Klaus Voormann
Leben
Voormann studierte in Hamburg an der Meisterschule für Gestaltung und arbeitete als grafischer Designer und Illustrator, als er 1960 im Hamburger Kaiserkeller die Beatles kennenlernte und gemeinsam mit Astrid Kirchherr einer ihrer besten Freunde wurde. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit der Gruppe wird er mitunter auch als „fünfter Beatle“ bezeichnet. Er kaufte Ende 1961 den Bass des Beatles-Bassisten Stuart Sutcliffe, als sich dieser aus der Musik zurückzog und in Hamburg blieb. Als die Beatles weltberühmt wurden, blieb er mit ihnen verbunden, zumal er 1964 ebenfalls nach London zog. Hier gründete er seine eigene Beat-Band The Eyes, aus denen später Paddy, Klaus and Gibson wurden. In dieser Zeit spielte er in verschiedenen Clubs der Star-Club-Kette, u. a. in Hamburg und Bielefeld. Ab 1966 spielte er Bassgitarre bei Manfred Mann und begann so neben seiner Grafiker- auch eine Musikerkarriere.
1966 entwarf Voormann während seiner Londoner Zeit das Cover für das Beatles-Album Revolver, auf dem er auch selbst am rechten Rand der Titelcollage zu sehen ist und für das er 1967 einen Grammy für das beste Schallplattencover erhielt. Die Zeitschrift Hörzu vertrieb die Platte anfangs in Deutschland und platzierte ihr Logo im Zentrum des Covers. Voormann war aber nie Layouter der Hörzu, wie oft fälschlich angenommen wird. Das Cover wurde 2011 von den Rolling-Stone-Lesern unter die zehn „besten aller Zeiten“ gewählt.[2]
Voormann entwarf auch das Cover für die Bee-Gees-Alben Bee Gees 1st (1967) und Idea (1968). Die Einflüsse auf seinen Stil sind vielfältig; eine wichtige Rolle spielen Max Liebermann und expressionistische Maler wie George Grosz.
Die Freundschaft zu den Beatles führte dazu, dass er bei zahlreichen Soloprojekten von John Lennon, Ringo Starr und George Harrison den Bass spielte und zu einem international gefragten Studiomusiker avancierte. So war er u. a. Gründungsmitglied von John Lennons Plastic Ono Band und war an solchen LPs wie Imagine, Ringo oder All Things Must Pass und dem Concert for Bangla Desh beteiligt. Außerdem spielte er auf Lou Reeds Album Transformer als Bassist mit. Als Studiobassist hat er unter anderem auch mit Carly Simon (das Bass-Intro von You’re So Vain stammt von ihm), Harry Nilsson, Randy Newman und B. B. King gearbeitet. Zeitweise lebte er in der Nähe von Los Angeles.
1979 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Musikproduzent. Sein erster Erfolg wurde die bis dahin völlig unbekannte Band Trio. Er produzierte mit ihr einen der größten Hits der Neuen Deutschen Welle: Da Da Da. Außerdem arbeitete er mit Künstlern wie Marius Müller-Westernhagen, Nena und Heinz Rudolf Kunze zusammen.
Mitte der 1990er Jahre war er für die Cover-Gestaltung der Beatles-Anthology zuständig. Auch mit Paul McCartney blieb er nach Auflösung der Beatles freundschaftlich verbunden und schuf 1999 einige Grafiken für dessen Album Run Devil Run.
Für die Münchener Freiheit gestaltete er 1998 das Cover für das Album Schatten.
Am 29. November 2002 nahm er am Gedenkkonzert für George Harrison teil, das in der Royal Albert Hall in London stattfand. Dort spielte er bei den Stücken All Things Must Pass und Wah Wah den Bass.
2003 veröffentlichte er sein Buch Warum spielst du „Imagine“ nicht auf dem weißen Klavier, John?. Voormann schildert darin seine Zeit mit den Beatles, aber auch zahlreiche andere Begegnungen und das Leben in der internationalen Musikszene.
Klaus Voormann kreierte auch das Cover zum Album Scandinavian Leather der norwegischen Death-Punk-Band Turbonegro, das 2003 erschien.[3] Inzwischen hat er über 100 Album-Cover entworfen.
Zum 40. Jubiläum des Erscheinens von Revolver im Jahr 2006 gestaltete Voormann abermals das Cover einer offiziellen Jubiläumsedition, das aber bislang unveröffentlicht blieb.
50 Jahre nach der Gründung der Beatles widmete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am 22. Mai 2010 den „Fab Four“ seine Titelgeschichte.[4] Den Titel gestaltete Klaus Voormann, wobei er sich stilistisch an das Cover des Albums Revolver anlehnte.[5]
2009 erschien Voormanns erstes Soloalbum A Sideman’s Journey, auf dem viele seiner alten Weggefährten, die er als „Sideman“ auf ihrer „Journey“ begleitete, mitwirken, wie zum Beispiel Paul McCartney, Ringo Starr oder The Manfreds. Das Album erreichte in Deutschland Platz 26 der Album-Charts. Im September 2010 wirkte er bei dem MTV-Unplugged-Konzert von Mando Diao mit, das im November 2010 veröffentlicht wurde.
In starker Anlehnung an das Revolver-Cover gestaltete Klaus Voormann 2012 das Artwork für das Album Who is jo King? der Band Fools Garden. Am 22. September 2012 wurde ihm im Rahmen des 32. Lahnsteiner Bluesfestivals der nach Louis Armstrong benannte Bluespreis „Blues-Louis“ verliehen.[6]
Im April 2018 wurde Voormann bei der Echoverleihung mit dem ECHO für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Laudator war Wolfgang Niedecken, mit dem Voormann auch den Song Mighty Quinn einspielte.[7] Wenige Tage später gab er den Preis aus Protest gegen die umstrittene Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang zurück.[8]
Am 11. Juni 2018 trat Voormann im Rahmen eines Konzerts von Ringo Starr im Hamburger Stadtpark als Überraschungsgast mit Ringo Starr and His All-Starr Band auf.[9]
Klaus Voormann lebt zusammen mit seiner Frau Christina, seinem Sohn und seiner Tochter am Starnberger See[10] in der Nähe von München.
Buchveröffentlichungen
- Mit Astrid Kirchherr und Ulf Krüger: Hamburg Days. Mit einem Vorwort von George Harrison. Genesis Publications, Guildford 1999, ISBN 0-904351-72-6.
- Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John? Heyne, München 2003, ISBN 3-453-87313-0.
- Four Track Stories. München 2005. (deutsch, englisch)
- Drawings & More – 1960–2010. Limited Edition Of 500, Handsigned and numbered by Klaus Voormann, Seeshaupt 2010. (deutsch, englisch)
Filmografie
- Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag, US-Kinofilm (1980), Rolle „Von Schnitzel“
- All You Need Is Klaus, Dokumentarfilm Deutschland 2009 – Eine Reise durch das Leben des Klaus Voormann, Regie: Jörg Bundschuh[11]
Auszeichnungen und Nominierungen
- 1967: Grammy Award for Best Recording Package in der Kategorie Bestes Album-Cover, Grafik (Best Album Cover, Graphic Arts) für das Album Revolver von den Beatles
- 1973: Grammy Award für Album des Jahres (Album of the Year) für das Livealbum The Concert for Bangla Desh (zusammen mit George Harrison, Billy Preston, Bob Dylan, Eric Clapton, Leon Russell, Ravi Shankar, Ringo Starr und Phil Spector)
- 2011: Nominierung für den Grammy Award in der Kategorie Bestes Paket als Box oder limitierte Ausgabe (Best Boxed or Special Limited Edition Package) für A Sideman's Journey (Limited Collector's Super Deluxe Box Set) von Voormann & Friends
Literatur
- Thorsten Knublauch, Axel Korinth: Komm, Gib Mir Deine Hand – Die Beatles in Deutschland 1960–1970. Books on Demand, 2008, ISBN 978-3-8334-8530-5.
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Voormann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Klaus Voormann
- Kerstin Hilt: Interview mit Klaus Voormann, dem „fünften Beatle“. Planet Wissen, 5. Mai 2006, archiviert vom Original am 25. Juni 2010; abgerufen am 12. Januar 2018.
- Klaus Voormann in der Internet Movie Database (englisch)
- Klaus Voormann bei Discogs
- "Ich wäre besser gewesen als Paul."
Einzelnachweise
- Chartquellen: DE
- Readers Poll: The Best Album Covers of All Time: 7. The Beatles, ‘Revolver’. RollingStone, archiviert vom Original am 29. Juni 2011; abgerufen am 12. Januar 2018 (englisch).
- Plattencover von Klaus Voormann. In: SWR1 (Hrsg.): swr.online. (swr.de [abgerufen am 21. Juli 2018]).
- Philipp Oehmke, Tobias Rapp: Ein Jahrzehnt für die Ewigkeit. In: Der Spiegel. Nr. 21, 22. Mai 2010 (spiegel.de [abgerufen am 21. Juli 2018]).
- Hausmitteilung: Betr.: Titel. In: Der Spiegel. Nr. 21, 22. Mai 2010 (spiegel.de [abgerufen am 21. Juli 2018]).
- Christian Pfarr: Blues-Louis für … Klaus Voormann. Lahnsteiner Bluesfestival, archiviert vom Original am 11. Februar 2013; abgerufen am 12. Januar 2018.
- ECHO 2018: Den Lebenswerk-ECHO für Musikerlegende Klaus Voormann, abgerufen am 12. April 2018.
- Wegen Preis für Kollegah und Farid Bang – Nächster Künstler gibt Echo zurück, Spiegel Online, 16. April 2018
- Manfred Papst: Der älteste Freund der Beatles. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Oktober 2010, abgerufen am 27. Oktober 2012.
- All You Need Is Klaus. programm.ARD.de, 21. Oktober 2012, abgerufen am 12. Januar 2018.