KkStB 30
Bei den Dampflokomotiven der kkStB-Reihe 30 handelt es sich um Maschinen, die speziell für den Betrieb auf den Innenstadtstrecken der Wiener Stadtbahn entwickelt wurden, wo sie Züge aus bis zu zehn der zugehörigen Stadtbahnwagen bespannten.
kkStB 30 BBÖ 30 / GKB 30 ÖBB 90 | |
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Werksfoto der 30.01 im Fotoanstrich (1895) | |
Nummerierung: | kkStB 30.01–99, 101–114 BBÖ 30.01–99, 101–114 GKB 30.xx–xx ÖBB 90.01–33 (mit Lücken) |
Anzahl: | 113 |
Hersteller: | Floridsdorf, Wr. Neustadt, StEG |
Baujahr(e): | 1895–1901 |
Ausmusterung: | bis 1957 |
Bauart: | 1’C1’ n2vt |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge: | 11.334 mm |
Höhe: | 4570 mm |
Gesamtradstand: | 7700 mm |
Dienstmasse: | 69,5 t |
Reibungsmasse: | 43,5 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 60 km/h |
Treibraddurchmesser: | 1298 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 870 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 870 mm |
Zylinderanzahl: | 2 |
HD-Zylinderdurchmesser: | 520 mm |
ND-Zylinderdurchmesser: | 740 mm |
Kolbenhub: | 632 mm |
Kesselüberdruck: | 13 atm |
Anzahl der Heizrohre: | 200 |
Heizrohrlänge: | 4164 mm |
Rostfläche: | 2,30 m² |
Strahlungsheizfläche: | 10,50 m² |
Rohrheizfläche: | 120,10 m² |
Wasservorrat: | 8,5 m³ |
Brennstoffvorrat: | 2,4 m³ Kohle |
Geschichte
Nach dem Beschluss über den Bau der Stadtbahn im Jahr 1892 begann Karl Gölsdorf bereits mit der Konstruktion einer Stadtbahnlokomotive für die neuen Innenstadtstrecken. Gefordert waren auf den teilweise engen Gleisbögen und vielen Steigungen rasche Anfahreigenschaften bei kurzem Stationsabstand.
Die erste Lokomotive wurde 1895 mit der Achsfolge 1’C1’ n2vt geliefert. Sie erreichte bei der Probefahrt eine Geschwindigkeit von 97 km/h bei ruhigem Lauf. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 60 km/h festgelegt. Die zweite Probelokomotive erhielt eine geänderte Anordnung von Rädern und Steuerung, die den Anforderungen bei Rückwärtsfahrt besser entsprach und für die Serienfertigung beibehalten wurde. Insgesamt wurden bis 1901 113 Maschinen gebaut (30.01–99 und 130.01–14, letztere später als 30.101–114). 62 Lokomotiven gehörten der Commission für Verkehrsanlagen in Wien, eine der Lokalbahn Niederlindewiese–Barzdorf in Österreichisch-Schlesien, der Rest den kkStB. Die Maschinen der Commission für Verkehrsanlagen wiesen an der Pufferbrust zusätzlich ein Schild mit den Buchstaben „VA“ auf.[1]
Die Lokomotiven der Stadtbahn verkehrten nach Berliner Vorbild von Beginn an mit Zugzielschildern an der Rauchkammertür beziehungsweise am Tender, wie dies heute selbstverständlich ist. Eine Besonderheit stellte die 1899 abgelieferte Maschine 30.83 dar. Sie war als einzige ihrer Type mit einer Kondensationseinrichtung geliefert worden, um die Bildung von Feuchtigkeit in den Tunnelröhren zu verringern. Vom Niederdruckzylinder führte ein Ausströmrohr zu einem besonderen Teil des linken Wasserkastens, in dem der Dampf niedergeschlagen wurde. Ein über das Führerhausdach geführtes Entlüftungsrohr sollte die im Kondensationsraum verbleibenden Dampfschwaden ableiten. Eine Schaltvorrichtung gestattete es, wahlweise je nach Bedarf den Auspuffdampf entweder auf normalem Wege ins Blasrohr oder aber in den Kondensationsraum zu leiten. Die Einrichtung fand keinen Anklang und wurde bald wieder abgebaut.[2]
Nach dem Ersten Weltkrieg verblieben alle Maschinen der Reihe 30 in Österreich. Nach Einstellung des dampfbetriebenen Stadtbahnbetriebs wurden die Lokomotiven hauptsächlich in den Direktionen Wien und Linz, aber teilweise auch in Villach und Innsbruck eingesetzt. Am besten entsprachen sie jedoch den Verhältnissen in der Umgebung von Wien. In den 1930er Jahren wurden 13 Lokomotiven an die Graz-Köflacher Eisenbahn (GKB) verkauft.
Bei Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn 1938 wurden die noch vorhandenen 32 Lokomotiven in die Baureihe 90.10 mit den Ordnungsnummern 1001 bis 1032 eingereiht. Die Lokomotive Nummer 1033 kam später dazu, dafür existierte keine 1005. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren acht Lokomotiven in Hieflau verblieben. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) behielten die Nummern bei, sie ergänzten sie jedoch 1953 wieder mit einem Punkt zwischen Stamm- und Ordnungsnummer. Bis 1957 wurden diese Lokomotiven ausgemustert. Die restlichen Maschinen standen in der sowjetischen Zone, sie wurden als sowjetische Beute beansprucht (erkennbar am Buchstaben T vor der Lokomotivnummer) und bis 1953 ausgemustert. In den Betriebsbestand der ÖBB gelangten sie nicht mehr.
Erhaltene Maschinen
Die im Eisenbahnmuseum Strasshof vorhandene 30.33 war 1934 an die Graz-Köflacher Eisenbahn (GKB) abgegeben und 1960 ausgemustert worden. Ursprünglich waren die Lokomotiven 30.109 und 30.114 der GKB für ein Eisenbahnmuseum vorgesehen gewesen.
Nummer | Baujahr | Erhaltungszustand | Eigentümer/Standort |
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30.33 | 1897 | betriebsfähig | Technisches Museum Wien / Eisenbahnmuseum Strasshof |
30.109 | 1900 | nicht betriebsfähig | Privat / Eisenbahnmuseum Strasshof |
- Frontansicht, die unterschiedlichen Durchmesser von Hoch- (links) und Niederdruckzylinder (rechts) des Verbundtriebwerkes deutlich erkennbar.
- Rückansicht mit dem auffälligen vergrößerten Kohlenkasten der ehemaligen Stadtbahnlokomotiven.
Literatur
- Heribert Schröpfer: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen – Dampflokomotiven BBÖ und ÖBB. alba, Düsseldorf 1989, ISBN 3-87094-110-3.
- Dieter Zoubek: Erhaltene Dampflokomotiven in und aus Österreich. Eigenverlag, 2004, ISBN 3-200-00174-7.
- Johann Blieberger, Josef Pospichal: Die kkStB-Triebfahrzeuge, Band 2: Die Reihen 29 bis 760. bahnmedien.at, 2009, ISBN 978-3-9502648-4-5.
- Lothar Rihosek: Gölsdorfs kkStB-Reihe 30. In: Eisenbahn-Kurier. Band 8/2016, Nr. 527, August 2016.
Einzelnachweise
- Hans Peter Pawlik, Josef Otto Slezak: Wagners Werk für Wien. Gesamtkunstwerk Stadtbahn (= Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte. Band 44). Slezak, Wien 1999, ISBN 3-85416-185-9, S. 39
- Hans Peter Pawlik, Josef Otto Slezak: Wagners Werk für Wien. Gesamtkunstwerk Stadtbahn (= Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte. Band 44). Slezak, Wien 1999, ISBN 3-85416-185-9, S. 51