Karl von Loehr
Karl von Loehr (* 29. Januar 1875 in Mainz, Deutsches Reich; † 28. August 1958 in Kronberg, Taunus, Bundesrepublik Deutschland) war ein deutscher Architekt.
Lebenslauf
Herkunft
Karl von Loehr entstammte einer angesehenen Mainzer Familie, die einst in den Diensten der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz standen. Wegen ihrer besonderen Verdienste wurde sie 1729 von Kaiser Karl VI. in den Adelsstand erhoben.
Der Großvater Joseph Ferdinand Karl von Loehr von Loehrbach (* 20. Dezember 1817 in Gießen, † 28. Dezember 1876 in San Francisco, USA) war ein angesehener Arzt in Worms. Er war überzeugter Demokrat und wurde 1845 zum Präsidenten der Wormser Deutsch-katholischen Gemeinde gewählt. Im Jahre 1848 wurde er Mitglied des revolutionären Landtages. Wegen seiner Beteiligung an der Revolution musste er nach deren Scheitern 1851 nach Nordamerika fliehen. Dort war er bis zu seinem Tode als Arzt am Deutschen Hospital in San Francisco tätig.[1]
Der Vater Ferdinand von Loehr (* 1844, † 1908) studierte Philosophie, betrieb jedoch zunächst in Mainz eine Weinhandlung, ehe er Teilhaber der Rheinischen Strohzellstoff Aktiengesellschaft in Rheindürkheim bei Worms geworden war. Er heiratete Frieda Schmitz, die ebenfalls aus einer Mainzer Familie stammte.
Jugendzeit und Studium
Aus der Ehe des Ferdinand von Loehr mit Frieda Schmitz waren drei Kinder hervorgegangen: Ferdinand, der bereits im Alter von 12 Jahren verstarb, die Schwester Else und Karl.
Karl von Loehr besuchte zunächst das Realgymnasium in Mainz. Nach dem Abitur studierte er an den Technischen Hochschulen in Darmstadt, München und Karlsruhe; dort legte er 1900 auch die Staatsprüfung im Hochbaufach ab.
Architekt
Ab 1898 bis 1901 war er Assistent von Oberbaurat Carl Schäfer an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Danach ließ er sich zunächst als frei schaffender Architekt in Frankfurt am Main nieder. 1901 zog er in eine repräsentative Villa in Kronberg am Taunus.
1906 heiratete er Bertha von Burnitz, die Tochter des Kunstmalers Carl Peter von Burnitz, einem der Begründer der Kronberger Malerkolonie. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:
- Lotte (* 1911, † N.N.)
- Erwin (* 1915, † N.N.)
- Rolf (* 1918, † 1990)[2]
1910 erhielt er einen Ruf als Dozent für Innendekoration und Ornamentik an der Technischen Hochschule Aachen als Nachfolger von Geheimrat Georg Frentzen. Am 3. Juni 1910 wurde ihm der Titel eines Professors verliehen. Am 1. Oktober 1914 schied er aus dem Hochschulbetrieb aus und arbeitete als freier Architekt. Außerdem gehörte er dem Aufsichtsrat der Rheinischen Strohzellstoff AG an.
Zu seinen bekanntesten Bauten gehören (Auswahl):
- Oranier-Gedächtnis-Kirche in Wiesbaden-Biebrich
- Westturm des Domes zu Meißen (zusammen mit Carl Schäfer)
- Ausbau des Friedrichsbaus des Heidelberger Schlosses
- Wiederaufbau der Sauerburg über Sauerthal in einem Seitental des Wispertales
- Messebauten in Frankfurt am Main
- Völkerbundpalast in Genf (Baubeteiligung)
- zahlreiche Villen und Häuser in Mainz, Kronberg und Bad Kissingen
Viele Jahre war er Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten in der früheren Provinz Hessen-Nassau.
Karl von Loehr verstarb am 28. August 1958 in Kronberg und wurde in der Familiengruft auf dem Mainzer Hauptfriedhof bestattet.[3]
Galerie (Auswahl)
- Oranier-Gedächtnis-Kirche in Wiesbaden-Biebrich
- Heidelberger Schloss, Friedrichsbau
- Türme Dom zu Meißen
- Die Sauerburg im Wispertal
Literatur
- Deutsche Biographie (NDB), Bd. 15, S. 45–46
- 100 Jahre Oranier-Gedächtnis-Kirche 1905–2005 (Ein Gotteshaus im Wandel der Zeit). Eine Festschrift; Herausgegeben von der Evangelischen Oranier-Gedächtnis-Kirchengemeinde, Wiesbaden-Biebrich 2005
Einzelnachweise
- siehe Hessische Biographie (Internet)
- Der Sohn Rolf war Diplom-Ingenieur und Werksleiter bei der Rheinischen Strohzellstoff Aktiengesellschaft; er war Nachfolger seines Vaters Karl im dortigen Aufsichtsrat.
- Zitiert nach einem Beitrag von Rolf Faber: Die Oranier-Gedächtnis-Kirche – ein Baudenkmal im Wandel der Zeit (in o. g. Festschrift)