Kampfname

Ein Kampfname (frz. Nom d​e guerre) i​st ein Pseudonym, d​as sich e​in politischer o​der militärischer Führer zulegt o​der das i​hm zugeschrieben wird, u​m eine Identifikation m​it seiner Person o​der den Zielen d​er Bewegung, für d​ie er kämpft, herzustellen o​der zu erhöhen. Viele Boxer tragen ebenfalls Kampfnamen, u​nter denen s​ie in d​en Ring steigen, s​o lautet beispielsweise d​er Kampfname v​on Wladimir Klitschko Dr. Steelhammer. Auch i​n der japanischen Kampfkunst g​ibt es s​eit langem d​ie Tradition, Bugō (ja:武号 = Kriegernamen) z​u verwenden.[1]

Beispiele

Beispiele für Kampfnamen a​us Geschichte u​nd Gegenwart s​ind unter vielen anderen:

Agit
Mahsum Korkmaz, erster Kommandeur der kurdischen Widerstandsorganisation PKK, spielte eine Führungsrolle bei der Planung und Durchführung zum Auftakt des bewaffneten Kampfes der PKK gegen die Türkei am 15. August 1984.
Apo
Abdullah Öcalan, Parteiführer der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Sein Kampfname bedeutet „Onkel“ und soll seine Nähe zum kurdischen Volk verdeutlichen.
Willy Brandt
Herbert Ernst Karl Frahm, vierter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, übernahm den Kampfnamen seit 1933 mit der Aufgabe in Oslo, eine Widerstandszelle der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) gegen die Herrschaft des Nationalsozialismus aufzubauen. Träger des Friedensnobelpreises 1971.
Commander Robot
Ghalib Andang (Vorname auch: Galib) war Mitglied der islamistischen Terrororganisation Abu Sajaf auf den Philippinen.
Duch
Kaing Guek Eav bzw. Kang Kek Iew, bzw. Kaing Kek Iev war von 1976 bis 1979 Folterchef der Roten Khmer in Kambodscha sowie Leiter des berüchtigten Folterlagers „Sicherheitsbüro“ S-21 (Tuol Sleng) in Phnom Penh und ist für den Tod von ca. 16.000 seiner Landsleute verantwortlich. Sein lautmalerischer Kampfname – „Doik“ ausgesprochen – soll den Laut eines sterbenden Tieres wiedergeben. Seit dem 17. Februar 2009 musste sich Kaing Guek Eav vor dem mit Unterstützung der Vereinten Nationen eingerichteten Völkermordtribunal (Rote-Khmer-Tribunal) in Phnom Penh verantworten und wurde im Februar 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt. 2020 starb er in Haft.
El Cid
Der HerrRodrigo Díaz de Vivar, kastilischer Heerführer und spanischer Nationalheld
Gattamelata
(it.= die gefleckte Katze) – Spitzname des italienischen Condottiere Erasmo di Narni, der auf den verschlagenen Charakter des venezianischen Söldnerführers anspielt.
Ho Chi Minh
Der die Erleuchtung bringtNguyen Sinh Cung, vietnamesischer Revolutionär und Präsident Nordvietnams.
Kamenew
Der SteinerneLeo Rosenfeld, sowjetischer Politiker und Revolutionär
Kim Il-sung
Die SonneKim Song-chu, Diktator Nordkoreas 1945 bis 1994
Lenin
Der von der Lena – Wladimir Iljitsch Uljanow, Revolutionär und Führer der Kommunisten in Russland und Gründer der Sowjetunion. Lenin war unter dem letzten Zaren zeitweise an die Lena in Sibirien verbannt worden, was im Kampfnamen als Verdienst an der Sache zum Ausdruck kommen sollte.
Pol Pot
Saloth Sar, der „Bruder Nummer Eins“, war von 1976 bis 1979 Premierminister der Regierung der Roten Khmer in Kambodscha und in dieser Zeit verantwortlich für den Tod mehr als 1,7 Mio. seiner Landsleute.
Prachanda
Der Kämpferische Pushpa Kamal Dahal, maoistischer Partisanenführer und Premierminister Nepals.
Presidente Gonzalo
so viel wie etwa Präsident HansAbimael Guzmán, Anführer der radikal-maoistischen Guerilla-Bewegung Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) in Peru. Die Bezeichnung als 'Präsident' in Verbindung mit einem beliebigen geläufigen Namen soll das Kampfziel, nämlich die gewünschte Machtübernahme als Präsident des Volkes vorwegnehmen.
Stalin
Der StählerneJossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, Diktator der Sowjetunion von 1924 bis zu seinem Tod 1953. Stalin wollte durch seinen Kampfnamen seine Härte und Kompromisslosigkeit im Kampf für den Bolschewismus herausstellen.
Subcomandante Marcos
Name unbekannt, der Titel „Unterkommandant“ soll ebenso wie die Maskierung symbolisieren, dass die Zapatistas hierarchiefrei agieren und niemand eine besondere Stellung einnimmt. Anderen Deutungen zufolge soll der Titel suggerieren, dass der eigentliche Comandante Emiliano Zapata noch lebe und das Kommando ausübe.
Tirofijo
spanisch für Sicherer Schuss Manuel Marulanda, Anführer der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens), einer Rebellenbewegung in Kolumbien. Der populäre Spitzname soll die Kampfkraft und entschlossene Zielstrebigkeit des Benannten unterstreichen.
Tito
möglicherweise nach dem sowjetischen Pistolentyp TT-30Josip Broz, jugoslawischer Widerstandskämpfer und Präsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.
Trotzki
nach dem Oberaufseher des Gefängnisses in OdessaLew Dawidowitsch Bronstein, sowjetischer Revolutionär, marxistischer Theoretiker und Gründer der Roten Armee. Bronstein wollte mit dieser Namenswahl seinem Hang zur Ironie Ausdruck verleihen.

Siehe auch

Wiktionary: Kampfname – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 古武術天心流兵法【公式】: 実名敬避俗の文化が廃れた後、武家社会の名残として武術界隈では「武号」などとして諱に変わって名を付けている流儀があり (Auch nachdem die Kultur der Vermeidung von wirklichen Namen (Jitsumei-keihizoku) abgeschafft wurde, war es üblich in der Kampfkunstgemeinschaft, als Überrest der Samurai-Gesellschaft, einen Bugō statt seines wirklichen Namens zu benutzen) (ja) In: @tenshinryu. 11. Februar 2018. Abgerufen am 10. Mai 2019.
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