Kołbacz
Kołbacz (deutsch Kolbatz, bis 1910 Colbatz) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und gehört zur Landgemeinde Stare Czarnowo (Neumark in Pommern) im Kreis Gryfino (Greifenhagen).
Kołbacz | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Powiat: | Gryfino | ||
Gmina: | Stare Czarnowo | ||
Geographische Lage: | 53° 18′ N, 14° 49′ O | ||
Einwohner: | 1400 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 91 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZGR | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DW 120: Gryfino–Kobylanka | ||
Eisenbahn: | PKP-Bahnstrecke Posen–Stettin Bahnstation: Reptowo | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin-Goleniów | ||
Geographische Lage
Kołbacz, das alte Klosterdorf an der Płonia (Plöne), liegt zwei Kilometer östlich der Wzgórza Bukowe (Buchheide) und drei Kilometer westlich des Jezioro Miedwie (Madüsee). Durch den Ort führt die Woiwodschaftsstraße 120, die die Kreisstadt Gryfino (Greifenhagen, an der Landesstraße 31) mit Stare Czarnowo (Neumark, an der Landesstraße 3, ehemalige deutsche Reichsstraße 112) und Kobylanka (Kublank, an der Landesstraße 10, ehemalige Reichsstraße 104) verbindet. Die nächste Bahnstation ist das neun Kilometer entfernte Reptowo (Karolinenhorst) an der PKP-Bahnstrecke Posen–Stettin. Die 1898 gebaute Kleinbahnstrecke der Greifenhagener Bahnen von Finkenwalde (heute polnisch: Szczecin-Zdroje) nach Neumark (Stare Czarnowo) mit Halt in Kolbatz hat nach 1945 den Betrieb eingestellt.
Durch Kołbacz führt die touristisch attraktive Szlak Cystersów (Zisterzienserstraße).
Geschichte
Die Geschichte des Dorfes Kołbacz ist naturgemäß aufs Engste verbunden mit der Geschichte des Klosters Kolbatz. Im Jahre 1173 gründete Wartislaw Swantiboricz, Kastellan von Stettin, die Zisterzienserabtei „Mera Vallis“ im Madanzigwald. Ein Jahr später zog ein Konvent von zwölf Mönchen und zwölf Laienbrüdern unter Abt Reinhold aus dem Kloster Esrom auf Seeland in Kolbatz ein. 1535 wurde das Kloster eine herzögliche Domäne, und die Klostergebäude selbst ließen sich die Herzöge noch im 16. Jahrhundert als Jagdschloss einrichten. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche des Dorfes.
Von 1637 bis 1673 war Kolbatz ein Teil von Schwedisch-Pommern. Nach der Schwedenzeit war Kriegsrat Sydow Generalpächter von Kolbatz. 1811 kaufte Amtsrat Gaede es, und 1816 wurde der Geheime Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause Eigentümer. Danach kaufte der Staat Kolbatz zurück, und die Domäne wurde verpachtet.
Bis 1945 bildete Kolbatz eine Gemeinde in Landkreis Greifenhagen der preußischen Provinz Pommern. In der Gemeinde bestanden neben Kolbatz keine benannten Wohnplätze.[1] Die Gemeinde Kolbatz bildete mit den Gemeinden Heidchen, Hofdamm, Neumark und Seelow den Amtsbezirk Kolbatz. Während das Standesamt in Kolbatz selbst ansässig war, befanden sich Finanzamt und Amtsgericht in der Kreisstadt Greifenhagen.
Im Jahre 1925 waren in Kolbatz 543 Einwohner registriert, 1939 waren es noch 364.[2]
1945 kam Kolbatz unter polnische Verwaltung und erhielt den Namen Kołbacz. Die nicht geflüchtete deutschsprachige Bevölkerung wurde vertrieben und durch polnische Neusiedler ersetzt. Kołbacz ist heute ein Ortsteil der Gmina Stare Czarnowo im Powiat Gryfiński in der Woiwodschaft Westpommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stettin). Die Einwohnerzahl stieg bis 1970 auf 440 und beträgt heute 1400.
Kirche
Kirchen-/Pfarrgemeinde
Seit der Reformation ist die St. Marien-Klosterkirche die Pfarrkirche des Dorfes. Die Bevölkerung war bis 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Kolbatz war „Vereinigte Muttergemeinde“ zu Neumark (heute polnisch: Stare Czarnowo), wo das Pfarramt seinen Sitz hatte. Zum Kirchspiel Neumark gehörte außerdem noch die Kirchengemeinde Dobberphul (Dobropole Gryfińskie), lange Zeit auch Seelow (Żelewo).
Im Jahre 1940 gehörten zur Kirchengemeinde Kolbatz 770 Gemeindeglieder von 2060 in der gesamten Parochie. Sie war Teil des Kirchenkreises Kolbatz (Sitz zuletzt in Neumark) im Westsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Emil Priewe, der auch das Superintendentenamt bekleidete.
Seit 1945 ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung von Kołbacz katholischer Konfession. Die Pfarrkirche, bis dahin mehr als 400 Jahre evangelisches Gotteshaus, wurde am 20. Oktober 1945 umgewidmet und trägt seither den Namen „Kościół pw. Najświętszego Serca Pana Jezusa“. Filialkirchen sind Dębina (Hofdamm) und Żelewo (Seelow). Heute hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zur Pfarrei der St. Trinitatiskirche in Stettin in der Diözese Breslau der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche.
Kirchenkreis/Dekanat
Der evangelische Kirchenkreis Kolbatz, der bis 1945 bestand, umfasste etwa den Bereich der früheren Klosterdörfer sowohl im Landkreis Greifenhagen als auch im Landkreis Pyritz. Es gab 1940 insgesamt 16 Pfarrstellen, deren Amtsinhaber 36 Kirchengemeinden mit insgesamt 24.262 Gemeindegliedern versorgten.
Nach 1945 errichtete die Römisch-katholische Kirche in Polen das Dekanat Kołbacz, das zum Erzbistum Stettin-Cammin gehört. Ihm sind die sechs Pfarreien Bielice (Beelitz), Kobylanka (Kublank), Kołbacz, Ryszewko (Klein Rischow), Stare Czarnowo (Neumark) und Żabów (Sabow) zugeordnet.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Wilhelm von Dönniges (1814–1872), deutscher Historiker und Diplomat im Dienste des Königreichs Bayern
Mit dem Orte verbunden
- Friedrich Wilhelm Krause (1765–1840), deutscher Kaufmann und Reeder, war seit 1816 Eigentümer des Gutes Kolbatz (mit Hofdamm und Heidchen) und verstarb am 23. Dezember 1840 in Kolbatz
- Karl von Scheven (1882–1954), deutscher evangelischer Theologe und späterer Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, war von 1924 bis 1928 Pfarrer der Kirchengemeinden Neumark, Kolbatz und Dobberphul
Literatur
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 119–120, Nr. (2).
- Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3, S. 178–180.
- Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 1, Stettin 1903.
Weblinks
- Kolbatz beim Heimatkreis Greifenhagen
Einzelnachweise
- Gemeinde Kolbatz im Informationssystem Pommern.
- Michael Rademacher: Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .