Kleine Wümme
Die Kleine Wümme ist ein linker Zufluss der Wümme in Bremen. Ihr Flusslauf wurde schon seit dem 12. Jahrhundert durch die landwirtschaftliche Erschließung des Hollerlandes verändert. Mit der Wohnbebauung der Vahr im 20. Jahrhundert schließlich gingen Teile des Verlaufs in der Kanalisation auf. An anderen Stellen wurden neue Fleete angelegt. Der gleich gebliebene Teil der kleinen Wümme zwischen Horn-Lehe und der (großen) Wümme wäre ohne die auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Siele im Wümmedeich ein Tidengewässer. Heute regelt der Bremische Deichverband am rechten Weserufer Wasserstände und Strömungen.
Kleine Wümme | ||
Die Kleine Wümme im Blockland | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 49476 | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Wümme → Lesum → Weser → Nordsee | |
Holter Fleet (nicht klassifiz. Oberlauf) |
Alt-Osterholz, südöstlicher Ortsrand 53° 3′ 13″ N, 8° 56′ 56″ O | |
Quellhöhe | 8 m ü. NHN[1] | |
Mündung | bei Dammsiel in die Wümme 53° 9′ 29″ N, 8° 46′ 36″ O | |
Mündungshöhe | 1 m ü. NHN[1] | |
Höhenunterschied | 7 m | |
Sohlgefälle | 0,43 ‰ | |
Länge | 16,4 km[1] (um 1800 wie auch neuer Verlauf) | |
Linke Nebenflüsse | Heufeldfleet, Verbindungsgraben Achterkampsfleet, Achterkampsfleet, Mittelkampsfleet, Vahrer Fleet, Verbindungsgraben Munte, Riensberger Abzugsgraben, Stadtwaldgraben, Torfkanal, Hemmstrassenfleet, Waller Fleet, Smidts Graben | |
Rechte Nebenflüsse | Holter Fleet, Graben an der Villacher Straße, Fesenfelds Graben, Schorfmannsgraben, Mittlerer Zuggraben, Sinningsgraben, Westlicher Zuggraben |
Flusslauf
Historisch zwei Oberläufe
Eine der frühesten Darstellungen der Kleinen Wümme findet sich in einer Karte der Unterweser kurz vor Mitte des 17. Jahrhunderts, darin fließt sie südwestlich an Osterholz, der Vahr und Horn vorbei. In den Karten der Bremer Landesaufnahmen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts gibt es zwei Oberläufe. Das Quellgewässer des südlichen war das heutige Holter Fleet beim alten Ortskern von Osterholz. Flussabwärts war der Verlauf auf etwa 5 km begradigt und Teil der Landwehr um das Hollerland. Das erste Teilstück verlief südlich neben der Holter Straße (heute Sebaldsbrücker Heerstraße). Nach der Sebaldsbrücke, die Hastedt mit Osterholz verband, folgte das Gewässer der Vahrer Landwehr (heute Vahrer Straße, In der Vahr und Bürgermeister-Spitta-Allee), wo es in der Karte des Dorfes Hastede von 1804 als Kleine Wümme eingetragen ist. Der nächste Abschnitt ist heute unter der Villenbebauung um die Straße Alten Eichen verschwunden. Der nördliche Oberlauf entsprang im Norden des heutigen Osterholzer Friedhofs und floss (um 1800) als begradigtes Fleet entlang des Achterdiek und der Achterstraße, zu der damals auch die heutige Berckstraße zählte. Beide vereinigten sich westlich der Horner Kirche.
Veränderungen
Mit dem Bau der sog. Blocklandautobahn zwischen den Anschlussstellen Bremen Ost (heute Bremen-Sebaldsbrück) und Lesum 1933 bis 1937 wurde der nördliche Oberlauf beim Schorf (vormals östlicher Teil der Berck- bzw. Achterstraße) durchtrennt und das parallel laufende Fleet am Achterdiek bei der Autobahnabfahrt Bremen-Mitte (heute Bremen-Vahr) angelegt. Als Ersatz wurde ein neues Fleet westlich neben der Autobahntrasse vom Achterdiek oberhalb zur Berckstraße unterhalb verlegt. Anfang der 1950er Jahre wurde die Verbindung vom Holter Fleet zur Verknüpfungsstelle des Heufeldsfleets mit dem Fleet am Achterdiek hergestellt. So entstand ein neuer Oberlauf der Wümme von Alt-Osterholz zur Berckstraße. Nach 1970 wurde der westliche Teil des Oberlaufs von der Berckstraße südwärts an die Grenze zwischen Botanischen Garten und Rhododendronpark verlegt.
Heutiger Oberlauf
Das Holter Fleet hat heutzutage eine Pseudobifurkation: Östlich seines Scheitelbereichs in der Nähe der Straße Ehlersdamm fließt es in Richtung Osterholzer Landwehr, und westlich zur Südwestecke des Osterholzer Friedhofs. Nach Unterquerung der Sebaldsbrücker-/Osterholzer Heerstraße wird es zur Kleinen Wümme und fließt am Westrand des Friedhofs nach Norden. Vor 200 Jahren war hier weder ein Friedhof noch ein Fleet. Das Vahrer Fleet ist also nicht mehr Teil der Kleinen Wümme. Von der Ludwig-Roselius-Allee bis zur Autobahnauffahrt Bremen-Vahr verläuft sie neben dem Achterdiek, hier ist das Fleet alt. Der nächste Gewässerabschnitt, westlich neben der Autobahn, ist nicht älter als diese. Dann fließt die Kleine Wümme in Form eines recht neuen, schnurgeraden Fleets in Ost-West-Richtung durch den Botanischen Garten und Allmerspark. Vom Schulzentrum Ronzelenstraße bis zur Horner Heerstraße unterirdisch geführt, fließt sie südlich der Horner Kirche zum alten Vereinigungspunkt. Das Erkennen des heutigen Flusslaufs im amtlichen Stadtplan ist dadurch erschwert, dass einige Fließrichtungen falsch markiert sind.
Mittellauf
Wieder zutage tritt die Kleine Wümme bei der Horner Kirche. Allerdings ist sie entlang von Achterstraße und Wetterungsweg (um 1800 noch zur Achterstraße gerechnet) wiederum stark begradigt. Kurz vor der Unterquerung der Parkallee bei der Munte gibt es am linken Ufer Anleger und Bootshäuser mehrerer Paddel- und Kanuclubs. Beim Wetterungsweg bildet die Kleine Wümme die Grenze zwischen dem historischen Gebiet der Bürgerviehweide und dem Wetterung genannten östlichsten Teil des Blocklandes. Im Bremer Weidebrief wird hier ein Gewässer namens Coclake als hintere Grenze der Weide festgelegt. Der Name lässt auf einen flachen See schließen, darf aber nicht mit Stadtwaldsee (Unisee) verwechselt werden, einer im 20. Jahrhundert beim Autobahnbau entstandenen Sandkuhle.
Stadtwald und Weidedammgebiet am linken Flussufer sind ehemalige Teile der Bürgerweide.
Beim Müllheizkraftwerk läuft die Kleine Wümme über den Gerkenstau. Der lag ursprünglich flussabwärts des Anschlusses der Neuen Semkenfahrt. So war der Neue Torfkanal von der Wümme bis zum Findorffer Torfhafen mit ausreichendem Wasserstand durchgängig befahrbar. Mit der Anlage des Mischwasserzuleiters beim Heizkraftwerk wurde das Wehr allerdings flussaufwärts gelegt, in die Nähe des Hochschulrings. So kann Wasser aus diesem Zuleiter ungehindert zum Schöpfwerk Wasserhorst fließen. Inzwischen hat dieser Zuleiter allerdings nur noch die Funktion eines Überlaufs für Wetterereignisse mit massivem Anfall von Oberflächenwasser. Im Normalbetrieb wird das Abwasser (leider Mischwasser) aus den Bremer Stadtteilen rechts der Weser außer Vegesack und Blumenthal heutzutage unter der Weser hindurch zum Klärwerk Seehausen gepumpt.[2]
Unterlauf
Jenseits der Autobahn 27 verläuft die Kleine Wümme durch das Blockland und weist hier noch viel von ihrer natürlichen Schlängelung auf. Heutzutage hat sie allerdings in diesem Abschnitt so gut wie keine Strömung mehr. Ihren Windungen folgt zur Rechten seit dem 12. Jahrhundert die Blocklander Hemmstraße und schließlich zur Linken die Waller Straße. Zwischen diesen kleinen Straßen und dem Fluss gibt es Kleingärten und Feldgehölze. Jenseits der Straßen liegen auf Wurten mehrere Bauernhöfe sowie eine nicht mehr bewohnte Wurt.
Dammsiel
An der Mündung der Kleinen Wümme in die Wümme verhindert das Dammsiel das Eindringen der Gezeitenströme und anderer Hochwasser ins Blockland. Seine erste Erwähnung datiert aus dem Jahr 1400. Der von den Sieltoren gesicherte Durchlass waren groß genug für die Kähne, mit denen seinerzeit in der Wümmeniederung der größte Teil des Verkehrs bewältigt wurde. Die Durchfahrt war aber nur bei Ebbe möglich, solange die Sieltore offen standen. Nachdem es mehrfach geschehen war, dass ungeduldige Schiffer bei Wümmehochwasser die Tore aufgebrochen hatten, mit entsprechenden Schäden für die Landwirtschaft, wurde 1808 ein Schiffsüberzug mit Winde und Schlickbahn eingerichtet. 1835 erhielt der Pächter des Überzugs die Erlaubnis, eine Schankwirtschaft zu betreiben. Als 1896 eine grundlegende Erneuerung des Siels erforderlich wurde, nutzte man die Gelegenheit, eine Schachtschleuse einzubauen. Ihren gegenwärtigen Zustand erhielt die Schleuse 1990/91. Seither hat sie Hubtore und damit keine Sielfunktion mehr. Hydrologisch betrachtet ist die Mündung des Flusssystems der Kleinen Wümme heute also das Schöpfwerk Wasserhorst.
Zuflüsse und Abflüsse
Zu den linken Zuflüssen gehörte die Gete, an die heute der Straßenname ‚An der Gete‘ erinnert. Erhalten sind das 1824–1826 zum Torfkanal ausgebaute Fleet entlang des Weidedamms und das Waller Fleet (GKZ 494762). Von Osten mündete ein Fleet entlang der ‚Wasserstraße‘ (heute Schorf, Berckstraße und nördlicher Teil der Riensberger Straße) als Vereinigung mehrerer von Südosten nach Nordwesten verlaufender Fleete, die als Mittelkampsfleet, Achterkampsfleet und Rockwinkeler Achterkampsfleet das Gebiet zwischen Vahrer Fleth und Achterndiek, sowie einen Teil der Feldmark zwischen Achterdiek und ‚Rockwinkler Straße‘ (heute ‚R. Heerstraße‘ und ‚R. Landstraße‘) entwässerten, heute das Gebiet von Nedderland, Achterdiekpark, Büropark, Achterdieksee.
Schon seit dem 13. Jahrhundert wurde die Kleine Wümme vom Kuhgraben (1277 ‚Cograve‘) gekreuzt, was sowohl den Zufluss von Weserwasser aus dem Dobben verkürzte als auch den Abfluss in die Wümme durch das Kuhsiel ermöglichte (GKZ 49472). Eine weitere Querverbindung zur Wümme ist seit dem 19. Jahrhundert die (Neue) Semkenfahrt (GKZ 49474).
Die heutige Abzweigung in das Maschinenfleet wurde erst angelegt, als 1862–1864 das Schöpfwerk Wasserhorst[3] gebaut wurde (GKZ = DE: 49492). Funktionell ist das Maschinenfleet aber kein Zweigarm mehr, sondern mit 97,3 % (Durchschnitt von 2002 bis 2013) des Abflusses der eigentliche Unterlauf. Die restlichen 2,7 % wurden vom Schöpfwerk Kuhsiel in die Wümme gepumpt.
Nebenflüsse
Alle Zuflüsse im Flusssystem der Wümme in der Liste der Zuflüsse der Wümme
Bilder
- Holter Fleet an der Osterholzer Dorfstraße
- Holter Fleet am Rand von Alt-Osterholz
- Kleine Wümme am Osterholzer Friedhof
- Kleine Wümme vor der Ludwig-Roselius-Allee
- Kleine Wümme und Achterndiek an der A27
- Kleine Wümme am Botanischen Garten
- Kleine Wümme hinter der Horner Kirche
- Kleine Wümme an der Achterstraße
- Bootshäuser und Achter-
straße bei der Munte - Mittelstreifen der Vahrer Straße mit Vahrer Fleet
- Alte Kleine Wümme am Rotdornpfad
- Altes Schöpfwerk Wasserhorst (bis 1987)
Grundlagen
- Bremische Landesaufnahme 1794 – 1809 von C. A. Heineken, Verfügbar im Staatsarchiv Bremen als Nachdruck: Hans Dörries (Hg.), Bremische Landesvermessung 1790–98:
- Tafel 14: Karte der Gohgrafschaft Hollerland, 1796
- Tafel 11: Karte des Dorfes Hastede, 1804
- Tafel 15: Karte des Dorfes Horn, 1806
- Tafel 18: Karte des Dorfes Rokwinkel, 1805