Kerns
Kerns ist eine politische Gemeinde des Kantons Obwalden in der Schweiz. Sie liegt nahe dem Hauptort Sarnen und besteht aus den Ortsteilen Dorf, Dietried, Halten, Melchtal, Siebeneich, St. Niklausen und Sand/Wisserlen. Zu Kerns gehört auch der Sommer- und Wintersportort Melchsee-Frutt.
Kerns | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Obwalden (OW) |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1404 |
Postleitzahl: | 6064 Kerns 6066 St. Niklausen 6067 Melchtal 6068 Melchsee-Frutt |
UN/LOCODE: | CH KER |
Koordinaten: | 663831 / 194969 |
Höhe: | 564 m ü. M. |
Höhenbereich: | 481–2700 m ü. M.[1] |
Fläche: | 92,58 km²[2] |
Einwohner: | 6332 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 68 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 10,6 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.kerns.ch |
Dorfstrasse in Kerns | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Das Dorf liegt auf 565 m ü. M., der höchste Berg ist der Rotsandnollen (2700 m). Mit einer Fläche von 9'254 ha ist die Gemeinde Kerns die grösste der sieben Gemeinden des Kantons Obwalden. Unter den Gemeinden der ganzen Schweiz befindet sich Kerns flächenmässig an 52. Stelle. Auf dem Gemeindegebiet liegen die Seen Melchsee, Tannensee, Blausee und im Kernwald die sehr kleinen Seen Gerzensee und Blindseeli. Ausserdem grenzt die Gemeinde an den Wichelsee. Die westliche Begrenzung der Gemeinde wird im Wesentlichen durch den Verlauf der Grossen Melchaa gebildet.
Vom gesamten Gemeindegebiet sind nur 2,5 % Siedlungsfläche. Einen grossen Teil des Gemeindeareals bedecken mit 28,8 % Anteil Gehölz und Wald. Beinahe die Hälfte der Gemeindefläche, genau 46,7 % wird landwirtschaftlich genutzt – oft als Alpen. 21,9 % sind unproduktive Flächen, meist Gebirge und Seen.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde Kerns grenzt im Norden an Ennetmoos (NW), im Nordosten an Dallenwil (NW), im Osten an Wolfenschiessen (NW), im Südosten an Innertkirchen (BE), im Süden an Hasliberg (BE), im Südwesten an Lungern, im Westen an Sachseln, im Nordwesten an Sarnen und im Nordnordwesten an Alpnach.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl in der Gemeinde wuchs zwischen 1758 und 1850 stark an (1758–1850: +48,0 %). Grund hierfür war ein starker Geburtenüberschuss. 1850 und 1910 war die Einwohnerzahl beinahe gleich hoch (1850–1910: +1,2 %). Dazwischen lag sie trotz einem deutlichen Geburtenüberschuss sogar unter diesen Zahlen. Gründe hierfür waren eine starke Abwanderung in die Industrieregionen der Schweiz und die Auswanderung nach Übersee. Seit nunmehr 100 Jahren (seit 1910) steigt die Zahl der Bewohner Jahr für Jahr. In den 50 Jahren zwischen 1910 und 1960 um 1'013 Personen oder 39,9 %, in den letzten 50 Jahren (seit 1960) um 2'047 Menschen (1960–2010: +57,6 %).
Gründe für den Anstieg waren die Verbesserung des Angebots des Öffentlichen Verkehrs und vor allem der Bau der A8. Dies führte zur Gründung und Ansiedlung zahlreicher Firmen. Die Gemeinde wurde wegen ihrer Nähe zum Obwaldner Hauptort Sarnen zudem auch für Pendler attraktiv.
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Sprachen
Fast die gesamte Bevölkerung spricht Obwaldnerdeutsch, eine hochalemannische Mundart im Schweizerdeutschen. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gaben 96,15 % Deutsch, 1,33 % Albanisch und 0,47 % Portugiesisch als Hauptsprache an.
Religionen – Konfessionen
Die Bevölkerung war früher vollumfänglich Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche. Die Konfessionsverhältnisse im Jahr 2000 lassen trotz Durchmischung immer noch die ursprüngliche Struktur erkennen. 4'422 Personen waren katholisch (86,69 %). Daneben gab es 4,72 % protestantische und 0,49 % orthodoxe Christen, 2,18 % Muslime und 2,55 % Konfessionslose. 147 Personen (2,88 %) machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis. Bis vor wenigen Jahrzehnten war fast die gesamte Einwohnerschaft katholisch. Die Entkirchlichung und die starke Zuwanderung aus anderen Gemeinden und dem Ausland hat in Kerns zu einem raschen Anstieg anderer Bekenntnisgruppen geführt.
Herkunft – Nationalität
Von den 6337 Bewohnern waren Ende 2018 5'677 (89,58 %) Schweizer Staatsangehörige. Die Zugewanderten stammen mehrheitlich aus Mitteleuropa (Deutschland 206, Ungarn 22, Österreich 16 und Polen 10 Personen), Südeuropa (Portugal 82, Italien 23 und Spanien 9 Personen), dem ehemaligen Jugoslawien (Nordmazedonien 38, Kosova 31 und Serbien 22 Personen), Afrika (Eritrea 31 Personen), Asien (Sri Lanka 45, Afghanistan 12 und China 9 Personen) und der Türkei (10 Personen). Bei der Volkszählung 2000 waren 4'762 Personen (93,35 %) Schweizer Bürger; davon besassen 84 Personen eine doppelte Staatsbürgerschaft.
Altersstruktur
Die Gemeinde zählte im Jahr 2000 einen hohen Anteil an Leuten im mittleren Alter. Während der Anteil der Personen unter zwanzig Jahren 26,90 % der Ortsbevölkerung ausmacht, sind 17,29 % Senioren (60 Jahre und älter). Die grösste Altersgruppe stellen die Personen zwischen 30 und 44 Jahren.
Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 ergab sich folgende Altersstruktur:
Alter | 0–6 Jahre | 7–15 Jahre | 16–19 Jahre | 20–29 Jahre | 30–44 Jahre | 45–59 Jahre | 60–79 Jahre | 80 Jahre und mehr |
Anzahl | 424 | 656 | 292 | 726 | 1258 | 863 | 684 | 198 |
Anteil | 8,31 % | 12,86 % | 5,72 % | 14,23 % | 24,66 % | 16,92 % | 13,41 % | 3,88 % |
Die Gemeinde zählt heute einen hohen Anteil an Einwohnern im mittleren Alter. Während der Anteil der Personen unter zwanzig Jahren 23,26 % der Ortsbevölkerung ausmacht, sind 21,86 % Senioren (60 Jahre und älter). Die grösste Altersgruppe stellen die Personen zwischen 45 und 59 Jahren. Auf 100 Personen im arbeitsfähigen Alter (20–64 Jahre; 3859 Personen) entfallen 38 Junge (1474 Personen) und 26 Menschen (1004 Personen) im Pensionsalter.
Ende 2018 ergab sich folgende Altersstruktur:
Alter | 0–6 Jahre | 7–15 Jahre | 16–19 Jahre | 20–29 Jahre | 30–44 Jahre | 45–59 Jahre | 60–79 Jahre | 80 Jahre und mehr | |||
Anzahl | 525 | 662 | 287 | 775 | 1325 | 1378 | 1119 | 266 | |||
Anteil | 8,28 % | 10,45 % | 4,53 % | 12,23 % | 20,91 % | 21,75 % | 17,66 % | 4,20 % | |||
Quelle: Bundesamt für Statistik, Bevölkerung nach Alter Ende 2018 | |||||||||||
Wirtschaft
Ursprünglich dominierte die Landwirtschaft mit Vieh- und Pferdezucht. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert begann die Gewinnung von Eisen, Kalk und Gips. Im 19. Jahrhundert kam die Heimarbeit hinzu. Diese Arbeit verschwand im Verlauf des gleichen Jahrhunderts wieder. Ab 1907 kamen immer mehr Fabrik- und Dienstleistungsunternehmen dazu. Die grössten Arbeitgeber heute sind eine Teigwarenfabrik und Unternehmen der Metall- und Elektronikbranche.
In Kerns gab es (2008) 1'993 Beschäftigte in 384 Betrieben. 20,4 % der Beschäftigten in Kerns arbeiteten im Bereich Landwirtschaft/Forstwirtschaft/Fischerei (Sektor 1), 35,2 % in Industrie und Gewerbe (Sektor 2) und 44,4 % in Dienstleistungsunternehmen (Sektor 3). Die Arbeitslosenquote betrug 2011 0,61 %.
Im Jahr 2017 waren von den 2542 Beschäftigten 1470 männlich und 1072 weiblich. Die Zahlen für die 3 Sektoren sehen wie folgt aus:
Betriebe 1. Sektor | Beschäftigte 1. Sektor | Vollzeitstellen 1. Sektor | Betriebe 2. Sektor | Beschäftigte 2. Sektor | Vollzeitstellen 2. Sektor | Betriebe 3. Sektor | Beschäftigte 3. Sektor | Vollzeitstellen 3. Sektor | Betriebe Total | Beschäftigte Total | Vollzeitstellen Total | |
Anzahl | 146 | 392 | 240 | 86 | 788 | 670 | 267 | 1362 | 943 | 499 | 2542 | 1853 |
Anteil | 29,26 % | 15,42 % | 12,95 % | 17,23 % | 31,00 % | 36,16 % | 53,51 % | 53,58 % | 50,89 % | 100 % | 100 % | 100 % |
Quelle: Bundesamt für Statistik; Statistik der Unternehmensstruktur STATENT, Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Gemeinde und Wirtschaftssektoren | ||||||||||||
Im Jahr 2000 gab es 1'662 Erwerbstätige in Kerns. Davon waren 1'197 (72,02 %) Einheimische und 465 Zupendelnde. Die Zupendelnden kamen vorwiegend aus der Region; nämlich aus Sarnen (17,4 %), Sachseln (11,2 %), Alpnach (7,5 %), Giswil (5,8 %), Ennetmoos und Stans (je 3,9 %) und Lungern (3,4 %). Im gleichen Jahr waren 2'741 Menschen aus Kerns erwerbstätig. Somit arbeiteten 1'544 Personen in anderen Gemeinden. In den Obwaldner Hauptort Sarnen pendelten 630 Personen (40,8 % aller Wegpendelnden), in die Stadt Luzern 164 Personen (10,6 %), nach Sachseln 163 Personen (10,6 %), nach Stans 102 Personen (6,6 %), nach Alpnach 72 Personen (4,7 %), nach Kriens 57 Personen (3,7 %), nach Emmen 44 Personen (2,8 %), nach Hergiswil 27 Personen (1,7 %) und nach Giswil 23 Personen (1,5 %).
Verkehr
Von Kerns führt die Sarnerstrasse hinunter nach Sarnen und zur Anschlussstelle Sarnen Nord der Autobahn A8. Die Stanserstrasse (Kantonsstrasse) geht durch den Kernwald über Ennetmoos nach Stans. Ins Melchtal führt die Melchtalerstrasse über St. Niklausen, Melchtal bis zur Stöckalp, von wo aus mit einer Gondelbahn und im Sommer über eine einspurige Strasse Melchsee-Frutt erreicht werden kann. Die Kägiswilerstrasse führt von Kerns nach Kägiswil und die Flüelistrasse über die Hohe Brücke nach Flüeli-Ranft. Vom Ortsteil Wisserlen (und auch vom Ortskern über Unterhalten) führt eine schmale Strasse über den Ächerlipass nach Dallenwil im Engelbergertal.
Die Gemeinde Kerns ist durch die Postautokurse Sarnen (Bahnhof) – Kerns – Stans (Bahnhof)[5] und Stans (Bahnhof) – St.Jakob – Kerns – Sarnen (Bahnhof)[6] ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen. Der touristischen Erschliessung dient ausserdem die Postautolinie Sarnen (Bahnhof) – Melchtal – Stöckalp.[7] Zusätzlich fahren am Abend Postautos von Sarnen über Kerns nach Flüeli-Ranft.
Galerie
- Kerns
- Pfarrkirche St.Gallus
- Sarnerstrasse mit Post
- Dossenhalle
- Schulhaus Sidern
- Stanserstrasse
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Kapelle St. Katharina in Wisserlen: Beim Galgen westlich der Kapelle fanden bis Ende des 17. Jahrhunderts gelegentlich gemeinsame Landsgemeinden und Konferenzen der Unterwaldner (Ob- und Nidwalden) statt. Der Galgen war Teil der alten «Einheit» der Landsgemeinde als Gerichtsgemeinde.[8]
- Die Kernser Singbuben sind ein 1949 gegründeter Knabenchor mit vorwiegend folkloristischem Repertoire und internationalem Renommee.[9]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Franz Abart (1769–1863), ursprünglich aus dem Südtirol stammender Bildhauer[10]
- Joseph Ignaz von Ah (1834–1896), Pfarrer in Kerns 1867–1896
- Franz Josef Bucher (1834–1906), Hotelier, Eisenbahnpionier und Unternehmer
- Josef Durrer (1841–1919), Ingenieur, Hotelpionier und Unternehmer
- Zeno Durrer (1884–1967), Unternehmer
- Rupert Amschwand (1916–1997), Historiker
- Josef Amstutz (1927–1999), katholischer Theologe
- Beda Durrer (1933–1993), Kunstmaler und skurriler Erfinder[11][12]
- Niklaus von Flüe (1934–2013), Historiker, Autor und Lehrer
- Ruth Durrer (* 1958), Kosmologin
- Ivan Bucher (* 1973), Bodybuilder
Ehrenbürger
Ehrenbürger von Kerns sind unter anderem der Maler Emil Schill (1870–1958), der von 1911 bis 1958 in Kerns lebte und wirkte, der Politiker Otto Hess (1873–1962) und der aus Kerns stammende Marathonläufer Viktor Röthlin.
Literatur
- Rupert Amschwand: Kerns. Gemeinde Kerns, 1976.
- Karl Imfeld: Pfarreigeschichte von Kerns : 10. Jh. bis 2010. Verlag Martin Wallimann, Alpnach 2012, ISBN 978-3-905969-13-9.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Kerns
- Willi Studach: Kerns. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- fahrplanfelder.ch: 60.341.pdf (application/pdf-Objekt; 140 kB), Zugriff am 20. November 2010
- fahrplanfelder.ch: 60.312.pdf (application/pdf-Objekt; 98 kB), Zugriff am 20. November 2010
- fahrplanfelder.ch: 60.343.pdf (application/pdf-Objekt; 113 kB), Zugriff am 20. November 2010
- Kulturgüter in der Gemeinde kerns (PDF), Kulturkommission Kerns, 2018, abgerufen am 20. Juni 2019
- Website der Kernser Singbuben
- Tapan Bhattacharya: Abart, Franz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Romano Cuonz, Hanspeter Niederberger: Hotelkönig, Fabrikant: Franz Josef Bucher – Bergbahnbauer, Erfinder: Josef Durrer – Kunstmaler, Phantast: Beda Durrer. Brunner, Kriens 1998, ISBN 3-905198-45-2
- Künstler in Kerns auf der Website der Gemeinde Kerns, abgerufen am 7. Mai 2016