Kaspersky Lab
Kaspersky Lab ist ein russisches Softwareunternehmen, das 1997 von Natalja Kasperskaja und Jewgeni Kasperski gegründet wurde. Das auf die Entwicklung von Sicherheitssoftware spezialisierte Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Moskau.
Kaspersky Lab ZAO | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft russ. Rechts[1] |
Gründung | 1997 |
Sitz | Moskau, Russland |
Leitung | Jewgeni Kasperski (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 4000 (2020)[2] |
Umsatz | 704 Mio. US-Dollar (2020) |
Branche | Softwareentwicklung |
Website | www.kaspersky.com |
Unternehmensgeschichte und -organisation
Das in Moskau ansässige Kaspersky Lab wurde 1997 von den zeitweilig verheirateten Natalja Kasperskaja und Jewgeni Kasperski gegründet.
Kasperskaja übernahm 2007 die Führung im neu geschaffenen Verwaltungsrat, welchen sie im Sommer 2011 wieder verließ, um sich dem als Tochtergesellschaft von Kaspersky Lab 2003 gegründeten InfoWatch als CEO zu widmen. InfoWatch entwickelte Lösungen zur Verhinderung von Datenlecks oder der unautorisierten Weitergabe vertraulicher Informationen und ist mittlerweile eine eigenständige Unternehmensgruppe.
Seitdem fungiert Jewgeni Kasperski als Vorsitzender des Verwaltungsrats sowie als CEO des Unternehmens Kaspersky Lab.
Das Unternehmen ist in drei große Geschäftsfelder gegliedert:
- Kaspersky Hosted Security Services – Managed Services
- Kaspersky Open Space Security
- Kaspersky Small Office Security
Seit September 2004 bedient ein deutsches Tochterunternehmen von Ingolstadt aus Kunden in der D-A-CH-Region. Ab 2007 wurden die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland, ab 2008 dann auch Tschechien, Ungarn und die Slowakei von Deutschland aus betreut. Mittlerweile erfolgt die Betreuung der skandinavischen Länder über eine Niederlassung in Stockholm, die Beneluxstaaten werden von einem Tochterunternehmen in Utrecht betreut. Weitere Niederlassungen gibt es in Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien, Schweden, Italien, Spanien, Portugal, Japan, China, Korea und den USA.
Im Jahr 2012 beteiligte sich Natalja Kasperskaja mit einem Prozentsatz von 16,8 % am deutschen Hersteller für Sicherheitslösungen G Data CyberDefense und wurde kurz darauf als neues Mitglied in dessen Aufsichtsrat gewählt.[3]
Kaspersky hat nach eigenen Angaben im Juni 2017 eine Kartellbeschwerde gegen Microsoft beim deutschen Bundeskartellamt als auch bei der EU-Kommission eingereicht, da Microsoft den freien Wettbewerb im Bereich von Virenscannern behindere. Microsoft betont hingegen, dass sie mit den jeweiligen Herstellern im Rahmen der Microsoft Virus Initiative (MVI) eng zusammenarbeiten würden. Die Prüfung der Beschwerde läuft derzeit.[4][5]
Im Mai 2018 kündigte Kaspersky an, Daten der meisten Weltregionen fortan in der Schweiz speichern und verarbeiten zu wollen. Dieser Schritt wurde eingeleitet, nachdem ab Dezember 2017 ein Bann gegen Kaspersky-Produkte bei staatlichen Stellen auf Zulieferer ausgeweitet worden war. So hatte im April auch Twitter angekündigt, keine Werbung von Kaspersky mehr anzunehmen.[6] Im November 2018 behauptete der Firmenchef bei der Eröffnung des ersten Datencenters in der Schweiz, dass Russland die besten Hacker habe, seine Firma jedoch, weil jene zuerst russische Firmen angreifen würden, auch als erste von deren Aktivitäten erführe.[7]
Produktübersicht
Kaspersky Lab wurde durch hohe Erkennungsleistung seiner Virenscanner bekannt und hierfür mehrfach preisgekrönt. Einer Studie der International Data Corporation von 2010 zufolge war Kaspersky Lab der viertgrößte Anbieter von Sicherheitssoftware für Endgeräte weltweit, was den Erlös der verkauften Software betrifft.
Die von Kaspersky Lab entwickelten Technologien werden von einigen anderen Unternehmen lizenziert und als Engine (Kerneinheit) in ihren Antivirenprogrammen eingesetzt.
Wichtige Produkte für den Heimanwenderbereich von Kaspersky Lab sind:
Produkt | Aktuelle Version | Beschreibung |
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Kaspersky Anti-Virus | 21.3.10.391c, „2021“[8] | Antivirenprogramm |
Kaspersky Internet Security | 21.3.10.391c, „2021“[9] | Sicherheitspaket |
Kaspersky Total Security | 21.3.10.391c, „2021“ | Sicherheitspaket mit zusätzlichen Funktionen zur Verschlüsselung und integriertem Passwortmanager |
Kaspersky Internet Security for Mac | 21.1.0.150b "2021"[10] | Sicherheitspaket für Mac OS |
Kaspersky Internet Security for Android | 11.66.4[11] | Schutz vor Crimeware und Datendiebstahl bei Verlust für Smartphones; unterstützte Betriebssysteme: Android |
Kaspersky Password Manager | 9.0.2.767[12] | Passwortmanager mit diversen Sicherheitsfeatures wie Virtuelle Tastatur, Passwortgenerator, Backup usw. für Mac OS und Windows sowie Smartphones |
Kaspersky Safe Kids | – | Kindersicherung für Windows und Mac OS sowie Smartphones, mit Filter für unangemessene Webseiten und Beschränkung der Nutzungsdauer |
Kaspersky Anti-Cheat | Ein Cloud-basiertes Anti-Cheat-Tool für e-Sport Turniere.[13] | |
Kaspersky VPN Secure Connection | 21.2.16.59 | Ein VPN Dienst. |
Kaspersky Endpoint Security for Business umfasst den Schutz für Workstations, Dateiserver, E-Mail-Server und Gateways. Für die zentrale Administration und Installation der Kaspersky-Software im Netzwerk ist das Kaspersky Security Center enthalten.
Innerhalb der Laufzeit des Lizenzschlüssels kann dieser mit einer neu erschienenen Version weiterverwendet werden. Insofern ist das Software-Upgrade bei bestehender Lizenz also „kostenlos“.
Im Februar 2010 wurde bekannt gegeben, dass das Unternehmen einen „Hardware-Antivirus“ patentiert habe.[14]
Auch das von Kaspersky Lab entwickelte heuristische Analysetool, um Viren zu erkennen, die noch keine bekannte Signatur haben, wurde patentiert.
Des Weiteren gab Kaspersky im November 2016 die Entwicklung eines auf Sicherheit spezialisierten Betriebssystems namens Kaspersky OS bekannt.[15]
Im Oktober 2017 wurde „Kaspersky Free“ veröffentlicht,[16] welches wiederum im Dezember 2019 durch "Kaspersky Security Cloud - Free" ersetzt wurde.[17]
Positionen zum Datenschutz
In einem Interview mit einem russischen Medienmagazin äußerte sich Unternehmenschef Jewgeni Kasperski 2013 zum Verhältnis seines Unternehmens zur Überwachung des Internets durch Geheimdienste so:
„Wir kooperieren nicht nur mit dem FSB, sondern auch mit den Amerikanern und den Brasilianern und mit einer Reihe von Europäischen Agenturen in Sicherheitsfragen und Cyberkriminalität. Bei uns gibt es eine Expertengruppe, die Codes besser knacken kann als irgendwer sonst auf der Welt, vielleicht nach dem FBI. […] Wir haben nicht die Möglichkeit, uns um alle Arten von Detektivarbeit zu kümmern, das ist nicht unser Job. Aber wir geben ihnen die Informationen, mit denen sie weiter Verbrecher fangen können.“
In dem Interview zählt Kasperski auch russische Oppositionelle, soweit sie gegen russische Gesetze verstießen, zu solchen Verbrechern und erwähnt dabei namentlich den russischen Oppositionellen und Internet-Blogger Alexei Nawalny.[18]
Kasperskis Ex-Frau und Geschäftspartnerin Natalja Kasperskaja ist Mitglied einer Arbeitsgruppe in Putins Präsidialamt. Sie bekräftigte, dass die russischen Geheimdienste den gesamten Internet-Verkehr aller Russen entschlüsseln und für den Staat zugänglich machen wollen. Sie betonte, dass das eine „absolut richtige Sache“ sei, „weil es jetzt einen Teil des Internets gibt, der von unserem eigenen Land nicht kontrolliert werden kann, und das ist nicht richtig.“[19][20]
Eine mit Kasperskaja verbundene Gesellschaft liefert die Software für die Polizei Brandenburg und Berlin, die hoch sensible Daten enthält. Die Vergabe wird laut Aussage des Vergaberechtlers Wolfram Krohn als rechtswidrig bezeichnet, wegen einer zu frühen Festlegung auf das Produkt der EgoSecure GmbH, die zur Infowatch-Gruppe von Kasperskaja gehört.[21][22]
Die US-amerikanische Einzelhandelskette Best Buy Co., Inc. nahm Anfang September 2017 Produkte des Antivirenherstellers aus ihrem Sortiment, da US-Behörden das Unternehmen Kaspersky beschuldigten, die nationale Sicherheit zu bedrohen. Als Grund hierfür werden die guten Beziehungen zum russischen Geheimdienst angegeben. „Es gebe derzeit zu viele offene Fragen“, zitierte die Tageszeitung StarTribune, da in der Vergangenheit Unternehmen davon abgeraten wurde, weiterhin die Software zu verwenden.[23]
Sonstiges
Seit 2010 unterstützt Kaspersky Lab den XY-Preis für Zivilcourage der ZDF-Fahndungssendung Aktenzeichen XY … ungelöst.[24]
- Vorwurf der Ausspähung der USA
Am 13. September 2017 gab das US-Heimatschutzministerium über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt, dass allen US-Behörden in Zukunft die Nutzung von Kaspersky-Produkten untersagt sei, da befürchtet würde, dass der russische Staat Zugriff auf sensible Daten erhalten könnte.[25] Die Behörden hätten 60 Tage, um Pläne zu Alternativen zu entwickeln, und 90 Tage, um diese umzusetzen.
Journalisten deckten auf, dass der russische Geheimdienst von einem Vertragspartner der National Security Agency offenbar Daten mit Hilfe von Kaspersky-Software entwendet hatte.[26]
Später recherchierte die New York Times, dass der israelische Geheimdienst in die Server von Kaspersky eingebrochen war und bereits 2014 mitlas, als die Suchparameter der Software, die Kaspersky zur Identifikation von Viren benutzt, um Bezeichnungen erweitert wurden, die denen von geheimen US-Projekten entsprechen. Die Israelis hatten daraufhin die USA gewarnt, dass russische Stellen die Antiviren-Software von Kaspersky zum Ausspähen von US-Regierungscomputern nutzten.[26][27] Kaspersky gab im Sommer 2015 bekannt, dass sich jemand Zugriff verschafft hatte und identifizierte das verwendete Programm als Variante von Stuxnet, das Israelis und Amerikaner gemeinsam entwickelt und eingesetzt hatten. Anhand der ausgespähten Ziele folgerte man, dass Israel der Urheber sei.[26]
Am 2. Dezember 2017 gab das National Cyber Security Centre (NCSC), eine Regierungsagentur des Vereinigten Königreichs, die mit der Internetkriminalität und Cyberabwehr befasst ist, eine Warnung an alle staatlichen Behörden vor der Anwendung von Kaspersky-Anti-Viren-Programmen heraus. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die russische Regierung die Informationen, die die Kaspersky-Programme sammelten, für eigene Zwecke ausnutze. Dadurch könnte die nationale Sicherheit gefährdet werden.[28][29] Obwohl das NCSC explizit seine Warnung auf staatliche Einrichtungen beschränkt hatte, stoppte die Großbank Barclays in einer ersten Reaktion darauf ihre bisher praktizierte Verteilung von freier Kaspersky-Software und deklarierte dies als „Vorsichtsmaßnahme“. Kunden, die die Software schon installiert hatten, wurden allerdings nicht zu deren Deinstallation aufgefordert.[30]
Jewgeni Kasperski wies die amerikanischen Anschuldigungen zurück und bemüht sich, das Verbot wieder aufheben zu lassen.[31]
Weblinks
- Internetauftritt von Kaspersky Lab
- „Einblicke in das Viren-Lab von Kaspersky in Moskau“, messelive.tv, 24. Dezember 2010, Reportage
Einzelnachweise
- www.ripe.net: Kaspersky Lab AO (engl.)
- About Kaspersky Lab. Abgerufen am 7. September 2018.
- Natalya Kaspersky beteiligt sich an der G Data Software AG und wird Mitglied im Aufsichtsrat
- Antitrust: Pursue It in Europe We Must. Abgerufen am 25. Juni 2017
- Microsoft reagiert auf Antivirus-Kartellbeschwerde. In: golem.de, abgerufen am 25. Juni 2017
- Kaspersky Lab sucht Schutz in der Schweiz, NZZ, 15. Mai 2018
- Vertrauen angeschlagen SRF Tagesschau Hauptausgabe, 13. November 2018
- Kaspersky Anti-Virus: Versionshinweise. Abgerufen am 14. November 2020.
- Kaspersky Internet Security: Versionshinweise. Abgerufen am 14. November 2020.
- Kaspersky Internet Security für Mac: Versionshinweise. Abgerufen am 14. November 2020.
- Kaspersky Internet Security for Android. Abgerufen am 14. November 2020.
- Kaspersky Password Manager für Windows: Versionshinweise. Abgerufen am 24. Juni 2021.
- Kaspersky bringt Tool gegen Cheats bei Multiplayer-Games, Manuel Schulz, 12.09.2019, GameStar
- Gegen Rootkits: Hardware-Antivirus soll Festplatte schützen auf pcwelt.de
- Finally, Our Own OS – Oh Yes! | Nota Bene: Eugene Kaspersky's Official Blog. In: eugene.kaspersky.com. Abgerufen am 19. November 2016.
- golem.de: Kaspersky Free ab sofort auf Deutsch verfügbar
- Kaspersky Security Cloud Free löst Free Antivirus-Anwendung ab. 28. Dezember 2019, abgerufen am 14. November 2020.
- Lenta.ru: Interview mit Kasperski (russisch), abgerufen am 29. Mai 2015
- „Kommersant“: Kaspersky bestätigte die Pläne der Behörden den gesamten Internet-Verkehr der Russen zu entziffern (russisch), newsru.com, abgerufen am 13. Oktober 2016
- Kaspersky soll russische Geheimdienste beliefern, Futurezone, abgerufen am 13. Oktober 2016
- Polizei nutzt umstrittene Software zur Datensicherung, Welt.de, abgerufen am 13. Oktober 2016
- Berliner Polizei nutzt umstrittene russische Software, Morgenpost.de, abgerufen am 13. Oktober 2016
- Best Buy nimmt Kaspersky-Software aus dem Programm. Heise online, abgerufen am 11. September 2017.
- Kaspersky Lab unterstützt Online-Portal von „Aktenzeichen XY“. www.kaspersky.de, 8. November 2010, abgerufen am 6. September 2017.
- US-Regierung verbietet Behörden Nutzung von Kaspersky-Software. In: sueddeutsche.de. 13. September 2017, abgerufen am 29. April 2018.
- Nicole Perlroth und Scott Shane:"How Israel Caught Russian Hackers Scouring the World for U.S. Secrets" New York Times vom 10. Oktober 2017
- Russische Hacker haben offenbar Kaspersky-Virenscanner genutzt, FAZ.net, 11. Oktober 2017
- Gordon Corera: Kaspersky Labs: Warning over Russian anti-virus software. BBC News, 2. Dezember 2017, abgerufen am 3. Dezember 2017 (englisch).
- Ian Levy: Managing supply chain risk in cloud-enabled products. National Cyber Security Centre, 1. Dezember 2017, abgerufen am 3. Dezember 2017 (englisch).
- Gordon Corera: Barclays axes free Kaspersky product as a 'precaution'. BBC News, 2. Dezember 2017, abgerufen am 3. Dezember 2017 (englisch).
- Marc Neller: "„Wir brauchen ein Abkommen, um den Cyberkrieg zu stoppen“" Welt.de vom 4. Februar 2018