Ingrid von Schweden
Ingrid von Schweden (voller Name: Ingrid Victoria Sofia Louise Margareta von Schweden; * 28. März 1910 in Stockholm; † 7. November 2000 in Schloss Fredensborg) war die Tochter des schwedischen Königs Gustav VI. Adolf und der britischen Prinzessin Margaret von Connaught. Sie heiratete 1935 den späteren dänischen König Frederik IX. und war an seiner Seite von 1947 bis 1972 dänische Königin.
Kindheit und Ausbildung
Ingrid wurde am 28. März 1910 im Stockholmer Schloss geboren. Ihr Vater war Kronprinz Gustav Adolf von Schweden, ältester Sohn von König Gustav V. aus dessen Ehe mit Prinzessin Viktoria von Baden. Ihre Mutter Margaret von Connaught war eine Prinzessin von Großbritannien und Irland, Enkelin von Königin Victoria. Am 5. Mai 1910 wurde Ingrid in der Schlosskirche des Stockholmer Schlosses getauft. Ihre Paten waren König Gustav V. und Königin Victoria, die Königinmutter Sophia, Arthur, Duke of Connaught and Strathearn, Prinzessin Luise Margareta von Preußen, Großherzogin Luise von Baden, Prinzessin Hilda von Nassau, Prinzessin Therese von Sachsen-Altenburg, Zarin Alexandra Fjodorowna von Russland, Prinzessin Alice, Countess of Athlone, Prinz Adalbert von Preußen und König Georg V. von Großbritannien.
Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie abwechselnd im Stockholmer Schloss, Schloss Ulriksdal und in der Sommerresidenz Schloss Sofiero in Südschweden. 1919 war sie eine der Brautjungfern auf der Hochzeit ihrer Tante Patricia mit Sir Alexander Ramsay.[1] Im Mai 1920 verstarb Ingrids Mutter, die ihr sehr nahestand, an den Folgen einer Blutvergiftung, die sie sich nach der Operation einer verschleppten Mittelohrentzündung zugezogen hatte. 1923 heiratete ihr Vater Lady Louise Mountbatten, Tochter des Prinzen Ludwig von Battenberg und der Prinzessin Victoria von Hessen-Darmstadt. Louise, die an der Seite von Ingrids Vater 1950 Königin von Schweden wurde, konnte den Verlust nicht ersetzen. Ihr Bruder, der schwedische Erbprinz Gustav Adolf, kam 1947 bei dem Flugzeugunglück von Kastrup ums Leben.
Die Prinzessin galt in ihrer Jugend als sehr pflichtbewusst und ernst. Ingrid erhielt eine umfangreiche Ausbildung in Geschichte, Kunstgeschichte und Staatswissenschaften und lernte mehrere Sprachen. Sie interessierte sich auch für das Reiten, Skifahren und Tennis.[1] Ihre Kenntnisse in Kunst und Kultur wurden durch längere Aufenthalte in Paris und Rom vertieft. Außerdem unternahm sie früh eine ausgedehnte Orientreise.[2]
Heirat und Kinder
In den 1920er Jahren gab es viele Spekulationen darüber, wen Ingrid heiraten würde. Ihr Cousin zweiten Grades, der spätere König Eduard VIII., kam als Ehekandidat in Frage. 1928 traf sie ihn in London, doch aus dem Treffen ergab sich nichts.[3]
Am 15. März 1935, einige Tage vor ihrem 25. Geburtstag, verlobte sie sich mit Kronprinz Frederik von Dänemark (1899–1972). Er war der älteste Sohn von König Christian X. von Dänemark und Königin Alexandrine. Das Paar heiratete am 24. Mai desselben Jahres in der Sankt Nikolai kyrka in Stockholm. Die Hochzeit war eines der größten Medienereignisse des Jahres. Unter den Hochzeitsgästen waren die Eltern des Bräutigams, König Christian X. und Königin Alexandrine, König Leopold III. von Belgien und seine Frau Königin Astrid und das Kronprinzenpaar Olav und Märtha von Norwegen.
Die frisch Vermählten bezogen das Palais Brockdorff, das zum Gebäudeensemble des Schlosses Amalienborg gehört.
Ingrid und Frederik hatten zusammen drei Töchter:
- Königin Margrethe II. (* 16. April 1940), ⚭ Henri de Laborde de Monpezat
- Prinzessin Benedikte (* 29. April 1944), ⚭ Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg
- Königin Anne-Marie (* 30. August 1946), ⚭ Konstantin II. von Griechenland
Bedeutung in Dänemark
Nach der Hochzeit mit dem späteren dänischen König Frederik IX. strebte Ingrid danach, eine ausgeprägt dänische Königin zu werden: sie lernte perfekt Dänisch und beschäftigte sich intensiv mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in Dänemark.[2] Eine besondere Liebe entwickelte sie für den Landesteil Sønderjylland, wo Ingrid und Frederik ab 1935 die Residenz Schloss Gravenstein unterhielten (dänisch: Gråsten Slot). Als Königin ab 1947 nahm sie grundsätzlich an allen Staatsbesuchen ihres Mannes teil sowie an den zahlreichen Reisen nach Grönland und auf die Färöer. Ingrid gelang es, traditionelle repräsentative Pflichten zu erfüllen und gleichzeitig als moderne Frau aufzutreten. Sie befürwortete die weibliche Thronfolge und bereitete ihre Tochter Margrethe auf ihre spätere Rolle als Königin vor. Dass sich so viele Dänen bei der Volksabstimmung von 1953 für die weibliche Thronfolge aussprachen, wird auch darauf zurückgeführt, dass Ingrid die Rolle einer Königin an der Seite ihres Mannes mit viel Charme und Talent ausfüllte.[4]
Neben zahlreichen sozialen Projekten galt ihr großes Interesse Kunst, Kultur und Architektur. Sie arbeitete daran mit, Schloss Fredensborg bei der Renovierung in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und die Parkanlagen von Fredensborg und Gravenstein zu Gartenkunstwerken umzuformen.[4]
In der Zeit der deutschen Besatzung in Dänemark ermutigte Ingrid ihren Schwiegervater, König Christian X., seine täglichen Ausritte durch Kopenhagen fortzusetzen, die in den ersten Kriegsjahren zu einem wichtigen nationalen Symbol wurden. Ein weiterer Akt der Solidarität mit der notleidenden Bevölkerung bestand darin, dass Ingrid und ihr Mann während des Krieges vom Wagen auf das Fahrrad umstiegen, was auch ihre Modernität unterstrich. Die Geburt ihres ersten Kindes Margrethe 1940 wurde zu einem weiteren wichtigen Symbol, das in der dunklen Kriegszeit nationale Identität stiftete.[2]
Nach dem Tod ihres Mannes 1972 lebte Ingrid noch 28 Jahre als Witwe auf Schloss Gravenstein, im Palais Brockdorff auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen und auf Schloss Fredensborg. Während dieser Zeit nahm sie noch repräsentative Pflichten wahr und setzte vor allem ihr umfangreiches Engagement in sozialen Organisationen fort.[5]
Als Königin Ingrid am 7. November 2000 auf Schloss Fredensborg verstarb, waren ihre drei Töchter sowie ihre zehn Enkel dort versammelt.[6] Beigesetzt wurde sie in der königlichen Gruft im Dom zu Roskilde bei Kopenhagen.
Vorfahren
Ahnentafel von Ingrid von Schweden | ||||||||
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Ururgroßeltern |
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Herzog |
Großherzog |
Kaiser |
Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha |
Prinz Edward Augustus, Duke of Kent and Strathearn |
Prinz Carl von Preußen |
Herzog Leopold IV. von Anhalt-Dessau |
Urgroßeltern |
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Großherzog |
Prinz |
Prinz | ||||
Großeltern |
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Prinz | ||||||
Eltern |
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Ingrid von Schweden |
Literatur
- Grethe Jensen: Danmarks dronninger. In: Danske dronninger i tusind år. Herausgegeben von Steffen Heiberg. Gyldendal Verlag, Kopenhagen 2000, S. 98–100: INGRID
Weblinks
Einzelnachweise
- Queen Ingrid of Denmark. In: Telegraph.co.uk. Abgerufen am 17. Mai 2016.
- Grethe Jensen: Danmarks dronninger. In: Danske dronninger i tusind år. Herausgegeben von Steffen Heiberg. Gyldendal Verlag, Kopenhagen 2000. ISBN 87-00-45504-0. S. 98.
- Historical documents. In: Department of Foreign Affairs and Trade. Abgerufen am 17. Mai 2016.
- Grethe Jensen: Danmarks dronninger. In: Danske dronninger i tusind år. Herausgegeben von Steffen Heiberg. Gyldendal Verlag, Kopenhagen 2000. ISBN 87-00-45504-0. S. 100.
- KVINFO, dänisches biografisches Lexikon
- Rheinische Post Online
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
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Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin | Königin von Dänemark 1947–1972 | Margrethe II. |