Kreuthof (Heidenheim)
Kreuthof ist ein Gemeindeteil des Marktes Heidenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Mittelfranken, Bayern).
Kreuthof Markt Heidenheim | |
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Höhe: | 540 m ü. NHN |
Einwohner: | 6 (30. Jun. 2019)[1] |
Postleitzahl: | 91719 |
Vorwahl: | 09833 |
Kreuthof |
Lage
Die Einöde liegt in der Fränkischen Alb südwestlich von Heidenheim und westlich der Staatsstraße 2384 auf einer Höhe westlich der Rohrach.
Ortsnamensdeutung
„Kreuthof“ soll „Hof zu dem durch Reuten (= roden) urbar gemachten Stück Land“ bedeuten.[2]
Geschichte
Der Kreuthof wird im Zuge von Rodungsmaßnahmen der Edlen von Truhendingen als Vögte über die eichstättischen Wälder westlich der Rohrach um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sein.[3] Für das Jahr 1391 ist überliefert, dass das Kloster Heidenheim „zw dem Gerewt“ Abgaben erhielt. „Grewt“ ist auch im Salbuch des Klosters von 1400 aufgeführt. In einer Urkunde von 1407 ist von „Gerewt gelegen bey Hohentruhendingen“ die Rede. 1437 gab Ulrich von Geilsheim zu Gunzenhausen seinen Hof „genant d. gereutt bey Heydenheim gelegn“ Hans Ottlein zu Heidenheim zu Lehen; der niederadelige Ritter von Geilsheim wird den Hof von einem Vorbesitzer käuflich erworben haben.[4] Utz Ottlein, Sohn des Hans Ottlein, stiftete 1462 zu seinem Seelenheim eine „ewige Kuh“ auf dem Kreuthof zugunsten der Wallfahrt Mariabrunn; Milch und Kälber konnte zwar der Kreutbauer nutzen, hatte aber diese im Falle des Verendens zu ersetzen und jährlich ein Reichnis von einem Pfund Wachs an die Wallfahrt zu leisten.[5] 1469 verkaufte Ulrich von Geilsheim den Hof an Wilhelm Leynleuter, Vogt in der Stadt Gunzenhausen; dieser veräußerte ihn sechs Jahre später an den Kaplan Peter Hagen zu Mariabrunn, den späteren Abt des Klosters Heidenheim. Nach der Säkularisation des Klosters Heidenheim hatte der „Gereuthof“ (so 1535) Reichnisse dem markgräflichen Klosterverwalteramt Heidenheim zu leisten und stand hochgerichtlich unter dem markgräflichen Amt Hohentrüdingen, wohin ebenfalls Abgaben zu leisten waren.
Infolge des Dreißigjährigen Krieges lag der „Kreüthoff“ 1650 öde („alles weggebrantt“).[6] Danach wurde er wieder aufgebaut und war spätestens im Jahre 1682 wieder in Betrieb. Nach einer Beschreibung von 1732 mussten die Reichnisse weiterhin dem markgräflichen Verwalteramt Heidenheim gegeben werden; die Vogtei und hohe Fraisch hatte nach wie vor das markgräfliche Oberamt Hohentrüdingen inne.[7] Dies blieb so bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs.[8] Kirchlich war der Hof in die evangelische Pfarrei Heidenheim gepfarrt.[9]
Die mit dem Markgrafentum Ansbach 1792 königlich-preußisch gewordene Einöde wurde infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1806 königlich-bayerisch. Bei der Bildung der Steuerdistrikte 1808 kam der Hof mit mehreren anderen Einöden und Mühlen, die aus dem Besitz des ehemaligen Klosters Heidenheim dem markgräflichen Kloster-/Verwalteramt Heidenheim zinsbar waren, in den Steuerdistrikt Heidenheim im Landgericht Heidenheim. 1810 wurde der Steuerdistrikt zur Ruralgemeinde Heidenheim umgestaltet; dabei kam der Kreuthof zur Gemeinde Hohentrüdingen. Durch das Gemeindeedikt von 1818 wurde Heidenheim im alten Umfang von 1808, also mit dem Kreuthof, eine Gemeinde im gleichnamigen Landgericht.[10] 1833 gehörten zum Kreuthof 13,5 Hektar Ackerland, 3,8 Hektar Wiese und 7 Hektar Wald.[11]
Zum 1. Juli 1862 ging das Landgericht Heidenheim im Bezirksamt (dem späteren Landkreis) Gunzenhausen auf,[12] der bei der Gebietsreform in Bayern 1971/72 zum größeren Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen umgestaltet wurde.
1938 wurden abgeschlagene Teile der Außenfassade der Synagoge von Heidenheim zum Auffüllen eines Hohlweges beim Kreuthof verwendet.[13]
Einwohnerzahlen
Literatur
- 1250 Jahre Heidenheim am Hahnenkamm. Heidenheim: Historischer Verein 2002.
- Johann Kaspar Bundschuh: Kreuthof. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 210 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Krauthof. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 821 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 162–163.
- Martin Winter: Vom Kreuthof bei Heidenheim. In: Alt-Gunzenhausen 57 (2002), S. 71–81.
Weblinks
Einzelnachweise
- Marktgemeinde Heidenheim – Ortsteile. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
- Schuh, S. 163; Winter, S. 71
- Winter, S. 73
- Winter, S. 75
- Martin Winter: Die „ewige Kuh“ vom Kreuthof. In: Alt-Gunzenhausen 57 (2002), S. 78f.
- Winter, S. 78
- Schuh, S. 162
- Bundschuh III, Sp. 210
- Historischer Atlas, S. 135
- Historischer Atlas, S. 235
- 1250 Jahre Heidenheim, S. 38
- Historischer Atlas, S. 223
- 1250 Jahre Heidenheim, S. 350
- J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 1038.
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. München 1964, Spalte 785.
- gemäß Gemeindeteiledatei Bayern
- Website des Marktes Heidenheim