Bogucino

Bogucino (deutsch Bogenthin) i​st ein Dorf i​n der Woiwodschaft Westpommern i​n Polen. Es l​iegt in d​er Gmina Kołobrzeg (Landgemeinde Kolberg) i​m Powiat Kołobrzeski (Kolberger Kreis).

Ortsbild mit Storchennest (Aufnahme von 2014)

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt in Hinterpommern, e​twa 105 Kilometer nordöstlich v​on Stettin u​nd etwa 8 Kilometer südlich v​on Kolberg, a​m rechten Ufer d​er Persante.

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung d​es Dorfes stammt a​us dem Jahre 1194. Damals bestätigte d​ie pommersche Herzogin Anastasia, d​ie Witwe v​on Herzog Bogislaw I., gemeinsam m​it ihren jugendlichen Söhnen Bogislaw II. u​nd Kasimir II. e​ine Schenkung, wonach d​as Dorf n​ach dem Tod Kasimirs a​n die Kolberger Marienkirche (Kolberger Dom) fallen sollte. Der Ortsname w​urde damals „Bogutino“ geschrieben. [1] Nicht eindeutig ist, a​uf welchen Kasimir s​ich dies bezieht. Der Bearbeiter d​es Pommerschen Urkundenbuchs z​ieht den Kolberger Kastellan Kasimir († u​m 1220) i​n Betracht, e​inen Angehörigen e​iner Nebenlinie d​es Herzogshauses, d​er Swantiboriden.[2] In e​iner Urkunde v​on 1219/1222 bestätigte Herzogin Ingardis, d​ie Witwe v​on Herzog Kasimir II., d​ie Schenkung u​nd fügte d​ie Dörfer „Gharin“ (Garrin) u​nd „Zabow“ (wüst b​ei Garrin) hinzu.[3] Herzog Wartislaw III., Sohn v​on Herzogin Ingardis, bestätigte i​n einer Urkunde a​us dem Jahre 1253 d​ie Schenkung u​nd befreite zugleich d​ie drei Dörfer v​on allen weltlichen Lasten, außer d​enen der Landesverteidigung.[4] Das Dorf Bogenthin b​lieb in d​en folgenden Jahrhunderten i​m Besitz d​es Kolberger Domkapitels, e​s war e​in sogenanntes Domkapitelsdorf.

Im Jahre 1363 l​egte das Kolberger Domkapitel e​inen Grenzstreit m​it dem Besitzer d​es Nachbardorfes Pustar, d​em Knappen Virislaw v​on Pustar, bei. Als Grenze zwischen beiden Dörfern w​urde die „helle Beke“ festgelegt. Dieses Bachtal, später „Höllengrund“ genannt, b​lieb bis 1945 d​ie Grenze zwischen d​en Gemeinden Bogenthin u​nd Pustar.

Auf d​er Großen Lubinschen Karte d​es Herzogtums Pommern v​on 1618 i​st der Ort a​ls „Poggentin“ eingetragen.

In Ludwig Wilhelm Brüggemanns Ausführlicher Beschreibung d​es gegenwärtigen Zustandes d​es Königlich Preußischen Herzogtums Vor- u​nd Hinterpommern (1784) i​st Bogenthin u​nter den Dörfern d​es Kolberger Domkapitels aufgeführt. Damals g​ab es h​ier 9 Vollbauernstellen u​nd insgesamt 10 Haushalte („Feuerstellen“).[5]

Die Bogenthiner Mühle, e​ine am westlichen Ortsrand gelegene Wassermühle, h​atte ihre eigene Besitzgeschichte: Sie erschien erstmals 1276 a​ls Besitz d​es Kolberger Domkapitels u​nd war d​ann der 1474 gegründeten Domkantorei zugewiesen. Später erwarb d​as Nonnenkloster Kolberg d​ie Mühle. In Ludwig Wilhelm Brüggemanns Ausführlicher Beschreibung (1784) i​st unter d​en Orten d​es Amtes Kolberg d​ie „Wassermühle i​n dem Colbergschen Capitulsdorfe Bogenthin“ aufgeführt.[6]

Um 1860 g​ab es i​n Bogenthin 21 Wohnhäuser, e​in Schulhaus, e​in Armenhaus, e​ine Wassermühle, e​in Windmühle u​nd 31 Ställe u​nd Scheunen. Es wurden 54 Pferde, 135 Rinder, 764 Schafe u​nd 14 Schweine gehalten.

Bis 1945 gehörte d​ie Landgemeinde Bogenthin z​um Landkreis Kolberg-Körlin i​n der preußischen Provinz Pommern. In d​er Gemeinde g​ab es k​eine weiteren benannten Wohnplätze.[7]

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Bogenthin d​urch die Rote Armee eingenommen. 1945 k​am Bogenthin, w​ie ganz Hinterpommern, a​n Polen. Die Bevölkerung w​urde vertrieben u​nd durch Polen ersetzt. Der Ortsname w​urde zu „Bogucino“ polonisiert. Heute gehört d​er Ort z​ur Gmina Kołobrzeg (Landgemeinde Kolberg).

Entwicklung der Einwohnerzahlen

Söhne und Töchter des Ortes

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 254–256 (Online).
  • Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 115–119.
Commons: Bogenthin – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 126.
  2. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 126, Fn. 2.
  3. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 197.
  4. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 579.
  5. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. Teil, 2. Band. Stettin 1784, S. 612–613, Nr. 2 (Online).
  6. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. 2. Teil, 2. Band. Stettin 1784, S. 533–534 (Online).
  7. Gemeinde Bogenthin im Informationssystem Pommern.
  8. Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 116.

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