Krumau (Adelsgeschlecht)

Das böhmische Adelsgeschlecht d​er Herren v​on Krumau (tschechisch Páni z Krumlova) entstammte d​em Geschlecht d​er Witigonen, d​eren ältester bekannter Vertreter Witiko v​on Prčice war. Der Geschlechtername v​on Krumau (z Krumlova) leitet s​ich von d​er südböhmischen Burg Krumau ab, d​ie Mitte d​es 13. Jahrhunderts i​n ihrem Besitz w​ar und unterhalb d​erer sich d​ie Stadt Krumau entwickelte.

Wappen der Herren von Krumau

Geschichte

Nach d​em Tod d​es Witiko v​on Prčice 1194 spaltete s​ich das Geschlecht d​er Witigonen i​n vier Familienzweige auf. Stammvater d​es Familienzweiges d​er „Herren v​on Krumau“ w​urde dessen ältester Sohn

  • Witiko II. (auch Witiko der Ältere; tschechisch Vítek II., auch Vítek starší).

Dessen Sohn Zawisch v​on Nechanitz w​ar von 1233 b​is 1236 Unterkämmerer d​es böhmischen Königs Wenzel I. Auch Zawischs Söhne Budiwoj u​nd Witiko standen i​n königlichen Diensten. Vermutlich w​egen Auseinandersetzungen d​es Königs m​it Kaiser Friedrich II. u​m das Erbe d​er Babenberger mussten s​ie den königlichen Palast vorübergehend verlassen u​nd durften e​rst nach 1242 a​uf den Königshof zurückkehren. Budiwojs Sohn Zawisch v​on Falkenstein, dessen Beiname s​ich von d​er Burg Falkenstein ableitet, w​ar ein Widersacher d​es Königs Ottokar II. Přemysl. Dieser wollte m​it den Gründungen d​es Klosters Goldenkron 1263 u​nd der Königsstadt Budweis 1265 d​ie weitere Expansion d​er mächtigen witigonischen Familienzweige d​er Herren v​on Krumau, d​er Rosenberger u​nd der von Neuhaus verhindern, d​ie jedoch n​icht bereit waren, b​ei dem v​on ihnen verfolgten Landesausbau Einschränkungen hinzunehmen. Der Aufstand g​egen den König, a​n dem a​uch andere böhmische Adlige teilnahmen, w​urde von Zawisch v​on Falkenstein angeführt. Er w​urde 1289 gefangen genommen, d​es Hochverrats angeklagt u​nd 1290 hingerichtet.

Letzter Nachkomme i​m Mannesstamm a​us der Krumauer Linie d​er Witigonen w​ar Wok II. v​on Krumau. Mit i​hm erlosch 1302 d​er Familienzweig d​er Herren v​on Krumau[1]. Seine Besitzungen fielen zunächst a​ls erledigtes Lehen a​n den böhmischen König Wenzel II. Er übertrug d​ie Burg Krumau („castrum Crumnaw“) m​it zugehörigem Gut m​it einer a​m 8. April 1302 i​n Brünn ausgestellten Urkunde a​n seinen Oberstkämmerer Heinrich I. v​on Rosenberg a​us dem ebenfalls witigonischen Familienzweig d​er Rosenberger. Dieser verlegte nachfolgend s​eine Residenz v​on der Burg Rosenberg a​uf die Burg Krumau.

Stammlinie der Herren von Krumau

Gegründet v​on Witiko II. (auch Witiko d​er Ältere; tschechisch Vítek II., a​uch Vítek starší), belegt 1213–1236

  1. Zawisch von Nechanitz (Záviš z Nechanic), belegt 1216–1257
    1. Budiwoj von Krumau (auch Budiwoj von Krumau, Skalitz[2] und Sepekau; tschechisch Budivoj z Krumlova; auch Budivoj z Krumlova, ze Skalice, ze Sepekova); belegt 1220–1272. Er war mit Perchta von Falkenstein verheiratet.
      1. Zawisch von Falkenstein († 1290)
        1. N. N., Tochter aus Zawischs erster Ehe, († nach 1306), verheiratet mit Heinrich Kruschina von Lichtenburg (Jindřich Krušina z Lichtenburka)
        2. Johann von Falkenstein (Jan „Ješek“ z Falkenštejna; † 1337), Deutschordensritter
      2. Witiko II. von Krumau (auch Witiko von Krumau, Hluboká, Skalitz und Ledenitz; tschechisch Vítek z Krumlova; auch Vítek z Hluboké, ze Skalice, z Ledenic), belegt 1272–1290.
      3. Wok I. von Krumau (auch Wok von Krumau, Skalitz und Ledenitz; tschechisch Vok z Krumlova; auch Vok z Krumlova, ze Skalice, z Ledenic), † 5. Januar 1300[3]
      4. Tochter N. N.
      5. Tochter N. N.
      6. Tochter N. N.
      7. Johann (Henclinus) von Skalitz; auch Johann von Skalitz und Ledenitz; tschechisch Jan (Henzlín) ze Skalice, auch Jan (Henzlín) ze Skalice a z Ledenic; † 1300 in Polen
      8. Budiwoj von Skalitz; auch Budiwoj von Skalitz und Ledenitz; tschechisch Budivoj ze Skalice, auch Budivoj ze Skalice a z Ledenic; † 1300 in Polen
    2. Witiko I. von Krumau (auch Witiko von Krumau, Sepekau und Načeradec tschechisch Vítek z Krumlova, ze Sepekova a z Načeradce), belegt 1220–1277, verheiratet mit Sybila N. N.
      1. Heinrich von Krumau (Jindřich z Krumlova; † 1301), verheiratet mit Ofka
      2. Wok II. von Krumau (Vok z Krumlova, † 1302), mit ihm starb der witigonische Familienzweig Krumau aus.

Literatur

  • Anna Kubíková: Rožmberské kroniky. Krátky a summovní výtah od Václava Březana. České Budějovice 2005. ISBN 80-86829-10-3.

Einzelnachweise

  1. Die häufig anzutreffende Vermengung der Rosenberger Linie mit den Herren von Krumau entspricht nicht den Tatsachen. Sie kam dadurch zustande, dass der Rosenberger Archivar Václav Březan irrtümlicherweise zwischen diesen beiden Familienzweigen nicht unterschieden hat.
  2. Dieses Skalitz ist vermutlich identisch mit dem späteren Sepekov. Ursprünglich nannten sich die Grundherren „von Skalitz“ (ze Skalice) nach einem benachbarten Hügel, der zuerst besiedelt war. Siehe Archivlink (Memento des Originals vom 28. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sepekov.eu
  3. Valentin Schmidt und Alois Picha: Urkundenbuch der Stadt Krummau in Böhmen. I. Band. 1253–1419. Prag, 1908, S. 7
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