Khan Academy
Die Khan Academy ist eine nicht-kommerzielle Website mit Lehrmaterial (MOOCs). Sie enthält nach eigenen Angaben über 13.300 Lernvideos aus den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Geschichte und Wirtschaft und verfügt über einen umfangreichen Kanal auf YouTube. Die Website wurde von Salman Khan, einem US-Amerikaner mit Eltern aus Indien und Bangladesch, gegründet. Die Videos sind unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 lizenziert.[2] Zahlreiche Medien in den Vereinigten Staaten haben über die Khan Academy berichtet. Auch Bill Gates äußerte sich positiv über die Khan Academy. Die Khan Academy erhielt 2010 den Preis des 10100-Projektes von Google, der mit zwei Millionen US-Dollar dotiert war.[3] 2019 wurde Khan und seiner Academy der Prinzessin-von-Asturien-Preis zugesprochen.
Khan Academy | |
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A free, world-class education for anyone, anywhere.[1] | |
Freie, kostenlose Bildung | |
Sprachen | Englisch, Übersetzungen in 46 Sprachen, darunter auch Deutsch |
Betreiber | Stiftung in Form einer 501(c)(3) organization |
Redaktion | Salman Khan |
Registrierung | optional |
Online | Okt. 2016 |
https://www.khanacademy.org/ |
Geschichte
Salman „Sal“ Khan, der Gründer der Organisation, wurde in Metairie, einem Vorort von New Orleans, geboren. Er hat drei Abschlüsse vom Massachusetts Institute of Technology (Bachelor of Science in Mathematik und Elektrotechnik sowie einen Masterabschluss in Informatik) sowie einen MBA von der Harvard Business School.[4]
Ende 2004 begann Khan seiner Cousine Nadia mithilfe des Doodle-Notepads von Yahoo Nachhilfe in Mathematik zu geben. Als andere Verwandte und Freunde ihn um eine ähnliche Nachhilfe baten, beschloss er, die Tutorials auf YouTube einzustellen.[5] Aufgrund der Popularität seiner Videos und der Zeugnisse von Schülern, die mit seinen Videos lernten, kündigte er im Jahr 2009 seinen Job als Hedgefonds-Analyst bei Connective Capital Management und konzentrierte sich voll auf die Tutorials, die seither unter dem Namen Khan Academy veröffentlicht werden.
Finanzierung
Das Projekt wird durch Spenden finanziert. Die Khan Academy ist eine 501(c) organization / Non-Profit-Organisation, welche stark von der Bill & Melinda Gates Foundation und Google unterstützt wird – beide gehörten zu den Gründungspartnern der Akademie und haben inzwischen jeweils über 10.000.000 $ für die Khan Academy gespendet.[6] Weitere Wohltäter trugen zum Erfolg bei: Ann und John Doerr spendeten zunächst 100.000 US-Dollar; auch sie haben inzwischen über 10.000.000 $ beigetragen[6]. Auch die Bank of America gehört zu den Großspendern.[6] Der Gesamtwert der Spenden war noch 2010 mit ca. 150.000 US-Dollar angegeben worden; dazu waren 2.000 $ an Einnahmen über Werbung auf der Webseite gekommen.[7] Im Jahr 2010 kündigte Google an, die Khan Academy mit zwei Millionen US-Dollar als Teil ihres Projekts 10100 (siehe auch Googol) zu unterstützen.[8] Dieses Geld soll für die Schaffung von weiteren Kursen und die Übersetzung der Kerntutorials in die weltweit meistgesprochenen Sprachen verwendet werden. Carlos Slim finanzierte ab 2013 über seine Stiftung mit über 5.000.000 $[6] die Übersetzung tausender Videos ins Spanische.
Technisches Format
Bereits für seine ersten Video-Tutorials auf YouTube nutzte Khan ein Grafiktablett von Wacom in Zusammenhang mit dem kostenlosen Zeichenprogramm SmoothDraw 3, um Zeichnungen anzufertigen.[9] Die Aufnahme erfolgt mit der Bildschirmerfassungssoftware von Camtasia Studio.
Alle Videos, die auf dem YouTube-Kanal zur Verfügung stehen, sind auch auf der eigenen Website der Khan Academy zu finden. Diese Website stellt eine Vielzahl von Werkzeugen für Lehrer an öffentlichen Schulen bereit, praktische Übungen sowie die Möglichkeit den Lernfortschritt zu kontrollieren. Um die eigenen Lernfortschritte zu speichern kann ein eigenes Benutzerkonto angelegt werden oder alternativ mit einem Google- oder ein Facebook-Konto verbunden werden.
Khan vermied ein Format, bei dem eine Person an einer Tafel steht. „Ich denke, es ist ermutigender und zielführender, wenn Sie jemandem bei der Lösung eines Problems zusehen, während er laut nachdenkt“.[10] Offline-Versionen seiner Videos sind durch Non-Profit-Organisationen in ländlichen Gebieten von Asien, Lateinamerika und Afrika verteilt worden.
Die Website bietet auch ein Übungssystem an, das für Schüler abhängig von ihrem Wissensstand und den bisherigen Leistungen Aufgaben generiert.
Service und Vision
Die Hauptbestandteile der Khan Academy sind:
- Sammlungen von Videos zu verschiedenen Themengebieten. Mit Stand 2019/2020 wird die Zahl der Videos mit über 13.300 angegeben; sie sind in 429 Kursen organisiert.[11]
- eine Software mit zu den Videos passenden Übungsaufgaben. Die Aufgaben werden automatisch generiert. Beantwortet ein Schüler nacheinander 10 Aufgaben korrekt, so gelangt er zum nächsten Schwierigkeitsgrad. Bei der Bearbeitung der Übungen werden Daten erhoben, welche es z. B. einem Lehrer ermöglichen zu sehen, welche Schüler bei welcher Art von Aufgaben Probleme haben. Mit Stand 2020 gibt es über 74.000 Übungen.[11]
- ein Peer-to-Peer Tutoring genannter Betreuungsprozess, bei dem schwächere Schüler individuelle Unterstützung erhalten.
Not-for-Profit-Organisationen, die Partner der Academy sind, machen die Inhalte außerhalb von YouTube bekannt. World Possible erstellt z. B. Snapshots der Inhalte, um diese in ländlichen, sich entwickelnden Regionen mit begrenztem oder keinem Internetzugang zu verteilen.[12]
Im März 2012 veröffentlichte die Academy eine iPad-App, mit Hilfe derer damals mehr als 2700 kostenlose Lehrvideos genutzt werden konnten.[13] Seit dem Januar 2015 beinhaltet diese auch alle Übungen.[14]
Deutsch
Die Übersetzung der Videos und Übungen auf Deutsch wird von einigen engagierten Freiwilligen der KA Deutsch Community vorangetrieben. Diese haben im September 2015 einen gemeinnützigen Trägerverein gegründet, um die Übersetzungen voranzutreiben. Anfang November 2015 waren somit schon über 600 Videos, 500 Untertitel und ca. 650 Übungen komplett auf Deutsch übersetzt. Für eine offizielle Version der Khan Academy, welche für Sommer 2016 geplant ist, fehlen aber noch einige Videos, Untertitel und Übungen.[15]
Kritik
Manche Kritiker bemängeln, die Position des Lehrers werde beeinträchtigt, wenn die Lernenden ihr Wissen per Lernvideo bezögen und der Lehrer nur noch ergänzend tätig werde. Außerdem verleite das System aus Lernvideos die Schüler zu einer passiven Haltung. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die von der Khan Academy verbreiteten Inhalte der alleinigen Kontrolle Salman Khans unterliegen, was weniger bei mathematischen oder naturwissenschaftlichen Themen problematisch sei, dafür umso mehr beispielsweise bei potenziell kontroversen Interpretationen von Geschichte.[16]
Eine weitere Kritik beruft sich auf Untersuchungsergebnisse, nachdem naturwissenschaftlich korrekte Lehrvideos bestehende Fehlannahmen häufig sogar noch verfestigen, da sie von den Lernenden oft mit geringerer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden als solche, die widersprüchliche oder irritierende Informationen liefern und den Betrachter dadurch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Präsentierten und den eigenen Fehlannahmen anregen.[17]
Ein Beispiel für Lernvideos, in denen die gesicherte Grundlagenmathematik verlassen und der Bereich von Hypothesen betreten wird, ist eine Serie über die Formel von Black und Scholes und die Bedeutung der impliziten Volatilität.[18] Über die in der Realität stark einschränkenden Annahmen von Black und Scholes (normal verteilte Renditen und stationäre Volatilität) wird hinweggegangen.
Literatur
- Salman Khan: Die Khan-Academy: Die Revolution für die Schule von morgen. Riemann Verlag, München 2013. ISBN 978-3570501443. Originaltitel der englischen Ausgabe: The One World Schoolhouse. Hodder and Stoughton Ltd., London 2012, ISBN 978-1444755770.
Weblinks
- Website Khan Academy
- YouTube-Kanal mit deutschen Versionen der Videos der Khan Academy
- Youtube-Kanal in Englisch
- Facebook-Seite Khan Academy Deutsch
- Der globale Lehrer, Focus 32/2011, S. 58
Einzelnachweise
- About Khan Academy. In: Khan Academy. Abgerufen am 15. August 2013.
- Khan Academy. Khan Academy. Abgerufen am 1. Juni 2012.
- Tom Krazit: Google finally announces Project 10^100 winners. In: cnet.com. CNET, 24. September 2010, abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
- The team. Khan Academy. 2010. Abgerufen am 12. März 2012.
- James Temple: Salman Khan, math master of the Internet, sfgate.com. 14. Dezember 2009. Abgerufen am 12. März 2012.
- Supporters. In: Khan Academy. Khan Academy, abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
- Jeffrey R. Young: College 2.0: A Self-Appointed Teacher Runs a One-Man ‘Academy’ on YouTube. In: chronicle.com. The Chronicle of Higher Education, 6. Juni 2010, abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
- $10 million for Project 10^100 winners. The Official Google Blog. 24. September 2010. Abgerufen am 12. März 2012.
- Salman Khan: Khan Academy FAQ; How Did You Get Started?. Abgerufen am 12. März 2012.
- Need a tutor? YouTube videos await, USA Today. 12. Dezember 2008. Abgerufen am 12. März 2012.
- Khan Academy Annual Report – Free Education for Anyone, Anywhere. In: https://khanacademyannualreport.org. Khan Academy, abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
- Partners. Worldpossible.org. Abgerufen am 12. März 2012.
- Kostenlose Lehr-Videos: iPad-App der Khan Academy erschienen (Memento vom 14. März 2012 im Internet Archive), t3n, abgerufen am 12. März 2012.
- Khan Academy Übungen nun auch auf dem iPad!, KADeutsch, abgerufen am 24. Januar 2015.
- Übersetzungsstatus, KADeutsch, abgerufen am 5. November 2015.
- Christoph Gurk: Daumen hoch für Khan. In: Die Zeit. 1. September 2011, abgerufen am 30. März 2012.
- Khan Academy and the Effectiveness of Science Videos YouTube-Video des naturwissenschaftlichen Blogs Veritasium vom 17. März 2011, abgerufen am 1. April 2012 (englisch).
- YouTube-Einführungsvideos zu B&S, abgerufen am 28. Mai 2015 (englisch).