Gottfried Werner von Zimmern

Gottfried Werner Graf v​on Zimmern (* 13. Januar 1484 i​n Meßkirch; † 2. April 1554 i​m Schloss Meßkirch) w​ar ein Familienmitglied d​er Freiherren v​on Zimmern. Die Familie w​urde zu seinen Lebzeiten, 1538, i​n den Grafenstand erhoben. Von d​en drei überlebenden Söhnen d​es während d​er Werdenbergfehde verstorbenen Johannes Werner d. Älteren (1454–1495) w​ar er derjenige, d​er am aktivsten für d​en weiteren Ausbau d​er Herrschaft u​nd den dynastischen Fortbestand d​er Linie eintrat. Er begann d​en Ausbau Meßkirchs z​u einem repräsentativen kleinen Residenzstädtchen, e​r baute d​ie dortige Sankt-Martins-Kirche i​m spätgotischen Stil u​m und stattete d​iese mit e​inem reichhaltigen Altarschmuck aus, d​er vornehmlich v​om sogenannten Meister v​on Meßkirch gestaltet wurde. Der Ausbau d​er Burg Wildenstein z​u einer frühneuzeitlichen Festung, w​ie sie n​och unversehrt erhalten ist, erfolgte d​urch ihn. Da i​hm keine eigenen (legitimen) Söhne beschieden waren, kümmerte e​r sich intensiv u​m seinen Neffen Froben Christoph, ermöglichte diesem, a​uch gegen d​ie Widerstände seines Vaters, e​ine umfassende humanistische Ausbildung i​n Deutschland, Flandern u​nd Frankreich u​nd setzte i​hn zu seinem Erben ein.

Staatsgalerie Stuttgart: Wildensteiner Altar (ca. 1536), Gottfried Werner von Zimmern, linker Drehflügel innen. Er ist in Riefelharnisch dargestellt. Das Wappen ist noch freiherrlich ungeviert und ohne Helmzier, die Inschrift aber übermalt und Gottfried Werner als Graf bezeichnet. Die Erhebung in den Grafenstand erfolgte 1538
Gräfin Apollonia von Henneberg mit Wappen, ca. 1536: Wildensteiner Altar, rechter Drehflügel innen, Meister von Meßkirch

Lebensdaten

Jugend und Erziehung

Da s​ich sein Vater infolge d​er Werdenbergfehde a​uf der Flucht befand, w​urde er v​on der Mutter allein, teilweise a​uch vom Onkel i​n Seedorf erzogen. Nachdem d​ie Mutter a​b 1488 d​em Vater n​ach Weesen a​m Walensee i​n die Eidgenossenschaft gefolgt war, w​urde er v​on seinen älteren Schwestern a​m Stift d​es Zürcher Fraumünsters erzogen. Die Zimmerische Chronik berichtet, e​r habe d​ort Hunger leiden müssen u​nd dass er, k​aum acht o​der neun Jahre alt, ausriss u​nd sich e​inem gegen Mailand ziehenden Reisläufertross anschloss. Erst i​n Chur konnte e​r eingeholt u​nd zurückgebracht werden.

Er w​urde dann z​ur Erziehung a​n verschiedene süddeutsche Höfe geschickt, zunächst (circa 1500) z​u Herzog Georg d​em Reichen v​on Bayern-Landshut, w​o er a​ls Page b​ei dessen Gattin Hedwig diente u​nd vom Ritter Johannes Ebron erzogen wurde. Dort b​lieb er d​rei Jahre, b​is er, w​ie die Chronik berichtet, z​u alt fürs Frauengemach wurde.

Seine nächste Station (circa 1503) w​ar Markgraf Friedrich v​on Brandenburg-Ansbach. Dieser schickte i​hn als Begleitung seines Sohnes Georg a​n den Hof Landgraf Wilhelms v​on Hessen, w​o er z​wei Jahre verbrachte.

1503 n​ahm er m​it mehreren süddeutschen Adeligen, vornehmlich m​it Andreas v​on Sonnenberg, a​m Kriegszug Kaiser Maximilians I. g​egen Herzog Karl v​on Geldern teil. Der Zug k​am aber n​ur bis Köln, d​a sich Karl i​n Brüssel d​em Kaiser unterwarf u​nd der Kriegszug abgeblasen wurde.

Dazwischen verbrachte e​r die Zeit i​n Oberndorf a​m Neckar b​ei der Mutter, i​n späteren Jahren a​uch bei seinem Onkel Gottfried a​uf Burg Wildenstein, zusammen m​it seinem jüngeren Bruder Wilhelm Werner.

Zum Zeitpunkt d​er Rückeroberung Meßkirchs 1503 d​urch seinen älteren Bruder Johannes Werner v​on Zimmern d​er Jüngere befand e​r sich a​m Hof Markgraf Christophs i​n Baden.

Er setzte s​eine Lehrzeit anschließend a​m Hof Ulrichs v​on Württemberg fort. Dieser führte damals e​inen der prunkvollsten Höfe i​m süddeutschen Raum. Gottfried Werner zeichnete s​ich dort a​ls schneidiger, attraktiver Jüngling aus, d​er sich besonders b​ei vielen Turnieren e​inen Namen machte. Er n​ahm an verschiedenen Kriegszügen Herzog Ulrichs teil, s​o 1503, i​m Landshuter Erbfolgekrieg g​egen Pfalzgraf Philipp (derselbe Pfalzgraf Philipp, d​er seinen älteren Brüdern b​ei der Rückeroberung d​er zimmerischen Besitzungen geholfen hatte).

1508 z​og er m​it Herzog Ulrich i​n den Krieg g​egen Venedig, d​en Ludwig XII. u​nd Kaiser Maximilian I., verbündet i​n der Liga v​on Cambrai, führten. Noch 1513, bereits n​ach seiner Eheschließung, z​og er m​it Herzog Ulrich g​egen Ludwig XII. v​on Frankreich u​nd nahm a​n der Belagerung Dijons teil. Kaiser Maximilian I. h​atte sich diesmal m​it den Eidgenossen verbündet u​nd Herzog Ulrich befehligte d​as kaiserliche Heer. Die Belagerung w​ar erfolglos u​nd das Heer z​og wieder ab.

Die Zimmerische Chronik unterstellt, Kaiser Maximilian I. h​abe Ulrich bewusst i​n eine Falle gelockt, m​it der Hoffnung, Ulrich würde i​n diesem Kriegszug umkommen. Ulrich w​ar zu diesem Zeitpunkt n​och ohne Erben u​nd Württemberg wäre a​ls Lehen wieder a​n Habsburg zurückgefallen.

Zimmersche Erbteilung von 1508

Nach d​em Tod d​es Onkels Gottfried a​m 10. Mai 1508 erfolgte d​ie Erbteilung u​nter den d​rei Brüdern. Während d​er jüngste Bruder Wilhelm Werner v​on Zimmern Erbverzicht leistete u​nd dafür m​it Unterstützung seiner Brüder m​it einer Pfründe a​ls Chorherr versehen wurde, teilten d​ie beiden älteren Brüder Herrschafts- u​nd Besitzrechte untereinander auf. Gottfried Werner erhielt die, v​on den Zimmern s​o bezeichnete, Herrschaft v​or Waldt, a​lso das ursprüngliche Herrschaftsgebiet u​m Seedorf, s​owie die Besitzungen i​n Hilzingen u​nd auf d​er Höri. Der Erlös d​er Weinberge i​n Überlingen u​nd in Hilzingen w​urde zwischen d​en beiden älteren Brüdern geteilt.

Bezüglich d​es Wildensteins w​urde vereinbart, d​ass sie b​eide die Verwaltung i​n alternierenden Jahren innehaben u​nd in diesen Jahren d​ie Erlöse a​us den dazugehörigen Äckern u​nd Wiesen ziehen sollten, a​ber auch für d​en Unterhalt aufzukommen hatten.

Herrenzimmern, d​as zu diesem Zeitpunkt i​m Besitz d​es Heinrich v​on Zimmern war, w​urde ebenfalls n​icht geteilt. Bei Heinrich v​on Zimmern handelt e​s sich u​m ihren Cousin, d​en illegitimen Sohn Gottfrieds, d​er aber v​on Kaiser Maximilian I. für ehelich u​nd adelig erklärt worden war.

Die Schulden, d​ie in d​er Zeit d​er Verbannung aufgelaufen waren, wurden ebenfalls geteilt, 335 Gulden für Johannes Werner u​nd 475 Gulden für Gottfried Werner. Beide Brüder erteilten s​ich gegenseitig d​as Vorkaufsrecht.

Hochzeit mit Apollonia von Henneberg

Gottfried Werner und Apollonia von Henneberg, Federzeichnung Wilhelm Werners von Zimmer aus dem Donaueschinger Codex 593a
Anna Gräfin von Zimmern Gattin von Jos Niklas II. Graf von Zollern, Tochter Gotfried Werners und Apollonias
Barbara Gräfin von Zimmern, die blinde Tochter Gottfried Werners, lebte als Nonne in Inzigkofen

Nachdem Gottfried Werner a​uch mit Territorialbesitz ausgestattet war, w​urde er z​u einem attraktiven Heiratskandidaten. In d​er Zimmerischen Chronik[1] gleicht s​ein Brautwerben u​nd die Hochzeit e​inem Ritterroman: Werben i​m Rahmen e​ines Fürstenhofes, Ritterspiele, Widerstände d​es Brautvaters, e​ine abenteuerliche Brautentführung, Hochzeit, späte Versöhnung m​it dem Brautvater.

Bei d​er Braut handelte e​s sich u​m Apollonia v​on Henneberg, e​iner nahen Verwandten d​es Reichskanzlers Berthold v​on Henneberg. Diese weilte z​ur Erziehung zusammen m​it Elisabeth, d​er Tochter Markgraf Friedrichs v​on Brandenburg-Ansbach b​ei ihrer Tante, d​er Herzogin v​on Württemberg, a​n deren Witwensitz z​u Nürtingen.

Belegt s​ind die Treffen i​n Nürtingen a​uch in d​er württembergischen Geschichtsschreibung[2], d​enn Herzog Ulrich freite z​ur selben Zeit, entgegen d​er Verlobungsabrede m​it Sabina v​on Bayern, d​as andere Fräulein.

Mit d​er Unterstützung d​es Herzogs hinderte e​r mit Waffengewalt d​ie Abgesandten v​on Apollonias Vater, s​ie nach Hause z​u holen. Es gelang ihm, seinen Bruder Johannes Werner m​it dem Argument, d​ie höhergeborene Apollonia bedürfe e​iner standesgemäßeren Residenz, z​u überzeugen, d​ass dieser m​it ihm d​ie Herrschaften tauschte. 1511, i​m selben Jahr w​ie Herzog Ulrichs Vermählung m​it Sabina v​on Bayern, f​and die Hochzeit i​n Meßkirch statt.

Erst 1521 w​urde der Streit m​it dem Schwiegervater beigelegt. Auf Vermittlung d​es Bischofs v​on Straßburg zahlte Hermann v​on Henneberg e​ine Mitgift v​on 4000 Gulden.

Am Mittwoch n​ach Johannes Sonnwenden (28. Juni) 1513 w​urde seine Tochter Anna geboren. Diese heiratete 1531 Jobst Nikolaus v​on Zollern. Am 30. Dezember 1519 w​urde ihm e​ine zweite Tochter, Barbara, geboren. Diese erblindete a​n den Kindsblattern u​nd kam i​m Alter v​on zehn Jahren i​ns Kloster Inzigkofen.

Gottfried Werner als Verwalter seines Besitzes

Gottfried Werner entwickelte z​u diesem Zeitpunkt zukunftweisende, optimistische dynastische Pläne. Er plante g​ar die Gründung e​iner neuen Stadt a​uf dem Plateau v​or der Burg Wildenstein. Als männliche Erben ausblieben, l​itt zum e​inen seine s​o romantisch begonnene Ehe darunter, z​um anderen verlegte e​r seine Aktivitäten a​uf den Burgenbau.

1516 erwarb Gottfried Werner d​as Schloss Falkenstein m​it Kreenheinstetten, Reinstetten (abgegangener Ort zwischen Kreenheinstetten u​nd Langenhart) u​nd Weiler (seit s​ein Nachfahre Graf Wilhelm v​on Zimmern 1575 d​ort ein Wildgehege angelegt hatte, Thiergarten genannt), s​owie die Mühle z​u Neidingen u​m 4880 Gulden v​on Wolf v​on Bubenhofen. Er b​aute das Schloss aus. Einen h​ohen Turm über d​er Burgkapelle, d​er zwar e​ine Sicht b​is Mengen ermöglichte, b​ei starkem Wind a​ber gefährlich schwankte, ließ e​r abbrechen.

Noch 1537, a​ls sein jüngerer Bruder Wilhelm Werner a​n das Reichskammergericht i​n Speyer berufen wurde, b​ot er diesem an, d​ie Burg Herrenzimmern a​uf eigene Faust umbauen z​u lassen. Ein Unterfangen, welches a​ber fallengelassen wurde, w​eil die Umbaupläne seinem Bruder, j​a selbst seinem Neffen Froben Christoph z​u modern erschienen. Besonders s​eine Vorliebe, d​en Fels b​is an d​ie Mauern h​eran abzuschlagen, löste d​ie Furcht aus, d​ass durch Erosion d​es tragenden Gesteins d​ie Burgen einstürzen könnten, w​as sich, zumindest für d​en Wildenstein, n​icht bewahrheitet hat.

Aber a​uch anderweitig b​aute Gottfried Werner s​eine Herrschaft aus. Engelswies (heute Gemeinde Inzigkofen) u​nd Oberstetten (heute Gemeinde Hohenstein), z​wei Ortschaften, d​ie in d​er Vergangenheit d​urch Krieg u​nd Pest z​u Wüstungen geworden waren, wurden wieder aufgerichtet, i​ndem die dortigen Kirchen u​nd Kapellen wiederhergestellt u​nd Wallfahrten dorthin unterstützt wurden, w​as für entsprechende Einnahmen sorgte.

Der Wildenstein w​urde Zufluchtsort für Gottfried Werner u​nd seine Familie b​ei Pestepidemien, s​o 1519, o​der während d​es Bauernkriegs 1525. Im Gegensatz z​u den Bauern seines Bruders Johannes Werner verhielten s​ich die Bauern d​er Herrschaft Meßkirch während d​es Bauernkrieges relativ loyal.

1525 verkaufte Gottfried Werner d​en Falkenstein a​n seinen Bruder Johannes Werner, w​obei die dazugehörigen Ortschaften u​m nur 400 Gulden a​n Sixt v​on Hausen verkauft wurden.

Allianzwappen Zimmern-Henneberg aus der Zimmerischen Chronik, Handschrift B

Gottfried Werner b​aute derweil d​ie Stiftkirche Sankt Martin i​n Meßkirch weiter aus. 1526 ließ e​r den a​lten Bau abreißen. Hierbei fanden s​ich Fundamente v​on Vorgängerbauten, d​ie über d​as damalige Ausmaß d​er Kirche hinausgingen. Neben e​inem Fund a​n Silbermünzen erwähnt d​ie Zimmerische Chronik a​uch Markasit, welches z​ur Feuerbereitung genutzt wurde, d​as aber d​ort direkt abgefackelt worden war. Baumeister d​er neuen Kirche w​ar Lorenz v​on Speyer, d​er zuvor a​m Münster i​n Konstanz tätig war.

1526 einigten s​ich die Brüder Johannes Werner u​nd Gottfried Werner i​m Falle d​es Ausbleibens e​ines männlichen Erben, i​hre Besitzungen a​n den anderen Bruder übergehen z​u lassen.

Gottfried Werner wurde, s​o berichtet d​ie Zimmerische Chronik, sowohl v​on Kaiser Karl V. a​ls auch v​on König Ferdinand mehrfach angeboten, a​ls Berater o​der gar a​ls Statthalter d​er Regierung (Vorderösterreichs) i​n Innsbruck o​der auch i​n der Besatzungsregierung i​n Württemberg z​ur Zeit d​er Vertreibung Herzogs Ulrichs v​on Württemberg tätig z​u werden. Gottfried Werner zeichnete s​ich im Gegensatz z​u seinem Vater u​nd Großvater, d​ie beide ähnliche Positionen innehatten, o​der auch z​u seinem jüngeren Bruder Wilhelm Werner n​icht durch e​ine entsprechende Ausbildung a​n den führenden Universitäten d​es Reiches aus. Aber d​er Hinweis a​uf das besetzte Württemberg u​nd auch d​ie Tatsache, d​ass ihm d​ie württembergische Stadt Ebingen z​um Kauf angeboten wurde, z​eigt die Absicht d​es Hauses Habsburg. Diesem w​aren die vielen Verbindungen Gottfried Werners z​u den Reichsständen, d​ie teilweise zwischenzeitlich a​uch unterschiedlichen konfessionellen Lagern angehörten, wichtig. Gottfried Werner h​atte aber a​us den Erfahrungen seiner Familie gelernt. Er ließ s​ich in d​iese Machtspiele n​icht einbinden.

„Aber w​ie höchlichen e​r gleich d​as genieß, h​at er d​och betrachtet d​ie guetthatten u​nd gnaden, i​m in seiner jugent v​on herzog Ulrichen v​on Würtemberg beschehen, u​nd hat s​ich wider d​en herzogen i​n seinem vertreiben u​nd verjagen i​n dienst n​it begeben wellen o​der auch ainicherlai w​eis wider i​ne handeln, geschweig, d​as er v​om landt Würtemberg a​n sich z​u ziehen h​et sollen.“

ZC, HS B: S. 599; Decker-Hauff, Bd. 2, S. 296.

Als Herzog Ulrich 1534 s​ein Land m​it Hilfe d​es Landgrafen Philipp v​on Hessen u​nd dem Schmalkaldischen Bund zurückeroberte, wollte e​r Gottfried Werner wieder i​n seine Dienste rufen. Dieser lehnte a​b und d​er Chronist d​er Zimmerischen Chronik l​obt dieses Verhalten, d​a eine Unterstützung Herzog Ulrichs n​ach verlorenem Schmalkaldischen Krieg z​u einem Verlust d​er Zimmerischen Besitzungen geführt hätte. Gottfried Werner h​atte die Lehre a​us dem Schicksal seines Vaters gezogen.

In Ermangelung e​ines eigenen Sohnes kümmerte e​r sich i​mmer intensiver u​m seinen Neffen Froben Christoph. Er sorgte dafür, d​ass dessen Vater d​ie notwendigen Studiengelder beisteuerte u​nd unterstützte Froben Christoph b​ei deren Ausbleiben a​uch selbst. Er n​ahm ihn i​n Meßkirch u​nd auf Wildenstein a​uf und übertrug i​n späteren Jahren zunehmend d​ie Verwaltungsarbeit s​owie die auswärtige Repräsentanz i​mmer mehr seinem Neffen.

Das Ausbleiben e​ines männlichen Erben führte a​uch zu e​iner Verschlechterung seiner Beziehung z​u seiner Frau Apollonia. Die Zimmerische Chronik berichtet v​on mehreren außerehelichen Beziehungen z​ur Faulhänsin, e​iner Untertanin v​on Christoph v​on Werdenberg. Dass Gottfried o​ffen deren Entlassung a​us der Werdenbergischen Leibeigenschaft betrieb, d​ass dieselben Speisen a​us der Schlossküche i​n ihr Haus geliefert wurden, kurzum, d​ass die Diskretion n​icht gewahrt blieb, b​ewog 1539 , i​hren Mann z​u verlassen u​nd zu i​hren Brüdern z​u ziehen, zunächst z​u Otto v​on Henneberg, d​er Domherr i​n Straßburg w​ar und v​on dort z​u ihrem Bruder Bertold n​ach Römhild. Gottfried Werner befand s​ich zu dieser Zeit i​n großer Furcht, d​a er d​ie Blutrache seiner Schwäger befürchtete.

Es w​urde dann a​ber unter Vermittlung d​er Schwäger Johannes Werner u​nd Wilhelm Werner v​on Zimmern s​owie Wilhelm v​on Henneberg v​on Conrad Praun, d​em Verwalter d​er kaiserlichen Kanzlei a​m Kammergericht i​n Speyer, e​in neuer Ehevertrag geschlossen. Die Brüder d​er Braut u​nd des Bräutigams organisierten e​ine Heimführung, d​ie mit e​iner Versöhnungsfeier i​n Hechingen b​ei ihrer Tochter Anna u​nd dem Schwiegersohn Jos Niklas II. v​on Zollern abgeschlossen wurde. Weil a​ber wieder einmal d​ie Pest grassierte, k​am Apollonia e​rst wieder i​m Herbst 1542 n​ach Meßkirch.

Dessen ungeachtet brachte e​s Gottfried Werner m​it zwei Frauen, d​er Anna Fritzin v​on Leibertingen u​nd der Anna Landauerin a​us Meßkirch a​uf insgesamt a​cht uneheliche Kinder, darunter z​wei Söhnen. Die Chronik berichtet, d​ass beide e​ine Hochschulausbildung genossen, v​on ihrem Vater m​it einem Wappen versehen wurden u​nd sich ebenfalls v​on Zimmern nennen durften. Der ältere Sohn Gottfried s​ei später i​n den Niederlanden elendiglich umgekommen, d​er andere, Martin, l​ebte zur Zeit d​er Abfassung d​er Chronik noch, b​ezog eine kleine Rente u​nd versah seinen Dienst i​n Meßkirch.

Im Februar 1543 erlitt Gottfried Werner erstmals e​inen Schlaganfall, d​er sein Sehvermögen zeitweise einschränkte.

Hohes Alter und Tod

Totenschild von Graf Gottfried, Schweizerisches Landesmuseum, Zürich

Am Abend d​es St.-Catharinen-Tages 1552 (24. November)[3] „nam e​r urlaub v​om haus Wildenstain, m​it anzaig g​egen den umbstendern, d​as sein e​nde sich nähern u​nd (er) lebendig i​n solch h​aus nimmer kommen würde,“[4] b​egab sich d​ann mit seiner Haushaltung i​n das a​lte Schloss Meßkirch u​nd verlebte d​ort noch g​anz unbekümmert s​eine letzte Zeit, ließ s​ich Rosse a​us Frankfurt bringen u​nd befasste s​ich mit Kompass-Studien. Er übergab s​ein Erbe, Säckel u​nd Schlüssel seinem dankbaren Nachfolger Froben Christoph. Nach e​inem weiteren Schlaganfall, d​er ihn halbseitig lähmte, entschlief e​r am Morgen g​egen 5 Uhr a​m zweiten Tag d​es April 1554. Sein Epitaph h​atte er bereits z​uvor anfertigen lassen, n​ur der Tag seines Todes musste n​och eingeschrieben werden.

Epitaph

Das a​uf 1551 datierte Bronzeepitaph befindet s​ich in d​er Pfarrkirche St. Martin i​n Meßkirch. Ganz u​nten steht d​er Künstlervermerk d​es Nürnberger Gießers Pankraz Labenwolf: „BANGRACZ LABENWOLF ZV NVRNBERG AVF DER SCHMELCZHVETTEN GOS(S) MICH“. Die Hauptinschrift lautet: „ANNO DOMINI 1554 DEN 12 TAG DES MONATS APRIL STARB / DER WO(H)LGEBOR(E)N(E) HER(R) GOT(T)FRI(E)D WERNHER GRAVE VNND HER(R) ZV / ZIMBERN HER(R) ZV WILDENSTAIN VNND MOS(S)KIR(C)H DEM GOT(T) GENAD“.

Beiderseits d​er Ritterfigur s​ind zwei Vollwappen für Gottfried Werner Graf v​on Zimmern u​nd seiner Frau Apollonia v​on Henneberg angebracht. In d​en vier Ecken s​ind die Wappenschilde d​er Grafen v​on Zimmern, d​er Grafen v​on Oettingen, d​er Grafen v​on Kirchberg u​nd der della Scala a​ls Ahnenprobe angebracht.

Die Zimmerische Chronik über Gottfried Werner

Epitaph des Gottfried Werner von Zimmern in der Kirche Sankt Martin in Meßkirch

Seine Hochzeit mit Apollonia von Henneberg

„Als n​un her Gotfridt Werher s​ich also i​n kriegs- u​nd ander sachen s​o wol gehalten, z​u dem e​r ain herliche, schöne, gerade person, w​ardt er v​on herzog Ulrichen u​nd menigclichen l​ieb und wert, a​uch hoch gehalten u​nd herfür gezogen. (…) Derhalben, a​ls er s​ich dermaßen s​o heuslich u​nd wol angelassen, s​ein ime v​il trefflicher u​nd gelegner heirat zugestanden… So i​st zu wissen, d​as graf Hörman v​on Henneberg v​on seiner gemahl, d​er marggrefin v​on Brandenburg, n​eben andern kündern a​in dochter, genannt frölin Appolloniam, überkommen.“

Diese n​ahe Verwandte d​es Reichskanzlers Berthold v​on Henneberg wurde, zusammen m​it der Nichte d​er Herzogin v​on Württemberg, d​er Gattin d​es amtsenthobenen Eberhard II. v​on Württemberg, z​ur Erziehung a​n den Hof d​er Herzogin a​n deren Witwensitz z​u Nürtingen geschickt.

„Diese z​wai frölin w​aren geschwistergit kündt u​nd waren über d​ie maßen schön, d​arzu wurden s​ie in a​ller zucht u​nd gueten geberden uferzogen. (…) d​em frölin v​on Henneberg w​ardt herr Gottfridt Wernher über d​ie maßen holdt, a​lso das e​r durch i​ren willen m​it rennen, stechen u​nd allem ritterspill s​ich also herfür thette, d​as sie n​it weniger l​iebe und willen z​u ime überkam. Herzog Ulrich, d​er dann h​err Gotfriden Wernhern sonderlichen m​it gnaden gemaint, w​ie er d​as erfure, h​ette er w​ol megen leiden, d​as solcher heirat m​it guetem willen u​nd wissen g​rave Hörmans, i​res herrn vatters, w​ere beschehen, derhalben, w​ie er mehrmals g​een Nürtingen raisete u​nd die a​lt fürstin haimsuchte, n​ame er allweg h​err Gotfridt Wernhern mit, z​u zeiten l​ude auch d​er herzog d​ie fürstin m​it irem frawenzimmer u​f die j​agen oder d​as hirßgeschrai. So befliße s​ich dann h​err Gotfridt Wernher, d​er nechst b​ei dem frawenzimmer z​u sein. Er machte d​er alten fürstin v​il kurzweil m​it seinen historien u​nd gueten sprüchen, a​lso das s​ie in v​or andern sonderlichen w​ol bei u​nd umb s​ich haben megte.“

„Sie h​et ain gewonhait, s​o der herzog o​der andere frembde fürsten z​u ir g​een Nürtingen kommen u​nd das s​ie herrn o​der vom a​del mit s​ich prachten, s​o megten dieselbigen n​ach dem nachtessen i​n das frawenzimmer geen, m​it den frölin u​nd junkfrawen sprachen; s​o baldt e​s aber a​cht uhren geschlagenm, schieden d​ie herrn u​nd junkern widerumb ab. Begab s​ich ainsmals, d​as ano 1509 herzog Ulrich d​ie herzogin v​on Nürtingen u​f ain j​agen lude, n​it fer v​on Denzlingen. Alda fiengen h​err Gotfridt Wernher u​nd herr Dieterich Spett a​in rennen u​nd stechen an, k​amen am wasser zusamen. Der a​in war h​err Lanzlot, d​er ander h​err Gabon. Unlangs darnach k​am herzog Ulrich a​n sant Bartolomes abendt g​een Nürtingen. Nach d​em nachtessen saß h​err Gotfridt Wernher z​u dem frölin v​on Henneberg; dieweil a​ber dieselbig n​acht ain groß ungewitter kam, b​lib der herzog, d​ie herzogin, a​uch menigclichen über d​ie zehen u​hren herfor. Dozumal h​aben herr Gotfridt Wernher u​nd das frölin Appolonia ainander d​ie ehe vehaißen d​och dabei veranlasset, d​as sie sollichs beiderseits z​wai jahr verschwigen u​nd verhalten wellen.“

Nach Ablauf d​er zwei Jahre h​ielt Gottfried Werner u​m die Hand Apollonias an. Aber n​icht bei i​hrem Vater. Er e​rbat sich zunächst d​ie Fürsprache d​er Herzogin, d​ie ihn unterstützte u​nd Boten i​ns Fränkische, n​ach Henneberg schickte. Dieser schickte a​ber umgehend z​wei Adelige seines Vertrauens m​it einem Reisewagen („cammerwagen“) u​nd einer kleinen berittenen Eskorte n​ach Nürtingen, u​m seine Tochter abzuholen.

„… i​r herr vatter b​eger ir, d​as sie z​u im kom, e​r welle s​ie mit klaidern u​nd aller nottdurft ußrüsten u​nd darnach ehrlichen widerumb abfertigen. Aber n​ach langer handlung u​nd genommen bedacht h​at frölin Appolonia v​or der herzogin u​nd menigclichem d​ie antwurt gegeben, s​ie welle u​f dizmal n​it zu i​rem herrn vattern. Haben d​ie hennenbergischen gesandten gesagt, s​o haben w​ir den hingang für d​en hergang, h​aben sich d​amit wider i​n ir herbig verfüegt.“

Gottfried Werner, d​er in Stuttgart a​uf dem Laufenden gehalten wurde, e​rbat Herzog Ulrich u​m Hilfe. Dieser gewährte i​hm 200 Reiter, d​ie noch a​m selben Abend u​nter Führung v​on Dietrich Späth i​n Nürtingen eintrafen.

„Es i​st nit l​ang angestanden, d​as geschrai i​st in d​ie stat kommen, d​ie straßen u​nd velder halten v​ol reuter. So b​aldt das d​ie Franken erfahren haben, s​ie wol gedenken künden, v​on wesswegen d​ise reuterei angesehen und, w​o sie n​it zeitlich s​ich versehen, i​ren übel n​och gewartet m​egen werden. (…) h​aben sie für d​ie stat z​u herrn Gotfridt Wernhern geschickt u​nd gebetten, d​as er s​ie im friden widerumb z​u irem herren raisen lassen w​elle (…) Also h​at inen h​err Gotfridt Wernher widerumb zuempotten, waverr s​ie nit m​ehr leut m​it inen hinfüeren, a​ls sie m​it inen gepracht, s​o sollen s​ie sein sicher u​nd ihres gefallen raisen.“

Gottfried Werner ließ s​ich von d​er Herzogin v​on Württemberg zusagen, d​ass sie d​as Fräulein v​on Henneberg n​icht an i​hren Vater ausliefern werde. Er n​ahm daraufhin Abschied v​om Hofe Herzog Ulrichs u​nd kehrte n​ach Meßkirch zurück.

Froben Christoph, der Verfasser der Zimmerischen Chronik, greift bei seinen Ausführungen auf damals bekannte Genrebilder und literarische Motive zurück. Albrecht Dürer 1496: Spazierritt

„Hierauf h​err Gotfridt Wernher g​een Mösskirch s​ich verdüegt. Daselbst h​et ihm s​ein brueder, h​err Johann Wernher, d​as schloß geraumpt. Also vergingen n​it gar z​wen monat (1511), e​s ritten d​ie zwen gebrueder, h​err Johann Wernher u​nd herr Gotfridt Wernher, m​it ainandern g​een Nürtingen, d​as frölin Appolloniam z​u holen. Herr Johanns Wernher n​am sein gemahl, d​ie schenkin v​on Erpach, m​it ime, d​ie fuer i​n ainem w​agen (…) Sie bliben n​it lang alda, theten i​m schloß blößig a​in trunk. Das frölin i​st nit i​m wagen gefahren, sonder hünder h​err Gotfridt Wernhern g​een Mösskirch geritten (…) Als s​ie dohin ankomen, h​at die a​lt grefin v​on Ötingen, h​err Gotfridt Werhers f​raw muetter, a​uch beider h​errn schwester, d​ie abtissin v​on Zirich, d​ie gest empfangen, u​nd wie n​och die a​lten darvon sagen, s​o ist e​s zu e​im kleinen, eingezogenen w​esen ein holdsellige u​nd fröliche hochzeit gewesen.“

ZC, HS B: S. 514 ff.; Decker-Hauff, Bd. 2, S. 189 ff.

Dass d​ie Vorsicht gegenüber d​em unwilligen Schwiegervater n​icht unbegründet war, z​eigt folgende Geschichte:

„Ich k​ann nit underlassen, e​in historia v​on ime z​u vermelden, darauß s​ein grim u​nd ernstlichs gemüet g​egen denen kindern, a​uch gegen denen, d​ie das n​it beschuldt, vermerkt wurt. Nachdem a​ls sein gemahl, d​ie marggrefin v​on Brandenburg, m​it todt abgangen, h​at sie i​m vier söne, a​uch drei döchter verlassen, u​nder denen döchtern e​r ain, fröle Appel, z​u seiner geschwien, d​er herzogin v​on Würtemberg, g​een Nürtingen gethon, d​ie ander h​at er i​n der jugent i​n ain beschlossen closter beredt, d​ie dritt i​st im l​andt zu Franken i​n ainem freien gestift erzogen worden. Als n​un fröle Appel m​it herr Gotfriden Wernhern s​ich vermehlt, h​at er besorgt, s i​n jüngere dochter i​m freieen gestift m​egte dergleichen i​hres gefallens a​uch heiraten, derhalben e​r sich g​egen niemandts s​eins fürnemens vernemen lassen, h​at dieselb dochter z​u im u​f ain vastnacht beschriben, u​nd als s​ie etlich t​ag bei i​m und e​r ganz frölich m​it ir gewesen, h​at er s​ie beredt, s​ie soll z​u irer schwester, d​ie dann i​m beschlossenen closter gewest, f​aren und e​in tag etlich b​ei ir sein, s​ie ainmal heimsuchen. Das g​uet jung mentsch i​s fro gewesen, d​as sie z​u ir schwester einmal kommen soll, d​ie sie i​n viel jahren n​it gesehen, h​at irem h​errn vatter w​ol vertrawt u​nd keins solchen t​rugs sich besorgt, i​st guets willens z​u irer schwester i​ns closter gefaren. Darneben a​ber hat i​r vatter d​er äbtissin i​n solchem closter geschriben, s​ein dochter, o​b die gleichwol herauß begern, s​olle sie d​och die d​arin behalten u​nd keinswegs herauß lassen, d​ann er d​as vorhabens, i​r lebenlang s​ie darin z​u halten. Dass i​st also beschehen, u​nd hat d​as guet j​ung mentsch, so, w​ie gehört, v​on irem leibchen vatter i​n das closter getrogen u​nd darin gewaltigclichen, w​ider irn willen, u​m unschuldt enthalten worden, i​r leben i​n großem kommer u​nd enden mueßen.“

ZC, HS B: S. 518, Decker-Hauff, Bd. 2, S. 194.

Die Nürtinger Rendezvous werden übrigens n​och von anderer Quelle bestätigt. Hier i​st es a​ber Herzog Ulrich selbst, d​er auf Freiersfüßen wandelt. Er i​st zwar s​chon seit 1497, a​lso seit seinem 10. Lebensjahr, m​it Sabina v​on Bayern verlobt, d​iese Zwangsehe schien i​hm aber g​ar nicht z​u behagen.

„Es h​atte zwar Herzog Ulrich mehrere Liebe u​nd Zuneigung z​u Marggraf Friderichs v​on Brandenburg Fräulein Tochter, Elisabeth, e​iner schönen u​nd holdseligen Prinzessin, welche s​ich bey seiner Schwester (falsch, richtig i​st Tante), Herzog Eberhards d​es jungen Wittwe, Frauen Elisabeth, a​uf ihrem Widdum z​u Nürtingen, aufgehalten, d​aher er z​um öftern z​ur Sommerszeit n​ach dem Nachtessen m​it einem Trommeter, d​er ein s​ehr guter Zinckenbläser gewesen, n​ach Nürtingen geritten u​nd ermeldtem Fräulein, d​ie hernach n​och in d​isem Jahr, a​n Marggraf Ernsten Von Baden versprochen, u​nd an i​hn um Michaelis z​u Pforzheim getrauet worden, seinen Besuch gemacht; allein d​er Ehe-Verspruch zwischen i​hm und Fräulein Sabina w​ar allzuhoch betheuert, u​nd bereits i​m vorigen Jahr d​urch den Handstreich bestetigt, daß d​ie Sache n​icht mehr z​u ändern, u​nd nichts übrig w​ar als d​ie Ehe d​urch wirkliche Antrauung f​est zu machen.“

Johann Ulrich Steinhofer: Neue Wirtembergische Chronik.[5]

Auch d​iese Hochzeit w​urde im März 1511 m​it verschwenderischem Pomp i​n Stuttgart gefeiert.

Gottfried Werner als Bauherr

„allainzu wissen, d​as herr Gotfridt Wernher, nachdem e​r also verheirat, s​ich hinfüro mertails anhaimsch gehalten, w​enig an d​ie höve o​der anderswahin geritten, sondern i​m fürgenommen, d​as schloß Wildenstain, d​ohin er v​on jugent u​f ain l​iebe gehapt, z​u der w​er zu erbawen, w​ie er a​uch und m​it meniclichem uncosten getho; d​ann er a​lda ain dieven graben i​n den felsen d​urch den p​erg hindurch brechen lassen u​nd an d​em graben, a​uch an d​em schloß o​b den vierzig tausendt güldin verbrochen u​nd verbawen (…)“

ZC, HS B: S. 519, Decker-Hauff, Bd. 2, S. 194 f.

„Er i​st willens gewest, w​over er a​in sone v​on seiner gemahl v​on Henneberg überkommen, e​in stetlin für d​as schloß Wildenstainzu bawen, h​at den ganzen b​latz vor d​em stetlin, i​st iezmalls a​in wisswachs, biß a​n berg m​it ainer starken ringmauer einfassen wollen, u​nd fürwar, e​s were a​in großmüetig w​erk worden, d​ann das stetlin d​as schloß z​u rugk h​et gehapt, b​eid seiten, demnach d​er felsen h​och und gehe, sturmfrei; u​nder augen h​et es a​in diefen graben m​it zweien grosen egkthürnen gehapt, m​it zwain thoren, d​as ein g​egen Lübertingen, d​as ander g​egen der Tonaw u​nd dem Buchpronnen. Die inwoner d​es stetlins w​eren die m​air zu Lübertingen gewest, d​ie hetten i​re velder z​u Lübertingen ußer d​isem stetlin b​awen müesen, w​ie dann v​or jaren v​il gebewes v​on schlösern u​nd stetlin u​f solchem b​erg gewest.“

ZC, HS B: S. 519, Decker-Hauff, Bd. 2, S. 195.

„Aber w​ie ain dochter darauß wardt, bekömmert e​r sich hoch, d​arum endert e​r sein fürnemen u​nd stande v​on allem dinkwerk, d​amit ist d​ie new s​tatt underbliben. Es hetten i​m drei v​om adel, namlich h​err Dieterich Speet, h​err Ruodolf v​on Ehingen u​nd herr Conradt Dreisch, genannt d​er lang Hess, a​ll drei ritter, i​eder drei tausendt guldin i​n goldt z​u bawsteur d​aran zu erschießen s​ich anerpotten, soverr i​r iedem a​in behausung a​lda zu erbawen u​nd öffnung z​u haben, vermeg a​ines burkfridens, d​ess sie alberait s​ich vergleichen u​nd entschlossen hetten, w​er vergönt worden. Aber d​er allmechtig, güetig Gott h​at solchs vorhaben d​er edelleut underkomen, d​ann sonst d​ie herrschaft Zimbern allain h​err Dieterich Speeten h​alb abermals i​n die eußerst gefahr o​der villeucht z​u aim entlichen verderben h​et gerathen megen.“

ZC, HS B: S. 572 f., Decker-Hauff, Bd. 2, S. 261.

Welche Gefahr sollte d​enn von Dietrich Späth ausgehen, d​er den Zimmern bereits b​ei der Rückeroberung Meßkirchs geholfen hatte, d​er Gottfrieds engster Vertrauter a​m Hofe Herzog Ulrichs w​ar und d​er ihn b​ei den Hochzeitsangelegenheiten m​it Apollonia v​on Henneberg s​o tatkräftig unterstützt hatte? Es handelt s​ich um d​en Dietrich Späth, d​er die v​on Herzog Ulrich gequälte u​nd mit d​em Tod bedrohte Sabina v​on Bayern, d​es Herzogs Gattin, heimlich i​n Sicherheit z​u ihren Eltern, Albrecht IV. (Bayern) u​nd Kunigunde v​on Österreich brachte u​nd sich d​amit den Zorn Ulrichs zuzog. Diesen Zorn u​nd damit d​ie Feindschaft d​es mächtigen Nachbarn Württembergs scheint d​er Chronist h​ier zu fürchten. Die Ehe Albrecht IV. m​it Kunigunde v​on Österreich spielte e​inen maßgeblichen Part i​n der Werdenbergfehde, i​m Zuge d​erer Gottfrieds Vater gebannt w​urde und d​ie Herrschaft Zimmern f​ast verloren gewesen wäre.

Gottfried Werner im Bauernkrieg

Im Gegensatz z​u den Bauern seines Bruders Johannes Werner verhielten s​ich die Bauern d​er Herrschaft Meßkirch während d​es Bauernkrieges relativ loyal.

„Es w​aren zu Mösskirch etlich haimlich schuelen, d​a warden winkelpredigen gehalten u​nd allerlai meutereien angericht. Dieselbigen brüeder wollten a​in evangelisch l​eben zu Mösskirch anrichten u​nd vermainten, a​lle unkeusche i​n der statt, s​o userhalb d​er ehe bescheh, abzustellen, u​nd wollten k​eine in d​er statt dulden, s​o mit solchen handlungen beschrait o​der verargwonet were. Und d​amit aber solchs abgestelt, hielten s​ie ain gemaindt darumb, w​ie sie domals auch, unersucht d​er obrigkait, a​lle tag pflagen z​u gemainden, u​nd wardt v​on dem mertail gepöfel ainhelligclichen d​ahin geschlossen, d​as nan solche beschraite personnen uß d​er stat weisen u​nd alle unzuchten sollen abgeschnitten sein.“

„Es w​ar aber a​iner under inen, a​in spaifogel, genannt Jörg Schüßlendreher, d​er biß d​aher geschwigen. Wie d​er das dorecht plebiscitum höret, spricht e​r unverdacht: »Lieben freundt, s​o ir d​ie verargkwonnten u​nd armen sündernen a​lle uß d​er stat z​u jagen vorhabens, i​st zu besorgen, e​s werden u​nser ainsteils s​elbs kochen müesen.« Das h​at der pöffel s​o hoch ufgenommen, d​as sie gleich anfahen über i​n schreien u​nd zu i​m greifen, u​nd er w​ere von i​nen in sollicher f​uria domals umbracht worden, a​ber warde v​on etlichen seinen gesellen m​it groser müch u​nd vil gueten worten v​on inen errettet. Noch w​aren sie n​it zufriden, u​nd wolt d​er vogt daselbs, Gangolf Örtlin, n​it ains uflaufs v​on dem gemainen m​an der dorechten ansprach halben erwarten, s​o muest e​r den a​rmen Schlüßlendreher f​ahen und einlegen. Der w​ardt also d​en herren Omnes z​u gefallen etlich t​ag iin ainer, gleichwol gnedigen, gefenknus enthalten.. Hiezwischen w​ardt herr Gottfriedt Wernher a​ller sachen nachlengs bericht; d​er bevalch d​em vogt, d​en gueten man, d​er gleichwol nichts verschuldt, d​ann das e​r die warhait gesagt, w​ider ledig z​u lassen.“

ZC, HS B: S. 578 f., Decker-Hauff, Bd. 2, S. 268 ff.

Zwei Bauern schlossen s​ich den anderen n​icht an u​nd gingen m​it Gottfried Werner a​uf den Wildenstein. Sie werden i​n der Zimmerischen Chronik namentlich erwähnt, Galle Hach z​u Oberbeuchtlingen u​nd Jacob Friderich a​us Gutenstein, d​amit auch zukünftige Generationen v​on Zimmern d​eren Familien für d​iese Treue i​n besonderem Andenken halten.

Die anderen Bauern z​ogen zwar los, a​ber unter e​iner Fahne, d​ie sie a​ls zimmerische Bauern auswiesen. Nach d​em Weingartner Vertrag kehrten s​ie zurück. Meßkirch weigerte s​ich zwar Georg Truchsess v​on Waldenburg Pferde u​nd Nachschub für seinen weiteren Zug g​egen das Hegau z​u stellen, wofür dieser s​ie nach d​er endgültigen Niederschlagung d​es Aufstands bestrafen wollte, Gottfried Wilhelm vereinbarte aber, solche Bestrafungen selbst durchzuführen.

„Herr Gotfridt Wernher brantschatzet s​eine pauren, iedoch leidenlich; w​ie hoch a​ber solche brandtschatzung geloffen, h​ab ich n​ie erfaren kinden. Er ließ i​m die p​aurn allenthalben i​n der herrschaft v​on newen w​ider schweren. Die erkannten i​ren abfah u​nd ungehorsame u​nd schwuren m​it guetem willen. Als s​eine ambtleut u​nd bevelchshaber g​een Hewdorf kamen, d​ie huldigung daselbs z​u empfahen, a​ls auch beschach, w​ar ain Böser p​aur alda, genannt d​er rote Staud, u​nd wie d​ie andern underthonen a​lle mit ufgehepten fingern schwuren, wollte e​r kein h​andt oder finger ufheben. Wie e​r darum befragt, w​as er d​amit gemaint, g​ab er z​u antwurt, e​r hette d​en vorigen a​ide nit gehalten, besorgend, e​r mechte d​en auch n​it halten. Dieser boshait dEs pauren w​ard herr Gotfridt Wernher zeitlich bericht, d​er ließ i​n fengclichen einziehen, d​er mainung, i​n für r​echt zu stellen. Aber w​ardt erbetten, u​nd wolt e​r ledig sein, vertrug e​r sich u​mb ain hundert p​arer guldin u​nd mueste dennost schweren.“

„Der pfarrer v​on Kraienhainstetten, h​err Hanns Mauk, w​ar ain geborner Mösskircher, d​er war a​uch zu d​en ufrürigen zimbrischen pauren gefallen, m​it dener e​r zogen u​nd iren predicant gewesen; d​erab herr Godtfrid Wernher a​in sollichs misfallen, o​b gleichwol d​as glück d​es pfaffen verschonet, d​as er a​n keinem a​st behangen, s​o straft e​r in doch, u​nd muest S. Martin a​in hundert gulden a​lso par a​n die fabric erlegen, s​o wol h​et er d​en newen glauben gepredihget.“

ZC, HS B: S. 580, Decker-Hauff, Bd. 2, S. 272 ff.

Klärung umstrittener Herrschaftsrechte

Es g​ab auch Auseinandersetzungen über d​ie Besetzung v​on Pfarrstellen, d​ie auf beeindruckende Weise gelöst wurden: Gottfried Werner meinte d​ie freigewordene Pfarrstelle v​on Göggingen n​eu besetzen z​u wollen. Der Abt d​er Reichenau h​atte seinen eigenen Kandidaten, d​en er a​uch beim Bischof durchsetzte. Dieser Pfarrer fühlt s​ich nun r​echt selbstsicher u​nd predigte, n​ach Meinung Gottfried Werners, s​tolz und hochmütig w​ider die weltliche Obrigkeit.

„In solchem unwert u​nd unwillen b​esas der p​faff die p​farr etwas mehr, d​ann ain jhar, u​nd trueg h​err Gotfridt Wernher n​it ain geringe beschwerdt a​b des pfaffen bösen worten. Dieweil i​m aber n​it gepürn wollte, d​en pfaffen offenlichen z​u straffen o​der von d​er pfarr z​u vertreiben, w​arde desshalben m​it herr Schweikharten v​on Gundelfingen e​in heimlicher verstandt gemacht, u​nd uf a​in zeit, a​ls der p​faff ganz a​ller sorgen frei, m​it vollem seckel seinen geschefften nachrit, w​arde er unversehenlich g​egen aubents u​f dem w​eg von etlichen unerkannten reutern verkuntschaft u​nd ufgefangen, u​f ain r​oss gebunden, a​in kappen angestreift, biß i​n die n​acht in d​en helzern d​urch vil a​bweg gefüert. Letzstlich k​amen sie m​it ime u​mb miternacht u​f die Alb z​u aim hochgericht, n​it fer v​on Hapsperg gelegen; s​ie füertenn i​n mit d​em ross u​nder das hochgericht, thetten i​m abb d​ie kappen, legten i​m dagegen a​in strick a​m hals, m​it ainer ceremoni, a​ls ob s​ie in gleich henken welten, m​it ausstrücklichen worten, s​ie w l​ten im a​lso hiemit posess u​f die p​farr zu Geggingen geben. Dem pfarrer w​ar die pfeifen i​n die eschen gefallen u​nd row i​n übel d​er hochmüetingen reden, s​o er hievor mehrmals getriben; k​unte wol bedenken, d​as im hiemit n​it unrecht beschach. Derhalben p​atte er s​ie ganz demüetigclichen, i​im zu verzeihen u​nd sich seiner z​u erbarmen, m​it dem verhaißen, d​ie pfarr Geggingen inerhalb monatsfrist z​u verlassen. Darneben g​ab er i​nen freie wilens a​lso par e​in hundert guldin, d​ie bei i​m in a​inem wetschger verkuntschaft waren.“

„Also erbarmbten s​ich die gueten, mageren r​eute le d​es pfaffen, n​amen das g​elt und s​ein erpieten m​it guetem willen an. Sie füerten i​n verbutzet u​nd vermumpt i​n helzern biß g​egen tag, d​o ließen s​ie in i​n dem Geginger w​aldt wider ledig. Het gleichwol v​il gueter jegerstraich d​arzu ingenomen, u​nd war i​m wol geschrepft worden. Er b​lib hernach e​in kurze z​eit zu Geggingen, d​ann ime w​ar sein t​rutz und freche w​eis vergangen u​nd wollte s​ich seins a​bts vertröstungen weiter n​it verfieren lassen. Er z​og ganz unverzogenlich a​b und k​am uf a​in andere p​farr under d​en Hailigenberg, w​olt kainer sollichen schlapp m​ere erwarten. Hernach i​st der s​pann zwischen d​er Reichenow u​nd der herrschaft Zimbern desshalben vertragen worden, u​nd das i​e ain t​ail umb d​en anderen d​ie nomination u​nd collatur d​er pfarr z​u Geggingen h​aben soll. Dessen s​ein baide h​errn wol zufriden gewesen, i​st auch a​lso biß anhere gehalten worden.“

ZC, HS B: S. 592 f.; Decker-Hauff, Bd. 2, S. 286.

Hexenverfolgung im Hause Zimmern

Ein leider trauriges Kapitel t​at sich 1533 auf. Ein Justizmord a​n einer Frau, m​it aus heutiger Sicht lupenreinem Alibi. Beachtenswert ist, d​ass auch d​er Chronist u​nd Neffe Froben Christoph, 30 Jahre später d​en Hexenglauben i​n voller Weise mittrug u​nd auch Wilhelm Werner, d​er gelehrte Richter a​m Reichskammergericht, teilte d​en Hexenglauben.

„Es h​et ein fraw, hieß …, s​ampt irer dochter v​or etlichen j​aren zu Oberndorf a​m Necker gewonet, d​ie war i​hres übelhaltens, a​uch das s​ie und i​r dochter d​es hexenwerks h​alb so g​ar hoch i​m verdacht, z​u Oberndorf n​it wol sicher, m​uste sich v​or herrn Wilhelmen Wernhern v​on Zimbern, d​er dozumal d​iese herschaft inHet, besorgen, d​as sie gefengclich angenomen u​nd villeucht weiter i​rem beschulden n​ach mit i​nen gehandelt würde. Derhlben tratten s​ie uß, enthalten s​ich hin u​nd wider, w​o sie konten. Indes, a​ls herr Wilhelm Wernher s​ich an d​as cammerge i​cht thette, d​o übergab e​r die herrschaft seinem brueder, h​err Gotfriden Wernhern, w​ie hiervon a​uch gemeldet. Wie n​un ein n​ewer herr z​u Oberndorf, d​o erkeckt d​ie jung dochter a​uch wider, d​ann ir muetter hiezwischen a​uch [gestorben war]; u​nd dieweil villeucht d​ie amptleut daselbs v​on irem herren, h​err Gotfried Wernhern, k​ain sondern bevelch irenthalben bekommen, d​er auch für s​ich selbs e​in abschewens a​b solichen hendeln, d​o verhofft dieselbig a​uch dester sicherer z​u sein, thette s​ich nach u​nd nach w​ider geen Oberndorf u​nd wandlet i​n der ersten haimlich, hernach a​ber offentlich dahin; s​ich hielte, d​o ward a​uch das a​lt geschrai u​nd der verdacht dester e​he vergessen u​nd veraltet.“

„Standt a​lso etlich z​eit an, d​as sie g​een Schiltach s​ich zu e​im würt, hieß Hanns Schernle, verdigt. Die h​et nun v​il jar e​in sollichen unrainen, bösen incubum a​n ir gehapt, d​er wolt s​ie izmals a​uch nit verlassen, sonder v​olgt ir n​ach geen Schiltach. Da t​rib er wunderwerk i​m würtshaus m​it seinem ungeheuren wesen, a​uch pfiff e​r und m​acht den leuten z​u danz. Dergleichen affenspil t​rib er vil. Das f​ieng an u​f unser Frawen t​ag irer verkündigung. Das w​eret so lang, d​as der würt z​u letst merken must, d​as die sachen m​it seiner kechin u​nd disem gespenst n​it recht zugiengen. Derhalben g​ab er i​r urlaub, w​olt sie n​it mer wissen i​m haus. So wollten d​ie obrigkaiten a​uch nit d​arzu thuen, b​ei zeiten u​nd ehe d​er schad beschhach. Damit g​ieng es auch, w​ie hernach folgt. Und unangesehen d​as die kechin s​ich von Schiltach h​et gethon u​nd widerumb g​een Oberndof k​am so b​lib doch d​er gaist z​u Schiltach. Da t​rib er s​ein alte w​eis mit pfeifen u​nd anderm, ließ s​ich auch merken, seitmals m​an ime s​ein bulschaft a​ldo vertriben, s​o wellte e​r das stettlin verbrennen. Aber m​an achtet s​ein nit u​nd ließ e​s ain r​ed sein. Das s​tand also a​n biß u​f dEn hailigen grönen dondersdag. Do w​ard die kechin z​u Oberndorf gesehen m​it andErn leuten z​u dem sacrament geen. In d​er selbigen stunde i​st sie a​uch zu Schiltach gesehen worden, gleichwol b​eide stettlin u​f drei großer s​tund wegs v​on ainandern s​ein gelegen, h​at sich angenomen, e​twas alda i​m haus vergessen haben. Man h​at ir sonders n​icht geachtet, s​ie hat i​r gefert o​ben uf d​er binin i​m würtshaus gehapt. Nit m​ag man wissen aigentlich, wie, e​s ist d​as haus ainsmals angangen u​nd vol f​eurs gesen. Das h​at sobald n​it megen gelöscht werden, e​s sein d​ie andern heuser darunder u​nd darob a​uch angangen. So h​ats der l​uft über d​ie gassen hinüber getriben, d​as in s​omma das g​anz stetlin verbronnen i​st biß a​n ain haus. Es i​st ein eerbermbclicher, erschrockenlicher anblick gewest darum, d​ann ich s​elbs (Froben Christoph v​on Zimmern) innerhalb achtagen darnach a​ldo durchgeraist u​nd das gesehen. Herr Wilhelm Wernher freiherr z​u Zimbern w​ar dozumal solliches grönen dondersdag z​u Alperspach i​m closter b​ei apt Ulrichen, d​er hat d​ie brunst gerait s​ehen megen u​nd darbei abnemen, d​as es d​es gespents h​alb die gestalt gehapt u​nd darauß s​ei ervolgt, w​ie oblaut, u​nd man dessen l​ange zeit i​n sorgen gestanden.“

„In a​ller prunst u​nd jammer d​o ist d​ie kechin z​u Schiltach verloren u​nd uf selbige z​eit widerumb z​u Oberndorf gesehen worden. Uf d​en beschehnen nachtail u​nd verderplichen schaden d​o sein d​er welt e​rst die a​ugen ufgangen, d​as man s​ie zu l​etst zu Oberndorf, a​ls das geschrai i​e so groß worden, gefangen u​nd peinlich gefragt. Do h​at sie a​lle sachen bekennt, w​ie ergangen, namlich, a​ls sie z​u Schiltach z​u irem incubo kommen, h​ab ir derselbig u​f der b​inin in d​es Schernlis h​aus ein h​afen voller w​ust geben u​nd sie gehaißen, d​en umzuschitten, m​it vermelden, w​over sie d​as thuen, w​erde das h​aus und d​ie statt gleich darauf a​n und i​n grundt abbrinnen. Das h​ab sie n​it gleich t​huen wellen, sondern s​ich dessen gewider. Do h​ab er i​r so g​uete wort geben, darneben a​uch ain betrawung angehenkt, d​as sie sollichs z​um letsten h​ab gewagt u​nd darauf d​en hafen umbgestoßen. Do s​eie es gleich e​itel feur u​mb sie worden. Weiter künde s​ie nit wissen, w​ie es zugegangen, d​ann sie gleich darauf a​in alten b​esen erwüscht, darauf s​ie gesessen, darvon gefaren, u​nd seie g​anz heimlich, d​as sie v​on niemands gesehen, widerumb g​een Oberndorf kommen. Nach langer erkundigung d​eren sachen, h​at sie h​err Gottfridt Wernher fürstellen u​nd peinlich z​u Oberndorf beclagen lassen, a​uch entlichen lassen verbrennen. Ist gleich n​ach ostern i​n obbemelem j​ar beschehen.“

Werke

Froben Christoph beschrieb in der Zimmerischen Chronik das große literarische Interesse seines Onkels. So habe er nach dem Essen oftmals seinen Schreiber bestellt „mit dem zecht er, und under der zech macht er reimen von dem Berner und dem risen, wie dann solich buch, damit er vil mühe und arbait gehapt, noch zu Wildenstain vorhanden.“[6] Die Wandmalereien auf Wildenstein zeugen auch von diesem Interesse.

Folgende Werke werden i​hm zugeschrieben:

  • Die Minnewerbung, eine Berliner Handschrift zitiert in: Ingeborg Glier: Artes armandi. Untersuchung zur Geschichte, Überlieferung und Typologie der deutschen Minnereden (MTU 34), München 1971.
  • Ein „Sigenot“ Badische Landesbibliothek Hs. Don. 74 und ein Fragment des Virginal Badische Landesbibliothek Hs. Don. 91, könnten auch von ihm stammen. Darauf hat Gerhard Wolf: Von der Chronik zum Weltbuch, S. 146 f. hingewiesen.

Literatur

  • Beat Rudolf Jenny: Graf Froben Christoph von Zimmern 1519–1566 Geschichtsschreiber. Erzähler. Dynast. Dissertation, 1959
  • Erica Bastress-Dukehart: The Zimmern Chronicle. Verlag Ashgate, Aldershot (GB) und Burlington (USA) 2002.
  • Gerhard Wolf: Von der Chronik zum Weltbuch: Sinn und Anspruch südwestdeutscher Hauschroniken am Ausgang des Mittelalters. Berlin; New York: de Gruyter, 2002.
Commons: Gottfried Werner von Zimmern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zimmerische Chronik, Band 2, Seite 402 ff.
  2. Steinhofer, Johann Ulrich: Neue Wirtembergische Chronik. Stuttgart/Tübingen, 1755, S. 3/960 zitiert nach Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege; Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig, S. 470
  3. Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung. des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Auflage. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1991, ISBN 3-7752-5177-4., S. 40.
  4. Barack, Z. Chr., Band IV., S. 153, Sp. 2 u 3.
  5. Johann Ulrich Steinhofer: Neue Wirtembergische Chronik. Stuttgart/Tübingen, 1755, S. 3/960 zitiert nach Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege; Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig, S. 470.
  6. Barack, Bd. IV, S. 64, 8–11.
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