Heilige Familie (Lörrach)
Die Kirche Heilige Familie im Lörracher Stadtteil Stetten war eine moderne römisch-katholische Kirche unter dem Patrozinium der Heiligen Familie. Die Filialkirche der Fridolins-Pfarrei wurde in den Jahren 1965 bis 1967 errichtet und im Jahre 2016 profaniert.
Geschichte
Durch die rasche Einwohnerentwicklung Stettens wandte sich Pfarrer Knebel von der Pfarrei St. Fridolin am 18. November 1957 an das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg mit der Bitte, den Neubau einer Kirche zwischen der Wiesentalbahn und der Wiese zu prüfen. Am 28. September 1964 wurde dafür die Erlaubnis erteilt, so dass am 7. November 1965 der Grundstein für die neue Filialkirche in der Neumattsiedlung gelegt werden konnte. Der Bau wurde 1966 fertiggestellt; ihre kirchliche Weihe erfuhr die Kirche am 30. April 1967 durch den Weihbischof Karl Gnädinger.[1]
Das vom Architekten Wilhelm Frank schlicht gestaltete Bauwerk war der erste Kirchenbau der Erzdiözese Freiburg, der in Fertigteil-Bauweise errichtet wurde.[2] Frank entwarf insgesamt 16 dieser Bauten, die in Schwieberdingen gefertigt worden waren. Die Kosten des Rohbaus in Stetten betrugen 430.000 Mark.[3]
Im September 1988 entstand während einer Reise der Pfarrei durch Irland die Idee, einen Verein zu gründen, um für die Kirche eine Orgel anzuschaffen. Bereits im Dezember 1988 holte man ein erstes Angebot bei der Firma Johannes Klais Orgelbau ein. Für die Orgel mit zehn Registern erging ein Angebot über 160.968 DM.[4] Weitere Angebote anderer Orgelbauer beliefen sich auf weit über 200.000 DM, so dass die Firma Klais den Zuschlag bekam.[5] Am Palmsonntag, dem 9. April 1995, wurde die neue Orgel geweiht und durch ein Konzert feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
Seit 2009 werden in der Kirche Heilige Familie aufgrund rückläufiger Besucherzahlen keine Gottesdienste mehr gefeiert. Seither verhandelte die Pfarrgemeinde um eine adäquate Nachnutzung.[6] Seit April 2013 feiert vorübergehend für zwei Jahre die Evangelische Johannesgemeinde ihre Gottesdienste.[7] Da sich kein nachhaltiger Mieter für das größtenteils leerstehende Objekt finden konnte, hat die Erzdiözese Freiburg 2016 bereits einen Antrag zum Abbruch der Kirche gestellt. Anstelle der Kirche soll eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber entstehen.[8]
Am 17. Oktober 2016 wurde die Kirche durch Entnahme der Reliquie profaniert.[9]
Beschreibung
Bauwerk
Die Kirche besteht aus zwei Baukörpern. Die Saalkirche mit Satteldach ist weit von der Straße zurückgesetzt, nach Norden ist rechtwinklig ein niedrigerer Trakt angefügt, in dem sich die Sakristei befindet. Separat davon etwas weiter zur Straße hin steht ein quaderförmiger Glockenturm aus Sichtbeton. Der etwa 24 Meter hohe Turm trägt auf seiner Stirnseite ein schlichtes Metallkreuz an der Spitze. Die oberen Geschosse, in denen sich der Glockenstuhl befindet, weisen kleine, schartenartige Schallöffnungen auf. Jede der vier Seiten trägt ein aus Metall bestehendes Zifferblatt der Turmuhr.
Ausstattung
Das zweiflügelige Portal aus Rohgusseisen stellt die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalems dar. Es sowie der Hochaltar und Ambo aus Muschelkalk, das große Kruzifix über dem Altar aus Bronzeguss und das Sakramentshaus stammen vom Ravensburger Künstler Josef Henger. Der Taufstein wurde vom Lörracher Matthias Buchhaas geschaffen.[10]
Der Kirchenraum mit etwa 350 Sitzplätzen wird durch die Fenster erhellt, deren 120 Quadratmeter große Farbverglasungen vom Künstler Emil Wachter geschaffen wurden.[11][12] Sie zeigen Bilder aus dem Neuen Testament. An der Altarwand beginnt die Darstellung mit dem Leben Jesu und endet mit der Passion. An der Nordseite hängt ein quadratisches Pfingstbild.
Glocken und Orgel
Das dreistimmige Geläut der Kirche, das von der Gießerei Friedrich Wilhelm Schilling stammt, ist auf die Schlagtöne fis′, a′, h′ gestimmt.[13]
Die 1995 eingebaute Orgel der Firma Klais mit zwölf klingenden Registern auf einem Manual hat folgende Disposition:[14]
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Als Spielhilfen wirkt eine Pedalkoppel über der Mechanik und die Verschiebung der Bass- bzw. Diskantteilung von h/c1 nach c1/cs1.
Literatur
- Katholische Kirchengemeinde St. Fridolin (Hrsg.): Kirche Heilige Familie, Lörrach-Stetten. 1995.
- Hans Jakob Wörner: Lörrach-Stetten, St. Fridolin. Verlag Schnell und Steiner, München/Zürich 1975, ISBN 978-3-7954-4786-1, S. 19–22.
- Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen: Versuch einer bau- und kunstgeschichtlichen Bestandsaufnahme. 2. Auflage. Schmidt, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 171–172.
Weblinks
- Lörrach Stetten Glasfenster in der Kirche Bild 1 – Archivmaterial. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
Einzelnachweise
- Kirche Heilige Familie, S. 7.
- Gerhard Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach. Braun, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-7650-8347-1, S. 126.
- Lörrach-Stetten, St. Fridolin, S. 19
- Kirche Heilige Familie, S. 9.
- Kirche Heilige Familie, S. 11.
- Was wird aus der Kirche Heilige Familie? In: Badische Zeitung vom 5. Juli 2010.
- Homepage Johannes-Gemeinde Lörrach
- Badische Zeitung: Kirche weicht Flüchtlingsunterkunft, Artikel vom 2. April 2016, aufgerufen am 20. Juli 2016
- Badische Zeitung: Nach Entnahme der Reliquie ist die Kirche Heilige Familie profaniert, Artikel vom 20. Oktober 2016, aufgerufen am 5. Juli 2019
- Lörrach-Stetten, St. Fridolin, S. 22
- Kirchen und Räume der kath. Pfarreigemeinschaft, Lörrach: Kirche Heilige Familie (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive)
- Öffentliche Arbeiten von Emil Wachter
- Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, S. 171
- Lörrach / Stetten – Heilige Familie – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 24. Oktober 2021 (deutsch).