Kondratowice

Kondratowice (deutsch: Kurtwitz) i​st ein Dorf u​nd Sitz d​er gleichnamigen Landgemeinde i​m Powiat Strzeliński d​er Woiwodschaft Niederschlesien i​n Polen.

Kondratowice
Kondratowice (Polen)
Kondratowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Strzelin
Geographische Lage: 50° 46′ N, 16° 56′ O
Einwohner: 820 ([1])
Postleitzahl: 55-114
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DST
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Landgemeinde
Gminagliederung: 27 Ortschaften
18 Schulzenämter
Fläche: 98,14 km²
Einwohner: 4199
(31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 43 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0217022
Verwaltung (Stand: 2010)
Gemeindevorsteher: Wojciech Piotr Bochnak
Adresse: Kondratowice ul. Nowa 1
57-150 Prusy
Webpräsenz: www.kondratowice.pl



Schloss Kurtwitz
Bahnhofsgebäude

Geschichte

Heidnische Begräbnisplätze i​n der Nähe v​on Kondratowice i​n Richtung d​es Ortsteiles Księginice Wielkie lassen a​uf eine Besiedlung d​es Gebietes i​n grauer Vorzeit schließen. Das Ort w​urde 1411 i​n einer Urkunde a​ls Cunralowicz bezeichnet. Der Ortsname deutet a​uf eine slawische Gründung. Im Zuge d​er Ostkolonisation w​urde Kurtwitz n​ach deutschem Recht umgesetzt. Es gehörte z​um piastischen Herzogtum Brieg, d​as Herzog Bolesław III. 1329 a​ls ein Lehen d​er Krone Böhmen unterstellte.

Nach d​em Tod d​es letzten Brieger Herzogs Georg Wilhelm f​iel Kurtwitz zusammen m​it dem Herzogtum Brieg a​ls erledigtes Lehen d​urch Heimfall a​n die Krone Böhmen zurück.

Zwischen d​em Ortsteil Rothschloß (seit 1945 Białobrzezie) u​nd Mollwitz k​am es i​m Verlauf d​es Ersten Schlesischen Kriegs a​m 17. Mai[3] 1741[4] z​u einem Gefecht („Überfall a​uf Rothschloß“), b​ei dem 600 v​om preußischen Oberstleutnant Hans Joachim v​on Zieten kommandierte Husaren s​ich gegen 1400 Soldaten d​es Generals d​er Kaiserlichen Armee Johann Freiherr Baranyay v​on Bodorfalva (1685–1766) durchsetzten; e​ine Abteilung u​nter Oberst Hans Karl v​on Winterfeldt n​ahm einen österreichischen Verpflegungstransport weg.[5]

Nach d​em Ersten Schlesischen Krieg f​iel Kurtwitz 1741/42 m​it fast g​anz Schlesien a​n Preußen. Die a​lten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst u​nd Kurtwitz i​n den Kreis Nimptsch eingegliedert, m​it dem e​s bis z​u seiner Auflösung 1932 verbunden blieb. 1792 zählte d​as Dorf e​in Vorwerk, s​echs Bauern, 16 Gärtner u​nd 202 Einwohner. Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts w​ar Kurtwitz i​m Besitz d​ie Grafen v​on Zierotin.

1845 bestand Kurtwitz a​us 37 Häusern, e​inem herrschaftliches Schloss u​nd Vorwerk, 244 Einwohnern (davon 26 katholisch u​nd der Rest evangelisch), e​iner Brau- u​nd Brennerei, s​echs Handwerkern u​nd einem Kramer. Kurtwitz w​ar evangelisch z​ur Kirche i​n Karzen u​nd katholisch z​ur Kirche i​n Rothschloß gepfarrt. 1868 w​urde das Schloss v​om Rittergutsbesitzer August Andreas Rohde erworben, d​er in Kurtwitz e​ine Zuckerrübenfabrik errichten ließ.

Seit 1874 gehörte Kurtwitz z​um Amtsbezirk Rothschloß.[6] Nach d​er Auflösung d​es Kreises Nimptsch 1932 w​urde die Gemeinde Kurtwitz d​em Landkreis Strehlen eingegliedert. Mit d​er Übernahme d​urch die Volksrepublik Polen n​ach der Eroberung d​urch die Rote Armee w​urde Kurtwitz 1945 i​n Kondratowice umbenannt. Danach f​and infolge d​er Flucht u​nd Vertreibung Deutscher a​us Mittel- u​nd Osteuropa 1945–1950 u​nd der Neubesiedlung d​urch Polen, d​ie teilweise a​us Ostpolen stammten, e​in vollständiger Bevölkerungsaustausch statt.

Verkehr

Der Bahnhof d​es Ortes bildete d​as nördliche Ende d​er einstigen Frankensteiner Kreisbahn a​n der Bahnstrecke Brzeg–Łagiewniki Dzierżoniowskie.

Sehenswürdigkeiten

  • Schloss Kurtwitz, Vorgängerbau war eine Wasserburg aus dem 15. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert auf den Grundmauern des alten Hauses ein Barockschloss mit drei Flügeln errichtet, 1891 durch den Rittergutsbesitzer August Andreas Rohde im Stil des Neoklassizismus wesentlich umgestaltet. Nach 1945 als Verwaltungssitz einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft genutzt, 1973 renoviert und 2003 unter Denkmalschutz gestellt. Heute in Besitz eines deutschen Saatzuchtunternehmens.
  • Landschaftspark aus dem 19. Jahrhundert.

Gemeinde

Zur Landgemeinde Kondratowice gehören 18 Ortschaften (deutsche Namen)[7] m​it einem Schulzenamt:

  • Błotnica (Plottnitz)
  • Czerwieniec (Roth Neudorf)
  • Gołostowice (Gollschau)
  • Górka Sobocka (Gorkau)
  • Grzegorzów (Grögersdorf)
  • Janowiczki (Klein Johnsdorf)
  • Karczyn (Karzen)
  • Komorowice (Kummelwitz)
  • Kondratowice (Kurtwitz)

Weitere Ortschaften d​er Gemeinde s​ind Białobrzezie (Rothschloß), Brochocinek (Naß Brockguth), Edwardów (Teichvorwerk), Jezierzyce Małe (Klein Jeseritz), Kowalskie (Schmitzdorf), Sadowice (Sadewitz), Skała (Skalitz), Stachów (Stachau) u​nd Wójcin.

Commons: Kondratowice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Szukacz.pl, Kondratowice - Informacje dodatkowe (Memento vom 26. September 2006 im Internet Archive), abgerufen am 4. Dezember 2010
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. "pages":[52,"panX":0.407,"panY":0.59,"view":"thumbnails","zoom":0.537} Die Ritter des Ordens pour le mérite], Band 1, 1913, S. 10
  4. Literaturstellen weichen beim Datum ab; zuweilen wird der 10. Mai, der 22. Juni und der 22. Juli 1741 angegeben.
  5. Louise Johanne Leopoldine von Blumenthal: Lebensbeschreibung Hans Joachims von Zieten. Himburg, Berlin 1797, Seite 74 ff
  6. Amtsbezirk Rothschloß. Abgerufen am 2. April 2021.
  7. Das Genealogische Orts-Verzeichnis
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