Jakob Awender

Jakob Awender (* 3. Juli 1898 i​n Istvánfölde, deutsch Stefansfeld, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 14. April 1975 i​n Freeport (Illinois), Vereinigte Staaten) w​ar von 1933 b​is 1941 Führer d​er nationalsozialistischenErneuerungsbewegung“ i​m Königreich Jugoslawien.

Jakob Awender

Familie

Jakob Awender w​ar der Sohn v​on Johann Awender u​nd der Christine geb. Bohn u​nd hatte a​cht Geschwister. Er w​ar verheiratet m​it Eva, geb. Saier (14. April 1925 i​n Graz),[1] m​it der e​r drei Kinder hatte.

Leben

Awender h​atte in Deutschland studiert u​nd sich d​ort für d​ie nationalsozialistische Idee begeistert, d​ie er b​ei seiner Heimkehr i​n das Königreich Jugoslawien i​n sich trug.[2] Er praktizierte a​ls Zahnarzt i​n Pančevo (deutsch Pantschowa).[3] Hier etablierte e​r sich 1933 a​ls Gründer u​nd Führer d​er nazistischen „Erneuerungsbewegung“,[4] welche d​ie Politik d​er „volksdeutschen“ Minderheit Jugoslawiens inhaltlich u​nd ästhetisch a​m Nationalsozialismus[5] u​nd Deutschen Reich auszurichten trachtete.[6]

Als Leiter d​es örtlichen „Kulturbundes“ u​nd „Herausgeber d​es Erneuerer“-Presseorgans Pantschowaer Post,[3] später Volksruf, verbreitete e​r nationalsozialistische Ideen i​n den deutschen Siedlungsgebieten Jugoslawiens.[4][Anmerkung 1] Er versuchte, d​urch eine Politik d​er „Auswechselung“ führender Persönlichkeiten d​es Schwäbisch-Deutschen Kulturbunds w​ie Stefan Kraft, Georg Grassl u​nd Bundesobmann Johann Keks[3] maßgebenden Einfluss a​uf die Führung d​es Kulturbundes z​u gewinnen.[7] Die „Erneuerer“ beschuldigten d​ie Kulturbundführung d​er Korruption u​nd Ämterhäufung, w​omit sie große Aufmerksamkeit erregten.[5]

Die Leitung d​es Bundes verfügte 1935 zeitweilig d​en Ausschluss Awenders u​nd seiner engsten Mitarbeiter Gustav Halwax u​nd Hans Thurn.[8] Jedoch gewann Awender u​nter dem Eindruck d​er „politischen u​nd wirtschaftlichen Erfolge“ d​es nationalsozialistischen Deutschlands v​or allem i​n der jüngeren Generation zahlreiche Anhänger.[9] Nach d​em Rücktritt d​es Bundesvorstandes 1939 beanspruchte d​er freimütige Awender d​en Posten d​es Bundesobmanns.[10]

Zur Wahrung g​uter Beziehungen zwischen d​er Regierung Jugoslawiens u​nd dem Deutschen Reich entschied s​ich d​ie Volksdeutsche Mittelstelle (VoMi) jedoch für d​en als gemäßigt u​nd konsensfähig geltenden Josef Janko,[4] d​en späteren „Volksgruppenführer“.[10] Nach d​em Zusammenbruch Jugoslawiens 1941 w​urde Awender z​um Präsident d​er Zentralgenossenschaft Agraria ernannt,[11] d​ie er a​ls NS-Amtswalter i​n der Banater „Volksgruppenführung“ b​is 1944 leitete.[4][12]

Nachdem die Rote Armee die Karpaten überschritten hatte, erhielt Awenderer von Janko den Auftrag, die Evakuierung der deutschen Bevölkerung vorzubereiten. Nach Kriegsende begab er sich in die Vereinigten Staaten und entzog sich so einer Strafverfolgung.[4] Hier war er als Schriftleiter der Nachrichten für die Donauschwaben in Nordamerika, Chicago tätig.[13] Er unterstützte Sepp Janko bei der Abfassung seines Buches Weg und Ende der deutschen Volksgruppe in Jugoslavien.[14] Awender verstarb 1975 in Freeport, Illinois, wo er auf dem Friedhof Oakland Cemetery beerdigt wurde.[15]

Veröffentlichungen

  • Das serbische Banat wirtschaftlich gesehen 1941–1943. In: OST-DOK. 16/4.

Einzelnachweise

  1. Freeport Journal. Standard from Freeport, Illinois. Seite 8
  2. Mariana Hausleitner: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953. IKGS, 2008. ISBN 3-9811694-0-9, S. 44
  3. Johann Böhm: Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918–1941: Innen- und Außenpolitik als Symptome des Verhältnisses zwischen deutscher Minderheit und jugoslawischer Regierung. Peter Lang, 2009, ISBN 3-631-59557-3, S. 203
  4. Johann Böhm: Die deutschen Volksgruppen im Unabhängigen Staat Kroatien und im serbischen Banat. Ihr Verhältnis zum Dritten Reich 1941–1944. (Memento des Originals vom 18. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.peterlang.com Peter Lang, 2013. ISBN 978-3-631-63323-6, S. 14, 22
  5. Mariana Hausleitner, Harald Roth: Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS). Wissenschaftliche Reihe, Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München, München 2008. ISBN 3-9809851-1-3, S. 188
  6. Michael Schwartz, Michael Buddrus, Martin Holler, Alexander Post: Funktionäre mit Vergangenheit: Das Gründungspräsidium des Bundesverbandes der Vertriebenen und das „Dritte Reich“. Oldenbourg Verlag, 2013, ISBN 3-486-71626-3, S. 195
  7. Josef Beer: Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien: Ortsberichte über die Verbrechen an den Deutschen durch das Tito-Regime in der Zeit von 1944–1948, Band 1. Donauschwäbische Kulturstiftung, 1992. S. 391
  8. Franz Wilhelm: Rumaer Dokumentation 1745–1945. Band II. Stuttgart 1997, ISBN 3-926276-31-2. Kapitel 10, S. 142
  9. Hans-Ulrich Wehler: Nationalitätenpolitik in Jugoslawien: die deutsche Minderheit 1918–1978. Vandenhoeck & Ruprecht, 1980, ISBN 3-525-01322-1, S. 35ff.
  10. Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia: 1941–1945. Stanford University Press, 2002. ISBN 0-8047-7924-4, S. 202. In englischer Sprache.
  11. Josef Volkmar Senz: Das Schulwesen der Donauschwaben im Königreich Jugoslawien. Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, 1969. S. 118.
  12. Carl Bethke: Keine gemeinsame Sprache? LIT Verlag, Münster 2013, ISBN 3-643-11754-X, S. 206
  13. Südostdeutsche Vierteljahresblätter, Ausgabe 23. Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks, 1974. S. 15
  14. Mariana Hausleitner: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953. IKGS, 2008. ISBN 3-9811694-0-9, S. 61
  15. Find a grave: Dr Jakob Awender

Anmerkungen

  1. Heinrich Reister berichtet unter dem Datum vom 26. März 1958 über die Erneuerungsbewegung (Sammlung Ost. Dok. 16 Jug. Sig 177 im Bundesarchiv in Koblenz): „In den Jahren 1937 und 1938 war ich bei der Schriftleitung der in der südbanater Stadt Pantschewo erscheinenden Wochenzeitung »Volksruf« (Organ der Erneuerungsbewegung) tätig. Die Zeitung war damals bereits mehrere Jahre alt. Die Hauptschriftleiter waren Dr. Jakob Aweder und Gustav Halwax. Die Redaktion war im Hause Dr. Awenders untergebracht. Die zwei Räume waren zugleich Wohn- und Schlafzimmer für die Mitarbeiter. … Dr. Awender widmete sich der Zeitung oft mehr als seinem Beruf als Arzt. Die natürliche Folge davon war ein Rückgang seiner ärztlichen Praxis.“
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