Keutschach am See
Keutschach am See (slowenisch: Hodiše ob jezeru) ist eine Gemeinde mit 2423 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021) im Bezirk Klagenfurt-Land in Kärnten.
Keutschach am See | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Kärnten | |
Politischer Bezirk: | Klagenfurt-Land | |
Kfz-Kennzeichen: | KL | |
Fläche: | 28,36 km² | |
Koordinaten: | 46° 36′ N, 14° 11′ O | |
Höhe: | 535 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.423 (1. Jän. 2021) | |
Bevölkerungsdichte: | 85 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9074 | |
Vorwahlen: | 0 42 73 | |
Gemeindekennziffer: | 2 04 12 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Nr. 1, 9074 Keutschach | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Gerhard Oleschko (TK) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021) (19 Mitglieder) |
||
Lage von Keutschach am See im Bezirk Klagenfurt-Land | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geographie
Das Gemeindegebiet liegt in einer Tallandschaft, dem sogenannten Vier-Seental, zwischen dem Wörthersee im Norden und dem Höhenrücken der Sattnitz im Süden. Die Ortschaft Keutschach liegt am Ostufer des Keutschacher Sees, etwa 15 km westlich von Klagenfurt.
Gewässer
Stehende Gewässer
- Keutschacher See
- Rauschelesee
- Hafnersee
- Baßgeigensee
- Oberer Spintikteich
- Penkensee
- Punschartteich
- Schlossteich
- Obiltschnigteich
Fließende Gewässer
- Reifnitzbach
- Weißenbach
- Kleine Bäche und Rinnsale
Moore
- Dobeinitzer Moor
- Zahlreiche kleinere Feuchtwiesen und Sumpfgebiete
Gemeindegliederung
Keutschach am See besteht aus den drei Katastralgemeinden Keutschach (Hodiše), Plescherken (Plešerka), St. Nikolai (Šmiklavž). Das Gemeindegebiet gliedert sich in folgende 15 Ortschaften (Einwohnerzahl Stand Stand 1. Jänner 2021[1]):
- Dobein (Dobajna) (32)
- Dobeinitz (Dobajnica) (93)
- Höflein (Dvorec) (146)
- Höhe (Na Gori) (150)
- Keutschach (Hodiše) (451) samt Keutschach am See
- Leisbach (Ležbe) (120)
- Linden (Lipa) (112)
- Pertitschach (Prtiče) (194)
- Plaschischen (Plašišče) (105)
- Plescherken (Plešerka) (228)
- Rauth (Rut) (288)
- Reauz (Rjavec) (310)
- St. Margarethen (Šmarjeta) (84)
- St. Nikolai (Šmiklavž) (66)
- Schelesnitz (Železnica) (44)
Nachbargemeinden
Maria Wörth | ||
Schiefling am Wörthersee | Klagenfurt am Wörthersee | |
Ludmannsdorf | Köttmannsdorf |
Geschichte
Die älteste urkundliche Erwähnung Keutschachs (als Chodesach) stammt aus dem Jahr 1150.
Auf dem heutigen Gemeindegebiet liegt der Stammsitz des seit 1299 nachweisbaren Rittergeschlechts der Keutschacher. Bekanntestes Mitglied der Familie ist der Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach, zu dessen Regierungszeit (1496–1519) sie ihre größte Macht erreichte. Der Bau von Schloss Tanzenberg durch dessen Neffen führte jedoch zu hohen Schulden, die Keutschacher verloren in der Folge an Ansehen und Einfluss und erloschen 1773 in Salzburg.
Die Gemeinde Keutschach wurde im Jahr 1850 gebildet und umfasste noch bis 1903 die Katastralgemeinde Reifnitz, die zugunsten der neu gebildeten Ortsgemeinde Maria Wörth abgetreten wurde.
Im Gemeindegebiet wurde über Jahrhunderte fast ausschließlich Landwirtschaft betrieben, bis im Verlauf des 20. Jahrhunderts der Sommertourismus eine immer wichtigere Rolle spielte.
- Valvasors Kupferstich vom alten Schloss aus dem Jahre 1688
- Valvasors Kupferstich vom neuen Schloss aus dem Jahre 1688
- Neues Schloss Keutschach, Gemeindeamt
Bevölkerung
Sprache, Staatsbürgerschaft, Religion
5,6 % der Bevölkerung gehören der slowenischsprachigen Volksgruppe an. Keutschach befindet sich am nördlichen Rand des slowenischsprachigen Gebietes. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte noch der überwiegende Teil der Gemeindebewohner slowenische Muttersprache.
95,7 % der Einwohner Keutschachs haben die österreichische Staatsbürgerschaft, 1,8 % sind Deutsche, weitere 0,5 % kommen aus anderen EU-Ländern und 2,0 % aus anderen Staaten.
Der römisch-katholischen Kirche gehören 81 % der Gemeindebevölkerung, der evangelischen Kirche 6 % an. 9 % sind ohne religiöses Bekenntnis gemeldet.
Bevölkerungsentwicklung
Vor allem durch den zunehmenden Tourismus stieg die Einwohnerzahl ab den 1960er Jahren stark an.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Historisch relevant sind die aus der Jungsteinzeit stammenden Pfahlbauten im Keutschacher See.
- Die Pfarrkirche St. Georg, erstmals 1237 urkundlich erwähnt, wurde ursprünglich im romanischen Stil erbaut und erhielt ihr heutiges Aussehen durch spätgotische und barocke Zu- und Umbauten. Die pneumatische Orgel mit 13 klingenden Registern wurde 1959 von Rudolf Novak aus Klagenfurt geschaffen. Das Geläute besteht aus einer Stahlglocke und vier Bronzeglocken von Johann Graßmayr, Innsbruck. Diese haben ein Gesamtgewicht von 2.785,5 kg. Das Geläute ist auf den Choralakkord des Salve Regina gestimmt.
- Die romanisch-gotische Totenleuchte direkt neben der Pfarrkirche gilt als die Älteste in Österreich.
- Pfarrkirche St. Georg in Keutschach
- Steinplatte mit Helios-Skelett an der Pfarrkirchen-Südwand
- Gotische Totenleuchte am Kirchhof
- Am 20. Juni 2013 wurde der neue Aussichtsturm Pyramidenkogel eröffnet.
- An der südlichen Außenwand der Pfarrkirche zeigt eine eingemauerte vorromanische Steinplatte mit eingeritzter figürlicher Darstellung ein menschliches Skelett. Über deren vorchristlichen oder christlichen Ursprung sind sich die Fachleute nicht einig.
- Zur Pfarre gehören die beiden Filialkirchen St. Margarethen (1532) und St. Nikolai (1385).
- Anfang des 16. Jahrhunderts errichteten die Besitzer des Tals in Keutschach das „Alte Schloss“, eine aus mehreren Baukörpern bestehende burgartige Schlossanlage. 1679 wurde unweit dieser Anlage das „Neue Schloss“ im Barockstil errichtet, und später, vermutlich unter Vinzenz Graf Orsini-Rosenberg im 18. Jahrhundert, aufgestockt. Der Barockbau ist seit 1967 im Besitz der Gemeinde und wurde renoviert.
- Das „Polzerkreuz“ in Leisbach aus dem Jahr 1680 ist der älteste Bildstock Kärntens.
- In der Gemeinde gibt es mehrere Hersteller der „Keutschacher Keramik“, wie zum Beispiel Krüge, Trinkbecher, Vasen und ähnliche Gegenstände in der für diese Region charakteristischen Art des Designs.
- Am Südhang der Rauth oberhalb des Baßgeigensees und der Landesstraße soll ein Weinberg – wie an anderen günstigen Plätzen auch – den Weinbau in Kärnten wieder heimisch machen.
- Zwischen dem Baßgeigensee und dem Keutschacher See wurde ein Naturlehrpfad mit dem Schwerpunkt „Moor“ eingerichtet. Der Naturinteressierte erfährt auf einem Rundwanderweg Wissenswertes über Flora und Fauna in Sumpfgebieten, Feuchtwiesen und Aulandschaften.
Aufgelassener Steinbruch
Nördlich der „Fischerhütte“ in Plescherken Nummer 57 liegt der stillgelegte lokale Steinbruch mit Quarzitbänken. Unter „Quarzit“ versteht man metamorphen Sandstein. Dieser Steinbrüche im Gemeindegebiet dienten der Gewinnung von Bruchsteinen. Der rötlich gefärbte Bruch beginnt bereits zu verwachsen. Sichtbar ist eine steilstehende Klüftung sowie eine flachliegende Schieferung. Die „rostige“ Optik rührt von eisenhaltigen Verwitterungsüberzügen her.
Bäuerliche Architektur
Die ländliche Bauweise hat sich in der Gemeinde Keutschach am See – wie in den meisten anderen Regionen Kärntens – in den letzten zwei Jahrhunderten mehrfach verändert. Der Franciscäische Kataster bot aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine wichtige archivarische Quelle, die uns den Lageplan der damals vorhandenen Gebäude sowie deren Funktion überliefert. Eine kurze und prägnante Charakteristik ist dem „Catastral-Schätzungs-Elaborat“ zu entnehmen: „Größtenteils sind die Wohngebäude mit Steinen ein Stockwerk hoch gemauert, nur wenige von Holz gezimmert. Einige sind mit Schindeln größtenteils aber mit Stroh eingedeckt, und nur der Saum des Daches mit Schindeln belegt. Die den Wohngebäuden nahe liegenden Wirtschaftsgebäude sind gemauert, der obere Theil aber mit Holz gezimmert, und mit Stroh eingedeckt.“[2]
Daraus ist ersichtlich, dass im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts in der bodenständigen Bauweise insofern eine Änderung eingetreten ist, als dass die ältere Holzbauweise durch den Massivbau abgelöst wurde. Durch die topografische Lage der Gemeinde Keutschach am See südlich des Wörther Sees sind die Gebäude der Hauslandschaft Innerkärntens integriert, die Gebäude dieses Altbestands können durchweg als Rauchstubenhäuser gewertet werden. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Aufreihung von drei Wohnräumen (Kammer, Rauchstube und Ofenstube), die dem Typ des „slowenischen Hauses in Unterkärnten“ entspricht und durch die Rechteckform der Grundrisse in den Indikationsskizzen bestätigt wird. In diesen zeigen sich auch die beherrschenden Kennzeichen eines zweihöfigen Systems, das heißt, Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind voneinander getrennt errichtet oder zu einem Hofverband gruppiert, wobei nicht selten zusätzliche Wirtschaftsgebäude, die nicht immer näher spezifiziert sind, anzutreffen sind. Ein Beispiel eines Paarhofes in Massivbauweise ist das Anwesen vulgo Holzer in Dobeinitz, für die gemischte Bauweise steht das Anwesen Thomerl in Schelesnitz, in gezimmerter Holztechnik ist der Hof vulgo Triebnig in Dobein ausgeführt.
Veranstaltungen
- Kärntner Seen-Radmarathon jedes Jahr im Juni mit Start in Keutschach
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftssektoren
Von den 110 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden 6 im Haupt-, 95 im Nebenerwerb, 7 von Personengemeinschaften und 2 von juristischen Personen geführt. Im Produktionssektor arbeiteten 64 Erwerbstätige in der Bauwirtschaft, 21 im Bereich Herstellung von Waren und 2 in der Energieversorgung. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche Beherbergung und Gastronomie (106), soziale und öffentliche Dienste (67), freiberufliche Dienstleistungen (44) und der Handel (21 Mitarbeiter).[3][4][5]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||
---|---|---|---|---|
2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 110 | 118 | 41 | 43 |
Produktion | 19 | 15 | 87 | 90 |
Dienstleistung | 176 | 110 | 279 | 262 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Arbeitsmarkt, Pendeln
Im Jahr 2011 lebten 1164 Erwerbstätige in Keutschach am See. Davon arbeiteten 249 in der Gemeinde, beinahe achtzig Prozent pendelten aus.[6]
Tourismus
Die landschaftlich und verkehrstechnisch attraktive Lage im Süden Kärntens begünstigen den Tourismus. Zahlreiche Hotels und Pensionen bieten Quartiere. Freibad und Campingplätze am Seeufer dienen dem Sommertourismus. Mehrere FKK-Plätze am Südufer haben sich über Jahrzehnte zu einem FKK-Center für über 3000 Gäste entwickelt. Die umliegende Landschaft ist durch Wander- und Radwege erschlossen. Buschenschänke, Cafés und Restaurants bieten Einkehrmöglichkeiten.
Die Gemeinde zählt jährlich rund 300.000 Übernachtungen, die fast ausschließlich im Sommer stattfinden. Die Spitze liegt in den Monaten Juli und August.[7]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Keutschach hat 19 Mitglieder.
- Nach der Gemeinderatswahl 2003 setzte er sich wie folgt zusammen: 10 ÖVP, 6 SPÖ, 2 FPÖ, 1 SGL.[8]
- Nach der Gemeinderatswahl 2009 setzte er sich wie folgt zusammen: 10 BZÖ, 4 SPÖ, 3 VP, 2 Grüne Einheitsliste (GEL).[9]
- Nach der Gemeinderatswahl 2015 setzte er sich wie folgt zusammen: 7 SPÖ, 5 PLO, 4 VP, 2 Grüne Einheitsliste (GEL), 1 Die Freiheitlichen und Parteifreien - Liste Dr.Johannes Novak.[10]
- Nach der Gemeinderatswahl 2021 setzt er sich wie folgt zusammen: 7 SPÖ, 5 ÖVP, 5 Team Kärnten, 1 Grüne Einheitsliste (GEL), 1 Keutschacher Liste (KL).[11]
Wappen
Die Gemeinde übernahm 1954 das Vollwappen der Keutschacher zum Zeitpunkt des Höhepunkts ihrer Macht, wie es im Wappenbuch C des Landesarchivs (um 1625) abgebildet ist. In zwei Feldern des vierfach geteilten Schildes ist ein gestürzter roter Hut mit drei aufrecht gestellten Straußenfedern abgebildet, und der kleine Herzschild in der Mitte des Wappens zeigt auf schwarzem Grund eine silberne Rübe mit grünen Blättern. Hinweise auf die Gründe für die Motivwahl sind nicht überliefert. Die Fahne von Keutschach ist Grün-Weiß-Schwarz mit eingearbeitetem Wappen.[14]
Partnergemeinde
- Medea (Friaul-Julisch Venetien), Italien, seit 1992
Persönlichkeiten
- Heinz Engl, Mathematiker und Rektor der Universität Wien
- Ingomar Pust, Journalist und Schriftsteller
- Marko Soldo, Fußballspieler
Literatur
- Keutschach am See – Eine Chronik. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2003, ISBN 3-7084-0007-0
- Anton Kreuzer: Faszinierendes Keutschacher Seental – Ein Blick auf Land und Leute. Kreuzer Buch, Klagenfurt 2010
Weblinks
- Gemeinde Keutschach am See
- 20412 – Keutschach am See. Gemeindedaten, Statistik Austria.
Einzelnachweise
- Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
- Karl Eisner: Die Hauslandschaft im Keutschacher Seental in: Keutschach am See – Eine Chronik, Klagenfurt 2003, ISBN 3-7084-0007-0
- Ein Blick auf die Gemeinde Keutschach am See, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. November 2021.
- Ein Blick auf die Gemeinde Keutschach am See, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. November 2021.
- Ein Blick auf die Gemeinde Keutschach am See, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. November 2021.
- Ein Blick auf die Gemeinde Keutschach am See, Berufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. November 2021.
- Ein Blick auf die Gemeinde Keutschach am See, Übernachtungen. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. November 2021.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2003 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 2003, abgerufen am 3. März 2021.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2009 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 1. März 2009, abgerufen am 3. März 2021.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 1. März 2015, abgerufen am 3. März 2021.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2021 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 28. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2021.
- Wahlergebnis Bürgermeisterwahl 2021 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 28. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2021.
- Wahlergebnis Bürgermeisterstichwahl 2021 in Keutschach am See. Amt der Kärntner Landesregierung, 14. März 2021, abgerufen am 3. März 2021.
- Alle Angaben zu Wappen und Fahne nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 148