] allerdings war der Sockel im Sommer 2021 weiterhin leer.[33]
Archivöffnung
Nachdem das spanische Rundfunkarchiv bereits mehrere Episoden beliebter spanischer Serienklassiker wie Cañas y Barro (Rafael Romero Marchent, 1978), Verano Azul (Antonio Mercero, 1981) oder Los gozos y las sombras (Rafael Moreno Alba, 1982) im Internet dauerhaft verfügbar gestellt hatte, entschied RTVE Archivo, der Archivkanal des spanischen Rundfunks, am 31. Juli 2019, den Film La cabina von Antonio Mercero mit José Luis López Vázquez dauerhaft kostenfrei und in voller Länge auf YouTube online zu veröffentlichen.[34]
Literatur
- Juan Carlos Ibáñez Fernández (Universität Carlos III): La cabina. TVE1 (1972). Obra única. In: Manuel Palacio (Hrsg.): Las cosas que hemos visto, 50 años y más de TVE. Instituto RTVE, Madrid 2006 (spanisch).
- Luis Lorente: ¿Para qué te cuento? Biografía autorizada de José Luis López Vázquez. Ediciones Akal, Madrid 2010, ISBN 978-84-96797-52-9, S. 171–179 (spanisch).
- Juan Martín, Eric Garn, Kristine Rohrer: "La cabina" o el horror del absurdo. In: Hispania Bd. 98 (2015), Nr. 4 (Dezember 2015), S. 701–713 (spanisch); Zsfg. online.
- María Casado: Historias de la tele. Aguilar, Madrid 2017, S. 159–161 in der Google-Buchsuche (spanisch).
Weblinks
- La cabina in der Internet Movie Database (englisch)
- La cabina auf YouTube, eingefügt am 1. August 2019 (offizielle Veröffentlichung von RTVE Archivo)
- Filmplakat: la cabina de Antonio Mercero (1972)
Einzelnachweise
Hinweis: Alle nicht einzeln belegten Angaben und Zitate in den Abschnitten Hintergrund und Rezeption sind der im ersten Einzelnachweis angegebenen Sendung von Ortega sowie dem unter Literatur genannten Buchausschnitt von Casado entnommen.
- Juan Carlos Ortega: La cabina-Mercero (RTVE-Reihe: La mitad invisible), gesendet am 8. Oktober 2011.
- Isabel Ibáñez: El hombre que aterrorizó con una mancha. In: El Correo, 19. März 2015, abgerufen am 5. August 2018.
- Toni de la Torre: Historia de las series. Roca Editorial, Barcelona 2016, ISBN 978-8-4164-9851-2 (Kap. 6).
- La Gioconda está triste (1977) in der Internet Movie Database (englisch) .
- Wörtlich „Mona Lisa ist traurig“. Deutsche Erstausstrahlung am 30. Mai 1979 im BR unter dem Titel Das verlorene Lächeln (Vollinformation aus der Datenbank Fernsehspiele 1952–1995 des DRA, Abruf im Januar 2019).
- Bernd Sprenger: 50 Jahre Währungsreform. 1948 und die wirtschaftspolitischen Folgen. In: Historisch-Politische Mitteilungen 5 (1998), Heft 1, S. 201–218 (doi:10.7788/hpm.1998.5.1.201), Wechselkurstabelle S. 216 (online).
- Borja Alonso Terán: La escondida y olvidada plaza en el centro de Madrid donde Antonio Mercero rodó 'La Cabina'. In: La Información, 14. Mai 2018, abgerufen am 28. August 2019.
- ‘La Cabina’ de Antonio Mercero ya tiene su réplica y homenaje en Madrid.
- Luis Lorente: ¿Para qué te cuento? Madrid 2010, S. 172. Spanien hatte 1970 rund 34 Millionen Einwohner.
- Mercero tendrá su cabina roja en Chamberí. In: Chamberí 30 días, 15. September 2018, abgerufen am 10. November 2018.
- Deutsches Rundfunkarchiv (Hrsg.): Die Fernsehspiele 1973–1977. Zusammengestellt und bearbeitet von Achim Klünder (= Bild- und Tonträger-Verzeichnisse des Deutsches Rundfunkarchivs, Band 15). Frankfurt am Main 1984, S. 52.
- Antonio Mercero, Goya de Honor de 2010. In: Academia. Revista del Cine Español (Memento vom 2. August 2018 im Internet Archive) (PDF; 4,9 MB). Nr. 163 (Januar 2010). S. 8/9 (Filmografie, S. 9).
- Sonia Morales: Antonio Mercero triunfa con "La cabina". In: RTVE, 31. Januar 2018, abgerufen am 5. August 2018.
- ‘El Hormiguero’ y ‘Operación Jaque’, nominados a los Emmy. In: eldiario.es, 3. Oktober 2011, abgerufen am 9. August 2018.
- Nicky Wong: Haus des Geldes: Sieg in wichtigster Emmy-Kategorie. In: TV Spielfilm, 20. November 2018, abgerufen am 19. Januar 2019.
- Juan Martín u. a.: "La cabina" o el horror del absurdo. In: Hispania 98 (2015), S. 701.
- Luis Lorente: ¿Para qué te cuento? Madrid 2010, S. 175.
- Marya González: Antonio Mercero inspiró al creador de ‘Black Mirror’. In: The Huffington Post, 13. Mai 2018, abgerufen am 6. August 2018.
- Luis Martínez: Charlie Brooker: ‘La tecnología, como toda droga, deja secuelas’. In: El Mundo, 18. März 2013, abgerufen am 6. August 2018.
- Luis Lorente: ¿Para qué te cuento? Madrid 2010, S. 175.
- Luis Lorente: ¿Para qué te cuento? Madrid 2010, S. 176.
- María Casado: Historias de la tele. Aguilar, Madrid 2017, S. 160.
- Fernsehspot mit José Luis López Vázquez aus 1998 auf Youtube, eingestellt am 2. November 2011.
- Teresa Cendros, Rosa Rivas: El autor de ‘La cabina’ cree un plagio el anuncio sobre el fin del monopolio telefónico. In: El País, 14. Januar 1998, abgerufen am 29. September 2021.
- Homepage des Festivals, Abruf am 6. August 2018.
- Antonio Mercero: "Poner la cabina, es una forma de percibir el cariño que le tenía la gente". In: COPE, 18. Juli 2018, abgerufen am 6. August 2018.
- ‘La cabina’ de Antonio Mercero se instalará en Chamberí (Madrid). In: El Mundo, 24. Juli 2018, abgerufen am 6. August 2018.
- Diego Casado: El monumento-cabina de homenaje a Mercero, a la espera de la propuesta técnica. In: somos chamberí, 7. März 2019, abgerufen am 23. April 2019.
- Virginia Gómez: Y la cabina pa' cuando... In: El Mundo, 8. März 2019, abgerufen am 23. November 2019.
- La cabina que homenajeará a Antonio Mercero se instalará en Chamberí. In: El Confidencial, 18. März 2019, abgerufen am 12. August 2019.
- Michel Cáceres Del Cerro: La cabina roja de Antonio Mercero ya tiene su pedestal en Chamberí. In: Vida de Madrid, 18. April 2021, abgerufen am 28. September 2021.
- La cabina en homenaje a Antonio Mercero ya ha comenzado a instalarse en Chamberí. In: La Razón, 17. April 2021, abgerufen am 28. September 2021.
- Google Street View, Aufnahme vom August 2021.
- RTVE sube a YouTube ‘La Cabina’ de Antonio Mercero. In: Bluper, 2. August 2019, abgerufen am 29. August 2019 (mit Link zum Angebot).