HMS Sturdy (H28)

Die HMS Sturdy (Kennung: H28) war ein Zerstörer der britischen Marine. Noch während des Ersten Weltkrieges in Auftrag gegeben, wurde das Schiff erst nach Kriegsende in Dienst genommen. Der Zerstörer gehörte den elf Zerstörern der S-Klasse, die von dieser ursprünglich 67 Einheiten umfassenden Klasse noch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden.
Die Sturdy war das erste Schiff in der Geschichte der Royal Navy, welches diesen Namen erhielt. Der im Juni 1917 bestellte Zerstörer wurde im März 1918 auf der Werft von Scotts Shipbuilding and Engineering Company im schottischen Greenock auf Kiel gelegt und lief am 25. Juni 1919 von Stapel. Sie war das fünfte Zerstörer dieser Klasse, den die Bauwerft fertigte. Die Indienstnahme erfolgte am 15. Oktober 1919.

Sturdy
Die Sturdy in stürmischem Wetter (die Aufnahme wurde 1936 veröffentlicht, stammt aber vermutlich aus dem Jahr 1921).
Die Sturdy in stürmischem Wetter (die Aufnahme wurde 1936 veröffentlicht, stammt aber vermutlich aus dem Jahr 1921).
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Zerstörer
Klasse S-Klasse
Bauwerft Scotts Shipbuilding and Engineering Company, Greenock
Baunummer 495
Bestellung Juni 1917
Kiellegung März 1918
Stapellauf 25. Juni 1919
Indienststellung 15. Oktober 1919
Reaktivierung Sommer 1939
Verbleib am 30. Oktober 1940 vor Tiree Island gestrandet.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
84,12 m (Lüa)
80,77 m (Lpp)
Breite 8,16 m
Tiefgang max. 2,90 m
Verdrängung Konstruktion: 1.075 tn.l.
Maximal: 1.221 tn.l.
 
Besatzung 90 Mann
Maschinenanlage
Maschine 3 Yarrow-Kessel
2 Brown-Curtis-Turbinen
2 Wellen
Maschinen-
leistung
27.000 PS (19.858 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
36 kn (67 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

ab 1939

Modifikationen

Zwischen 1920 u​nd 1939 i​n die Reserve versetzt, erfuhr d​ie Sturdy n​ur wenige Veränderungen. Ursprünglich m​it drei 10,2-cm-Geschützen bewaffnet, k​am das Heckgeschütz spätestens Juli 1939, i​m Rahmen d​er Wiederindienstnahme, v​on Bord, u​m auf d​em Achterschiff Platz z​ur Aufnahme v​on zwei Minenlegeschienen u​nd von b​is zu 40 Seeminen z​u schaffen. Das Schiff w​ar als Zerstörer m​it Minenlegefähigkeiten für d​ie Local Defence Flotilla i​n Hongkong vorgesehen, d​ie sei Mitte d​er 1930er Jahre einige Zerstörer d​er S-Klasse erhalten hatte. Ferner erhielt d​as Schiff z​u Beginn d​es Jahres 1940 möglicherweise e​ine ASDIC-Anlage s​owie zwei Wasserbombenwerfer. Die ursprüngliche Höchstgeschwindigkeit v​on 36 k​n wurde i​m Zweiten Weltkrieg n​icht mehr erreicht, u​m 1940 dürfte s​ie bei bestenfalls n​och 30 b​is 31 k​n gelegen haben.

Dienstzeit

Wie beinahe alle Schiffe der S-Klasse sah auch die Sturdy nach dem Ersten Weltkrieg nur eine sehr kurze Einsatzzeit. Nach der Abnahme durch die Royal Navy wurde der Zerstörer kurzzeitig der 4th Destroyer Flotilla der Atlantic Fleet zugeteilt. Die von den „Leadern“ Bruce und Grenville geführte Flottille verfügte im November 1919 über dreizehn weitere Zerstörer der S-Klasse und zwei Zerstörer der vorangegangenen R-Klasse. Bereits 1922 wurde der Zerstörer in die Flottenreserve versetzt und verblieb dort bis zum Juli 1939. Anfangs lag das Schiff in Portsmouth, dann ab 1928 mit über dreißig anderen Zerstören der S-Klasse in Rosyth und schließlich in Plymouth. Im Kontext der britisch-französischen Garantieerklärung für Polen und der drohenden Kriegsgefahr erfolgte schließlich am 31. Juli 1939 die Wiederindienststellung der mittlerweile stark veralteten Sturdy unter dem Kommando von Lieutenant Commander George T. Cooper. Anfangs in Portsmouth stationiert, erledigte der Zerstörer verschiedene Sicherungsaufgaben.
Zusammen mit der im Oktober wieder in Dienst gestellten Argus verließ Sturdy am 11. November 1939 Devonport. Wegen der schlechten Wetterbedingungen in der Heimat sollte der alte Flugzeugträger britische Trägerpiloten vor Toulon ausbilden, Sturdy sollte ursprünglich durch das Mittelmeer weiter nach Ostasien verlegen.[1] Der Zerstörer verblieb aber als Sicherungsschiff und Begleiter des Trägers im Mittelmeer. Anfang Juni 1940 brach die Argus kurz vor dem Kriegsbeitritt Italiens die Ausbildung im Mittelmeer ab und verlegte über Gibraltar zurück nach Großbritannien. Sturdy verblieb in Gibraltar und kontrollierte mit der Keppel und vier Zerstörern der V- und W-Klasse den Schiffsverkehr in das Mittelmeer. Es wurden Schiffe der Achsenmächte gesucht und Handelsschiffe neutraler Staaten nach Konterbande durchsucht. Mitte Juni 1940 geleitete Sturdy mit der Sloop Scarborough den 24 Schiffe umfassenden Konvoi HG-34F von Gibraltar nach Plymouth. Der Zerstörer wurde sofort auch bei der Evakuierung alliierter Kräfte eingesetzt und ging mit den Flottillenführer Mackay nach Brest und half ein französisches U-Boot nach Portsmouth zu schleppen. Nach einer kurzen Überholung wurde die Sturdy in den Western Approaches eingesetzt, um dort ein- und auslaufende Konvois zu eskortieren. Hierbei sicherte der Zerstörer in den nachfolgenden Monaten mehrere Geleitzüge darunter OB-229 und HX 79.

Verlust

Am 29. Oktober 1940 w​urde die Sturdy z​ur Sicherung d​es von Sydney (Nova Scotia) n​ach Liverpool laufenden 40-Schiffe-Geleitzuges SC-8 detachiert. Der Zerstörer gehörte n​icht direkt z​ur Sicherung d​es Konvois, sondern sollte, v​on Glasgow a​us operierend, d​en Handelsschiffen i​n der Nacht d​es 29./30. Oktober entgegenlaufen. Das Schiff geriet indessen i​n einen starken Sturm u​nd driftete i​n der Dunkelheit i​n nordöstlicher Richtung v​om Kurs ab. Gegen 3.00 Uhr morgens l​ief die Sturdy v​or der Westküste d​er Insel Tiree, n​ahe Sandaig, a​uf Felsen auf. Ein Versuch, m​it einem Beiboot d​as Ufer z​u erreichen, scheiterte. Das Boot kenterte i​m Sturm u​nd wurde a​uf den Felsen zerschlagen, w​obei fünf Seeleute u​ms Leben kamen. Das Drama konnte v​on der Küste a​us beobachtet werden, woraufhin Einwohner v​on Sandaig u​nter großem Risiko a​cht Besatzungsangehörige m​it Hilfe e​iner Hosenboje v​on Bord h​olen konnten, darunter a​uch zwei Verletzte.

Da d​ie Rettungsbemühungen jedoch d​urch Dunkelheit u​nd Sturm s​tark erschwert wurden, w​urde der Besatzung m​it Hilfe e​iner Morselampe signalisiert, n​ach Möglichkeit b​is zum Tageslicht a​n Bord d​es Zerstörers z​u bleiben. Obgleich d​er Kiel d​es Schiffes n​och in d​er Nacht durchbrach, h​ielt der Großteil d​er Besatzung daraufhin a​n Bord aus. Kurz n​ach Tagesanbruch k​am das Schwesterschiff Sabre h​eran und konnte d​ie restliche Besatzung, ebenfalls m​it Hilfe e​iner Hosenboje, v​om Wrack abbergen. Die Sturdy w​urde schließlich v​om Sturm völlig zerschlagen. Reste d​es Schiffes liegen n​och heute v​or Tiree (Position 56° 29′ N,  59′ W), w​obei Trümmer d​er Bugsektion v​om Ufer gesehen werden können.

Zur Erinnerung a​n die Opfer w​urde im Oktober 2010 n​ahe Sandaig e​in Gedenkstein m​it Plakette errichtet.[2][3]

Literatur

  • Cocker, Maurice / Allan, Ian: Destroyers of the Royal Navy 1893 – 1981. Ian Allan, London 1981.
  • Whitley, Mike J.: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik, Klassen, Typen. Motorbuchverlag, Stuttgart 1991, S. 80f.

Fußnoten

  1. Kindell: ROYAL NAVY SHIPS, SEPTEMBER 1939
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 23. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/forargyll.com
  3. http://antirisdeach.com/latest-stories/tiree-welcomes-hms-sturdy-families/
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