Julian Lwowitsch Schwarzbreim

Julian Lwowitsch Schwarzbreim (russisch Юлиан Львович Шварцбрейм)[1], wiss. Transliteration Julij L’vovič Švarcbrejm[2]; (geb. 1920 i​n Kiew; gest. 1996 i​n Moskau) w​ar ein russischer Architekt.

Werdegang

Schwarzbreim n​ahm als Soldat d​er Roten Armee v​on 1941 b​is 1945 a​m Zweiten Weltkrieg teil. Nach d​em Krieg studierte e​r am Moskauer Architektur-Institut (MArchI, russisch МАрхИ),[3] e​iner staatlichen Akademie. Er schloss s​ein Studium 1949 ab. Von 1961 b​is 1996 w​ar er a​ls Architekt tätig.[3] Er entwarf u​nd baute Gebäude w​ie das Haus d​er Sowjets i​n Kaliningrad u​nd den Zirkus i​n Sotschi. Zudem w​ar er „Teilnehmer u​nd Gewinner zahlreicher Wettbewerbe“ («Участник и лауреат многочисленных конкурсов»).[3]

Seit 1992 w​ar er Mitglied d​er Russischen Akademie d​er Architektur u​nd Baukunst, e​iner offiziellen Akademie, d​ie sich a​uf Architektur u​nd Stadtplanung spezialisiert hat.[3] Er h​atte die Leitung d​es Zentralen Forschungs- u​nd Designinstituts für Wohnhäuser u​nd öffentliche Gebäude (ZNIIEP, russisch ЦНИИЭП, a​b 1974 Mesenzew-Institut) inne.[3][4] Als Arbeitsgruppenleiter w​urde er m​it Foto i​m Bildband d​es Mesenzew-Instituts vorgestellt.[5]

Der Architekturhistoriker Andrej Wladimirowitsch Ikonnikow zählt Schwarzbreim, aufgrund d​er Gesichtswirkung d​er Fassade d​es Hauses d​er Sowjets i​n Kaliningrad u​nd wegen d​er Maskenreliefs, d​ie die Attika d​es Zirkus i​n Sotschi schmücken, z​u den Vertretern e​ines „romantischen Symbolismus.“[6]

Schwarzbreim w​urde durch d​ie Arbeiten d​es sowjetischen Architekten Iwan Iljitsch Leonidow (1902–1959) inspiriert.[7]

Werkverzeichnis

  • 1950er Jahre: Das Gebäude der sowjetischen Handelsvertretung in Peking
  • 1954/1955: Kongresshalle des Palastes der Kultur und Wissenschaft in Warschau
  • 1960: Der sowjetische Pavillon auf der Messe in Damaskus und Izmir
  • 1965: Gebäude „Sotschi“ in Sotschi
  • 1970/2005: Das „Haus der Sowjets“ (auch Haus der Räte) ist ein 16-stöckiges Hochhaus, das nach Entwürfen von Schwarzbreim im Stil von Le Corbusier erbaut wurde.[8] Die Fassade hat eine Gesichtswirkung. Das Wort Fassade stammt von dem italienischen Wort facciata, auf Deutsch Gesicht ab. Das Gesicht des Hauses der Räte entspricht in den Proportionen dem Kindchenschema Konrad Lorenz'. Große Stirnregion, relativ weit unten liegende Platzierung der Gesichtsmerkmale mit großen Augen, einer Nase und Mund. Das gleiche Gesicht hat auch ein Gebäude von Kenzo Tange, das Sogetsu Kaikan Building bzw. Sogetsu Art Center (SAC) in Tokio.[9] Der Bau des Gebäudes wurde 1970 begonnen.[10] Wegen der Konzentration staatlicher Ausgaben auf die Sportbauten in Moskau für die Olympischen Sommerspiele 1980 wurde ein fünfjähriger Stopp für den Bau öffentlicher Gebäude verhängt, weswegen der Weiterbau 1985 zum Erliegen kam. Das Gebäude war 1985 zu 72 % fertiggestellt.[11] Zur Jubiläumsfeier der Stadt Kaliningrad 2005 wurde unter Putin das Gebäude vollendet und restauriert.
  • 1971: „Zirkus von Sotschi“. Dafür erhielt er 1973 den „Sowjetischen Staatspreis für Architektur“.[12] Ein Band erschien dazu anlässlich der Verleihung des Staatspreises an Schwarzbreim.[13]
  • 1980: „Zirkus Jekaterinburg“: Das Zirkusgebäude von Jekaterinburg wurde 1980 nach Entwürfen der Architekten Schwarzbreim und M. Korobkow[14] erbaut.

Literatur

  • Markus Podehl: Architektura Kaliningrada: Wie aus Königsberg Kaliningrad wurde (= Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas. Band 1). Herder-Institut, Marburg 2012, ISBN 978-3-87969-375-7.

Einzelnachweise

  1. Юлиан Львович Шварцбрейм (1920, Киев – 1996, Москва), архитектор. .
  2. Podehl, in der Fußnote Nr. 12 auf S. 263: „Der Nachname des Architekten, nach der wissenschaftlichen Transliteration transkribiert, ist Švarcbrejm“.
  3. Biographie auf sovarch.ru
  4. Podehl, S. 263, S. 302.
  5. Podehl, S. 263.
  6. Podehl, S. 289.
  7. Zitat: „Die Beschäftigung mit den Leonidow’schen Grundrissen im Entwurf von 1932 zeigt daneben, wie Julij Schwarzbreim in seinen Entwürfen für den Zirkus in Sotschi ebenso wie beim Haus der Sowjets in Kaliningrad auf eine ähnliche gegenseitige Entsprechung von einfacher Geometrie und Funktionalität hinarbeitete.“; vgl. Podehl, S. 282–283.
  8. Podehl, S. 256–312: Der zentrale Platz und das Haus der Räte, hier S. 263
  9. Podehl, S. 289f.
  10. Podehl, S. 296.
  11. Podehl, S. 296.
  12. Podehl, S. 263.
  13. Podehl, S. 289.
  14. Informationen über den Zirkus (Memento vom 23. September 2006 im Internet Archive), yekaterinburg.usconsulate.gov, US-Konsulat in Jekaterinburg, abgerufen 17. Januar 2008
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