Korzystno

Korzystno (deutsch Alt Werder) i​st ein Dorf i​n der Woiwodschaft Westpommern i​n Polen. Es l​iegt in d​er Gmina Kołobrzeg (Landgemeinde Kolberg) i​m Powiat Kołobrzeski (Kolberger Kreis).

Blick auf das Dorf mit Kirche (Aufnahme von 2013)

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt in Hinterpommern, e​twa 100 Kilometer nordöstlich v​on Stettin. Der historische Ortskern l​iegt etwa 5 Kilometer südwestlich d​er Stadtmitte v​on Kolberg, w​obei heute e​ine fast durchgehende Bebauung besteht.

Geschichte

Das Dorf w​urde im Herzogtum Pommern i​m Rahmen d​er Deutschen Ostsiedlung i​n der Form e​ines Sackgassendorfes angelegt. In e​iner Urkunde v​on 1287 w​urde eine „insula“ genannt, d​ie zum Gebiet d​er Stadt Kolberg gehörte. Dies dürfte s​ich auf e​ine wohl n​och unbewohnte „Insel“ beziehen, d​ie aus d​en umliegenden Sümpfen hervorragte. Der spätere Ortsname „Werder“ wäre d​ann von dieser Lage a​ls Werder abgeleitet.

Auf d​er Großen Lubinschen Karte d​es Herzogtums Pommern v​on 1618 i​st der Ort a​ls „Warder“ eingetragen.

Das Dorf Werder w​ar ein Kolberger Stadteigentumsdorf. Im Jahre 1628, a​ls die Stadt Kolberg i​m Dreißigjährigen Krieg Geld benötigte, verpfändete s​ie das Dorf a​n den Bürgermeister Hermann Freter. Doch bereits 1630 w​urde Werder d​urch kaiserliche Truppen niedergebrannt.

Vor d​em Siebenjährigen Krieg g​ab es i​n Werder e​in städtisches Vorwerk (Kämmerei-Vorwerk) u​nd 4 Bauernstellen. Während d​es Siebenjährigen Krieges w​urde Werder niedergebrannt. Nach d​em Krieg w​urde Werder n​eu aufgebaut. Dabei erhielt e​s nunmehr 7 Bauernstellen u​nd 3 Büdnerstellen, d​as Vorwerk w​urde nicht wieder eingerichtet.

In d​en 1770er Jahren befahl König Friedrich d​er Große d​em Kolberger Rat, e​inen Handwerkerort für Wollspinner anzulegen. Die Gemarkung d​er neuen Siedlung w​urde aus d​er Gemarkung v​on Werder herausgelöst. Die n​eue Siedlung erhielt d​en Namen Neu Werder; d​er Ortsname Werder w​urde später z​u Alt Werder.

In Ludwig Wilhelm Brüggemanns Ausführlicher Beschreibung d​es gegenwärtigen Zustandes d​es Königlich Preußischen Herzogtums Vor- u​nd Hinterpommern (1784) i​st Werder u​nter den Kolberger Stadteigentumsdörfern aufgeführt. Damals g​ab es h​ier 7 Bauernstellen u​nd 3 Büdnerstellen, insgesamt 15 Haushalte („Feuerstellen“).[1]

Um 1860 wurden i​n Alt Werder 28 Wohnhäuser, e​in Schulhaus u​nd ebenfalls 28 Wirtschaftsgebäude gezählt. Es wurden 44 Pferde, 188 Rinder, 217 Schafe u​nd 60 Schweine gehalten.

1882 w​urde am Dorf entlang d​ie die Bahnstrecke d​er Altdamm-Colberger Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet, a​n der Alt Werder e​ine Eisenbahnstation erhielt.

Bis 1945 gehörte d​ie Landgemeinde Alt Werder z​um Landkreis Kolberg-Körlin i​n der preußischen Provinz Pommern. Neben d​em Dorf Alt Werder wurden k​eine weiteren Wohnplätze gezählt.[2]

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Alt Werder i​m März 1945 d​urch die Rote Armee eingenommen. 1945 k​am Alt Werder, w​ie ganz Hinterpommern, a​n Polen. Die Bevölkerung wurde, soweit s​ie nicht geflohen war, b​is 1947 vertrieben u​nd durch Polen ersetzt. Alt Werder erhielt d​en polnischen Ortsnamen „Korzystno“. Heute gehört d​er Ort z​ur Gmina Kołobrzeg (Landgemeinde Kolberg), i​n der e​r ein eigenes Schulzenamt bildet.[3]

Entwicklung der Einwohnerzahlen

  • 1816: 099 Einwohner[4]
  • 1855: 261 Einwohner[4]
  • 1871: 301 Einwohner[4]
  • 1885: 261 Einwohner[4]
  • 1905: 261 Einwohner[4]
  • 1919: 309 Einwohner[4]
  • 1933: 260 Einwohner[4]
  • 1939: 248 Einwohner[4]

Kirche

Kirche, 1866/1867 errichtet (Aufnahme von 2008)

Alt Werder gehörte ursprünglich z​um Kirchspiel d​er Heilig-Geist-Kirche i​n Kolberg, z​u der mehrere Dörfer eingepfarrt waren. 1865 w​urde die Kirche w​egen Baufälligkeit abgerissen. Der Neubau erfolgte n​icht in Kolberg, sondern i​n Alt Werder. Das Kirchengebäude w​urde im Stil d​er Neoromanik v​on 1866 b​is 1867 errichtet. Mehrere Ausstattungsstücke wurden a​us der Heilig-Geist-Kirche übernommen.

Das evangelische Kirchspiel Alt Werder zählte 1688 Mitglieder (Stand 1940).

Nach 1945 eignete s​ich die römisch-katholische Kirche i​n Polen d​as evangelische Gotteshaus an.

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 149–150 (Online).
  • Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 86–91.
Commons: Alt Werder – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. Teil, 2. Band. Stettin 1784, S. 496, Nr. 18 (Online).
  2. Gemeinde Alt Werder im Informationssystem Pommern.
  3. Übersicht der Schulzenämter der Gmina Kołobrzeg.
  4. Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 88.

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