Königskrabbe
Die Königskrabbe oder Kamtschatkakrabbe (Paralithodes camtschaticus), gelegentlich aufgrund ihrer Größe auch Monsterkrabbe genannt, ist ein großer Mittelkrebs aus der Familie der Stein- und Königskrabben. Damit gehört sie nicht zu den Krabben im engeren Sinne. Sie gilt als Delikatesse und wird ausgiebig befischt.
Königskrabbe | ||||||||||||
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Paralithodes camtschaticus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Paralithodes camtschaticus | ||||||||||||
(Tilesius, 1815) |
Sie kam zuerst nur im nördlichen Pazifik (vor allem vor Japan und Alaska) vor, bis sie auch im Norden Europas in der Barentssee angesiedelt wurde, von wo aus sie sich als bioinvasive Art stark ausbreitete.
Verbreitung
Ende der 1960er Jahre wurde die Krabbe von russischen Forschern in der Barentssee nahe Murmansk ausgesetzt, wo sie sich plangemäß stark vermehrte. Bis heute ist sie nach Lofoten (Norwegen) vorgedrungen. Die Umsiedlungsaktion war von den Generalsekretären der Sowjetunion Josef Stalin und seinem Nachfolger Nikita Chruschtschow in die Wege geleitet worden, um die Versorgungslage in Moskau und Murmansk zu verbessern.
Möglicherweise auf natürliche Art ist die Krabbe bis in den äußersten Osten des Pazifiks vorgedrungen. Im Handel sind Produkte aus Chile zu finden.[1]
Merkmale
Der Carapax (Rückenpanzer) der Königskrabbe erreicht eine Größe von 25 cm, während sie insgesamt ein Gewicht von bis zu 17 Kilogramm erreichen kann. Die Beinspannweite kann bis zu 180 cm betragen. Königskrabben können verschiedene Farben haben, die jeweils von der Nahrung abhängen. Am häufigsten ist die Farbe Rot, aber auch Blau und Braun kommen vor.
Sie ernährt sich von fast allem, was sie finden kann, hauptsächlich von Muscheln, Seesternen, Algen und Aas. Wie andere Krebse auch müssen sich Königskrabben häuten, um zu wachsen, weil sie ein Exoskelett (Außenskelett) haben. In Fangkörben kommt es untereinander zum Kannibalismus. Die Tiere haben als Zehnfußkrebse (Decapoda) fünf Beinpaare, von denen das erste Scheren trägt, deren rechte stets größer ist als die linke; erstere dient zum Kampf, letztere zum Fressen. Umgekehrt als beim Palmendieb, aber ebenso wie Rechtshändige Einsiedlerkrebse sind Königskrabben also "monostroph rechtsscherig". Das fünfte Beinpaar liegt versteckt in der Kiemenhöhle, ist verkürzt und hat dort die Funktion einer Reinigungsbürste. Die Beine wachsen wieder nach, wenn diese anomuren Krabben sie verlieren.
Leben
Die Lebenserwartung beträgt ungefähr 30 Jahre. Die Weibchen der Königskrabbe legen zwischen 400.000 und 500.000 Eier. Davon erreichen etwa 2 Prozent das Erwachsenenalter, d. h. pro Weibchen gibt es 8.000 bis 10.000 Nachkommen. Die Jungtiere verstecken sich in Bodengewächsen, bis sie groß genug sind. Ausgewachsene Königskrabben sind, wie viele andere Krabben auch, kannibalistisch veranlagt. Es kommt manchmal vor, dass sich viele Artgenossen zu großen Haufen zusammenfinden und sich aufeinanderstapeln. Wieso sie das tun, ist bisher ungeklärt. Aus der Ausbreitung bis zu den Lofoten konnte man auf eine jährliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von 50 km schließen.
Nutzung
Ausgewachsene Königskrabben haben kaum natürliche Feinde und konnten sich vor allem deshalb derartig schnell in der Barentssee und an der norwegischen Küste ausbreiten. Wegen ihrer Schmackhaftigkeit ist die Krabbe in Russland und Asien begehrt. In Norwegen wird darum ähnlich wie bei der Lachszucht Potential für eine Bewirtschaftung gesehen: Die Krabben werden gefangen und ca. zwei Monate bis zur gewünschten Fleischqualität und -quantität gemästet, bevor sie vermarktet werden. Auch wird die Krabbe direkt gefischt, Norwegen hat deshalb Schutzgesetze erlassen: Nur erwachsene männliche Tiere dürfen gefangen werden.
Auf norwegischen Fischmärkten werden Krabbenbeine, diese sind primär zum Verzehr geeignet, mit 100 €/kg als Delikatesse gehandelt; dabei handelt es sich um den Netto-Fleischpreis. Auch das Körperfleisch, das weniger wertvoll ist, wird verarbeitet. Das Fleisch muss aus den Beinen gepult werden; die Beine werden dazu abgetrennt und teils längs aufgeschnitten. Einige Arbeitsgänge lassen sich sparen, wenn das Fleisch mit Druckluft ausgepustet wird.[2]
Kritik
Es wird oft vermutet, dass die Tiere eine ökologische Katastrophe auslösen könnten. Im Dezember 2010 kippte eine Gruppe von Umweltaktivisten circa 2000 lebende Exemplare vor das Fischereiministerium in Oslo und forderte die Ausrottung der – von den Norwegern zuweilen als „Stalinkrabben“ verunglimpften – Tiere an der Küste des Landes. Auch die Naturschutzorganisation WWF forderte die norwegische Regierung auf, die Ausbreitung der Tiere zu stoppen.[3]
In der deutschen Boulevardpresse wird regelmäßig kolportiert, „das Monster“ werde sich weiter nach Süden ausbreiten und irgendwann Badegäste auf Sylt verletzen. Seriöse Meeresbiologen beteiligen sich an solchen Rufen jedoch nicht. Einerseits hat sich die Krabbe auch in ihrem ursprünglichen Lebensraum nicht bis in den warmen Pazifik ausgebreitet, zum anderen gilt als wahrscheinlich (ist aber noch nicht restlos erforscht), dass bestimmte (Warmwasser-)Mikroorganismen der Krabbe das Überleben südlich von Zentralnorwegen unmöglich machen.
Weblinks
Einzelnachweise
- https://www.deli-vinos.de/delikatessen/fischprodukte/13932/koenigskrabbenfleisch-chile-queen-crab-schenkels-210-g-abtropfgewicht-150-g?c=32#
- https://www.youtube.com/watch?v=QH4EY5bErSg 29: bis 30:
- Gunnar Herrmann: Monster aus der Tiefe. In: Süddeutsche Zeitung, 6. Dezember 2010 (Online-Version abgerufen am 21. März 2012).