Iwan Kyprijan

Pater Iwan Franzischekowytsch Kyprijan (ukrainisch Іван Францішекович Кипріян[1]; * 27. Oktober 1856 i​n Sokal, Galizien, Kaisertum Österreich; † 1924 (anderen Quellen n​ach 1934) i​m sibirischen Gulag, Sowjetunion) w​ar ein ukrainischer Dirigent, Komponist, Musikwissenschaftler, sozialpolitischer Aktivist u​nd Geistlicher d​er Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.[2]

Iwan Kyprijan

Leben

Iwan Kyprijan k​am in d​er galizischen Stadt Sokal i​n der h​eute ukrainischen Oblast Lwiw z​ur Welt. 1879 machte e​r an e​inem Gymnasium i​n Lemberg d​as Abitur u​nd besuchte anschließend d​as theologische Seminar i​n Przemyśl, a​n dem e​r 1883 abschloss u​nd daraufhin d​ie Priesterweihe erhielt. 1882 besuchte e​r zudem d​as theologische Seminar i​n Lemberg.[2]

Nach seiner Priesterweihe war er bis 1884 Pfarrer der katholischen Gemeinde in Dobromyl und leitete parallel zu diesem Amt den Chor in Lubaczów. Anschließend war er von 1884 bis 1888 Pfarrer in Schumjatsch im heutigen Rajon Turka, wo er zudem als Dirigent und Chorleiter tätig war. Zwischen 1888 und 1919 war er der Pfarrer der Gemeinde in Nemyriw. 1889 eröffnete er dort einen Leseraum zur Förderung der ukrainischen Literatur, der ab 1895 unter der Schirmherrschaft der Proswita stand. Er war Mitglied der Ukrainischen Nationaldemokratischen Partei und wurde 1900 zum Vorsitzenden der Ruska rada (Руська рада) im Bezirk Rawa-Ruska gewählt. Außerdem nahm er für den Wahlbezirk Galizien an den Wahlen zum österreichischen Abgeordnetenhaus teil. 1905 wurde er zunächst stellvertretender Leiter und später Leiter der Proswita in Rawa-Ruska. Politisch stand er in Gegnerschaft zur Russophilen Bewegung in Galizien.

Zwischen 1880 u​nd 1885 w​ar er Verfasser mehrerer musikalischer Lehrbücher, i​n denen e​r unter anderem z​ur ukrainischen musikalischen Terminologie schrieb. Zum Gedenken a​n den 50. Jahrestag d​er Abschaffung d​er Leibeigenschaft i​n Galizien schrieb e​r im März 1898 d​en Marsch „За Русь“ (deutsch: „Für d​ie Rus“). Außerdem publizierte e​r 1883 d​ie „Partituren für Kirchenchöre“, 1893 i​n Lwiw d​ie „Göttliche Liturgie d​es heiligen Basilius d​es Großen“ u​nd 1910 „Das kirchliche Liederbuch für Schulkinder“. Die v​on ihm gesammelten Volkslieder flossen i​n die v​on Porfyrij Baschanskyj (Порфирій Іванович Бажанський 1836–1920) zwischen 1905 u​nd 1912 veröffentlichte Volksliedersammlung Rusko-narodni halyzki melodiji ein.[2]

Während d​es Polnisch-Ukrainischen Krieges w​ar er 1919/20 Korpskaplan d​es 1. Korps d​er Ukrainisch-Galizischen Armee d​er Westukrainischen Volksrepublik.[3] Nach verlorenem Krieg emigrierte e​r zunächst a​us Furcht v​or den polnischen Behörden i​n die Tschechoslowakei.

Anfang der 1920er Jahr wurde er von den sowjetischen Behörden verhaftet und in einen Gulag nach Sibirien verschleppt.[2] Dort war er Hunger, Krankheit, Missbrauch und Folter durch die Bolschewisten ausgesetzt.[4] Trotzdem kümmerte er sich um die inhaftierten Kinder der „Volksfeinde“, war Beichtvater der Insassen und gab den Sterbenden die Sterbesakramente. Nachdem die Wärter 20 Kinder in eisiger Kälte in einen Käfig sperrten, um sie tags darauf zu erschießen, versuchte Kyprijan die verzweifelten Kinder zu wärmen und zu trösten. Er betete mit ihnen und starb, gemeinsam mit den Kindern, durch Erfrieren.[2][4]

Einzelnachweise

  1. Zukrowi anhelyky dlja anheljat Hintergrund: das Leben von Iwan Kyprijan@1@2Vorlage:Toter Link/ratushniak.te.ua (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; abgerufen am 21. Mai 2017 (ukrainisch)
  2. Eintrag zu Iwan Kyprijan in der Enzyklopädie der modernen Ukraine; abgerufen am 21. Mai 2017 (ukrainisch)
  3. OOB of Ukrainian Galician Army I Corps; abgerufen am 21. Mai 2017 (englisch)
  4. Heldentat des Pater Kyprijan in vglos.com.ua vom 10. September 2016; abgerufen am 21. Mai 2017 (ukrainisch)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.