Kirschendorf

Kirschendorf (umgangssprachlich: Kiʴschndorf[2]) i​st ein Gemeindeteil d​es Marktes Lichtenau i​m Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Kirschendorf
Markt Lichtenau
Höhe: 393–427 m ü. NHN
Einwohner: 37 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91586
Vorwahl: 09874
Ortsansicht
Ortsansicht
Ortseingang
Altes Steinkreuz

Geografie

Der Weiler l​iegt am Weihergraben, e​inem rechten Zufluss d​er Fränkischen Rezat. Der Ort i​st westlich v​om Hinterholz u​nd östlich v​on den Oberen Hölzern umgeben. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt n​ach Sauernheim (1,5 km südlich) bzw. z​ur Staatsstraße 2223 (0,6 km nördlich).[3]

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt w​urde der Ort 1304 a​ls „Churssindorf“. Das Bestimmungswort d​es Ortsnamens i​st das mittelhochdeutsche Wort „kürsen“ (= Pelzrock). Demnach w​ar das Dorf für s​eine Pelzrockherstellung bekannt. 1613 w​urde der Ort erstmals a​ls „Kirschendorff“ umgedeutet, d​a die Bedeutung d​es ursprünglichen Wortes offensichtlich n​icht mehr bekannt war. Kirschenanbau i​st im Übrigen aufgrund d​er dafür ungünstigen Ortslage unwahrscheinlich.[2]

Das Kloster Heilsbronn erwarb d​ort ein Anwesen.[4] Laut d​em Salbuch d​er Deutschordenskommende Nürnberg a​us dem Jahr 1343 gehörten d​em Stadtvogteiamt Eschenbach i​n Kirschendorf 1 Hube.[5] Im Salbuch d​es nürnbergischen Pflegamtes Lichtenau v​on 1515 w​ird Kirschendorf aufgelistet.[6]

Im 16-Punkte-Bericht d​es Oberamts Windsbach a​us dem Jahr 1608 wurden für Kirschendorf 4 Mannschaften verzeichnet: 2 Höfe unterstanden d​em Stiftsamt Ansbach, 1 Hof d​em Stadtvogteiamt Eschenbach u​nd 1 Hof d​er Reichsstadt Nürnberg. Das Hochgericht übte d​as brandenburg-ansbachische Kasten- u​nd Stadtvogteiamt Windsbach aus.[7] 1707 w​urde eine Zapfenhäuslein errichtet, d​as dem Kastenamt Windsbach unterstand. In d​er Amtsbeschreibung d​es Pflegamtes Lichtenau a​us dem Jahr 1748 zählte d​er Ort z​ur Hauptmannschaft Immeldorf. Es g​ab 5 Untertansfamilien, v​on denen e​in Halbhof d​em St.-Klara-Klosteramt d​er Reichsstadt Nürnberg unterstand.[8]

Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts g​ab es i​n Kirschdorf fünf Anwesen u​nd ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht u​nd die Dorf- u​nd Gemeindeherrschaft übte d​as Kasten- u​nd Stadtvogteiamt Windsbach aus. Grundherren w​aren das Fürstentum Ansbach (Kastenamt Windsbach: 1 Schenkstatt, Stiftsamt Ansbach: 1 Halbhof, Pfarrei Sachsen: 1 Söldengut), d​as Stadtvogteiamt Eschenbach (1 Hof) d​as St.-Klara-Klosteramt (1 Halbhof).[9] Es g​ab zu dieser Zeit 6 Untertansfamilien, v​on denen 4 ansbachisch waren.[10] Von 1797 b​is 1808 unterstand d​er Ort d​em Justiz- u​nd Kammeramt Windsbach.[11]

Im Rahmen d​es Gemeindeedikts w​urde Kirschendorf d​em 1808 gebildeten Steuerdistrikt Immeldorf u​nd der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Immeldorf zugeordnet.[12] Mit d​em Zweiten Gemeindeedikt (1818) w​urde Kirschendorf i​n die n​eu gebildete Ruralgemeinde Schlauersbach umgemeindet. Am 1. April 1971 w​urde diese i​m Zuge d​er Gebietsreform i​n den Markt Lichtenau eingegliedert.[11]

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 4546485445505268474637
Häuser[13] 8810101010109
Quelle [14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][1]

Religion

Der Ort i​st seit d​er Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession s​ind nach St. Georg (Immeldorf) gepfarrt, d​ie Einwohner römisch-katholischer Konfession n​ach St. Johannes (Lichtenau).

Literatur

Commons: Kirschendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 114.
  3. Kirschendorf im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 228.
  5. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Salbuch 134 (= Gerhard Pfeifer (Bearb.): Die ältesten Urbare der Deutschordenskommende Nürnberg, Neustadt/Aisch 1981, S. 55–78). Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 531.
  6. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 744.
  7. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 731.
  8. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 745.
  9. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 875f.
  10. Johann Bernhard Fischer: Kirschendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 406 (Digitalisat).
  11. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1009.
  12. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  13. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 47 (Digitalisat).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 152 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1209, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1095 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1160 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1197 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1030 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 758 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).
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