John Cowdery Kendrew
Sir John Cowdery Kendrew (* 24. März 1917 in Oxford; † 23. August 1997 in Cambridge) war ein britischer Biochemiker, Molekularbiologe und Nobelpreisträger für Chemie.
Leben und Werk
Kendrew war der Sohn des Professors (Reader) für Klimatologie in Oxford Wilfrid George Kendrew und der Kunsthistorikerin Evelyn May Graham Sandburg. Er besuchte das Clifton College in Bristol und studierte ab 1936 an der Universität Cambridge (Trinity College). 1939 erwarb er seinen Bachelor-Abschluss in Chemie. Im Zweiten Weltkrieg war er u. a. zusammen mit Patrick Blackett und Conrad Waddington im Bereich Operations Research bzw. U-Boot Abwehr für das Royal Air Force Costal Command tätig[1], wofür er den Ehrenrang eines Wing Commander der R.A.F. erhielt. Nach dem Krieg wollte er in die Proteinforschung und ging 1945 zu Max Perutz in Cambridge (Cavendish Laboratory), wo seine Beschäftigung mit Röntgenstrukturanalyse von Proteinen der Hämoglobinfamilie begann. Er wurde 1947 Fellow des Peterhouse College und 1949 promoviert. Er forschte für den Medical Research Council (MRC) und wurde 1954 Reader am Davy-Faraday Laboratory der Royal Institution in London.
Er klärte 1958[2] mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse die dreidimensionalen Struktur des Myoglobins auf. Das wurde möglich durch die Lösung des Phasenproblems bei Röntgenstrukturanalyse durch Max Perutz 1953. Die Aufklärung der Struktur des Myoglobins durch Kendrew war die erste Röntgenstrukturaufklärung eines Proteins und erfolgte in Cambridge am späteren Medical Research Council Laboratory of Molecular Biology. 1959 folgte Hämoglobin durch Perutz 1959.
Von 1962 an war er Vizedirektor des Medical Research Council Laboratory of Molecular Biology an der Universität Cambridge und von 1974 bis 1982 Leiter des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg, das er 1963 mit gegründet hatte. 1981 bis 1987 war er Präsident des St. John's College in Oxford, dem er auch 15 Millionen Pfund in seinem Testament hinterließ. Das Kendrew Quadrangle ist am College nach ihm benannt.
Er gründete das Journal of Molecular Biology und war lange dessen Herausgeber. 1974 bis 1979 war er Trustee des British Museum und er war Präsident des International Council of Scientific Unions.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
Er erhielt 1962 gemeinsam mit Max Ferdinand Perutz den Nobelpreis für Chemie. 1964 wurde Kendrew in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1965 wurde er für seine Beiträge zur Aufklärung der Proteinstruktur des Myoglobins mit der Royal Medal der Royal Society ausgezeichnet. Er ist CBE und Fellow der Royal Society.
Kendrew war ab 1965 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina,[3] seit 1972 Mitglied der National Academy of Sciences. 1978 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[4]
1974 wurde er als Knight Bachelor („Sir“) geadelt.[5]
Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1962 an John Cowdery Kendrew (englisch)
- Literatur von und über John Cowdery Kendrew im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Suche nach John Cowdery Kendrew In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach John Cowdery Kendrew im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen)
Einzelnachweise
- Carsten Haider: Führen wir diesen Krieg mit Waffen oder mit dem Rechenschieber? Blacketts Circus - britische Operationsforschung im Zweiten Weltkrieg. In: Pallasch: Zeitschrift für Militärgeschichte. Nr. 77, 2021, S. 145–152 (ssoar.info [abgerufen am 3. November 2021]).
- J. C. Kendrew, G. Bodo, H. M. Dintzis, R. G. Parrish, H. Wyckoff, D. C. Phillips: A three-dimensional model of the myoglobin molecule obtained by x-ray analysis, Nature, Band 181, 1958, S. 662–666
- Mitgliedseintrag von Sir John Kendrew bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 12. Oktober 2012.
- Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909. Sir John Cowdery Kendrew. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 27. Juni 2016.
- Knights and Dames: HOS–KIM bei Leigh Rayment's Peerage