Märtha von Schweden
Kronprinzessin Märtha von Norwegen (* 28. März 1901 in Stockholm als Prinzessin Märtha Sofia Lovisa Dagmar Thyra von Schweden; † 5. April 1954 in Oslo) war die Ehefrau des norwegischen Kronprinzen und späteren Königs Olav V. Sie stammte aus dem schwedischen Königshaus Bernadotte und war eine gebürtige Prinzessin von Schweden.
Leben
Frühes Leben
Prinzessin Märtha wurde am 28. März 1901 als zweites von vier Kindern ihrer Eltern Prinz Carl von Schweden, Herzog von Västergötland und Prinzessin Ingeborg von Dänemark in Stockholm geboren und gehörte dem Haus Bernadotte an. Sie war die Schwester von Astrid von Schweden, der späteren Königin der Belgier, und von Margaretha von Schweden (1899–1977) und hatte einen jüngeren Bruder Carl (1911–2003).
Gemeinsam mit ihren Geschwistern verlebte Märtha eine glückliche Kindheit und Jugendzeit, die aber von Einfachheit geprägt war. Vom Wohnstil bis hin zur Kleidung wurde alles so schlicht wie möglich gehalten. Besonders ihre Mutter Ingeborg, Tochter von König Friedrich VIII. von Dänemark, vermittelte ihr früh Tugenden wie Hilfsbereitschaft.
Das Familienleben war sehr innig, man unternahm oftmals etwas zusammen. Prinzessin Märtha erhielt eine Schulausbildung, die einer jungen Frau der damaligen Zeit zugesprochen war. Dazu gehörten Unterricht in Deutsch, Englisch und Französisch, Geschichts- und Religionsunterricht, Reiten, Tanzen und Zeichnen. Zudem lernte sie auch praktische Dinge, wie das Kochen auf einem richtigen Ofen und Gartenarbeit. In ihrer Jugend galt sie als ein besonders selbstbewusstes und aufgeschlossenes Mädchen. Sie kam vom Wesen her sehr nach ihrer Mutter Ingeborg und galt als deren Lieblingstochter.
Heirat und Leben als Kronprinzessin
Am 21. März 1929 heiratete sie ihren Cousin, den Kronprinzen Olav von Norwegen, Sohn von König Haakon VII. und Königin Maud, einer Tochter Eduards VII. von Großbritannien. Die Heirat des Paares wurde in Norwegen sehr positiv aufgenommen. Trotz der passenden dynastischen Verbindung galt die Ehe als liebevoll und voller Zuneigung.[1] Schließlich bekam das Kronprinzenpaar drei Kinder:
- Prinzessin Ragnhild Alexandra (1930–2012)
- Prinzessin Astrid Maud Ingeborg (* 1932)
- Prinz Harald (* 1937)
Als Kronprinzessin eroberte Märtha schnell die Herzen der Norweger.[2] Das lag sicherlich auch an ihrer ruhigen und lockeren Art. Statt sich einem aristokratischen Lebensstil hinzugeben, galt sie als ungemein bescheiden und unbeschwert. Ein Beispiel hierfür war, dass sie einmal den Wunsch äußerte, ihre Fähigkeiten im Nähen zu zeigen und Kleidung für sich und ihre Kinder selbst zu nähen.[1]
In der Zwischenkriegszeit bewohnte Märtha gemeinsam mit ihrem Ehemann und den drei Kindern das Anwesen Skaugum[2], das zuerst Privateigentum von Baron Fritz Wedel Jarlsberg war und nach der Hochzeit Olavs und Märthas in den Besitz der königlichen Familie überging. Die kronprinzliche Familie lebte in der oberen Etage, während die Räume der unteren für repräsentative Zwecke verwendet wurden.
1938 starb Märthas Schwiegermutter Königin Maud an einer Herzschwäche. Sie übernahm nach ihrem Tod die Position einer First Lady und begleitete den König zu offiziellen Terminen und Anlässen.[2]
Im Jahr 1939 reisten Märtha und ihr Ehemann in die Vereinigten Staaten. Dazu bekamen sie die Gelegenheit, das Präsidentenehepaar Franklin D. Roosevelt und Eleanor Roosevelt kennenzulernen. Während des Besuches unternahm das Kronprinzenpaar eine umfangreiche Besichtigungstour durch die Upper Midwest Region, in der sich viele norwegische Einwanderer niedergelassen hatten.
Zweiter Weltkrieg
Kurz nach der Reise in die USA brach in Europa der Zweite Weltkrieg aus. Am 9. April 1940 griff Deutschland Norwegen ohne Vorwarnung an. Kronprinzessin Märtha flüchtete zuerst mit ihren drei Kindern ins Exil nach Schweden.[3] Jedoch fühlte sie sich in ihrem alten Heimatland nicht besonders gut aufgehoben, da viele Bürger Schwedens Neutralität in Gefahr sahen. Auf Einladung Präsident Roosevelts gingen sie und die Kinder in die USA. Auf der USS American Legion fuhren sie über die finnische Hafenstadt Petsamo (heute Petschenga, Russland) in die Vereinigten Staaten. Das Weiße Haus in Washington, D.C. wurde während des Krieges ihr fester Wohnsitz.
Trotz der schweren Zeiten und der Trennung vom Kronprinzen arbeitete sie verstärkt für das Rote Kreuz und unterstützte Präsident Roosevelt. So begleitete Märtha ihn im August 1941 an Bord der Präsidentenyacht USS Potomac. Sie segelten gemeinsam mit dem britischen Premierminister Winston Churchill nach Neufundland zur Atlantik-Charta. Die Freundschaft, die Märtha zu den Roosevelts aufbaute, festigte sich im Laufe der Kriegsjahre.
Ihre beeindruckende Hilfe für das Rote Kreuz und die Vertretung der norwegischen Interessen beeinflusste Roosevelt zu seiner Rede „Look to Norway“, die er im September 1942 hielt.[3]
Unermüdlich arbeitete Märtha, um Unterstützung für Norwegen von der amerikanischen Öffentlichkeit und der Regierung zu erhalten. Noch im Jahr 1942 reiste sie nach London, anlässlich der Geburtstagsfeier ihres Schwiegervaters König Haakon VII. Somit traf sie zumindest einen kleinen Teil ihrer Familie wieder. Kronprinz Olav lebte seit Beginn des Krieges in Großbritannien und sah seine Frau und die Kinder nur selten.
1945 kehrte sie zurück nach Norwegen. Von der Bevölkerung wurde sie wie eine Heldin empfangen und gefeiert. Märtha wurde als „Mutter der Nation“ bezeichnet.[1]
Nachkriegszeit und Tod
Nach dem Krieg verschlechterte sich der Gesundheitszustand König Haakons, sodass Märtha und Olav vermehrt eine wachsende Zahl offizieller Verpflichtungen wahrnahmen. Die Kronprinzessin nahm viele offizielle Aufgaben wahr und hielt sogar die jährlichen Silvesterreden von 1946 und 1950.[2] Jedoch ging es ihr seit Anfang der 1950er Jahre gesundheitlich zusehends schlechter.
Kronprinzessin Märtha erkrankte an Krebs und starb an den Folgen am 5. April 1954 in Oslo. Sie wurde in der Krypta der Festung Akershus begraben. Nur drei Jahre nach ihrem Tod wurde ihr Ehemann als Olav V. König von Norwegen. Olav überlebte sie um 37 Jahre und wurde nach seinem Tod neben ihr bestattet.
Ehrungen
In der Antarktis wurde der Küstenabschnitt Prinzessin-Martha-Küste nach ihr benannt.
Seit 2005 steht ein Denkmal der Kronprinzessin bei der norwegischen Botschaft in Washington D.C.[3]
Am 21. Februar 2007 enthüllte ihr Sohn König Harald V. im Schlosspark von Oslo eine Bronzestatue von Kronprinzessin Märtha. Es ist das Geschenk des norwegischen Volkes an ihn zu seinem 70. Geburtstag.
Die beliebte schwedische Prinsesstårta (deutsch: Prinzessinnentorte) wurde in den 1930ern für sie und ihre Schwestern kreiert und ist seither auf der ganzen Welt bekannt.
Ihre Enkelin Prinzessin Märtha Louise von Norwegen (* 1971), Tochter von König Harald, wurde nach ihr benannt.
Verfilmung
Die norwegische Fernsehserie „Atlantic Crossing“ (Regie: Alexander Eik) aus dem Jahr 2020 befasst sich mit der deutschen Besatzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg und dem Exil Kronprinzessin Märthas und ihrer Kinder in den Vereinigten Staaten bis zu ihrer gemeinsamen Rückkehr nach Norwegen im Juni 1945.
Weblinks
- Crown Princess Märtha. In: kongehuset.no. (englisch).
- Princess Martha of Norway. In: Historic Women of Substance. Archiviert vom Original am 4. März 2016 (englisch).
Einzelnachweise
- Brittani Barger: Princess Märtha of Sweden – Mother of the nation. In: History of Royal Women. 28. März 2017, archiviert vom Original am 31. Oktober 2020; abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).
- Crown Princess Märtha (1901–1954). In: kongehuset.no. 21. September 2020, abgerufen am 7. Januar 2021 (norwegisch).
Crown Princess Märtha (1901–1954). In: kongehuset.no. 13. Februar 2012, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch). - Princess Martha of Norway. In: Historic Women of Substance. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).