Hügel-Salzkraut
Das Hügel-Salzkraut (Kali collinum) ist eine Pflanzenart in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae), welches früher zu den Salzkräutern (Salsola) gehörte. Die osteuropäisch-asiatische Art kommt gelegentlich auch in Mitteleuropa vor und scheint sich hier einzubürgern.
Hügel-Salzkraut | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Kali collinum | ||||||||||||
(Pall.) Akhani & Roalson |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Das Hügel-Salzkraut ist eine einjährige krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 20 bis 60 (selten bis 100) cm. Der aufrechte, vom Grund an locker aufrecht verzweigte Stängel ist grünlich beige oder grün-rot gestreift und kahl bis steifhaarig.
Die wechselständigen Blätter erreichen eine Länge von 20 bis 105 mm und eine Breite von 0,5 bis 0,8 mm. Sie sind halbstielrund, fadenförmig und enden in einer 0,5 bis 1 mm langen dornigen Spitze. Die Blattbasis verbreitert sich halbstängelumfassend, ist hautrandig und kurz bewimpert. Die Art ist sehr variabel in Größe, Wuchsform, Blattlänge und Behaarung.
Blütenstände und Blüten
Die Blütenstände sind endständige, dichte, gedrängte Ähren. Die aufrechten Tragblätter sind deutlich von den Blättern verschieden, sie liegen zumindest im unteren Teil der Achse an und decken sich dachziegelartig, an der Spitze sind sie oft etwas nach außen gekrümmt. Die Trag- und Vorblätter besitzen eine fast konstante Länge von 3 bis 9 mm.
Die einzeln (selten zu zweit bis dritt genäherten) in den Achseln sitzenden zwittrigen Blüten werden durch die Tragblätter verdeckt. Die Blütenhülle besteht aus fünf elliptischen, kahlen Tepalen mit einer Länge von 1,5 bis 2,5 mm, die einnervig mit undeutlicher Mittelrippe sind und eine weiche, durchscheinende Spitze aufweisen. Es sind fünf Staubblätter mit schmal länglichen Staubbeuteln von 0,8 bis 1,2 mm Länge vorhanden. Der Fruchtknoten endet in langen fadenförmigen Narben.
Die Blütezeit reicht von Juni bis September, die Pflanze fruchtet bis zum Winter.
Früchte und Samen
Die Früchte (von der Blütenhülle umschlossene Frucht) sind gewöhnlich zwischen den Trag- und Vorblättern verborgen. Sie sind nur 1,5 bis 3,5 mm breit, meist ohne Flügel oder nur mit kurzen Anhängseln. Die Tepalenzipfel sind weich und zerknittert, selten kann einer mehr oder weniger fest sein. Es gibt noch einen weiteren Fruchttyp (Heterokarpie): Weiter unten am Stängel verwachsen die Früchte häufig an der Basis mit den umschließenden Trag- und Vorblättern und bilden mit diesen zusammen eine Ausbreitungseinheit.
Der Same steht vertikal, schräg oder selten auch horizontal.
Erkennungsmerkmale
Ähnlich ist Ruthenisches Salzkraut (Kali tragus), besonders Jungpflanzen sind leicht zu verwechseln. Das Hügel-Salzkraut unterscheidet sich vor allem durch die kleineren, kurzflügeligen Früchte und durch die basal der Achse eng anliegenden Trag- und Vorblätter.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n=18.[1]
Vorkommen
Das Hügel-Salzkraut ist in den sommerwarmen gemäßigten Regionen Osteuropas (südeuropäisches Russland) und Asiens heimisch. Als Adventivpflanze hat sich die Art stark ausgebreitet.[2] In der Ukraine gilt sie inzwischen als eingebürgert.[3] Sie kommt unbeständig auch in Mitteleuropa vor und ist im Westen bis nach Spanien vorgedrungen.[3]
In Nordamerika tauchte die Art etwa ab 1923 auf, ihre Verbreitung wird wohl noch unterschätzt. Dort wächst sie in Höhenlagen von 100 bis 2000 m.[4]
In Pakistan ist sie in Höhenlagen von 1500 bis 3000 m zu finden.[2] In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in der Steppen- und der Halbwüstenzone besiedelt Kali collinum offene Standorte, beispielsweise bewegte Sandflächen, Flussufer, Schutthänge und Schotterflächen. Sie bevorzugt sandigen, meist salzarmen Boden. Sie dringt auch in offene Ruderalvegetation vor oder wächst als Ackerunkraut.
Nach Mitteleuropa ist Kali collinum vermutlich mit Getreidetransporten eingeschleppt worden. In Deutschland wurde sie erstmals 1900 am Hafen von Mannheim entdeckt. Seitdem ist sie an verschiedenen Orten unbeständig aufgetaucht, meist an Hafenanlagen, Verladeplätzen, Bahnhöfen und Eisenbahnlinien, oder auf Schuttplätzen, Trümmern und offenen Sandflächen. Sie scheint sich entlang von Flüssen und Bahnlinien auszubreiten. In den letzten drei Jahrzehnten sind verstärkt Vorkommen beobachtet worden, besonders in Berlin, Leipzig, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein (Eckernförde) und Mecklenburg-Vorpommern (Nowawes, Eldena, Lubmin). Möglicherweise ist die Art dabei, sich in Mitteleuropa einzubürgern.
Systematik
Die Erstbeschreibung des Hügel-Salzkrauts erfolgte 1803 durch Peter Simon Pallas unter dem Namen Salsola collina Pall. (in Illustrationes Plantarum 34, pl. 26).[1] Später wurde die Art als eine Unterart des Kali-Salzkrauts betrachtet. Sie gehörte zur Sektion Salsola sect. Kali.[5] Aufgrund phylogenetischer Untersuchungen teilten Hossein Akhani und Eric H. Roalson 2007 die Gattung Salsola auf und stellten die Art in die Gattung Kali,[6] (in der unkorrekten Schreibweise Kali collina).[7]
Synonyme von Kali collinum (Pall.) Akhani & E.H.Roalson, die sich auf denselben Typus beziehen, sind Salsola collina Pall. und Salsola kali subsp. collina (Pall.) Bolòs & Vigo. Als weitere Synonyme gelten Salsola erubescens Schrad. und Salsola ircutiana Gand.[2] In der Flora of China wird auch Salsola chinensis Gand. genannt.[8]
Wirtschaftliche Bedeutung
Heilpflanze und Inhaltsstoffe
In der Chinesischen Medizin wird das Hügel-Salzkraut (unter dem früheren Namen Salsola collina) als Heilpflanze zur Senkung von zu hohem Blutdruck verwendet.[8] Dazu wird ein Tee aus der ganzen Pflanze zweimal täglich über 6 Monate eingenommen.[9] Tee-Produkte sind im Internet erhältlich.
Auf der Suche nach den Wirkstoffen wurden mehrere Alkaloide identifiziert (N-Transferuloyl-3-Methyldopamin, 3-[4-(Beta-D-Glucopyranosyloxy)-3-Methoxyphenyl]-N-[2-(4-Hydroxy-3-Methoxyphenyl) Ethyl]-2-Propenamid sowie Salsolin A und Salsolin B).[10] Als weitere Inhaltsstoffe wurden gefunden: n-Lignocerinsäure, Alkansäuren (n-Dotriacontansäure), Phytosterine (β-Sitosterin), Isoflavone (5,2'-Dihydroxy-6,7-Methylenedioxy-Isoflavon), Vanillinsäure, Glucoside ((-)Syringaresinol 4,4'-bis-O-Beta-D-Glucopyranosid) sowie Salizylsäure.[11]
Belege
- Sabrina Rilke: Salsola collina Pall. (Chenopodiaceae) - Bemerkungen zum Adventivvorkommen in Deutschland und ihre Abgrenzung zu Salsola kali L. - Floristische Rundbriefe 31 (2), S. 99–111, Bochum 1997. PDF-Datei (Abschnitte Beschreibung, Chromosomenzahl, Vorkommen, Systematik)
Einzelnachweise
- Eintrag bei Tropicos, abgerufen 23. Februar 2012
- Helmut Freitag et al.: Salsola collina. In: Flora of Pakistan, Vol. 204 - Missouri Botanical Garden Press & University of Karachi. 2001, ISBN 1930723105
- Pertti Uotila, 2011: Chenopodiaceae (pro parte majore): Salsola collina – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Sergei L. Mosyakin: Salsola collina - S. 402 online. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9 (englisch).
- Sabrina Rilke: Revision der Sektion Salsola S.L. der Gattung Salsola (Chenopodiaceae). In: Bibliotheca Botanica, Band 149, 1999. ISBN 978-3-510-48020-3 (Zusammenfassung online)
- Hossein Akhani, Gerald Edwards & Eric H. Roalson: Diversification Of The Old World Salsoleae S.L. (Chenopodiaceae): Molecular Phylogenetic Analysis Of Nuclear And Chloroplast Data Sets And A Revised Classification, in: International Journal of Plant Sciences, 168 (6), 2007, S. 946.
- Kali collinum, International Plant Names Index, (Artepitheton im Neutrum), abgerufen 15. Januar 2016.
- Gelin Zhu, Sergei L. Mosyakin & Steven E. Clemants: Salsola collina - S. 409 online. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X (englisch).
- Salsola collina bei Plants For A Future, abgerufen 23. Februar 2012
- Xiang Y, Li YB, Zhang J, Li P, Yao YZ: A new alkaloid from Salsola collina. In: Yao Xue Xue Bao (Acta pharmaceutica sinica) 42(6), S. 618–620. 2007, PMID 17702398
- Wang XJ, Zhao YX, Jia XH, Ding XB: Studies on the chemical constituents of Salsola collina. In: Zhong Yao Cai (Journal of chinese medicinal materials) 34(2), S. 230–231. 2011, PMID 21823480
- Eintrag bei Agroatlas.ru
- Salsola collina bei GRIN, abgerufen 23. Februar 2012
Weblinks
- Verbreitungskarte für Deutschland und für Eurasien, Abbildungen (PDF; 1,8 MB) in: Sabrina Rilke: Salsola collina Pall. (Chenopodiaceae) - Bemerkungen zum Adventivvorkommen in Deutschland und ihre Abgrenzung zu Salsola kali L. - Floristische Rundbriefe 31 (2), S. 99–111, Bochum 1997.
- Verbreitungskarte für Europa
- Foto bei Forestryimages.org