Kraut (Ethnophaulismus)
Der Begriff Kraut ist im Englischen eine meist stereotypisierende Bezeichnung für einen Deutschen, die vor allem während des Zweiten Weltkrieges in den USA gebräuchlich war.
Geschichte
Vermutlich vom Sauerkraut abgeleitet, das als typisch deutsches Nationalgericht angesehen wird, was wohl auf den traditionell hohen Konsum von Sauerkraut während der Wintermonate in Zentraleuropa, speziell in Deutschland, zurückzuführen ist, war diese Bezeichnung während der Weltkriege unter US-amerikanischen Soldaten in Gebrauch, während in Großbritannien andere Bezeichnungen wie Fritz (Koseform von Friedrich), Hun (engl. für Hunne) oder Jerry verwendet wurden.
Das Stereotyp des deutschen Sauerkrautessers ist jedoch weitaus älter. So beschreibt beispielsweise Jules Verne in seinem 1879 veröffentlichten Roman Die 500 Millionen der Begum einen bösen deutschen Industriellen mit einer Vorliebe für Sauerkraut. Man kann aber annehmen, dass dieses Stereotyp (zumindest für Frankreich) noch älter ist. In dem 1844 erschienenen Deutschland. Ein Wintermärchen von Heinrich Heine wird Sauerkraut leicht spöttisch als Besonderheit der deutschen Küche hervorgehoben.
Eine weitere Erklärung für die Assoziation von Deutschen zu Sauerkraut kommt aus dem Bereich der Seefahrt. Nachdem im 18. Jahrhundert erkannt worden war, dass bestimmte Lebensmittel Skorbut verhindern konnten (heute weiß man, dass der Vitamin-C-Gehalt dafür verantwortlich ist), wurde auf deutschen Schiffen als Proviant auch Sauerkraut gereicht, da dieses zugleich lang haltbar und sehr Vitamin-C-haltig ist. In der britischen Marine wurde der Mangelerkrankung mit Zitronensaft aus den Kolonien Einhalt geboten (daher stammt der Spitzname Limey, der manchmal für britische Marineangehörige verwendet wird).
Von der Bezeichnung abgeleitet sind Krautland, das gelegentlich als Synonym für Deutschland Verwendung fand, sowie der Ausdruck Krautrock für den deutschen Progressive Rock der späten 1960er- und 1970er-Jahre. Scherzhaft werden die deutschen Karl-May-Filme Krautwestern genannt. 1991 erschien der erste deutsche Hip-Hop-Sampler Krauts with Attitude, der im Titel den Begriff mit dem Namen der US-amerikanischen Band N.W.A (Niggaz with Attitude) kombinierte.[1]
Dem Klischee zum Trotz war zu Kriegszeiten und ist heute der Pro-Kopf-Verbrauch von Sauerkraut in Frankreich und den USA höher als der in Deutschland.
Andere Spitznamen
Weitere Spitznamen und Ethnophaulismen für Deutsche im Allgemeinen oder Teile der deutschen Bevölkerung sind:
- Kartoffel (Slang)
- Preißn (in Bayern genutzt, meint „Preußen“)
- Nordlichter (in Bayern für die Deutschen im Norden der Republik)
- Gelbfüßler (in Baden-Württemberg gebräuchliche Bezeichnung von Schwaben für Badener)
- Piefke (Österreich)
- Marmeladinger (Ostösterreich)
- Gummihals (Schweiz)
- Schwaben (Schweiz, v. a. Nordwestschweiz, dialektlautend: Schwôbe)
- Mof (Niederlande)
- Boche (Frankreich/Wallonien)
- Crucco (Italien)
- Szwab (Polen)
- Fritz (Russland, USA)
- Jerry (Großbritannien)
- Skopčák/Skoptschak (Tschechien)
- Švabo (Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro)
Siehe auch
Literatur
- Johann Corinth: Krauts. Wat kost de Welt …. Erinnerungen eines deutschen Kriegsgefangenen und späteren Einwanderers in die Vereinigten Staaten (ISBN 3-935111-14-2)
Weblinks
Einzelnachweise
- Dietmar Elflein: Vom Neuen Deutschen Sprechgesang zum Oriental Hip Hop – einige Gedanken zur Geschichte von Hip Hop in der BRD., 1996, online unter wahreschule.de, abgerufen am 8. Mai 2012