Kontinentalarmee
Kontinentalarmee (englisch Continental Army) war der Sammelbegriff für die unter einem vereinigten Oberkommando operierenden Aufgebote der Dreizehn Kolonien, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Armee des Königreichs Großbritannien kämpften. Die Armee wurde durch eine Resolution des Kontinentalkongresses am 15. Juni 1775 aufgestellt, ihr Oberbefehlshaber war George Washington. Zusätzlich wurden auch die Milizen der einzelnen Kolonien im Unabhängigkeitskrieg eingesetzt.
Continental Army | |
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George Washington überquert den Delaware 25. Dezember 1776 Emanuel Leutze (1851) | |
Aktiv | 15. Juni 1775 bis 2. Juni 1784 |
Staat | Dreizehn Kolonien Vereinigte Staaten |
Kriege | Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg |
Oberkommandierender | |
Kommandeur | George Washington |
Der größte Teil der Kontinentalarmee wurde am 3. November 1783 nach dem Frieden von Paris aufgelöst. Es verblieben ein kleiner Teil in West Point und einige Grenzaußenposten, bis der Kongress durch eine Resolution vom 3. Juni 1784 die United States Army gründete.
Geschichte
Aufstellung der Armee
Die demokratische Theorie konterkarierte oft die militärische Praxis in den amerikanischen Kolonien. Die Vorbehalte gegen reguläres Militär waren bei den republikanischen Politikern groß. Man benötigte eine stehende Armee einerseits zur Erstreitung der Unabhängigkeit, andererseits aber befürchtete man, dass sie danach zu einer ernsten Gefahr für die neugewonnene Freiheit werden könnte. Viele setzten die eigenen Soldaten mit den britischen Rotröcken gleich. Diese Ängste flossen u. a. auch in die Virginia Bill of Rights (Artikel 13) ein:
„Eine wohlgeordnete Miliz, aus der Masse des Volkes gebildet und im Waffendienst geübt, ist der geeignete, natürliche und sichere Schutz eines freien Staates; stehende Heere sollen in Friedenszeiten als der Freiheit gefährlich vermieden werden; auf alle Fälle soll das Militär der Zivilgewalt streng untergeordnet und von dieser beherrscht werden.“
Man war daher stets bemüht, den militärischen Befehlshabern die Suprematie des Kongresses und der Zivilregierungen spüren zu lassen, um sie so gegeneinander ausspielen zu können. Dies sollte verhindern, dass einer von ihnen in Versuchung kam die gesamte Macht an sich zu reißen. Die Dienstzeit in der Kontinentalarmee war deswegen auf nur ein Jahr festgesetzt. Auch die weitgehende Autonomie der Einzelstaaten behinderte die Aufstellung der Kontinentalarmee erheblich. Der Kongress war die offizielle Zentralgewalt und bestimmte die Höhe der Truppenkontingente, die jeder der Mitgliedstaaten aufzubringen hatte. Ob sie diese jedoch tatsächlich stellten, blieb ihnen überlassen. Die Kongressabgeordneten hatten keine rechtliche Handhabe, sie dazu zu zwingen, und durften selbst keine Truppen ausheben. Da die Einzelstaaten ihren Zahlungsverpflichtungen nur widerwillig nachkamen, ließ der Kongress zum Ausgleich Papiergeld drucken, was aber die Inflation anheizte. Die Versorgung der Armee wurde dadurch erheblich erschwert, da der Nachschub nicht einfach von den Bürgern requiriert werden konnte. Es fehlte somit stets an genügend Proviant, Medikamenten, Kleidung und vor allem Munition. Eine einheitliche Bewaffnung existierte nicht. Was an Waffen zur Verfügung stand war zum großen Teil schon veraltet. Auch Kanonen waren Mangelware. Die einheimische Produktion konnte den Bedarf nicht einmal annähernd decken. Die Hilfslieferungen aus dem verbündeten Frankreich wurden nicht selten von der britischen Blockadeflotte abgefangen. Betrügereien, Korruption und Misswirtschaft waren weit verbreitet. 1778 mussten z. B. der Generalkommissar der Intendantur und sein Stellvertreter wegen der Vorlage von gefälschten Abrechnungen ihres Amtes enthoben werden. Einfache Soldaten ließen sich in die Truppenlisten eintragen, kassierten dafür das Handgeld, desertierten anschließend über die Grenze und ließen sich in einem anderen Staat erneut anwerben. Ausländische Soldaten kämpften aber nicht nur auf der Seite der Briten. Der französische Adelige Gilbert du Motier Marquis de La Fayette schiffte sich mit einer von ihm angeworbenen Freiwilligentruppe nach Amerika ein, um dort für die amerikanische Unabhängigkeit und seine mit der Aufklärung verbundenen Ideale zu kämpfen. Am 13. Juni 1777 ging er nördlich von Charleston an Land und bot Washington unentgeltlich seine Dienste an. Durch einen Sonderbeschluss des Kongresses wurde er am 31. Juli zum Offizier der Kontinentalarmee im Rang eines Generalmajors ernannt.
Kämpfer für die Kontinentalarmee wurden ansonsten nach dem Muster der britisch-königlichen Armee angeworben. Das Rekrutierungsreservoir war jedoch beschränkt, da sich ein Drittel der Bevölkerung der Kolonien zu den Loyalisten zählte. Um den Dienst attraktiver zu machen, wurde der Sold hauptsächlich durch Auszahlung mit dem weitgehend wertlosen Papiergeld erhöht sowie eine menschenwürdige Behandlung und eine gewisse (allerdings nicht allzu weit gehende) Gleichsetzung mit den Offizieren in Aussicht gestellt. Die in ihrem Staat angeworbenen Männer bildeten jeweils eigene Regimenter. Mit Einheiten aus anderen Staaten vermischt zu werden oder auch nur Befehle von deren Offizieren zu befolgen, wurde von ihnen strikt abgelehnt. Dadurch kam es zu einer gewissen – für den Kampf kontraproduktiven – Konkurrenz bzw. bei jeder Gelegenheit zu Reibereien und Prügeleien zwischen den Soldaten der einzelnen Staaten. Meutereien wurden niedergeschlagen, indem man z. B. Truppen aus Pennsylvania gegen die aus Connecticut aufmarschieren ließ. Fahnenflucht war an der Tagesordnung. Washington war daher gezwungen, „...die eine Hälfte der Armee einzusetzen, um die andere wieder einzufangen.“, wie er später niederschrieb.[1]
1775 war nach Meinung des Kontinentalkongresses die Einheit der Kolonien hergestellt, obwohl Georgia noch nicht im Kongress vertreten war. Am 9. Juni wurde zum ersten Mal von „den zwölf Vereinigten Kolonien“ gesprochen. Um den Bund zu stärken, übernahmen sie nun auf Veranlassung von John Adams die Streitkräfte in Cambridge als „Kontinentalarmee“.
Am 15. Juli beriet der Zweite Kontinentalkongress über die Wahl eines Oberkommandierenden für die Kontinentalarmee. Auf Vorschlag der Delegation aus Neuengland nominierte Thomas Johnson George Washington für diese Funktion und dieser wurde einstimmig gewählt. Da die Neuengland-Staaten bisher die Hauptlast des Krieges getragen hatten, erschien es den Mitgliedern des Kongresses als höchst notwendig, die reichen Kolonien des Südens stärker für den Krieg zu begeistern, indem man das Oberkommando einem Vertreter der Pflanzeraristokratie Virginias anvertraute.
Als am nächsten Morgen der Präsident des Kontinentalkongresses John Hancock Washington das Kommando offiziell anbot, erhob dieser sich von seinem Platz und nahm die Funktion an. In seiner Rede zu dieser Gelegenheit sagte er, nachdem er seine Zweifel darüber ausgedrückt hatte, dass er in der Lage wäre, seine Pflichten zu aller Zufriedenheit zu erfüllen:
„Zur Bezahlung, mein Herr, möchte ich dem Kongress versichern, dass, da keine finanziellen Erwägungen mich bewogen haben können, dieses schwierige Amt auf Kosten meines häuslichen Friedens und Glücks zu übernehmen, wünsche ich auch nicht, davon irgendwie zu profitieren. Ich werde eine exakte Aufstellung meiner Ausgaben führen. Diese, daran habe ich keinen Zweifel, werden mir ersetzt werden, und das ist alles, worum ich bitte.“
Washington war 56 Jahre alt. Seine wichtigste Aufgabe war es nun aus seinen zusammengewürfelten Milizionären eine Armee zu formen und mit ihr so lange die Briten hinzuhalten, bis sie erschöpft oder entnervt aufgaben. Vier Generalmajore und acht Brigadegeneräle wurden innerhalb von ein paar Tagen ernannt. Die ersteren waren
die letzteren waren
- Seth Pomeroy,
- Richard Montgomery,
- David Wooster,
- William Heath,
- Joseph Spencer,
- John Thomas,
- John Sullivan und
- Nathanael Greene,
etwas später stieß auch noch James Mitchell Varnum hinzu.
Anfang Juni 1775 zählte die Armee in Cambridge über 16.000 Mann, die alle aus Neuengland stammten. General Artemas Ward war der Befehlshaber und Benjamin Lincoln sein Adjutant. Richard Gridley wurde das Kommando über das Artillerie-Korps und die Stelle des Chefmilitäringenieurs übertragen, assistiert durch Henry Knox, der in Boston eine Artilleriekompanie befehligt hatte.
Die britische Garnison in Boston wurde durch frisch eingetroffene Truppen erheblich verstärkt, sie zählte danach über 10.000 Mann. Die Generalmajore William Howe, Henry Clinton und John Burgoyne trafen Ende Mai ein und begannen zusammen mit Generalleutnant Thomas Gage, sofort Pläne zur Vertreibung der Rebellen aufzustellen und durchzuführen.
Im Gefühl der Sicherheit durch die Anwesenheit der erfahrenen Offiziere und Mannschaften und mehrerer Kriegsschiffe unter dem Kommando von Admiral Thomas Graves gab der Gouverneur eine äußerst undiplomatische Erklärung heraus, rief das Kriegsrecht aus, prangerte die bewaffneten Bürger und ihre Helfershelfer als „Rebellen“ und „Meuchelmörder der Verfassung“ an und bot allen Gnade an, die sofort zu ihrer Loyalität zurückkehren würden, ausgenommen Samuel Adams und John Hancock, die ihrer angemessenen Strafe als Verräter zugeführt werden sollten. Diese Proklamation rief in der Provinz große Empörung hervor.
Abigail Adams schrieb ihrem Mann John Adams, „Alle geschichtlichen Aufzeichnungen können keine schwärzere Seite haben. Satan zeigte bei seiner Vertreibung aus den Regionen der Glückseligkeit weniger Bosheit. Der Vater der Lügen ist offensichtlich übertrumpft worden. Noch glauben wir, dass das die beste Proklamation ist, die du in Umlauf bringen konntest.“
Schwarze Soldaten
Wenn es einen Punkt gab, in dem sich die Kolonien einig waren, dann war es der Ausschluss der Mehrheit der Afroamerikaner vom Kriegsdienst. Im Wesentlichen waren es zwei Hauptgründe, die ihnen nicht gestattete sich der Kolonialmiliz anzuschließen.
- Die Mehrheit von ihnen waren versklavt (daher Eigentum) und
- viele Weiße glaubten, dass der Dienst des Sklaven für seinen Herrn absoluten Vorrang hatte.
Die Sklaverei war ein großes Dilemma der amerikanischen Revolution und das war den daran Beteiligten auch bewusst. Einige der führenden Köpfe der Unabhängigkeitsbewegung waren selbst Sklavenhalter, darunter George Washington, James Madison und Thomas Jefferson. Besonders bei den Delegierten aus dem Süden im Kontinentalkongress war der Widerstand gegen den Einsatz Schwarzer als Soldaten groß. Sie waren für die Plantagenwirtschaft der Kolonisten ein wichtiger Produktionsfaktor. Zudem befürchtete man (nicht zu Unrecht), dass bewaffnete Sklaven sich schließlich gegen ihre Herren wenden würden. Deshalb wurden zunächst nur wenige schwarze Einheiten aufgestellt und vorsorglich in die weißen Regimenter integriert. Dass langfristig ohne aktive Mitwirkung der Schwarzen Bevölkerung der Krieg nicht gewonnen werden konnte, war den Protagonisten der Revolution aber von Anfang an klar. 1775 bemerkte George Washington, dass derjenige die ersten Erfolge erzielen würde, dem es gelang, sie am schnellsten zu bewaffnen.
Deshalb kamen im Unabhängigkeitskrieg sehr bald auch farbige Freiwillige auf beiden Seiten zum Einsatz, in der Mehrzahl kämpften sie unter den amerikanischen und französischen Fahnen. Rund 5.000, von den insgesamt etwa 200.000 Afroamerikanern, dienten in den Reihen der Amerikaner. Im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl meldeten sich in den amerikanischen Kolonien sogar mehr Schwarze zu den Waffen als Weiße. Sie hofften damit vor allem ihre Freiheit und mehr Bürgerrechte zu erlangen. Dies auch deshalb, da sie dadurch den direkten Herrschaftsbereich ihrer Eigentümer verlassen konnten und damit der erste Schritt in diese Richtung getan war. Nach der Schlacht von Yorktown berichtete der aus der Pfalz stammende Söldner Daniel Flohr, dass die Mehrheit der dort Gefallenen „Mohren“ wären. Ein anderer Teilnehmer an diesem Kampf, Baron Ludwig von Closen, schätzte, dass sich jeder vierte amerikanische Soldat aus dem schwarzen Bevölkerungsanteil rekrutierte. Am 10. Juli 1775 befahl George Washington, die Rekrutierung von Afroamerikanern vorläufig zu stoppen; am 12. November desselben Jahres verbot er den Schwarzen in der Kontinentalarmee zu dienen. Trotz dieses Ausschlusses bei der Rekrutierung war bis zu diesem Zeitpunkt denjenigen, die schon einige Zeit in ihr gedient hatten, erlaubt worden, zu bleiben. Im gleichen Jahr erklärte Lord Dunmore, der britische Gouverneur von Virginia, in seiner als Dunmores Proklamation bekannt gewordenen Verlautbarung alle diejenigen Schwarzen für frei, die in sein „äthiopisches Regiment“ eintraten. Auf ihren Uniformen war sogar der Slogan „Liberty to Slaves“ aufgenäht. Washington änderte daraufhin seine Position wieder und wies seine Werber an, jeden Schwarzen anzunehmen, der für ihn kämpfen wollte. Auch der Landgraf von Hessen-Kassel, Friedrich der II. warb nach den ersten großen Verlusten vermehrt Schwarze als Söldner an.
In beiden Armeen wurden die Schwarzen dennoch – trotz ihrer großen Einsatzbereitschaft – als Menschen zweiter Klasse behandelt. Lord Cornwallis pflegte z. B. „seine Neger“ nur zusammen mit dem Pferdebestand aufzuzählen. Hauptsächlich wurden sie als Trommler und Pfeifer, beim Troß oder zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Über die schwarzen Soldaten in seiner Massachusetts Brigade sagte hingegen der amerikanische General John Thomas, dass: "...wir hier einige Neger haben, aber ich betrachte sie als gleichwertig mit meinen anderen Männern, bei der Arbeit und im Einsatz" und dass "...viele von ihnen sich als sehr mutig erwiesen haben." Salem Poor wurde für seine außergewöhnliche Tapferkeit in der Schlacht von Bunker Hill ausgezeichnet. James Armistead Lafayette, ein ehemaliger Sklave aus Virginia, diente General La Fayette als Doppelagent. Zu besonderer Berühmtheit gelangte Colonel Tye. Dabei handelte es sich um den ehemaligen Sklaven Titus Cornelius, der nach seiner Flucht von einer Quäkerfarm in New Jersey mit britischer Hilfe eine aus 800 Schwarzen bestehende Guerillatruppe, die „Black Brigade“ aufstellte, mit ihr in den Regionen um New York und New Jersey – speziell unter den Patrioten und Sklavenbesitzern – Angst und Schrecken verbreitete und 1780 im Kampf getötet wurde.
Der Historiker Alan Gilbert ist der Ansicht, dass die Briten den Krieg doch noch für sich entschieden hätten, wenn sie alle Schwarze in den dreizehn Kolonien – ohne Ausnahme – für frei erklärt hätten. Im Umkehrschluss hätten auch die Republikaner den Kampf wohl wesentlich schneller beenden können. Diejenigen, die auf Seiten der Amerikaner gekämpft hatten, erlangten in der Mehrzahl tatsächlich ihre Freiheit. Danach war es ihnen aber nicht gestattet, in die neugegründete US-Army einzutreten. Die meisten Schwarzen, die für die Briten gekämpft hatten, mussten hingegen das Land in Richtung Kanada oder England verlassen, wo sie zwar frei waren aber meist ein Leben in Armut führten. Ein Korps aus Trommlern schiffte sich mit den Söldnern des Generals Friedrich Adolf Riedesel nach Deutschland ein. Teilweise wurden sie auch wieder ihren loyalistischen Besitzern ausgeliefert, die nach Gründung der Vereinigten Staaten in die Karibik auswanderten. Aber selbst danach war die persönliche Freiheit und das Recht auf den Militärdienst nur in denjenigen Staaten garantiert, die die Sklaverei schon während der Revolution oder kurz danach abgeschafft hatten.[2]
Einsatz im Unabhängigkeitskrieg
Nachdem Washington zunächst die Briten erfolgreich aus Boston vertrieben hatte, verlor er 1776 jedoch die Schlacht von Long Island und zog sich nach Valley Forge außerhalb des britischen Einflussbereiches zurück damit sich seine Truppen dort wieder von der Niederlage erholen konnten. Washington bemerkte hierzu folgendes:
„Den Kampf für die Freiheit haben wir mit jenen Mitteln schlecht vorbereitet begonnen, die zum Kriegführen notwendig sind, und wir vertrauten darauf, dass unser Patriotismus die Schwächen ausgleichen werden.“
Die Kontinentalarmee befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten Zustand. Im nun zweiten Jahr des Krieges offenbarten sich ihre Schwächen. Nicht nur der Mangel an Waffen und moderner Ausrüstung brachte sie mehr und mehr ins Hintertreffen. Viele ihrer Soldaten hatten nie zuvor jahrelang im Feld gestanden, die meisten von ihnen waren Farmer die wieder zurück zu ihren Höfen mussten, um sie nach ihrer langen Abwesenheit wieder in Schuss zu bringen. Ließ man sie gehen, war es mehr als fraglich ob sie im nächsten Jahr wieder zurückkehrten.
Im Frühjahr 1778 zählte sie offiziell 17.000 Mann, tatsächlich diensttauglich waren aber nur rund 5.000 Mann. Hunger und Krankheiten forderten zahlreiche Opfer und trieben zahlreiche Kämpfer zur Desertion. Regimenter bestanden manchmal nur noch aus dreißig Kämpfern, Kompanien aus einem Korporal. Ein einheitliches Disziplinar- oder Dienstreglement existierte nicht. Jeder Regimentskommandeur drillte und führte seine Einheit nach eigenen Vorstellungen. Selbst die Uniformen waren in jeder Einheit verschieden. Die hier forcierte Neuausbildung der Truppen, bei deren Einführung der preußischstämmige Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben eine tragende Rolle spielte, gilt als einer der entscheidenden Faktoren für den Sieg der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg, da es ihm gelang, untereinander zerstrittene und militärisch unerfahrene Gruppen von Freischärlern in eine schlagkräftige Armee zu verwandeln. Steuben verfasste zuallererst eine einheitliche Dienstordnung (Regulations, "Regeln für die Ordnung und Disziplin der Truppen der Vereinigten Staaten") die sich stark am königlich preußischen Militärgesetz und Exerzierreglement orientierte, aber in einigen Punkten von ihm modifiziert und den örtlichen Gepflogenheiten angepasst wurde. Aus hundert ausgewählten Männern stellte er zuerst eine „Musterkompanie“ zusammen, die er persönlich täglich zwölf Stunden ausbildete. Steuben notierte hierzu:
„In Preußen, Österreich oder Frankreich sagst du zu einem Soldaten: Mach das! Und er tut es. Hier bin ich gezwungen zu sagen: Aus diesem Grund solltest du dies tun. Dann erst tut er es. Und sechs ausländische Offiziere machen mir (aufgrund ihrer adeligen Herkunft) hier mehr zu schaffen als zweihundert amerikanische.“
Dennoch gelang es Steuben sehr bald seinen „Sansculotten“, wie er sie nannte, das Marschieren und Schießen auf Kommando beizubringen. In einem Sprachengemisch aus Deutsch und Französisch – was zumindest die Offiziere verstehen – kümmert sich Steuben um Hygiene, Übungen und Ausrüstung der Soldaten. Der von seinen Leistungen beeindruckte Washington ernannte ihn deswegen bald zum Generalmajor und im Mai 1778 zum Generalinspekteur seiner Truppen. In den darauffolgenden Jahren nahm die Zahl der voll ausgebildeten Soldaten immer mehr zu. In den einzelnen Gefechten trugen zudem die von ihm befehligten Truppenteile maßgeblich zum Sieg bei. Seine taktischen Anweisungen bildeten die Grundlage für den amerikanischen Sieg in der Schlacht von Monmouth, dem Wendepunkt des Krieges, am 28. Juni 1778. Bei Yorktown konnte Washington 1781 ca. 5850 voll ausgebildete Kontinentalarmisten ins Feld führen und Steuben leistet als Kommandeur der 3. Division einen bedeutenden Beitrag zum Sieg über die Engländer. Steuben war zeitweilig auch der Generalstabschef George Washingtons. Zudem konnten die Amerikaner ihre guten Ortskenntnisse und Erfahrungen als Waldläufer zu ihrem Vorteil nutzen. Die britischen Soldaten hielten zwar die meisten größeren Städte besetzt, aber ihre Versuche die große Masse der Kolonialisten zu einer Entscheidungsschlacht auf dem flachen Land zu stellen glichen einem Wettlauf zwischen Hase und Igel. Zudem wurde die Kriegsführung von London aus koordiniert, wodurch die britischen Befehlshaber gezwungen waren wochenlang auf Befehle zu warten und infolgedessen nicht flexibel genug auf neue Lagen reagieren konnten.[3]
Auflösung
Nach dem Ende des Krieges wurde die Armee, mit Beschluss des Kongresses, aufgelöst. George Washington trat am 23. Dezember 1783 als ihr Oberkommandierender zurück. Washington konnte jedoch seine Veteranen nicht bezahlen. Der Staatenbund der vereinigten Kolonien hatte während des Krieges 42 Millionen Dollar an Schulden angehäuft und der Kontinentalkongress war nicht dazu ermächtigt Steuern erheben. Seine Zahlungsaufforderungen an die Einzelstaaten wurden von diesen ignoriert. Die Einheiten wurden jedoch nur zum Teil abgerüstet. Am 3. Juni 1784 beschloss der Kongress die Aufstellung des ersten Regiments der Regular Army, aus der später die United States Army hervorging.
Die Offiziere der Kontinentalarmee bildeten im Mai 1783 die Gesellschaft von Cincinnati und wählten George Washington zum Präsidenten dieser Gesellschaft. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1799 inne. Sie ist immer noch aktiv und wird durch die Nachkommen der Offiziere der damaligen Einheiten sowie durch Frankreich vertreten.
Organisation
Armeekommando und -verwaltung waren in Departements organisiert. Ihre Kommandeure wurden vom Kontinentalkongress ernannt.
- Östliches Departement für Neuengland;
- Nördliches Departement für den Großteil New Yorks;
- Hochland-Departement für die Hudson-River-Verteidigungsstreitkräfte nördlich von New York City.
- Mittleres Departement für Pennsylvania, New Jersey, Delaware und Maryland.
- Südliches Departement für Virginia und alles südlich davon.
- Westliches Departement für das Gebiet um das Alleghenygebirge von Virginia nordwärts.
- Kanadisches Departement für Kanada
Die Hauptfeldeinheit der Kontinentalarmee war das Regiment. Dieser Begriff schloss nicht nur Infanterieeinheiten (sogenannte Linien-Einheiten), sondern auch Militäringenieure und Dragoner (oder Kavallerieeinheiten) ein. Die meisten Einheiten wurden durch eine Ordnungsnummer und den Namen des Staates in dem sie aufgestellt wurden, unterschieden (zum Beispiel 3. Massachusetts). Die Regimenter wurden für größere Operationen zu Brigaden zusammengefasst und standen dann direkt unter dem Befehl des Departementskommandeurs oder des Oberkommandierenden der Streitkräfte. Ein Regiment wurde von einem Colonel angeführt. 1777 autorisierte der Kongress die Aufstellung von 16 zusätzlichen Regimentern, die nicht nach den Bundesstaaten benannt waren (Additional Continental regiments). Diese wurden üblicherweise durch den Namen des Obersten identifiziert, der es kommandierte (zum Beispiel Greysons Zusatzregiment). Vorher hatte der Kongress bereits die Aufstellung von 6 Extra Regimentern (Extra Continental regiments) genehmigt.
Das Regiment wurde aus Kompanien zusammengesetzt und hatte typischerweise sechs bis zehn Kompanien. Kompanie- und Regimentsgrößen variierten während des Krieges, aber es wurden verschiedene Versuche unternommen, einheitliche Standards einzuführen.
Dienstränge
Stand 1775[4] | ||||||||||||||
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Farbe der Schärpe über der Brust | Farbe der Kokarde am Hut | Farbe der Epauletten oder der Streifen an der rechten Schulter | ||||||||||||
General and commander-in-chief |
Major general | Brigadier general | Aide-de-camp | Colonel, Lieutenant colonel, Major |
Captain | Lieutenant, Fähnrich | Sergeant | Corporal |
Stand 1780 Gegen Kriegsende wurde eine einheitliche, blau-weiß-rote Uniform mit einer schwarz-weißen Kokarde für alle Ränge eingeführt. Offiziere trugen zusätzlich silberne oder goldene Insignien.[5] | ||||||||||||||
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General and Commander-in-Chief |
Major general | Brigadier general | Colonel | Lieutenant colonel | Aide-de-camp | Major | Captain | Lieutenant, Cornet, Ensign | Sergeant Major | Sergeant | Corporal | Private | ||
Zwei Epauletten Waffenrock mit Silber- oder Goldborten |
Zwei Epauletten | Goldene Epauletten Grüne Kokarde |
Zwei Epauletten | Eine Epaulette (Rechte Schulter) |
Eine Epaulette (Linke Schulter) |
Zwei Epauletten | Eine rote Epaulette (Rechte Schulter) |
Eine grüne Epaulette (Rechte Schulter) |
Keine Epauletten | |||||
Die wichtigsten Schlachten
Siehe auch
Literatur
- Bulletin of Army History published by the United States Army Center for Military History.
- Henry Carrington; „Battles of the American Revolution“; 1877, Promontory Press, New York; 1974 reprint: ISBN 0-88394-007-8 (englisch)
- Alan Gilbert: Black Patriots and Loyalists: Fighting for Emancipation in the War for Independence. 2012, University of Chicago Press, ISBN 978-0-226-29307-3.
- Franz Herre: Die Amerikanische Revolution. Geburt einer Weltmacht. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1976, S. 142–150, ISBN 3-462-01124-3.
- Christopher Hibbert; „Redcoats and Rebels: The American Revolution through British Eyes“; 1990, Avon Books, New York; ISBN 0-380-71544-9 (englisch)
- Curt Johnson; „Battles of the American Revolution“; 1985, Outlet; ISBN 0-517-46758-5 (englisch)
- Charles Patrick Neimeyer: America Goes to War: A Social History of the Continental Army. NYU Press, New York 1995, ISBN 978-0-8147-5780-2.
- Noel B. Poirier: Brave and Gallant Soldiers: African Americans and the Continental Army. Colonial Williamsburg Interpreter. Article for the Military and Naval History Forum at Virginia Military Institute, 2001.
- George Scheer and Hugh Rankin; „Rebels and Redcoats“; 1957, Da Capo Press, New York; ISBN 0-306-80307-0 (englisch)
- Jeffrey Shaara; „Rise to Rebellion“; 2002, Ballantine Books; ISBN 0-345-45206-2 (englisch)
- Jeffrey Shaara; „The Glorious Cause“; 2003, Ballantine Books; ISBN 0-345-42758-0 (sequel to Rise to Rebellion) (englisch)
- Friedrich von Steuben; „Baron Von Steuben's Revolutionary War Drill Manual“; 1985 Facsimile (1794), Dover Publications; ISBN 0-486-24934-4 (englisch)
- Robert K. Wright, Jr.; „The Continental Army“; 1983, United States Government Printing Office, Washington, D.C.; ISBN 0-16-001931-1 (englisch)
Einzelnachweise
- Franz Herre: 1976, S. 148–150
- Noel B. Poirier 2001, Alan Gilbert 2012.
- Franz Herre: 1976, S. 145–146
- Steven A. Bingaman (2013), The History of American Ranks and Rank Insignia, p. 11.
- "The Later Revolutionary War Era / 1780." U.S. ARMY INSIGNIA. 2018-06-09.
Weblinks
- Wright's Continental Army book online (englisch)
- A Brief Profile of the Continental Army (englisch)
- Seite der Reenactor Vereinigung Continental Army (deutsch)
Zeittafel
- 1763–1765: Großbritannien beabsichtigt durch Erhebung neuer Steuern einen Teil der Kosten für den Siebenjährigen Krieg auf die amerikanischen Kolonien abzuwälzen (Sugar Act, Stamp Act). Dies führt zu massiven Protesten der Bevölkerung die darauf u. a. mit dem Boykott englischer Waren reagiert.
- 1770: Beim "Boston Massaker" werden fünf Zivilisten von englischen Truppen getötet.
- 1773: "Boston Tea Party" als Reaktion auf die neu eingeführte Teesteuer.
- 1774: Zusammentritt des ersten Kontinentalkongresses.
- April 1775: Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, Schlacht von Lexington und Concord greifen die Minutemenmilizen englische Soldaten an. George Washington übernimmt den Oberbefehl über die neu gegründete Kontinentalarmee.
- 10. Januar 1776: Thomas Paines wegweisendes Werk für die amerikanische Revolution, "Common Sense", erscheint. Die Erlöse aus dem Buchverkauf spendet der Autor für die Aufrüstung der Kontinentalarmee.
- 4. Juli 1776: Proklamation der Unabhängigkeitserklärung d.d. zweiten Kontinentalkongress.
- 27. August 1776, Schlacht von Long Island, Niederlage der Kontinentalarmee.
- 26. Dezember 1776: Schlacht bei Trenton, nach dem Übergang der nur mangelhaft ausgerüsteten Amerikaner über den Delaware gelingt ihnen ein Überraschungsangriff auf dort verschanzte hessische Söldner, Sieg der Kontinentalarmee.
- 1777–1778: Restrukturierung der Kontinentalarmee im Winterlager von Valley Forge durch Friedrich Wilhelm von Steuben, die Grundlage dafür, dass sie in den folgenden Kämpfen der Britischen Armee standhalten konnte.
- 1777: Schlacht von Saratoga, Sieg der Kontinentalarmee.
- 6. Februar 1778: Bündnis der dreizehn Kolonien mit dem Königreich Frankreich.
- Juli 1778: Frankreich greift auf Seiten der Amerikaner aktiv in den Krieg ein.
- 1781: Bei Yorktown ergeben sich die Briten den Amerikanern und Franzosen.
- 1783: Friedensvertrag zwischen England und den neugegründeten Vereinigten Staaten, Kanada verbleibt im britischen Kolonialreich.
- 1788: Verabschiedung der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.
- 1789: Wahl George Washingtons zum ersten Präsidenten der USA.