Jürgen Ferdinand Schlamp

Jürgen Ferdinand Schlamp (* 1942 i​n München) i​st ein deutscher Maler, Bildhauer u​nd Kunstlehrer.

Leben

Nach d​em Abitur a​m Maximilians-Gymnasium i​n München studierte e​r von 1961 b​is 1964 Freie Malerei a​n der Akademie d​er Bildenden Künste München b​ei Charles Crodel. 1964–1968 setzte e​r sein Studium d​er Freien Malerei f​ort an d​er Hochschule für Bildende Künste Berlin b​ei Hermann Bachmann. Dort t​raf er m​it Andreas Brandt u​nd Per Gernhardt zusammen. 1967 erhielt e​r den Kunstpreis d​er Großen Berliner Kunstausstellung. 1968 w​urde er z​um Meisterschüler d​er Hochschule für Bildende Künste Berlin ernannt. 1969 erhielt e​r erneut d​en Kunstpreis d​er Großen Berliner Kunstausstellung. 1969–1971 studierte e​r Kunstpädagogik a​n der Hochschule für Bildende Künste Berlin b​ei Johannes Geccelli u​nd wurde z​um Tutor (Elementarlehre für Visuelle Kommunikation) ernannt. In d​en folgenden Jahren konzentrierte e​r sich a​uf die Arbeit a​ls Kunstlehrer. Er verfasste zusammen m​it Haimo Berkic u​nd Günter Frenzel d​ie ersten curricular strukturierten Unterrichts-Planungen für Kunstunterricht u​nd wurde z​um Mitglied v​on Kommissionen u​nter der Leitung v​on Kraft Geer a​m Staatsinstitut für Schulqualität u​nd Bildungsforschung i​n München berufen. Seit 1973 h​at er e​inen Atelier-Wohnsitz i​n Außernzell, Niederbayern. 1984–1990 arbeitete e​r in Thessaloniki, Griechenland. 1998–2003 erhielt e​r einen Lehrauftrag a​n der Akademie d​er Bildenden Künste i​n München. 1998–2008 w​ar er Jury-Mitglied d​es Südböhmischen Künstler-Verbands.

Künstlerisches Werk

Jürgen Ferdinand Schlamp ist ein Künstler der Konkreten Kunst. Der Themenbereich seiner Zeichnungen, Bilder und Plastiken ist bestimmt durch Fragen nach Wahrnehmung, Bewusstheit und Identität. Dabei weist er insbesondere auf den gleichzeitigen Gebrauch unterschiedlicher Systeme und Strukturen zum Verständnis der Wirklichkeit hin, auf die Heterogenität von Emotion und Ratio, von Anschauung und Begriff. In bildnerischen Analogien zu unserem Verständnis der Wirklichkeit kombiniert Schlamp das Prinzip der Zweidimensionalität mit dem der dritten Dimension, des Räumlichen. Quadratischen Flächen werden Elemente gegenübergestellt, die aus Geraden und aus Halb-Ellipsen gebaut wurden. Die weiße Grundfläche des Bildes wird belebt, plastische Wirkungen werden suggeriert. Alle Elemente sind mit Abständen gleicher Maße zueinander in Relation gesetzt, mit Zwischenflächen, die als Negativ-Formen sich wieder auf die positiven Formen beziehen. Der Rezipient wird in einen Bereich zwischen der Feststellung klarer Flächen und illusionistischer Dreidimensionalität geführt. Dadurch veranlasste Deutungen wechseln zwischen den verschiedenen Ebenen, zwischen der Wahrnehmung von Ähnlichkeiten und Unterscheidungen in einem Spannungsbogen zwischen Wissen und Empfinden. Die plastischen Objekte führen je nach Position und Blickrichtung zu unterschiedlichen Beobachtungen. Der Rezipient wird eingeladen, von seinem subjektiven Standpunkt aus den Prozess der Objektivierung mitzubestimmen. Die von Schlamp vorgeschlagene Reihenfolge der einzelnen Objekt-Module ohne eine materielle Fixierung lädt ein zur persönlichen Gestaltung nach eigenen Ordnungsprinzipien. In der Begegnung mit den Zeichnungen, Bildern und Plastiken Jürgen Ferdinand Schlamps öffnet sich für den Betrachter eine Welt meditativer Konzentration auf die Grundlagen menschlicher Erfahrungen.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1967 lud ihn der Galerist Ludwig Seyfried (München) zur ersten Einzel-Ausstellung mit auf die Farbe Blau konzentrierten Bildern ein. Die Abendzeitung München verlieh ihm den Kultur-Stern der Woche.
  • 1969 Galerie im Centre, Göttingen, Deutschland.
  • 1971 Galerie diogenes im cubus, Berlin.
  • 1999 Staatliche Galerie in Zlata Koruna, Tschechien
  • 1999 Galerie im Griechischen Zentrum, München, Deutschland. Dies war die erste von vielen folgenden Ausstellungs-Eröffnungen durch Hubert Eichheim.
  • 2000 Goethe-Institut Thessaloniki, Griechenland
  • 2000 Goethe-Institut Beirut, Libanon
  • 2000 Goethe-Institut Tripolis, Libanon
  • 2001 Schloss Kastelbell bei Meran, Italien
  • 2001 Stadtgalerie Prachatice, Tschechien
  • 2002 Stadthalle Germering, Deutschland
  • 2003 Stadtmuseum Klatovy, Tschechien
  • 2004 Goethe-Institut Amman, Jordanien
  • 2004 Workshop an der Yarmouk-Universität, Irbid, Jordanien
  • 2005 Französisch-Deutsches Kulturinstitut Ramallah, Palästina
  • 2005 Workshop an der Yarmouk-Universität, Irbid, Jordanien
  • 2006 Philadelphia Galerie, Athen, Griechenland
  • 2007 Goethe-Institut Casablanca, Marokko
  • 2007 Kunstforum Arabellapark, München, Deutschland
  • 2008 Galleria Paolocci, Mendrisio, Schweiz
  • 2008 Stadtbücherei Niebüll, Deutschland
  • 2009 Goethe-Institut Thessaloniki, Griechenland
  • 2010 Goethe-Institut Izmir, Türkei
  • 2011 Städtische Kunsthalle Drama, Griechenland
  • 2012 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, München, Deutschland
  • 2013 U-Bahn-Galerie, München, Deutschland
  • 2013 Artforum Trafo, München, Deutschland
  • 2014 Galleria Paolocci, Mendrisio, Schweiz
  • 2015 Goethe-Institut Khartoum/Gallery Dabanga, Khartoum, Republik Sudan
  • 2016 Galerie Pasquay, Deggendorf, Deutschland
  • 2017 Schloß Obernzell, Obernzell, Deutschland
  • 2018 Goethe-Institut München, Deutschland
  • 2019 Galerie Pasquay, Deggendorf, Deutschland
  • 2020 Galerie Pasquay, Deggendorf, Deutschland und Instagram
  • 2021 Philadelphia, Athen, Griechenland

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Haimo Berkic, Günter Frenzel, Jürgen Schlamp: Kunstunterricht 5 - 7, Handbuch für die curriculare Planung der Unterrichtspraxis. Urban & Schwarzenberg, 1978. (Beltz Verlag, 1986, ISBN 3-541-40711-5)
  • Haimo Berkic, Günter Frenzel, Jürgen Schlamp: Kunstunterricht 8 - 10, Handbuch für die curriculare Planung der Unterrichtspraxis. Urban & Schwarzenberg, 1978. (Beltz Verlag, 1986, ISBN 3-541-40721-2)
  • Handreichung für den Kunstunterricht im Leistungskurs: Erfahrungsberichte zu den Bereichen bildnerische Praxis, bildende Kunst, gestaltete Umwelt, visuelle Medien aus dem Unterricht der Oberstufe des Gymnasiums / Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München. [Erarb. im Auftr. des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Texte, Layout und Bildbearb.: Jürgen Schlamp] ISBN 3-403-04334-7.
  • Handreichung für den Kunstunterricht in der Jahrgangsstufe 10; Teil: 10. / [Red.: Jürgen Schlamp] ISBN 978-3-403-04502-1, Verlag Auer, Donauwörth 2005

Literatur

  • Laszlo Glozer: Blau, nur blau – Jürgen Schlamp in der Galerie Seyfried. Abendzeitung, München, 28. Dezember 1967
  • Reent Schwarz: Zur Malerei J.F.Schlamps. Prospekt zur Ausstellung in der Galerie diogenes im cubus, Berlin, Juli 1971
  • ka.: Mit Farben Sprünge machen – Ausstellung Jürgen Schlamp. Die Welt, Berlin, 11. Juni 1971
  • PhDr. Jana Skarlantová, Prag: Einladung in die Landschaft des Herzens. Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Galerie Zlatá Koruna, Juni 1999, Tschechische Republik
  • Peter Spethmann: Strukturen der Wahrnehmung – Die Bilderwelt Jürgen Ferdinand Schlamps. Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Galerie Zlatá Koruna, Juni 1999, Tschechische Republik
  • Thomas Kronewiter: Sehen mit dem inneren Blick. Süddeutsche Zeitung, München, 6. Dezember 1999
  • Maria Kousinopoulou: Landschaften als Ausdruck des Lichts. Angeliophoros, Thessaloniki, 13. April 2000
  • Petra Fröschl: Schlamp in Beirut. Münchner Merkur, FFB, 25. Oktober 2000
  • Nharkoum Said: Interview mit Dr. Monika von Krafft, Goethe-Institut Beirut, und J.F. Schlamp. National Broadcasting Network, Beirut, 10. November 2000
  • Dr. Wolfgang Ullrich: Vorwort zum Katalog „Jürgen Ferdinand Schlamp“ anlässlich der Ausstellung im Schloss Kastelbell bei Meran, Italien, Mai 2001
  • Markus Zehentbauer: Auf den zweiten Blick. Süddeutsche Zeitung (FFB), 2. Dezember 2002
  • Dr. Wolfgang Ullrich: Vorwort zum Katalog „Motiv und Befragung – Jürgen Ferdinand Schlamp“ anlässlich der Ausstellung bei Philadelphia, Maroussi/Athen. 2006
  • Hubert Eichheim: Motiv und Befragung – Jürgen Ferdinand Schlamps. Katalog zur Ausstellung bei Philadelphia, Maroussi/Athen. 2006
  • Kraft Geer: Zu offenen Zeichen – Drei Werke Jürgen Ferdinand Schlamps auf dem Prüfstand. Katalog zur Ausstellung bei Philadelphia, Maroussi/Athen. 2006
  • Oguz Yildiz: Su, cicek veyapraklar … (Wasser, Blumen und Blätter …). Cumhuriyet, Istanbul. 24. September 2010
  • Rüdiger Schernikau: Konzentration auf Grundlagen menschlicher Erfahrung. Deggendorfer Zeitung. 14. Oktober 2016
  • Gabriele Blachnik: Jürgen Ferdinand Schlamp. Passauer Neue Presse. 10. Juni 2017
  • Norbert Pree: Erst durch Sehen entstehen Bilder. Passauer Neue Presse. 9. Juni 2017
  • Hubert Eichheim: Analogien – Jürgen Ferdinand Schlamp, Maler und Bildhauer. Passauer Kunst Blätter 60: 2017

Abbildungen

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