Karl Uerpmann
Karl Friedrich Wilhelm Uerpmann (* 29. Mai 1888 in Siegen; † 18. Juli 1984 in Nidda) war ein deutscher Rechtsanwalt, Notar und Landrat des Oberlahnkreises (April bis November 1933), des Kreises Limburg (1934 bis 1945) und des Unterlahnkreises (1944 bis 1945).[1]
Leben
Karl Uerpmann war ein Sohn von Wilhelm Uerpmann und dessen Ehefrau Lina, geb. Fölzer. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums in Siegen absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften in Grenoble, Straßburg, Jena, Berlin und Bonn. 1911 legte er sein Referendarexamen ab und trat in den Justizdienst ein. Nach dem abgeleisteten Militärdienst studierte er Sprachen am Seminar für Orientalische Sprachen (SOS) an der Universität Berlin. Nach dem Ausscheiden aus dem Justizdienst im November 1913 wurde er 1914 mit seiner Schrift Verleihung und Entziehung des Bergwerkseigentums nach Preussischem Bergrecht[2] an der Universität Greifswald zum Dr. jur. promoviert. Nach einem halbjährigen Volontariat bei einem Eisenwerk in Duisburg-Hochfeld, war er von 1914 bis 1918 Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, zuletzt im Rang eines Oberleutnants der Reserve. Im Jahr 1920 wurde er Geschäftsführer und Gesellschafter einer Eisengroßhandlung und Blechwarenfabrik in Siegen und im Oktober 1921 kehrte er als Referendar in den Justizdienst zurück. 1930 legte er die Große Staatsprüfung ab, worauf er sich als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main niederließ.[1]
Von April bis November 1933 wurde er vertretungsweise mit der Verwaltung des Landratsamtes des Oberlahnkreises in Weilburg betraut. Im Januar 1935 wurde er Verwalter des Landratsamtes im Kreis Limburg in Limburg an der Lahn, dem im Juni 1935 die Ernennung zum kommissarischen und im September 1935 die definitive Ernennung zum Landrat ebenda folgte. Von 1943 bis 1944 übernahm er noch zusätzlich die Leitung als Landrat des neugebildeten Unterlahnkreises.[1]
Gegen Ende der 1930er Jahre verhielt sich Uerpmann zunehmend Ablehnend gegenüber der NS-Diktatur, „wofür dessen unmenschliche Rassenpolitik ausschlaggebend war“. Im Juli 1944 wurde er durch die Gestapo verhaftet und erst in Frankfurt am Main und später im Landgerichtsgefängnis Meseritz inhaftiert. Nachdem gegen ihn Anklage wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung erhoben worden war, verlegte man ihn im Oktober 1944 nach Berlin-Moabit, enthob ihn vorläufig seiner Ämter und schloss ihn aus der Partei und der SS aus. Im Anschluss wurde er zwecks Begutachtung seines Geisteszustandes in die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde eingewiesen, aufgrund der näherrückenden Front im Januar 1945 nach Berlin-Plötzensee verlegt, wo er am 22. April 1945 entlassen wurde. Nach der Rückkehr nach Limburg wurde er durch die amerikanischen Besatzer verhaftet und bis August 1946 in Internierungshaft genommen.[1]
Nach der Entlassung war er auf kommunalpolitischer Ebene als Geschäftsführer für die LDP tätig, bevor er 1948 im Rahmen eines Entnazifizierungsverfahrens rehabilitiert wurde und sich erneut um das Amt als Landrat des Landkreises Limburg bewarb, was jedoch ohne Erfolg blieb.[1]
Mitgliedschaften
- 1929: Mitglied der NSDAP[1]
- 1932: Mitglied der allgemeinen SS
- 1933: Mitglied des Nassauischen Kommunallandtags des Regierungsbezirks Wiesbaden bzw. des Provinziallandtags der Provinz Hessen-Nassau für den Stadtkreis Frankfurt am Main
- Mitglied der Hauptversammlung der Nassauischen Landesversicherungsbank (NSDAP)
Familie
Karl Uerpmann heiratete am 20. Dezember 1924 Annemarie Blaurock (* 9. Oktober 1898 in Unterbreizbach).[1]
Literatur
- Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 227–228.
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 386.
- Nassauische Parlamentarier. Teil 2: Barbara Burkardt, Manfred Pult: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1933 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. Bd. 71 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 17). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2003, ISBN 3-930221-11-X, Nr. 368.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Uerpmann in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Uerpmann, Karl Friedrich Wilhelm. Hessische Biografie. (Stand: 2. April 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Personalakte, Uerpmann, Karl Friedrich Wilhelm, HHStAW Bestand 405 Nr. 26478, In: arcinsys.hessen.de
Einzelnachweise
- Uerpmann, Karl Friedrich Wilhelm. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Verleihung und Entziehung des Bergwerkseigentums nach Preussischem Bergrecht, Karl Uerpmann, Greifswald: Abel, 1914. OCLC 835146120