Klosterkirche St. Marien (Osterholz)
Die Klosterkirche St. Marien in Osterholz-Scharmbeck, Stadtteil Osterholz (Landkreis Osterholz) wurde im 12. Jahrhundert als Basilika im romanischen Stil errichtet. Zusammen mit dem 1562 erbauten Gemeindehaus dient sie der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Marien im hannoverschen Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck im Sprengel Stade als Kirche und Versammlungsort.
Geschichte
Das Kloster (im) Osterholz wurde 1182 durch den Bremer Erzbischof Siegfried I. von Anhalt gegründet. Sein Nachfolger Hartwig II. von Utlede übertrug 1185 dem Kloster auch das Patronat über die Kirchengemeinde in Scharmbeck. Den eigentlichen Aufbau organisierte bis 1184 Propst Eylhard, ein Mönch des Benediktinerklosters St. Paul vor Bremen.
Das Kloster wurde 1197 dem Patrozinium der Jungfrau Maria unterstellt und mit der Börde Scharmbeck belehnt. Dieses Recht auf Belehnung stellte eine Art „Lizenzierung“ des Klosters durch Rom dar, was der Papst im Jahre 1507 mit der Anerkennung von Johann Widdenbrücke als Propst über das Kloster untermauerte. Das Kloster scheint anfänglich ein Doppelkloster für Männer und Frauen gewesen zu sein, wurde dann aber ab 1202 nur noch als Nonnenkloster bezeichnet.
Abgabepflichtig war die Börde Scharmbeck seit langem, aber mit den Herren des (späteren) Gutes Sandbeck gab es immer wieder Unstimmigkeiten. Deshalb wurde 1513 das Kloster noch einmal in einem offiziellen Akt mit den Sandbeckern belehnt. An einem Sonntag (Laetare) lud deshalb der Propst Johann Widdenbrügge ins Kloster ein. Als Zeugen erschienen der Bürgermeister von Bremen, Marten Heyenbroch, die Gutsherren Warner von der Hude und die Gutsherren Gebrüder Cordt. Damit unterstrich der Erzbischof von Bremen, wer in der Region die weltliche Macht ausübte; eine Verweigerung hätte den Beginn einer Fehde bedeutet und die Sandbecker hätten wohl ihr Lehen verloren, weshalb sich Just von Sandbeck vor seinem Gefolge dem Kloster verpflichtete. Allerdings konnten damit die Konflikte nicht endgültig beendet werden.
- Nordseitenschiff und Nordquerhaus
- Christopherus und verschlossener niedriger Apsisbogen im Südquerhaus
1515 plünderte der Bremer Erzbischof Christoph von Braunschweig-Lüneburg, der auch Bischof von Verden war, das Kloster. Da in Bremen Heinrich von Zütphen bereits 1522 die lutherische Lehre bekannt machte, breitete sich die Reformation auch im Osterholzer Kloster aus. 1537 befanden sich evangelische und katholische Nonnen im Kloster; 1550 wurde es dann endgültig lutherisch. Dies erfolgte vor dem Hintergrund des Schmalkaldischen Krieges, in dem 1547 Kaiser Karl V. eine Armee nach Norddeutschland schickte, um den status quo der katholischen Herrschaft wiederherzustellen. Das misslang allerdings größtenteils, denn die kaiserlichen Truppen wurden in der Schlacht bei Drakenburg im Norden von Nienburg durch den Grafen von Mansfeld geschlagen und Karl V. konnte diese Niederlage nicht mehr durch einen weiteren Feldzug im Norden ausgleichen.
Das Kloster erhielt umgehend seinen ersten lutherischen Propst und die benachbarte Kirche St. Wil(l)had(i) in Scharmbeck wurde mit einem lutherischen Geistlichen besetzt, da die Gefahr einer Einquartierung kaiserlicher Truppen von da an nicht mehr bestand. 1562 wurde das ebenfalls erhaltene Gemeindehaus errichtet.
Als im Dreißigjährigen Krieg die Dänen im Jahre 1626 Norddeutschland verließen und Stade räumten, drangen katholische Verbände in die Osterholzer Geest vor und die protestantischen Nonnen des Klosters flohen am 28. Mai 1630 vor den Pappenheimern, da diese 1629/30 einige Höfe in der Region verwüstet hatten. In der Folge wurde das Kloster zunächst katholisch belegt, 1633 mit der Ankunft den Schweden jedoch wieder protestantisch.
Am 16. Mai 1630 hatte das Kloster noch Bilanz gezogen: es war bis dahin fünfmal ausgeplündert worden, der goldene Becher für den Gottesdienst war verloren.
Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde Christine von Schweden das Gebiet zwischen Bremen, Verden, Weser und Elbe zugesprochen. Da die Bistümer Bremen und Verden als Reichslehen abgetreten wurden, war die Aufhebung des Klosters 1650 eine Folge dieses Friedens.
Architektur
Ab 1186 wurde die 1197 geweihte Kirche zunächst als Gewölbebasilika im gebundenen System errichtet. Sie hatte eine Hauptapsis am Chor und an jedem Querhausarm hing östlich eine Nebenapsis. Die rundbogigen Kreuzgratgewölbe der hohen Raumteile des romanischen Baues sind erhalten. Als Benediktinerinnenkirche erhielt sie eine Nonnenempore und einen stattlichen zweitürmigen Westbau.
Nach einem schweren Brandschaden von 1345 wurde die Kirche zur zweischiffigen Hallenkirche umgebaut. Das Südseitenschiff und die Apsiden wurden abgetragen. Der Chor wurde um ein Joch verlängert und das Nordseitenschiff durch das heutige breitere von der Höhe des Mittelschiffs ersetzt. Die Empore im Seitenschiff ist deutlich jünger als die Nonnenempore.
Unter Leitung des Moorkultivators und gelernten Zimmermanns Jürgen Christian Findorff wurde die Kirche 1762–1764 grundlegend saniert und dabei äußerlich stark verändert. Ergebnis sind die heutigen Walmdächer und das östliche Südportal. Dabei wurden an vielen Stellen neue Backsteine in mittelalterlichem Format verwendet. Die großen gotischen Nordfenster verloren ihr Maßwerk. Der Südturm wurde abgebrochen und mit dem Mittelteil des Westbaus unter einem Satteldach vereint.
Ausstattung
Der große Kanzelaltar aus Holz ist schwarz-grau marmoriert, mit seitlichen Gemälden von Mose und Johannes dem Täufer, den Vertretern des Alten und Neuen Testaments. Er stammt aus der Umbauzeit Findorffs. Davor auf drei Putten ein Taufbecken, Anfang 18. Jahrhundert. Im Chorbogen hängt ein spätgotisches Triumphkreuz. An der linken Chorwand das aufwändige Epitaph einer Äbtissin, um 1620, mit reicher Knorpelstildekoration. Hoch an der Stirnwand des Seitenschiffs hängt das Epitaph der Margarete Landtwehr von 1693. Die Reste eines mittelalterlichen Chorgestühls sind neu zusammengesetzt. An der Ostwand des Südquerhauses zeigt eine monumentale, in jüngerer Zeit freigelegte Wandmalerei den Hl. Christophorus mit einem Stifter, nach 1345. Um das Jahr 2000 sind zwei Reliefs, die zuvor außen an den östlichen Stützpfeilern der Witterung ausgesetzt waren, ins Innere versetzt worden: Im Westen, an der Nonnenempore, ist jetzt das Relief eines Christuskopfes, vielleicht ursprünglich ein Schlussstein, wohl aus der Umbauzeit nach 1345, eingelassen. An der nördlichen Langhauswand sieht man das Steinrelief des Gekreuzigten mit Maria und Johannes über zwei Spitzbögen mit knieenden Stifterfiguren, ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert. In die verbliebenen Leerstellen am Außenbau wurden 2001 Bronzereliefs gleicher Thematik des Worpsweder Bildhauers Waldemar Otto eingelassen. Zur Zeit (Stand 2022) sind acht bronzene Figurengruppen eines Kreuzwegs von der Hand desselben Künstlers im Südquerhaus aufgestellt.
Name Osterholz
Der Name Osterholz kommt im Bremer Umland dreimal vor, außer für den Ort dieses Klosters auch für den Bremer Stadtteil Osterholz, ein ehemaliges Dorf, bei dem die Kleine Wümme als Holter Fleet beginnt, und für einen Weiler oberhalb des Geestrandes im östlichen Gemeindegebiet der Stadt Syke.
Im Wesentlichen gibt es zwei Theorien über die Herkunft des Begriffs Osterholz. Beide sind insofern identisch, da sie „-holz“ mit Wald bzw. Gehölz gleichsetzen.
Die erste These übersetzt die Vorsilbe „Oster-“ als Himmelsrichtung. So sieht es 1718 auch der Heimatforscher Georg von Roth. Da der Wald ursprünglich bis an das sumpfige Wiesengelände der Hamme heranreichte, die Moore damals rund 1/3 der Fläche einnahmen und die Osterholzer Geest von Anfang an eher weniger Waldbestände aufwies, erscheint die Bezeichnung östlicher Wald aus Sicht des 860 als königliches Lehen erwähnten Hofes Liastmona nachvollziehbar, den Wald als eine wichtige Rohstoffquelle so zu bezeichnen. Für das Kloster ist die Verwendung der Stämme aus dem Osterholzer Wald nachgewiesen, vermutlich steht das Kloster selbst auf ehemaligem Waldboden, der heutige Restwald wird als „Klosterholz“ bezeichnet.
Die zweite These sieht die Herkunft von „Oster-“ abgeleitet von der germanische Göttin Ostara, deren Existenz in der germanischen Mythologie allerdings sehr umstritten ist, und es gibt bis heute keinerlei archäologische oder sonstige Beweise bzw. Indizien über Opferstätten im Stadt- und Kreisgebiet für irgendeine der asischen Gottheiten. Insofern steht die Ostara-These auf schwachen Füßen.
Literatur
- Hans-Heinrich Jarck (Bearbeiter): Urkundenbuch des Klosters Osterholz. 1162–1651 (= Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter. 5 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. 37). Lax, Hildesheim 1982, ISBN 3-7848-3014-5.
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen-Niedersachsen (1992), ISBN 3-422-03022-0, S. 1071–1073
Weblinks
- Beschreibung von Kloster Osterholz auf der Niedersächsischen Klosterkarte des Instituts für Historische Landesforschung