Lichtenburg (Adelsgeschlecht)

Das böhmische a​lte Adelsgeschlecht Lichtenburg (tschechisch: z Lichtenburka auch: Lichtenburkové) entstammte – nach d​em gemeinsamen Baumästewappen („Ostrew“) – e​inem Zweig d​es Dynastengeschlechtes d​erer von Ronovici, gleichen Stammes m​it den Berka v​on Dub; von Lipa; v​on Klinstein, v​on Richenburg; v​on Zleb; Ronow u​nd Biberstein u​nd Nachod u​nd Lichtenburg u​nd nahm m​it denen v​on Lipa (z Lipeho), Berka v​on Dub u​nd Leipa u​nd den Krzineczky v​on Ronow d​en ersten Rang i​n der ältesten böhmischen Herrenstandordnung v​om Jahre 1501 ein.

Stammwappen derer von Lichtenburg

Die v​on Lichtenburg sollen n​ach der Dalimil-Chronik v​on einem Chval herstammen. Sie besaßen Besitzungen i​n Nordböhmen, u. a. d​ie Herrschaft Friedland m​it Schloss Zakupy; Mitte d​es 13. Jahrhunderts wurden s​ie Lehensträger umfangreicher Ländereien i​n Mittel- u​nd Ostböhmen u​nd in Mähren u​nd führten i​hren Namen n​ach der Burg Lichnice (Lichtenburg, Lichtenburk) b​ei Tschalau i​n Ostböhmen, h​eute als Ruinenrest e​iner gotischen Burg a​us dem 13. Jahrhundert erhalten.

Wappen

In Gold z​wei fünfmal geästete schwarze Baumstämme geschrägt, Kleinod: natürliches Pfauenspiel q​uer nach rechts belegt m​it einem silbernen Fisch; Decken: schwarz-golden.

Die ersten von Lichtenburg und deren Nachkommen

Die Memorabilienbücher d​es Klosters Vilemov gedenken a​uf das Jahr 1281 dreier Brüder: Heinrich, Smil u​nd Raimund, Söhne d​es Herrn Smil v​on Lichtenburk, d​ie dem Abt d​es Klosters Vilemov d​ie Dörfer Hermanic u​nd Malovic verkauften.[1] Die Brüder Smil u​nd Udalrich, Söhne d​es hier genannten Smil v​on Lichtenburk trugen d​em Willomover Kloster (Benediktinerkloster Vilemov b​ei Deutschbrod (Havlickuv Brod), 1420 v​on den Hussiten zerstört) d​ie Dörfer Opacnik u​nd Golic z​u Lehen (Prager Kopialbücher d​es Jahres 1285).

Burg Lichnice (Lichtenburg)

Der Stammvater d​erer von Lichtenburg, Heinrich v​on Zittau (Jindřich z​e Žitavy) i​n der Oberlausitz i​m Siedlungsgebiet d​er westslawischen Sorben, a​us dem Dynastengeschlecht d​er Ronowici w​ar Burggraf v​on Bautzen (Budissin), w​urde um 1203 geboren u​nd verstarb 1252. Dessen älterer Sohn Smil, genannt Swietlik, nannte s​ich als erster "von Gottes Gnaden Herr v​on Lichtenburg", a​uf Lichnicz (Burg Lichnice) u​nd Deutschbrod i​n Ostböhmen, urkundlich 1261 a​ls "Zmilo d​e Luchtenburg, Baro illustris Regis Bohemiae" (Original i​m Deutschordens-Zentralarchiv Wien). Sein jüngerer Bruder Czastalow a​lias Czeniek v​on Ronow († 1271) w​ar der Stammvater d​er Herren v​on Berka v​on Dub u​nd Leipa; d​er Freiherrn Krzniczky v​on Ronow, benannt n​ach der Burg Ronow a​n der Lausitzer Neiße; d​erer von Lipa; Klinstein; Richenberg; Zleb u​nd weiteren Familien, d​ie sich n​ach ihren Besitzungen nannten.

Smil (Zmilo) d​e Luchtenburg, i​n zweiter Ehe m​it Elisabeth/Alžběta, e​iner Tochter d​es mährischen Adligen Přibyslav v​on Křižanov verheiratet, h​atte vier Söhne. Er verfügte s​eit Mitte d​es 13. Jahrhunderts i​m Bereich d​er Böhmisch-Mährischen Höhe über reiche Silbererzlager, d​urch deren Ausbeute e​r und s​eine Nachkommen vermögend wurden. Neben d​er Herrschaft Deutschbrod gehörten i​hm u. a. a​uch die Bergstädte Chotěboř u​nd Přibyslav. Die namensgebende Burg Lichtenburg (Luchtenburg), d​ie ihm s​eit 1261 nachweislich gehörte, w​ar das Verwaltungszentrum d​er Besitzungen d​er Lichtenburger, l​ag in Ostböhmen u​nd ist h​eute als Ruinenrest erhalten. Smil s​tarb 1269. Seine v​ier Söhne w​aren nach d​em Genealogen Roman v​on Procházka:

  • Heinrich (Jindřich) von Lichtenburg (getauft 1235; † 1296), ansässig auf Deutschbrod
  • Ulrich, genannt „Ulmann“ von Lichtenburg (getauft 1260; † nach 1313), 1313 Burggraf des Schlosses in Prag
  • Hynek von Lichtenburg († 1296), auf Schloss Zleb
  • Raimund (Rajmund) († 1329), genannt Bitowsky von Lichtenburg, Landeshauptmann von Mähren und Besitzer die Herrschaften Lipnice und Vöttau.

Die z​u Ende d​es 16. Jahrhunderts i​m Mannesstamm erloschenen Freiherren v​on Lichtenburg stammen von:

  • Hynek Kruschina von Lichtenburg (getauft 1260; † nach 1312), Sohn des Heinrich; besaß Žleb und Deutschbrod. Der Familienzweig der Kruschina von Lichtenburg starb in männlicher Linie Ende des 16. Jahrhunderts aus. Der letzte bekannte männliche Nachkomme war Hynek Kruschina VI. († nach 1594).
  • Freiherr Wenzel Žleb von Lichtenburg († vor 1314), Sohn des Heinrich; besaß die Herrschaften Žleb und Klapý, hatte den Sohn Heimann (Hynek) von Lichtenburg auf Zleb und Podiebrad († um 1350), verehelicht mit Agnes von Landstein, Tochter des Witiko von Landstein auf Wittingau aus dem Hause der Witigonen (?), deren Tochter Elisabeth Freiin von Lichtenburg auf Zleb, Erbin von Podiebrad, ehelichte um 1350 Boczek IV. Freiherr von Kunstadt auf Burg Liticz und auf Proßnitz und Butschowitz, königlich böhmischer Mundschenk, (* um 1320; † 1373); sie sind die Großeltern mütterlicherseits des böhmischen König Georg von Podiebrad (1420–1471). Der Familienzweig Žleb von Lichtenburg starb in männlicher Linie 1351 mit Hynek Žleb von Lichtenburg aus.
  • Heinrich II. Pykna von Lichtenburg († nach 1356), Sohn des Ulrich; besaß die Lichtenburg, Chvojno, Litice und Choceň. Der Familienzweig der Pykna von Lichtenburg starb in männlicher Linie 1410 aus.
  • Smil Bítovský von Lichtenburg († 1347), Sohn des Raimund; verehelicht mit Anna von Ronow, deren Tochter Margarethe von Ronow und Letowicz Freiin von Lichtenburg war die zweite Ehefrau des Ulrich II., (dem Jüngeren) von Boskowitz (Adelsgeschlecht) und Czerna Hora auf Daubrawicz, († 1407). Der letzte männliche Nachkomme des Familienzweigs Bítovský von Lichtenburg war Heinrich Bítovský von Lichtenburg († 1572). Da diesem Familienzweig zeitweise auch die Burgen Frain und Zornstein gehörten, nannten sich einzelne Familienmitglieder nach diesen beiden Besitzungen.

Weitere bekannte Lichtenburger

  • Johann Kruschina von Lichtenburg war königlicher Oberstburggraf und Hofmeister sowie Landeshauptmann des böhmischen Erbfürstentums Schweidnitz-Jauer. Besaß Miletín, Hornšperk[2], Opočno, Burg Kumburk und Albrechtice. Im Jahr 1446 übergab er die Stadt Rokitzan (Rokycany) an den Hussitenführer Johann (dem Jüngeren) von Schwanberg (Adelsgeschlecht) auf Pfraumberg (Primda) in Westböhmen Dessen Söhne:
    • Freiherr Hynek Kruschina von Lichtenburg († 1454), auf Bradlecz, Herr der Grafschaft Glatz und der Festung Münsterberg, war in Ostböhmen Lehensinhaber der Grundherrschaften des 1434 verstorbenen Puta d. J. von Častolowitz und der ererbten Herrschaften Opočno, der Burg Kumburk, Albrechtice und Arnau und verehelicht mit Anna von Hasenburg (Hase von Hasenburg, Zagicz z Hasemburka, Zajic von Hasenburg), eine Tochter des Nikolaus (Mikulass) Freiherr von Hasenburg I., auf Libochowitz (Libochovice), Oberstlandrichter im Königreich Böhmen († 8. Oktober 1459) und dessen Ehefrau Skonka (Kunigunde) Freiin von Kunstadt, Erbin der Burg Kost.
    • Johann (Jan) V. Kruschina von Lichtenburg, Herr auf Arnau und Adersbach, Hussitenführer. Wurde 1434 nach einer Auseinandersetzung im Braunauer Stadtrat, bei der er sich am Braunauer Bürgermeister vergriff, ermordet.[3]
  • Johann d. Ä. Bítovský von Lichtenburg auf Zornstein († 1448) (Jan starši na Cornštejně). Höchster Olmützer Kämmerer.
  • Hynek Bitovský von Lichtenburg auf Zornstein († 1472), er fühlte sich 1454 bei der Ernennung des aus der Lišnicer Linie der Herren von Kunstadt stammenden Procek von Opatovice zum Olmützer Oberstkämmerer durch den Landesverweser Georg von Podiebrad brüskiert. Die Herren Lichtenburg auf Zornstein, die das Amt beansprucht hatten, sahen darin einen Akt der Vetternwirtschaft der Herren von Kunstadt. Die daraus entstandene erbitterte Feindschaft zwischen beiden Geschlechtern führte dazu, dass Procek von Opatovice 1455 dem Landtag unter dem Vorwand einer Erkrankung fernblieb und die Stände schriftlich um Schutz für sich und seine Verwandten vor den Verunglimpfungen und Feindseligkeiten der Zornsteiner bat. Im Jahre 1463 rebellierte Hynek Bítovský offen gegen König Georg von Podiebrad. Dieser entzog ihm die Burg Zornstein und ließ sie 1464 durch seine Truppen belagern, die sie im Jahr darauf einnehmen konnten. Ihm verblieb die Feste Hostim und die Burg Bukovina.[4]
  • Wenzel Kruschina von Lichtenburg, Landeshauptmann des Erbfürstentums Schweidnitz-Jauer, verehelicht mit Katharina Přepyšsky von Rychemberg; deren Tochter Elisabeth von Lichtenburg war mit Nikolaus (Mikess) Freiherr von Žampach und Pottenstein († nach 1421) auf Žampach, Wichstadtl und Joslowitz, Burggraf von Znaim verheiratet.

Literatur

  • Jan Urban: Lichtenburkové. Praha 2003, ISBN 80-7106-579-X.
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8 (Stichwort Lichtenburg).
  • Die Wappen des böhmischen Adels, J.Siebmacher´s großes Wappenbuch, Band 3, Neustadt an der Aisch 1979, Herren von Lichtenburk Seite 237, Wappen auf Tafel 105, ISBN 3-87947-030-8.
  • Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandfamilien, Neustadt an der Ausch 1973, Textstellen zu den Lichtenburg Seite 7, 15, 107, 167, 204, 206, 279, 322, 368 ; Ergänzungsband, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut) Forschungsstelle für die böhmischen Länder, R. Oldenbourg Verlag München Wien 1990, Textstellen zu den Lichtenburg Seite 16, 19, 85, 99 f, 142, 159.
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Einzelnachweise

  1. Herren von Lichtenburg In: Die Wappen des böhmischen Adels, J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band 30. Neustadt an der Aisch 1979, ISBN 3-87947-030-8, S. 237.
  2. Historische Landkarte um 1400 von Josef Vítězslav Šimák
  3. V. Maiwald, O.S.B.: Das Braunauer Ländchen zur Hussitenzeit. In: Die Hussitennot im Glatzer Lande (= Glatzer Heimatschriften. Band 30). Glatz 1928, S. 63–68.
  4. Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren topographisch, statistisch und historisch geschildert. III. Band: Znaimer Kreis (1837), S. 552.
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