Hellbrunner Allee
Die Hellbrunner Allee in der österreichischen Stadt Salzburg wurde 1615 im Auftrag von Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems angelegt. Sie ist heute die älteste erhaltene herrschaftliche Allee Mitteleuropas und vermutlich die weltweit älteste ihrer Art. Die 2,8 km lange,[1] geradlinige Allee, die für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, führt vom Ostportal des Schlosses Hellbrunn in der gedachten Achse vom Wasserschloss Anif zum Wasserschloss Freisaal im Stadtteil Nonntal. An der Straße liegen etliche herrschaftliche Ansitze. Ihre nördliche Verlängerung Richtung Altstadt führt als Fuß- und Radweg vorbei an Schloss Freisaal durch den Geschützten Landschaftsteil Freisaal. Die Allee ist seit 1933 ein Naturdenkmal und seit 1986 ein Geschützter Landschaftsteil der Stadt Salzburg. Die Hellbrunner Allee bildest das Kernstück des den Hellbrunner Schlosspark umgebenden Landschaftsgartens Hellbrunn.
Wortherkunft
Das Wort „Allee“ wird im Deutschen vereinzelt im Rheingebiet schon im 16. Jahrhundert verwendet, eine weitere Verbreitung fand das Wort seit Anfang des 17. Jahrhunderts.[2] Es wurde im Zuge der Ausbreitung der französischen Gartenbaukunst außerhalb Frankreichs von dem französischen Wort „allée“ = umsäumter oder baumbeschatteter Gehweg im architektonischen Garten (eigentl.: das Gehen, der Gang; von „aller“ = gehen) übernommen. Dieses selbst wird allgemein auf das lateinische „ambulare“ (= (zwanglos) umhergehen, spazieren) zurückgeführt. Die Ausdehnung der großen aristokratischen Schlossgärten in die Landschaft samt Anlage von Landschaftsgärten durch axiale, baumgesäumte Wege in jener Zeit führte zur heutigen allgemeinen Bedeutung des Wortes „Allee“.
Die nähere Bezeichnung „Hellbrunner“ bezieht sich auf die Zugehörigkeit der Allee als Teil des erweiterten Schlossgartens Hellbrunn. Gleichzeitig verweist der Name (historisch Hellbrunner Fürstenweg) auf die Lage der Allee, die in Freisaal und damit nächst der Salzburger Altstadt beginnt und zum Landschaftsraum Hellbrunn führt.
Bau- und Kunstgeschichte
Die Hellbrunner Allee wurde von 1613 bis 1615 im Zuge des von Fürsterzbischof Markus Sittikus in Auftrag gegebenen und im Geiste der Spätrenaissance ausgeführten Baus des Lustschlosses Hellbrunn samt der zugehörigen großzügigen Gartenanlage angelegt. Zu diesem Schlossgarten gehören bzw. gehörten drei Teile: der geometrische Lustgarten, der große Jagdgarten und der naturnahe sakrale Garten im Süden. Diesen mauerumgebenen Gärten schloss bzw. schließt sich der Landschaftsgarten Hellbrunn mit drei Achsen an:
- die Schlossachse (mit dem Fürstenweg, der ältesten Lindenallee Mitteleuropas)
- die Gartenachse (Achse über die Salzach nach Schloss Goldenstein)
- die Hellbrunner Allee in der Achse nach Schloss Freisaal
Diese Allee war ein repräsentativer Zufahrtsweg mit weit ausgreifenden Landschaftsgärten zu beiden Seiten des fürstlichen, baumbestandenen Weges. Hellbrunn besitzt die besterhaltenen Renaissance-Wasserspiele nach italienischem Vorbild. Der Grünraum beiderseits der Allee mit dem Hellbrunnerbach im Westen und dem (heute trockengefallenen) Eschenbach im Osten ist heute der weitaus besterhaltene Renaissance-Landschaftsgarten Europas.
An der Hellbrunner Allee und ihrem Landschaftsgarten liegt eine Reihe von Herrensitzen:
- Schloss Emslieb (Hellbrunnerallee Nr. 65), auch Villa Strongfort genannt
- Schloss Emsburg (Hellbrunner Allee Nr. 52), auch Kreuzhof, Ritterhof oder Lambergschloss genannt
- Frohnburg (Hellbrunner Allee 53), auch Schloss Kuenburg oder Grafenauerhof genannt
- Kayserburg (Hellbrunner Allee 48)
In nächster Nähe der alten Allee stehen zudem
- der Lasserhof (Morzgerstr. 31) mit Meierhof (Hellbrunner Allee 50)
- das Schloss Herrnau, auch Christanihof (nach den früheren Besitzern Freiherren Christani di Rallo) genannt
- das Schloss Freisaal, ein alter Landsitz der Erzbischöfe am nördlichen Beginn der Allee (heute abgesetzt davon)
- (als Gründerzeit-Villa befindet sich zudem das Maria-Theresien-Schlössl nächst der Allee)
Die Geschichte dieser Herrenschlösser, welche die Umgebung in der Regel wiederum durch in die Landschaft ausgreifende Seitenalleen miteinbeziehen, ist mit dem Erbauer der Allee Markus Sittikus bzw. mit den Fürsterzbischöfen vielfach verquickt.
Die Hellbrunner Allee ist als repräsentative Verbindung zwischen Schloss Hellbrunn und der Stadt Salzburg bzw. dem nahe gelegenen Schloss Freisaal gedacht; sie bildete zusammen mit der heute kaum mehr bestehenden Fortführung in südliche Richtung zum Wasserschloss Anif eine Achse. Trotz der Absicht, Eindruck zu wecken und Macht zu zeigen, mündet die Allee nicht in den unmittelbaren Schlossbereich. Das Schloss ist nur über einen Knick erreichbar, was den im Geiste des Manierismus konzipierten Überraschungseffekt beim Betreten des Schlossvorplatzes unterstützt.[3] Das Ende der Allee und der ummauerte Schlossbereich sind heute allerdings durch einen an diesem Ort störenden Besucherparkplatz voneinander getrennt. (Eine Umgestaltung wäre technisch problemlos möglich.)
Der Bestand der Hellbrunner Allee ist auch kunsthistorisch bemerkenswert:
„Neben der Altstadt ist die Hellbrunner Allee mit ihrem im Großen und Ganzen noch intakten Bestand mächtiger alter Bäume, daran aufgereiht die einzigartige Kette von Schlössern und Schlösschen schlechterdings das Wertvollste, was Salzburg überhaupt besitzt.“
Natur
Bei der Anlage der Hellbrunner Allee wurden Schwarzpappeln, Stieleichen und Rotbuchen gesetzt. Noch heute besteht der Weg aus zahlreichen, mehrhundertjährigen Eichen und stellt zudem den größten und wertvollsten Altholzbestand des Landes Salzburg dar.[4]
Die Allee besitzt besonders für Fledermäuse, hochbrütende Vögel und holzbewohnende Käfer eine herausragende Bedeutung. Eine Vielzahl der hier nachgewiesenen Käferarten ist heute mitteleuropaweit gefährdet. Von Naturschutzseite werden zu ihrer Erhaltung entsprechende Maßnahmen gefordert.
Die Hellbrunner Allee bildet zusammen mit dem ebenfalls als aristokratische Achse angelegen Fürstenweg vom Schloss Hellbrunn nach Osten Richtung Salzach ein 9,9 ha großes Gebiet. Diese Fläche wurde aufgrund ihrer naturschutzfachlichen und historischen Bedeutung 1986 zum Geschützten Landschaftsteil der Stadt Salzburg erklärt, gleichzeitig wurde das alte Naturdenkmal "Hellbrunnerallee", das seit dem Jahr 1933 bestand, aufgehoben.
Literatur
- Reinhard Medicus: Die Hellbrunner Allee und ihre Umgebung. Zur Geschichte der Allee und ihrer Bedeutung. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 146, Salzburg 2006, S. 405–426 (zobodat.at [PDF]).
- Reinhard Medicus: Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit. Anton Pustet Verlag, Salzburg 2021, ISBN 978-3-7025-1005-3.
- Hans Sedlmayr: Stadt ohne Landschaft. Salzburgs Schicksal morgen. Verlag Müller, Salzburg 1970.
Weblinks
Einzelnachweise
- Messung auf dem Geografischen Informationssystem des Landes Salzburg (SAGIS (Memento des Originals vom 17. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).
- Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Auflage, dtv, München 2007, ISBN 3-423-32511-9.
- Vgl. Christian Holzer, Karin Wimmeder: Hellbrunn. Orte und Quellen der Inspiration. Edition Tandem, Salzburg 2011, ISBN 978-3-902606-64-8, S. 49.
- Stadt Salzburg: Geschützte Landschaftsteile – Hellbrunner Allee, abgerufen am 19. Februar 2014.