Indefatigable-Klasse
Die Indefatigable-Klasse (Englisch "unermüdlich") war eine Klasse von drei Schlachtkreuzern der Royal Navy, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden. Ursprünglich als Einzelschiff geplant, kamen durch die Beschaffung je eines Schlachtkreuzers durch Australien und Neuseeland zwei weitere Schiffe hinzu.
Indefatigable-Klasse | |
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Übersicht | |
Typ: | Schlachtkreuzer |
Einheiten: | 3 |
Vorgängerklasse: | Invincible-Klasse |
Nachfolgerklasse: | Lion-Klasse |
Technische Daten | |
Verdrängung: | normal: 18.800 Tonnen |
Länge: | über alles: 179,8 m |
Breite: | 24,4 m |
Tiefgang: | Erprobung: 8,2 m |
Geschwindigkeit: | 25,8 kn |
Reichweite: | 6690 Seemeilen bei 10 Knoten |
Antrieb: | 4 Schrauben über 4 Wellen |
Planung
Die Planung der Klasse ging, wie zahlreiche Konstruktionen der Zeit, auf das Deutsch-Britische Flottenwettrüsten zurück. Alarmiert von vermeintlichen Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches, forderte die Royal Navy mehrere Neubauten von Panzerkreuzern, bekam aber von der Regierung unter Premierminister Asquith 1908 nur die Finanzierung eines Schiffes zugestanden. Als Folge der öffentlichen Debatte wurden in den Commonwealth Staaten Australien und Neuseeland beschlossen, Gelder für je ein Schiff zur Verfügung zu stellen. Das australische Schiff sollte als Gegenleistung bis auf weiteres in der Royal Australian Navy Dienst tun, das neuseeländische Schiff war ein Geschenk.[1]
Admiral Fisher entschied sich für eine vergrößerte Invincible-Klasse, bei der man allerdings bessere Schussfelder für die Hauptartillerie erreichen wollte. Dazu wurden die beiden Flügeltürme in der Schiffsmitte weiter auseinandergezogen, so dass sie zur jeweils gegenüberliegenden Schiffsseite besser wirken konnten. Das Gewicht, das für die Panzerung zur Verfügung stand, blieb jedoch gleich, so dass die Indefatigable im Verhältnis zu ihren größeren Abmessungen schlechter geschützt war als die Vorgängerklasse.[1] Fisher vertrat zwar die Devise „Speed is armor“ (Schnelligkeit ist Panzerung),[2] da aber die Vorgängerklasse in der britischen Öffentlichkeit bereits wegen ihrer schwachen Panzerung verspottet wurde, bestimmte Fisher, dass bei der Indefatigable-Klasse auf höchste Geheimhaltung wert gelegt und die Panzerungsdaten nicht veröffentlicht wurden.[1]
Bewaffnung
Hauptartillerie
Die Indefatigable-Klasse trug, wie ihre Vorgängerklasse, vier je etwa 500 Tonnen schwere Hauptgeschütztürme mit je zwei BL 12 inch Mk X naval gun (305-mm-L/45-Geschützen). Die Waffen konnten eine 386 kg schwere panzerbrechende Granate auf bis zu 22 Kilometer weit entfernte Ziele schießen. Die Feuergeschwindigkeit lag bei bis zu zwei Schuss pro Minute.[3] Die drei vorderen Türme waren auf der gleichen Höhe verbaut, einer auf dem Vorschiff und zwei Flügeltürme mittschiffs. Der einzelne Turm auf dem Achterschiff stand ein Deck tiefer.
Mittelartillerie
Die Mittelartillerie der Indefatigable-Klasse war zur Hälfte in den beiden Deckaufbauten der Schiffe und zur Hälfte auf den Hauptgeschütztürmen untergebracht. Von sechzehn 102-mm-Geschützen waren sechs unterhalb der Brücke verbaut, die übrigen zehn standen im hinteren Aufbau, davon vier in Kasematten, die übrigen sechs waren offen aufgestellt. Zwei der offen aufgebauten Geschütze entfernte man jedoch später und rüstete die übrigen mit einem Splitterschutz nach.[2] Die BL 4 inch naval gun Mk VII (102 mm L/50) konnte eine 14 kg schwere Sprenggranate etwa 10 Kilometer weit schießen.[4]
Weiter waren die Schiffe nur mit fünf Maschinengewehren bewaffnet.[2]
Torpedos
Wie zu dieser Zeit noch üblich, wurden auch diese Schlachtkreuzer mit Torpedorohren ausgerüstet, die innerhalb des Rumpfes verbaut waren, eines an Back- und das andere an Steuerbord. Die Rohre konnten 18-Zoll-(450-mm)-Torpedos aus Öffnungen unterhalb der Wasserlinie verschießen. 18 Torpedos konnten an Bord mitgeführt wurden.[2]
Panzerschutz
Die Indefatigable-Klasse war an den Seiten mit einem Gürtelpanzer aus Panzerstahl von 102 mm Dicke versehen, der an den besonders gefährdeten Bereichen der Schiffe auf bis zu 152 mm Dicke verstärkt war. An der dicksten Stelle erstreckte er sich etwa einen Meter unterhalb der Wasserlinie und etwa 2,4 Meter darüber. Die Barbetten unter den Türmen waren bis hinunter zum Panzerdeck mit 178 mm gepanzert, die Türme der Hauptartillerie selbst waren an der Front- und an den Seiten ebenfalls mit 178 mm und auf der Oberseite mit 76 mm gepanzert.[5]
Wie bei Schlachtkreuzern üblich, war das horizontale Panzerdeck schwächer gepanzert als bei einem Schlachtschiff und nur 38 mm stark. Das darüber liegende Oberdeck hatte zum größten Teil eine Stärke von 25 mm.[5]
Die am besten geschützte Position war die gepanzerte Gefechtsbrücke mit 254 mm Dicke an den Seiten und einem etwa 70 mm dicken Dach.[5]
Änderungen
Bei den Schiffen HMAS Australia und HMS New Zealand wurde die Panzerung verändert, indem man die Gürtelpanzerung verkürzte und das gesparte Gewicht in eine Verstärkung des Gürtels auf Höhe der Geschütztürme investierte. Weiter wurde das Panzerdeck um einen halben Zoll verstärkt und über den achteren Turm hinaus verlängert.[5]
Maschinen
Angetrieben wurde die Indefatigable-Klasse von 31 Babcock & Wilcox-Wasserrohrkesseln, in denen Kohle verbrannt wurde, um Wasser zu verdampfen. Der Dampf trieb anschließend vier Parsons-Dampfturbinen an, die ihre Kraft über vier Wellen auf vier Propeller übertrugen. Die Maschinen waren für etwa 45.000 Wellen-PS ausgelegt, was für bis zu 25 Knoten ausreichen sollte. In Erprobungen wurden 1913 für kurze Zeit gar 55.800 Wellen-PS und fast 27 Knoten erreicht.[6]
Die Schiffe der Klasse führten bis zu 3400 Tonnen Kohle mit.[6]
Schiffe der Indefatigable-Klasse
Indefatigable
Die HMS Indefatigable wurde am 23. Februar 1909 in Devonport auf Kiel gelegt und lief im Oktober 1909 vom Stapel. Sie war 1914 zunächst an der Jagd auf die SMS Goeben im Mittelmeer beteiligt. Im Mai 1916 nahm sie an der Skagerrakschlacht teil. Dort wurde sie in der ersten Phase der Schlacht, beim Duell der deutschen und britischen Schlachtkreuzer, vom Kreuzer SMS Von der Tann unterhalb des hinteren Geschützturms getroffen und explodierte drei Minuten später. 1017 Seeleute wurden getötet.
Australia
Die HMAS Australia wurde am 26. Juni 1910 auf Kiel gelegt und lief im Oktober 1911 vom Stapel. Sie war im Krieg zunächst in australischen Gewässern eingesetzt um sie gegen mögliche Angriffe des deutschen Ostasiengeschwader zu verteidigen. Später wurde sie zu dessen Verfolgung abgestellt und nachdem das Geschwader besiegt worden war im Januar 1915 in die Nordsee befohlen. Da sie ihr Schwesterschiff New Zealand gerammt hatte und dabei beschädigt wurde, verpasste das Schiff die Skagerrakschlacht wegen notwendiger Instandsetzungsarbeiten. Im Dezember 1917 stieß sie mit der HMS Repulse zusammen und musste erneut ins Dock. Im April 1919 verließ das Schiff England und fuhr nach Australien. Da Australiens Marine in der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922 der Royal Navy zugerechnet wurde und das Schiff ohnehin als veraltet galt, wurde es 1924 vor Sydney versenkt.
New Zealand
Die HMS New Zealand wurde am 20. Juni 1910 auf Kiel gelegt und lief im Juli 1911 vom Stapel. Im Krieg nahm sie 1914 am Seegefecht bei Helgoland teil und war im Januar 1915 teil des britischen Schlachtkreuzergeschwaders beim Gefecht auf der Doggerbank, wo sie wesentlichen Anteil an der Versenkung der SMS Blücher hatte. In der Skagerrakschlacht wurde sie leicht beschädigt. Nach dem Krieg transportierte sie Admiral Jellicoe bei seiner diplomatischen Mission durch das Empire. Wie ihre Schwester HMAS Australia fiel sie den Washingtoner Flottenverträgen zum Opfer und wurde 1922 abgebrochen.
Literatur
- R.A. Burt: British Battleships of World War One. Seaforth Publishing, 1986, ISBN 978-1-84832-147-2.
Einzelnachweise
- R.A. Burt: British Battleships of World War One. S. 103 bis 106
- R.A. Burt: British Battleships of World War One. S. 109
- „12“/45 (30.5 cm) Mark X" auf navweaps.com
- „4/50 (10.2 cm) BL Mark VII“ vom 14. Februar 2014 auf navweaps.com
- R.A. Burt: British Battleships of World War One. S. 110 und 111
- R.A. Burt: British Battleships of World War One. S. 112