Kell (Andernach)
Kell ist ein Stadtteil sowie einer der vier Ortsbezirke der Stadt Andernach im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz. Kell war bis 1970 eine eigenständige Gemeinde.
Kell Stadt Andernach | ||
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Höhe: | 265 m ü. NHN | |
Einwohner: | 950 (31. Dez. 2014)[1] | |
Eingemeindung: | 7. November 1970 | |
Postleitzahl: | 56626 | |
Vorwahl: | 02636 | |
Lage von Kell in Rheinland-Pfalz | ||
Geographische Lage
Kell liegt auf einer Hochfläche (etwa 270 m) zwischen dem Brohltal und dem Richtung Eich führenden Pöntertal, 10 km westlich des Stadtzentrums Andernach.
Geschichte
Erste Besiedlungsnachweise datieren ins 5. bis 3. Jahrhundert v. Chr. Während der Römerzeit begann der Abbau von Tuffstein im Brohltal. Die in der Region entspringenden Quellen (St.-Antonius(stein)-Quelle oder Tönissteinquelle, als Tillerborn und Helpert im Volksmund bekannt) wurden bereits während der römischen Besiedlungsepoche als Quellen mit heilender Wirkung besonders geschätzt und gelten als die ältesten Römerquellen Deutschlands (mehr als 2050 Jahre alt, belegt durch Münzfunde aus Cäsars und Konstantins I. Zeiten 48 v. Chr. bis 408 n. Chr. in der 1862 wiederentdeckten römischen Quellfassung).
Eine Besiedlung zur Frankenzeit während des Frühmittelalters wird durch ein 1993 südlich von Kell entdecktes fränkisches Gräberfeld bezeugt.
Im Jahre 1105 wurde Kell unter dem Namen „Chella“ erstmals urkundlich erwähnt, als das St. Stephansstift zu Mainz mit dem Kloster Ravengiersburg Güter tauschte. 1147 bestätigte Papst Eugenius III. dem Kloster Laach den Besitz eines „Hofes zu Kell“.[2] 1330 erfolgte der Bau einer Kirche, eine zweite erfolgte 1744–1745, dem hl. Lubentius geweiht. Politisch gehörte Kell mit den umliegenden Siedlungen ohne den Geishügel (zu Essen) zum kurkölnischen Amt Andernach und wurde oft als Lehen vergeben. Das ursprüngliche Dorf soll nach alten mündlichen Überlieferungen im Flurbereich Pleitsdorf gelegen und auch so geheißen haben. Möglicherweise fiel fast der gesamte Ort einer ansteckenden Krankheit wie einer Pestwelle von mehreren Jahren Dauer zum Opfer. Die wenigen überlebenden Gesunden seien in nördliche Richtung an die Burg Kell in den Ortsbereich des heutigen Kell gezogen, das neue Dorf nahm den Namen der Burg an. Die Burg lag westlich der Kirche, gesichert durch den Flurnamen „Burgfrieden“. Dem Geschlecht von Kell gehörten Heinrich von Kell (Keller Wappen; Schöffe in Andernach 1212), Emmerich von Kell (1321 Schöffe) und Ruprecht von Kell (1488) an. Wassermangel oder die Zerstörung Pleitsdorfs durch die Schweden 1632 während des Dreißigjährigen Krieges sollen die Ursache für den Umzug nach Norden gewesen sein. 1670 stand Kell unter der Lehensherrschaft der Waldbott von Bassenheim.
Zur Zeit der Französischen Revolution hatte Kell knapp 80 Häuser und um 350 Einwohner. Neben Ackerland, Wald und Wiesen besaß der Ort etwa vier Hektar Weinberge. 1798 fiel Kell an den unter der französischen Regierung neu gebildeten Kanton Andernach, der zum Arrondissement de Coblence im Département de Rhin-et-Moselle gehörte.
Aufgrund der auf dem Wiener Kongress geschlossenen Verträge kam das Rheinland und damit auch Kell 1815 an das Königreich Preußen. Kell wurde mit den Wohnplätzen Pünter Mühle, Pünter Hof, Krayer Mühle, Geishügelhof, Tönissteiner Mühle, Tönissteiner Kloster, Tönissteiner Brunnen und der Hütte Kalkofen eine Gemeinde, die zur Bürgermeisterei Burgbrohl im Kreis Mayen im Regierungsbezirk Coblenz gehörte. Kell hatte 392 Einwohner.[3]
Im Rahmen der Mitte der 1960er Jahre begonnenen rheinland-pfälzischen Kommunalreform ging das Brohltal und die neugebildete Verbandsgemeinde Brohltal an den Landkreis Ahrweiler, Kell kam nach fast einstimmigem Votum des Gemeinderats am 7. November 1970 als Stadtteil und Ortsbezirk zu Andernach.[4]
Wappen
Die ehemalige Gemeinde Kell führte ein Wappen:
Blasonierung: „Gespalten, vorne in Silber ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, hinten von rautenförmig damasziertem Rot und Gold geteilt, unten drei grüne Kleeblätter, 2:1 gestellt.“ | |
Wappenbegründung: Das schwarze Balkenkreuz weist auf die langjährige ehemalige Zugehörigkeit Kells zu Kurköln hin, die von damasziertem Rot und Gold geteilte heraldisch linke Wappenhälfte entspricht dem Siegel und Wappen des Hermann von Kell(e) aus der Adelsfamilie derer von Kell, Schöffe in Andernach, von 1315. |
Politik
Ortsbeirat
Der Ortsbezirk Kell wird durch einen Ortsbeirat und eine Ortsvorsteherin vertreten. Dem Ortsbeirat gehören neun Personen an.[5] Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurden die Beiratsmitglieder in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt. Die Sitzverteilung im gewählten Ortsbeirat:
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2019[6] | 5 | 4 | – | 9 Sitze |
2014[7] | 5 | 4 | – | 9 Sitze |
2009 | 4 | 4 | 1 | 9 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Andernach e. V.
Ortsvorsteherin
Als Ortsvorsteherin wurde Petra Koch (SPD) am 26. Mai 2019 mit 50,35 % knapp bestätigt.[8] Sie hatte 2014 Reinhard Hauter (CDU) in diesem Amt abgelöst. Bis 2009 leitete Agathe Mäurer (SPD) lange Jahre das Geschehen in Kell.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
Im Ortskern steht die katholische Wallfahrts- und Pfarrkirche St. Lubentius, in der sich die Pietà aus dem ehemaligen Kloster Sankt Antoniusstein befindet. Die St.-Lubentius-Kirche ist Ziel vieler Wallfahrten wie einst das Kloster. Der neugotische Neubau der Kirche erfolgte in den Jahren 1902–1905 in Form einer Quererweiterung unter Beibehaltung des Turmes und des alten Chores der früheren Kirche von 1745. Der Turm wurde erhöht, mit rundbogigen Schallöffnungen ausgestattet und mit dem achtseitigen barocken Helm versehen.
Der Haltepunkt Bad Tönisstein an der Brohltalbahn Brohl BE – Engeln (– Kempenich) wird in den Sommermonaten regelmäßig vom Vulkanexpress, einer Museumsschmalspurbahn, angefahren.
Weiter sind die Wolfsschlucht im Tönistal zwischen Bad Tönisstein und Wassenach sowie die Ruine des Karmeliterklosters Sankt Antoniusstein (volksmundlich Tönisstein) lohnende Ausflugsziele (siehe auch: Klosterruine Tönisstein). In der Wolfsschlucht gräbt sich der Tönissteiner Bach durch eine Trassschicht, die während des letzten Ausbruches des Laacher See Vulkans 10.930 v. Chr. abgelagert wurde.
Im Juni 2010 wurde der Traumpfad „Höhlen- und Schluchtensteig“ rund um Kell geöffnet. Startpunkte sind das Bürgerhaus Kell oder der Berghof. Der Weg führt durch das Pöntertal übers Brohltal Richtung Wassenach wieder zurück nach Kell und hat eine Länge von 12,1 km.[9]
Vereine
Derzeit pflegen 18 Vereine das Zusammenleben in der Dorfgemeinschaft von Kell, darunter eine Schützenbruderschaft, Jung- und Altgesellenverein, Freiwillige Feuerwehr, Mofa-Club Kell 2001 e. V. im ADAC, AWO-Ortsgruppe.
Literatur
- Wilhelm Ahrens: Geologisches Wanderbuch durch das Vulkangebiet des Laacher Sees in der Eifel. Ferdinand Enke; Stuttgart 1930
- Josef Frechen / Michael Hopmann / Georg Knetsch: Die vulkanische Eifel. Stollfuß; Bonn 1959
- Franz-Josef Heyen (Hrsg.): 2000 Jahre Andernach. Geschichte einer rheinischen Stadt. Stadtverwaltung Andernach; Andernach 1988 (hrsgg. zur 2000-Jahrfeier der Stadt 1988); 2. erw. Aufl. 1994
- Hans Hunder: Andernach. Darstellungen zur Geschichte der Stadt. Stadtverwaltung Andernach; Andernach 1986
- Leo Stausberg Kurfürstliches Bad Tönisstein – Geschichtliche Studie erschienen in Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler, Ausgabe 1962, Seite 162
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistische Daten der Stadt Andernach
- Johann Friedrich Schannat: Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel, Band 3, Johann Peter Bachem, 1852, Seite 68
- Der Regierungs-Bezirk Coblenz nach seiner Lage, Begränzung, Größe..., Coblenz: Pauli, 1817, Seite 37
- Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 157 (PDF; 2,8 MB).
- Hauptsatzung Stadt Andernach
- Der Landeswahlleiter RLP: Ortsbeiratswahl 2019 Kell. Abgerufen am 3. September 2019.
- Der Landeswahlleiter RLP: Ortsbeiratswahl 2014 Kell. Abgerufen am 3. September 2019.
- Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. siehe Andernach, verbandsfreie Gemeinde, zweite Ergebniszeile. Abgerufen am 3. September 2019.
- Höhlen- und Schluchtensteig. Projektbüro Traumpfade der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik, abgerufen am 27. Juli 2015.