Lägern
Die Lägern (im Volksmund auch der Lägern,[1] veraltet auch Lägeren, im Dialekt: d Lägere und de Lägere) ist ein gut zehn Kilometer langer, schmaler Höhenrücken zwischen Baden und Dielsdorf in den Schweizer Kantonen Aargau und Zürich.
Lägern | ||
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Die Lägern von West (links) nach Ost (rechts) | ||
Höhe | 866 m ü. M. | |
Lage | Kanton Zürich und Kanton Aargau, Schweiz | |
Gebirge | Jura | |
Dominanz | 16,4 km → Uetliberg | |
Schartenhöhe | 425 m ↓ westlich Chatzensee | |
Koordinaten | 671999 / 259442 | |
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Typ | Faltenjura | |
Gestein | Malmkalk | |
Flugaufnahme des bewaldeten Höhenrückens (1963) |
Geologie
Die Lägern ist der östlichste Ausläufer des Faltenjuras und verläuft in Ost-West-Richtung. Der zu einem Grat zugespitzte Höhenzug wurde vor etwa 9 bis 4 Millionen Jahren im späten Tertiär durch Schub der Alpen nach Nordwesten aufgefaltet.[2] Er besteht vor allem aus Malmkalk, der bei Baden und auf dem Grat frei liegt. Abgesehen davon ist der ganze Berg bewaldet.
Durch die Tektonik wurden die Gesteinsschichten nach Norden gedrückt, wobei es zur Faltung kam, die stellenweise in eine Überschiebung überging. Ein Grossteil des aufgefalteten Materials wurde im Laufe der Zeit durch Erosion wieder abgetragen, wodurch sich Antiklinaltäler bildeten, z. B. das Tal, in dem der Ort Ennetbaden liegt. Die Lägern selbst stellt weitgehend nur den südlichen Teil der ursprünglichen Antiklinale dar, Überreste des nördlichen Gegenstücks findet man noch im Geissberg nördlich von Ennetbaden und am Steinbuck bei Ehrendingen. Durch die Abtragung liegen am Nordhang und auf dem Grat der Lägern (und entsprechend am Südhang z. B. des Geissbergs) die Kanten der Platten frei. Am Geissberg stehen die Platten praktisch senkrecht bzw. sind durch die Überschiebung sogar teilweise nach Norden hin «überkippt» (s. Bild).
Auf der Lägern kann man Fossilien finden. Zu den häufigsten Funden gehören Ammoniten aus der Jurazeit. Am Nordhang der Lägern, in Oberehrendingen wurde in der sogenannten Gipsgruebe▼ (s. Abbildung) seit dem Mittelalter Gips abgebaut. Von 1894 bis 1902 wurde das Material von der Zementfabrik Lägern verarbeitet.[3] In der offen gelassenen Grube ist am Abbruch die für den Jura charakteristische Faltung der Gesteinsschichten besonders gut zu erkennen. In Steinmaur bei Dielsdorf wird heute noch Kalkstein gebrochen.
Namentlich zwei Fundstellen: Weiherboden Otelfingen und Boleeberen Boppelsen belegen steinzeitlichen Feuerstein-Bergbau an der Lägern, die zu den seltenen Beispielen vorgeschichtlichen Bergbaus im 4. Jahrtausend vor Christus in der Schweiz zählen. In Pingenbauten, mehreren Meter tiefen Gruben, wurden in Feuerstein führenden Bohnerzlehmen glasharte Feuersteinknollen (Silex) geschürft. Funde bezeugen, dass daraus an Ort und Stelle auch Steingerät: Bohrer, Messer, Pfeilspitzen hergestellt wurde. Die begehrten Klingen fanden in Ufersiedlungen des ganzen Mittellandes und in Süddeutschland Verbreitung.[4]
Der Geologe Casimir Mösch trug wesentlich zur Erforschung des Aargauer Jura bei – die Lägern war sein bevorzugtes Forschungsgebiet.
Sehenswürdigkeiten
Die höchstgelegenen Punkte sind von West nach Ost der Punkt 805 m, auch Wettingerhorn▼ genannt, das Burghorn (859 m)▼ , die höchste Erhebung bei der Ruine Alt-Lägern (866 m)▼ und die Hochwacht (853 m)▼ . Auf der Hochwacht befindet sich ein Lagefestpunkt 1. Ordnung (ursprünglich Triangulationspunkt).
Im Südhang etwas östlich des Wettingerhorns befindet sich die Höhle «Walhalla»▼ , die vier junge Wettinger 1921 in ihrer Freizeit erstmals erforschten und ausbauten. Danach bauten von 1930 bis zum Zweiten Weltkrieg verschiedene Jugendorganisationen die Höhle weiter aus.[5]
Der Blick vom Aussichtspunkt auf dem Burghorn nach Süden erstreckt sich vom Säntis in den Appenzeller Alpen über die Glarner Alpen mit dem Tödi, die Urner Alpen mit dem Titlis bis zu den Viertausendern der Berner Alpen. Im Vordergrund lassen sich einige markante Punkte im Mittelland und den Voralpen ausmachen, z. B. der Zürichsee mit Uetliberg und die Berge um den Vierwaldstättersee mit Rigi und Pilatus. Gegen Norden bietet sich ein Ausblick auf den Schwarzwald mit dem Feldberg als höchster Erhebung, den Randen und östlich davon die Vulkanschlote des Hegaus.
Auf der Hochwacht wurde bereits 1895 ein Ausflugsrestaurant gebaut. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine nach Süden ausgerichtete, grosse Aussichtsplattform, die einen weitläufigen Blick auf die Alpen erlaubt. Im Vergleich zum Burghorn hat man von hier aus auch freie Sicht nach Osten auf den Zürcher Flughafen und den Säntis.
Westlich der Hochwacht liegt die Ruine Alt-Lägern. Sie wurde von den Freiherren von Regensberg erbaut und vermutlich 1267 zerstört. Noch heute sichtbar ist die rechteckige Umfassungsmauer 20 × 67 m und der 1982 instand gestellte Sodbrunnen. Die Hochwacht war Teil des im 17. Jahrhundert von der Zürcher Regierung erstellten militärischen Alarmsystems. Es verband mehrere Hochwachten u. a. auf dem Uetliberg und dem Irchel.
Neuere Bauten auf der Lägern sind das 1894 in Wettingen auf dem Schartenfels gebaute Restaurant▼ in einer schlossähnlichen Anlage und der Radom▼ auf der Hochwacht, der ein Sekundärradar der Schweizer Flugsicherung Skyguide abdeckt. Das Radar wurde in den Jahren 2006 und 2007 erneuert, danach wurden auch die beiden Flugfunksender Lägern West▼ und Lägern Ost▼ erneuert. Nahe Dielsdorf liegt auf einem Felssporn das mittelalterliche Landstädtchen Regensberg mit Schloss▼ . Bis Sommer 2016 befand sich am Südhang der Lägern oberhalb von Wettingen eine Messstation▼ des NABEL (Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe der Schweiz).
Am Nordfuss der Lägern wurden in Niederweningen die bedeutendsten Mammutfunde der Schweiz gemacht. Exponate sind im Mammutmuseum Niederweningen▼ zu besichtigen.
Höhenweg
Zwischen Baden und Dielsdorf verläuft ein Höhenweg, ein Teilstück des Jurahöhenweges.
Nach dem Schloss Schartenfels teilt sich der Weg. Der eine Weg verläuft direkt auf dem Grat und ist als Bergweg weiss-rot-weiss signalisiert (Schwierigkeitsgrad T3). Der Weg ist stellenweise sehr schmal und exponiert und verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Auf dieser Route kam es auch schon zu tödlichen Abstürzen von Wanderern. Der für den Unterhalt der Wege zuständige Verein Aargauer Wanderwege stellte aufgrund dieser Tatsache im Mai 2013 entsprechende Hinweistafeln an den Zuwegungen auf.
Die Normalroute verläuft nördlich der Krete. Östlich des Wettingerhorns vereinigen sich die Wege auf dem Grat. Von dort aus verläuft der Weg auf dem Grat über das Burghorn und die Ruine Alt-Lägern zur Hochwacht (T2).
Planetenweg
Beim Parkplatz Linden in Regensberg beginnt ein Planetenweg, der über die Hochwacht zum Burghorn führt. Das Modell des Sonnensystems ist im Massstab 1:1 Milliarde gehalten. Der Weg verläuft ab dem Planeten Erde auf dem Höhenweg in Richtung Westen.[6]
Bildergalerie
- Lägerngrat
- Ruppiger Weg direkt auf dem Lägern-Grat
- Warntafel am Zugang zum Lägern-Gratweg
- Radarkuppel der Schweizer Flugsicherung Skyguide
- Blick von Süden bei Wettingen auf die Lägern
- Alpenpanorama vom Burghorn aus
- Blick auf den Lägerngrat von Westen, links Ennetbaden, rechts Wettingen
- Lägern von Osten, aus dem Neeracherried gesehen.
- Lägern Hochwacht im Juli 1964. Der Flugsicherungsradar hatte damals noch kein Radom
Literatur
- Rolf Meier und Bruno Meier (Hrsg.): Die Lägern – eine Gratwanderung: Landschaft und Kultur eines Grenzberges. Verlag hier + jetzt, Baden 2003, ISBN 3-906419-67-3.
- Hans Burger: Neujahrsblatt Ennetbaden 2013 – Der Untergrund von Ennetbaden. Herausgegeben durch die Gemeinde Ennetbaden.
Einzelnachweise
- Lägern. In: Geographische Gesellschaft zu Neuenburg (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 3, 1902, S. 25 (peter-hug.ch).
- Stadt Baden: Geo Pfad (Memento des Originals vom 1. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1 MB), abgerufen am 1. Februar 2014.
- Posten 14: Zementfabrik. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Ehrendinger Runde. Gemeinde Ehrendingen, archiviert vom Original am 26. Dezember 2017; abgerufen am 25. Dezember 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kanton Zürich, Baudirektion: Steinzeitliche Bergbauspuren an der Lägern entdeckt. In: Kanton Zürich, Baudirektion News. 9. Juli 2010, abgerufen am 3. Februar 2022.
- Eugen Meier: Die Walhalla. Badener Neujahrsblätter, 1999, abgerufen am 21. März 2020.
- Tages-Anzeiger, 21. Juni 2008:Die Lägern hat jetzt einen Planetenweg. (PDF-Datei; 373 kB)