HMS Marshal Ney

Die HMS Marshal Ney war ein britischer Monitor der nach ihr benannten Marshal-Ney-Klasse, die im Jahr 1915 vom Stapel lief. Sie war der erste Monitor der Royal Navy, der – wie die damals modernsten Schlachtschiffe – mit 15-inch/381-mm-Geschützen bewaffnet wurde. Dazu war sie das erste größere Schiff der Navy mit Dieselmotoren. Die Motoren waren für Handelsschiffe vorgesehen und sollten von der Royal Navy als Antrieb zweier kleiner Tanker erprobt werden. Die Motoren gaben aber dem Monitor nur eine unzureichende Maschinenleistung. Bei starkem Gegenwind war der Monitor daher nicht einsetzbar und für die geplanten Einsätze nicht sehr geeignet. 1916 wurde das Schiff daher umbewaffnet und bei Ende des Ersten Weltkriegs in die Reserveflotte der Royal Navy versetzt. 1920 wurde die Bewaffnung entfernt und der ehemalige Monitor nur noch als Lagerschiff genutzt. Dabei wurde es 1922 in Vivid, 1934 in Drake und 1947 in Alaunia II umbenannt. Am 6. Oktober 1957 traf das Schiff in Milford Haven ein, wo der Abbruch der ehemaligen Marshal Ney erfolgte.

HMS Marshal Ney
Der Monitor Marshal Ney 1915
Turm nach Steuerbord geschwenkt
Der Monitor Marshal Ney 1915
Turm nach Steuerbord geschwenkt
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
andere Schiffsnamen

1922: Vivid, 1934: Drake, 1947: Alaunia II

Schiffstyp Monitor,
1920: schwimmendes Lager
Klasse Marshal-Ney-Klasse
Bauwerft Palmers, Jarrow
Baunummer 859
Kiellegung . Januar 1915
Stapellauf 17. Juni 1915
Indienststellung 26. August 1915
Außerdienststellung 1920: Bewaffnung entfernt/Lagerschiff
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
108,4 m (Lüa)
100,0 m (Lpp)
Breite 27,5 m
Tiefgang max. 3,2 m
Verdrängung Konstruktion: 6.400 ts
 
Besatzung 187 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × 6-cyl.-MAN-Dieselmotoren
Maschinen-
leistung
2 × 750 PS
Höchst-
geschwindigkeit
6 kn (11 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

ab 1916 zusätzlich:

ab 1917 zusätzlich:

  • 2 × 6-inch-(152-mm)-L/50-Geschütz

1919 abgerüstet

Panzerung

Wasserlinie: 102 mm, Kommandoturm: 152 mm
Hauptgeschützturm: 330 mm, Deck: b​is 162 mm

Geschichte des Schiffes

Als d​ie beiden Monitore d​er Marshal-Ney-Klasse begonnen wurden, w​aren über 30 Monitore verschiedener Klassen i​m Bau o​der schon fertig gestellt. Der First Sea Lord Lord Fisher u​nd der First Lord o​f the Admiralty (Marineminister), Winston Churchill, glaubten, d​ie Änderungen d​es Bauprogramms für schwere Einheiten, w​ie der Bau d​er Schlachtkreuzer Renown u​nd Repulse stelle z​wei moderne 15-inch-(388-mm)-Türme frei, d​ie man z​ur Bewaffnung zweier n​euer Monitore nutzen könne, d​eren Bau a​ls Monitore M 13 u​nd M 14 begonnen wurde. Benannt w​urde sie schließlich a​ls erste britische Kriegsschiffe n​ach den napoleonischen Marschällen Michel Ney (1769–1815) u​nd Nicolas Jean d​e Dieu Soult (1769–1851).

Beide Monitore wurden bei Palmers in Jarrow in Auftrag gegeben; auf dieser Werft war am 14. Januar 1915 das Schlachtschiff Resolution (BNr. 838) vom Stapel gelaufen und zuvor schon der Auftrag für ein weiteres Schiff der Klasse an John Brown übertragen worden, um daraus den Schlachtkreuzer Repulse zu bauen. Palmers verfügte dadurch über zwei große freie Bauplätze. Die Werft hatte Anfang Januar 1915 schon den Auftrag für einen Monitor der Lord-Clive-Klasse mit der General Wolfe (BNr. 858) erhalten, deren Bau zeitgleich mit dem neuen Auftrag (BNr. 859 f.), aber auf der 1912 übernommenen ehemaligen Stevenson-Werft in Hebburn, etwas weiter Tyne aufwärts, erfolgte.

Als Antriebsmaschinen erhielten die beiden neuen Monitore der Marshall-Ney-Klasse erstmals in der Navy Verbrennungsmotore. Dadurch benötigten die beiden Schiffe keine Kesselräume und keine großen Schornsteine. Die Motoren sollten ursprünglich kleine Tanker antreiben, waren aber nicht sehr geeignet für den Antrieb so schwerer Einheiten. Statt der erwarteten knapp 10 kn erreichten die beiden Schiffe nur 6 kn bei ruhiger See. Bei ungünstigen Wind- oder Seeverhältnissen waren sie – wie die meisten neuen Monitore – kaum bewegungsfähig und kaum steuerbar; bei starkem Gegenwind waren sie nicht einsetzbar. Der Turm der schweren Artillerie stand auf einer mehrseitigen Barbette aus geraden Panzerplatten, um die Bauzeit der beiden Einheiten zu verkürzen. Zusätzlich verfügte die Marshal Ney über 3-inch-(76-mm)-Kanonen zur Abwehr von Flugzeugen.

Einsätze und Umbauten

Nach ihrer Indienststellung wurde die Marshal Ney der Dover Patrol zugeteilt, wo neben vielen anderen Monitoren dann auch ab November 1915 ihr Schwesterschiff HMS Marshal Soult zum Einsatz kam. Die Testfahrten auf See und die ersten Einsätze vor der belgischen Küste fielen wenig überzeugend aus. Deshalb wurde beschlossen, den Turm mit den 15-inch-Geschützen wieder zu entfernen und auf einem der beiden noch entstehenden Monitore einzubauen. Der Ausbau erfolgte im Januar 1916 auf der Armstrong-Werft in Elswick in Januar 1916, wo der Turm modifiziert wurde, um künftig mit größerer Überhöhung schießen zu können.[1] Marshal Ney erhielt ein einzelnes 9,2-inch-(234-mm)-Geschütz und vier 6-inch-(152-mm)-Geschütze, die alle zuvor auf der Terrible genutzt wurden. Während einer weiteren Überholung um den Jahreswechsel 1916/17 wurde das 234-mm-Geschütz wieder entfernt, um künftig an Land an der Front in Frankreich eingesetzt zu werden. Als Ersatz wurden zwei weitere 6-inch-Geschütze installiert, die diesmal von dem abgerüsteten Linienschiff Hibernia stammten. Nach diesem erneuten Umbau diente die Ney als stationäres Wachschiff in den Downs. Dabei war sie im April 1917 an der Abwehr eines Angriffs deutscher Torpedoboote auf Ramsgate beteiligt.

1919 w​urde die Marshal Ney a​ls Wachschiff i​n Queenborough eingesetzt. 1920 erfolgte d​ie totale Entwaffnung d​es Schiffes, u​m künftig a​ls stationäres Hilfsschiff b​ei Fort Blockhouse i​n Gosport (Hampshire) z​u dienen. Im Juli 1922 i​n Vivid umbenannt, diente d​as Schiff a​ls Wohnschiff für Heizer i​m Übungsbereich d​er Marinebasis i​n Devonport, w​o das Schiff d​ann bis 1957 verbleiben sollte. Es w​urde dort allerdings i​m Januar 1934 n​och in Drake a​ls Flaggschiff d​es Befehlshabers Devonport u​nd 1947 n​och in Alaunia II umbenannt.

Am 6. Oktober 1957 trafen d​ie Reste d​es ehemaligen Monitors b​ei der Abbruchfirma T. W. Ward i​n Milford Haven ein, u​m endgültig verschrottet z​u werden.

Die bei Palmers gebauten Monitore

HMSWerftBaubeginnStapellaufin DienstSchicksal
M 12 General Wolfe Palmers, Hebburn BN°858 01/1915 09.09.1915 27.10.1915 1920 abgerüstet, 1923 Abbruch in Hayle
M 13 Marshal Ney Palmers, Jarrow BN°859 01/1915 17.06.1915 31.08.1915 1920 abgerüstet, 1957 Abbruch in Milford Haven
M 14 Marshal Soult Palmers, Jarrow BN°860 02/1915 24.08.1915 02.11.1915 1940 abgerüstet, 1946 Abbruch in Troon

Das Schwesterschiff Marshal Soult

Der ebenfalls b​ei Palmers gebaute Monitor Marshal Soult entsprach weitgehend d​em Schwesterschiff Marshal Ney. Auch d​ie Soult w​urde von z​wei Motoren angetrieben, allerdings d​er Bauart Bolinders. Diese Motoren machten e​twas weniger Probleme a​ls die d​es Schwesterschiffs. Vermutlich w​ar dieser Typ d​en Besatzungen vertrauter, d​a er – m​it geringerer Leistung – a​uf vielen Loggern s​chon seit Jahren eingesetzt wurde.

Die Marshal Soult 1918

Im Oktober 1918 wurden d​ie beiden 152-mm-Kanonen wieder entfernt, a​cht 102-mm-L/44-BL-Mk-IX-Kanonen u​nd zwei 40 m​m L/39 2pdr QF Mk II n​eu aufgestellt u​nd der Schornstein e​twas verlängert. Der Monitor w​urde der Artillerieschule HMS Excellent i​n Portsmouth zugeteilt u​nd schon i​m März 1919 m​it ähnlichen Aufgaben n​ach Devonport verlegt u​nd dort i​m März 1921 außer Dienst gestellt. Seit 1924 erneut i​m Dienst k​am der Monitor i​m April 1926 n​ach Chatham a​ls stationäres Trainingsschiff.

Der neue Monitor Roberts mit den Kanonen der Soult

1937 wurden d​ie alten 102-mm-Geschütze ausgebaut. 1940 wurden d​ie schweren 381-mm-Kanonen demontiert u​nd 1941 i​n den neugebauten Monitor Roberts eingebaut.[2] Der a​lte Monitor diente a​b März 1940 a​ls stationäre Basis für U-Jagd-Trawler i​n Portsmouth. Am 10. Juli 1946 wurden d​ie Reste d​er Marshal Soult z​um Abbruch verkauft, d​er dann Anfang August 1946 i​n Troon begann.

Literatur

  • Ian L. Buxton: Big Gun Monitors: The History of the Design, Construction and Operation of the Royal Navy's Monitors. World Ship Society, Tynemouth 1978.
  • Frederick J. Dittmar, James J. Colledge: British Warships 1914–1919. Ian Allen, London 1972, ISBN 0-7110-0380-7.
  • Randal Gray (Hrsg.): Conway's All The Worlds Fighting Ships, 1906–1921. Conway Maritime Press, London 1985, ISBN 0-85177-245-5.
Commons: HMS Marshal Ney – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Quellenlage ist etwas unsicher, ob der Einbau auf der Terror oder vielleicht auf dem Schwesterschiff Erebus erfolgte
  2. Navypediaeintrag zu den Robertsmonitoren.
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