Kurt Luedde-Neurath
Kurt Luedde-Neurath (* 19. Februar 1911 in Château-Salins; † 12. Juli 1984 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Diplomat.
Leben
Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau, Innsbruck und Breslau. Nach den bestandenen beiden Staatsexamen trat er 1938 in den Auswärtigen Dienst ein. Als Attaché war Luedde-Neurath zunächst im Auswärtigen Amt in Berlin tätig. Am 1. Mai 1937 war er der NSDAP beigetreten. Von 1933 bis 1939 war er Mitglied der SA.
Zwischen 1939 und 1941 war er Attaché an der deutschen Botschaft in Tokio. Danach war er dort bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Legationssekretär. Seit 1944 war er mit Ingeborg (geb. Schneewind) verheiratet. Mit dieser hatte er drei Kinder.
Luedde-Neurath kehrte 1947 nach Deutschland zurück und ging zunächst in die Privatwirtschaft. Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt. Zeitweise arbeitete er in einem Textilhandelsunternehmen in Lörrach, das von der Familie seiner Frau betrieben wurde.
Im Jahr 1950 kehrte er in den Staatsdienst zurück. Luedde-Neurath war zunächst im Organisationsbüro für den Aufbau von konsularisch-wirtschaftlichen Auslandsvertretungen angesiedelt noch im Bundeskanzleramt tätig. Im Jahr 1951 erhielt er den Titel eines Legationsrates erster Klasse. Bis 1953 arbeitete er im Auswärtigen Amt in Bonn.
Danach war er Konsul erster Klasse am Generalkonsulat in Barcelona. Zwischen 1958 und 1963 war Luedde-Neurath Gesandter in Haiti. Im Jahr 1963 wurde er im Auswärtigen Amt Vortragender Legationsrat erster Klasse und Leiter des Ostblockreferates in der Politischen Abteilung des Amtes.
Seit 1966 war er deutscher Vertreter in Indonesien. Ab 1968 war Luedde-Neurath Botschafter in Neuseeland, ehe er 1970 nach Uruguay wechselte. Im Frühjahr 1973 wurde er zum Botschafter in Santiago de Chile ernannt, wo er am 11. September 1973 bereits akkreditiert war. Vor dem Hintergrund des Putsch in Chile 1973 vertrat er die Ansicht, dass humanitären Möglichkeiten umso größer seien, „desto mehr wir die Schnauze halten“.[1] 1975 trat er in den Ruhestand.
Luedde-Neurath erhielt 1969 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Im April 2016 hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wegen der Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile jahrelange gravierende Versäumnisse des Auswärtigen Amtes und des damaligen Botschaftspersonals eingeräumt. „Von den sechziger bis in die achtziger Jahre haben deutsche Diplomaten bestenfalls weggeschaut – jedenfalls eindeutig zu wenig für den Schutz ihrer Landsleute in dieser Kolonie getan“.[2]
Literatur
- Kurt Luedde-Neurath, Internationales Biographisches Archiv 43/1984 vom 15. Oktober 1984, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6.
Einzelnachweise
- Die Zeit, Dezember 2013, Pinochets Putsch, Deutschlands Furcht
- Sektensiedlung in Chile – Steinmeier zu Colonia Dignidad: "Deutsche Diplomaten taten zu wenig", Der Tagesspiegel, 26. April 2016, abgerufen am 27. April 2016
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Georg Graf von Schwerin | Deutscher Botschafter in Port-au-Prince 1958–1963 | Volker Heinsberg |
Luitpold Werz | Deutscher Botschafter in Jakarta 1966–1967 | Heinrich Seemann |
Heinrich Köhler | Deutscher Botschafter in Wellington 1968–1970 | Eckard Briest |
Eckard Briest | Deutscher Botschafter in Montevideo 1970–1973 | Jürgen Krieghoff |
Lothar Lahn | Deutscher Botschafter in Santiago de Chile 1973–1975 | Erich Strätling |