Katamaran Friedrichshafen–Konstanz
Der Katamaran Friedrichshafen–Konstanz verbindet stündlich die beiden Bodensee-Städte Friedrichshafen und Konstanz. Betreiber ist die Katamaran-Reederei Bodensee GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft der Technischen Werke Friedrichshafen (TWF) und der Stadtwerke Konstanz (SWK). Die Managementleistung für die TWF erbringt die Stadtwerk am See GmbH & Co. KG.
Katamaran-Reederei Bodensee GmbH & Co. KG | |
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Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Friedrichshafen |
Webpräsenz | www.der-katamaran.de |
Eigentümer | Technische Werke Friedrichshafen, Stadtwerke Konstanz zu je 50% |
Geschäftsführung | Christoph Witte |
Statistik | |
Fahrgäste | 471.000 im Jahr 2019[1] |
Haltestellen | 2 |
Einwohner im Einzugsgebiet |
0,146 |
Fahrplan
Der Katamaran verkehrt zwischen 6 und 19 Uhr (jeweils Abfahrt; im Sommer am Wochenende zusätzlich bis 24 Uhr im 2-Stunden-Takt) in einer planmäßigen Fahrzeit von 52 Minuten.[2] Pandemiebedingt ist der Fahrplan deutlich reduziert, ab Fahrplanwechsel Dezember 2020 ist nur ein Katamaran im Einsatz, es werden vier Pendler-Fahrtenpaare (Friedrichshafen ab 6/8/16/18 Uhr, Konstanz ab 7/9/17/19 Uhr) angeboten. Der Wochenend- und Feiertagsverkehr entfällt.[3]
Geschichte
Die Reederei wurde am 28. November 1998 mit dem Ziel gegründet, durch eine solche Verbindung den öffentlichen Personennahverkehr auf dem Bodensee zu verbessern. Nach der Ausarbeitung verschiedener Ideen begann die Bodan-Werft in Kressbronn am Bodensee am 15. Dezember 2004 mit dem Bau des ersten Katamarans. Der zweite Katamaran folgte einen Monat später. Nach einigen Probefahrten fand am 1. Juli 2005 die Taufe der beiden Schiffe auf die Namen Constanze (Heimathafen: Konstanz) und Fridolin (Heimathafen: Friedrichshafen) statt. Fünf Tage später wurden sie durch den damaligen Bundespräsident Horst Köhler offiziell in Betrieb genommen, am folgenden Tag begann der fahrplanmäßige Verkehr. Der dritte Katamaran mit dem Namen Ferdinand (Heimathafen: Friedrichshafen) wurde am 28. Januar 2007 getauft und wird seit Februar 2007 vorwiegend im Charter- und Ausflugsverkehr und zur Reserve verwendet.
Ursprünglich waren alle drei Schiffe, wie bei der deutschen Weißen Flotte üblich, einheitlich weiß gestrichen. Seit 2012 sind Fridolin und Constanze in den Markenfarben der beiden Gesellschafter gehalten: Fridolin in den Farben des Friedrichshafener Stadtwerks am See grün und blau, Constanze mit der Farbe der Stadtwerke Konstanz rot.
Entgegen ursprünglicher Befürchtungen vor allem von Fischern und Seglern ist der Katamaran ohne Unfälle und Konflikte mit anderen Seenutzern unterwegs. Im Jahr 2007 verlieh der Bodensee-Segler-Verband (BSV) sogar den "Sonderpreis für Faires Miteinander auf dem See" an die Katamaran-Schiffsführer. 2016 verursachte erstmals ein Katamaran (Constanze) einen schweren Unfall.[4]
Nutzung
Nach Angaben der Katamaran-Reederei wurden in den ersten fünf Betriebsjahren bei 45.000 Fahrten rund 1,7 Millionen Passagiere befördert. 2019 nutzten mehr als 471.000 Menschen die drei Schiffe, das sind über 1.290 Fahrgäste täglich.[5][6] Für das gleiche Jahr wird die Zahl der Inhaber einer Jahreskarte mit 1300 angegeben.[7] Im August 2020 wurde der sechsmillionste Fahrgast begrüßt.[8] Berufspendler nutzen den Katamaran ebenso wie Einheimische und Urlauber.
Kapazität
Im Innenraum des Katamarans finden bis zu 182 Fahrgäste und 10 Fahrräder Platz. Dort sind außerdem ein W-Lan-Hotspot und Steckdosen sowie ein Bord-Bistro vorhanden. Zusätzlich befinden sich an Bug und Heck Freidecks zum Teil mit Sitzplätzen.
Wetterbedingte Einschränkungen
Bei hohen Windstärken und Wellen über 1,20 Meter Höhe kann der Katamaran nicht verkehren.[7] Bei Ausfällen ist die Fahrkarte des Katamaran ersatzweise im Konstanzer Stadtbus, auf der Fähre Konstanz-Meersburg und im Busregionalverkehr Bodenseekreis gültig.[9]
Alternativrouten
Die Zahl der Berufspendler hat sich laut Reederei-Berichten deutlich erhöht.[10] So kann sich die Katamaranverbindung mit der Fahrzeit von 52 Minuten (ca. 70 min Bahnhof-Stadtbahnhof) und 10,90 Euro Fahrpreis (Winterfahrplan 2020) sowohl gegen die Bahnverbindung mit Umsteigen in Radolfzell (90 Minuten, 12,50 Euro) als auch gegen den Individualverkehr über die Fährverbindung Konstanz–Meersburg behaupten (ca. 60 Minuten, ca. 15,90 Euro; Beispiel VW Golf ). Der Städteschnellbus Friedrichshafen–Konstanz (Linie 7394) stellt für Berufspendler immer noch eine günstige Alternative dar (ca. 65 Minuten, ca. 6,70 Euro). Mit der Akzeptanz der bodo-eCard sparen ÖPNV-Nutzer jedoch zusätzlich 10 % indem sie den Katamaran zum Mehrfahrtentarif nutzen können. Weiter besteht die Möglichkeit, mit der Linie 1 vom Bahnhof Konstanz zum Fähranleger in Staad zu fahren, dann mit der Fähre nach Meersburg überzusetzen (oder mit dem Regionalbus Linie 700 direkt bis Meersburg) und weiter mit der Seelinie Bus 7395 bis zum Bahnhof Friedrichshafen zu fahren[11] (mit Bus 700 80 min).[12]
Derzeit ist der Katamaran nicht an regionalen Verkehrsverbünden beteiligt, auch die Euregio Tageskarte gilt nicht. Die Reederei akzeptiert jedoch die bodo-eCard auf dem Katamaran und gewährt damit zusätzlichen Rabatt auf den regulären Fahrpreis.
Technik und Innenausstattung
Technische Daten
Die drei Doppelrumpfschiffe sind baugleich.
- Länge: 33,64 m
- Breite: 7,60 m
- Tiefgang: max. 1,40 m
- Bauweise: Aluminium
- Motoren: 2 × Dieselmotor von MAN mit je 13 l Hubraum und Common-Rail-Einspritzung
- Leistung: 2 × 412 kW/750 PS (ursprünglich 700 kW/950 PS)
- Antrieb: ZF-Wendegetriebe; 2 × fünfflügelige Propeller; Bugstrahlruder
- Navigation: Infrarot-Nachtsichtgerät; GPS-Autopilot; elektronische Seekarte; Swiss-Radar; Echolot; Richtmikrofon
- Indienststellung: 1. Juli 2005 (Constanze, Fridolin) / 28. Januar 2007 (Ferdinand)
Umweltfreundliche Lösungen
Bei der Entwicklung der Katamarane wurde Wert auf Umweltfreundlichkeit gelegt, um den See in dieser Hinsicht nur gering zu beeinflussen. Dies wurde vor allem durch den geringen Wellengang und die leise Fahrweise verwirklicht. 2017/18 wurde nach Angaben der Reederei die Antriebstechnik der Boote den strengeren wasserrechtlichen Bestimmungen und einer zulässigen Reisegeschwindigkeit von maximal nur noch 32 statt 35 km/h angepasst: die zwei 750 PS starken V8-MAN-Dieselmotoren wurden durch zwei 6-Zylinder-Reihenmotoren von MAN mit 560 PS ersetzt. Zusammen mit Verbesserungen an den Propellern und am Antriebsstrang verringerte sich dadurch der Kraftstoffverbrauch von 417 auf 373 Liter pro 100 Kilometer bei einer unveränderten Fahrzeit pro Strecke. Die Leistungsreserve genügt, um vorübergehend die auf dem Bodensee zulässige Höchstgeschwindigkeit von 22 Knoten zu erreichen, entsprechend 40 km/h, Ergänzt wurden die effizienteren Maßnahmen durch den Einbau eines passiven ungeregelten Dieselruß-Filtersystems. Als Folge der Bedenken vieler Wassersportler dürfen die Katamarane auf ihrer „Schnellfahrstrecke“ außerhalb der Konstanzer Bucht den „grünen Ball“ nach Bodenseeschifffahrtsordnung, der sie als vorfahrtsberechtigte Linienschiffe kennzeichnet, nicht führen. Sie gelten daher während der längsten Strecke ihrer Fahrt als normale Motorboote und müssen etwa Segelbooten ausweichen.[13][14] Seit Dezember 2019 fährt der Katamaran Constanze als erstes deutsches Passagierschiff mit AdBlue und erfüllt damit die EU-Abgasnorm V.
Namensgebung
Die Namen für die ersten beiden Katamarane waren klar den beiden Städten zugeordnet, die verbunden werden, Fridolin für Friedrichshafen und Constanze für Konstanz. Die Benennung des dritten Schiffes mit Ferdinand soll an Ferdinand Graf von Zeppelin erinnern, der mit beiden Städten – Konstanz als Geburtsort und Friedrichshafen als Wirkungsort – verbunden war.
Kritik
Namensgebung
Der Name Fridolin war besonders bei der Friedrichshafener Bevölkerung umstritten, da die Ähnlichkeit mit dem Stadtnamen als nicht ausreichend empfunden wurde.[15] Von der Bevölkerung wäre der Name Friederike vorgezogen worden.[16]
Fahrpreise und Kostendeckung
Neben den Namen standen vor allem auch die Fahrpreise bereits vor der Inbetriebnahme mit damals 8,50 Euro – mittlerweile 10,90 Euro – für eine Einzelfahrt in der Kritik.[17] Weiterhin wurde die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens kritisiert, dessen Ziel es war ab 2009 Gewinne zu erzielen. Nach einem Defizit von 500.000 Euro im Jahr 2005[18] und von circa einer Million Euro 2006[19] hatte der Katamaran Ende November 2010 laut Reederei seit seinem Start 2005 trotz 335.000 Fahrgästen ein Defizit von über vier Millionen Euro angesammelt. Im Gemeinderat Konstanz regte sich deswegen Kritik an der Schiffsverbindung. Beide Gesellschafter, die Stadtwerke Konstanz und die Technischen Werke Friedrichshafen, verwiesen auf den Kostendeckungsgrad von 75 Prozent und stehen weiter zur Schiffslinie.[20] 2016 bilanzierte die Reederei ein Defizit von nur noch 30.000 Euro. Laut Reederei-Bericht fährt die Verbindung seit 2017 in den schwarzen Zahlen[10] und fuhr im Zeitraum 2017–2019 Gewinn ein.[21][9] Der Überschuss lag 2019 bei 135.000 Euro.
Umweltverträglichkeit
Schon während der Planungsphase wurde die Umweltverträglichkeit angezweifelt.[22] Die eingereichte Klage gegen die wasserrechtliche Erlaubnis wurde jedoch vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg abgewiesen.[23]
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Katamaran: Katamaran-Reederei: Geschäftsjahr 2019 war außerordentlich gut. 15. Juli 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Der Katamaran. In: Bodensee Ferienzeitung. Ausgabe 2/2009. Südkurier GmbH Medienhaus, Konstanz 2009, S. 7.
- Der Katamaran: Fahrplan. 15. Juli 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Ein Aufprall mit Wucht: Wie beim Katamaran-Unfall der Stand der Ermittlungen ist. Südkurier, 30. September 2016.
- Katamaran hat 1,7 Millionen Passagiere befördert. In: Südkurier, 1. Juli 2010. Und Auf Linie über den Bodensee. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. August 2012, Technik & Motor.
- Friedrichshafen: Katamaran-Reederei bilanziert gutes Fahrgast-Jahr. In: Südkurier Online. (suedkurier.de [abgerufen am 29. November 2016]).
- Katy Cuko: Katamaran bleibt gut in Fahrt. In: Südkurier, 29. Januar 2019.
- Fünfmillionster Fahrgast auf dem Katamaran. Pressemitteilung der Stadt Konstanz, 5. März 2018
- Katamaran legt deutlich zu. In; Südkurier, 14. Februar 2010. Autorenkürzel (ebr).
- Katamaran schreibt Verkehrsgeschichte. In: Schwäbische Zeitung. Friedrichshafen 20. April 2016.
- Svenja Graf: Pendler haben die Qual der Wahl. In: „Südkurier“, 24. Juni 2019.
- EFA-BW: FAHRPLANAUSKUNFT EFA-BW – ECHTZEIT TESTBETRIEB. Ihre Fahrten Konstanz-Friedrichshafen ab 06:26. 10. Februar 2021, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Offizielle Bodensee-Seekarte
- Katamaran-Schnellfährverbindung weiterhin genehmigt. Landes-Seglerverband Baden-Württemberg. Dezember 2013. Archiviert vom Original am 3. März 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 3. März 2014.
- Presseberichte zur Namensgebung – Beifall für „Constanze“ Buh-Rufe für „Fridolin“.
- Weitere Berichte zur Namensgebung
- Artikel zur Preiskritik, Südkurier, 24. Februar 2005.
- Bericht des Südkuriers zum Defizit 2005, 31. Juli 2006
- Bericht des Südkuriers zur Situation der Stadtwerke Konstanz, 3. Februar 2007
- Josef Siebler/jos: Katamaran weiter Zuschuss-Geschäft. In: Südkurier vom 23. November 2010
- Ralf Schäfer: Katamaran fährt 2016 so wenig Defizit ein wie noch nie. In: Schwäbische.de. (schwaebische.de [abgerufen am 13. Juli 2017]).
- Bericht der Schwäbischen Zeitung zur Klage gegen die wasserrechtliche Erlaubnis, 15. Januar 2004 (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
- Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg: Pressemitteilung zur Abweisung der Klage gegen die wasserrechtliche Erlaubnis