Gottfried Held von Hagelsheim

Gottfried Held v​on Hagelsheim (* 18. September 1670 i​n Herrnstadt, Herzogtum Wohlau; † 30. September 1724 i​n Bayreuth) w​ar ein deutscher Mediziner u​nd Leibarzt d​es Markgrafen v​on Brandenburg-Bayreuth.

Gottfried Held von Hagelsheim, Porträt mit Familienwappen, Nürnberg um 1720

Leben

Herkunft

Wappen derer Held genannt Hagelsheimer in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605, Tafel 212, Nürnbergische Erbare Geschlechter

Frühe Angehörige d​er Familie Held (Helt) s​ind sowohl i​n Bamberg (Friedrich, 1460 bischöflicher Kammermeister, 1487/88 Ratsherr u​nd Bürgermeister) a​ls auch i​n Nürnberg nachweisbar, w​o sie d​ie Linie d​er Held genannt Hagelsheimer begründeten u​nd zu d​en ehrbaren Geschlechtern zählten.[1] Möglicherweise g​eht der Beiname d​er Familie a​uf das Schloss „Habelsheim“ (heute Habelsee) b​ei Rothenburg o​b der Tauber zurück.[2] Stammvater d​erer Held (genannt Hagelsheimer, a​uch Habelsheimer[3] / Hagelsheimer genannt Held) w​ar der a​us Nürnberg stammende Hans Held († 1435).[4] Vor 1401 heiratete e​r in Posen, kehrte 1401 m​it seiner Frau a​us Polen zurück n​ach Nürnberg u​nd erwarb d​rei Höfe i​n Fischbach b​ei Nürnberg. Beigesetzt w​urde er i​n der Fürther Kirche St. Michael.[5] Das Wappen d​erer Held (ein silberner Schrägbalken a​uf schwarzem Grund, belegt m​it einem r​oten Pfeil) i​st auf 16 Totenschilden i​n der Nürnberger Kirche St. Lorenz erhalten — ältester Schild v​on Friedrich Held a​us Bamberg († 1445) — s​owie auf d​em Hagelsheimer Altar v​on 1516 i​n der Nürnberger Kirche St. Jakob.[1] Die späterhin z​um Adel gerechneten Nürnberger Hagelsheimer, s​onst Helden genannt, hatten stattliche Lehen v​on den Oettinger Grafen.[6] Auch besaßen sie, a​ls ein Reichslehen, d​en Gold- u​nd Silberdrahtzugs-Verlag i​n Nürnberg.[7] Bei i​hnen wurde 1592 d​er feinste Gold- u​nd Silberdraht z​um Weben u​nd Sticken gefertigt,[8] wofür s​ie Berühmtheit erlangten.[9] Das kaiserlich privilegierte Edelmetall-Drahtzugs-Verlags-Monopol g​ing 1682 n​ach Aussterben d​er Nürnberger Familie Held gen. Hagelsheimer a​uf zwölf leonische Drahtziehermeister über.[10] Am 16. Mai 1682 h​atte es d​er Reichsvizekanzler Graf Leopold Wilhelm z​u Königsegg a​ls Reichsmannslehen bzw. „Kayserliches Dratzugs Lehen z​u Nürnberg“ gekauft u​nd die Konzession d​aran für 3.000 Gulden a​n die Nürnberger Gold- u​nd Silberdrahtzugsverleger abgetreten.[11]

Wappen derer Held genannt Hagelsheimer, in einer späteren Version von Siebmachers Wappenbuch, Ende 17. Jahrhundert, Tafel 212, Nürnbergische Adeliche Geschlechter

Oben beschriebenes Wappen d​erer Nürnberger Held genannt Hagelsheimer w​urde mit Wappenbrief a​m 3. Juli 1589 z​u Prag v​on Kaiser Rudolf II. a​uch der schlesischen Familie Held zuerkannt, d​eren urkundlich belegte Stammreihe m​it Sebastian Held(t) beginnt, d​er um 1530 Gerichtsverwalter u​nd Stadtvogt z​u Guhrau war, u​nd zwar dessen Söhnen Bartholomeus, Bürgermeister z​u Guhrau,[12] Valentin, Stadtrichter z​u Guhrau,[13] u​nd Andreas Held, letzterer Meister d​er Fleischhauerzunft i​n Guhrau. Eine königlich preußische Adelsrenovation u​nd Ritterstand m​it ebendiesem Wappen u​nd dem Prädikat von Hagelsheim, w​urde dann a​m 8. März 1759 Benjamin Gottfried Held, Herr a​uf Kapatschütz b​ei Trebnitz, zuteil.[14]

Gottfried Held v​on Hagelsheim w​ar der Sohn d​es Bürgermeisters v​on Herrnstadt, Sebastian Held v​on Hagelsheim, u​nd dessen Ehefrau Dorothea, geborene v​on Blanckenstein.

Ausbildung und Wirken

Nach d​em Abitur a​m Breslauer Elisabetgymnasium studierte e​r ab 1691 a​n der Universität i​n Jena Philosophie, Geschichte u​nd Medizin. 1695 w​urde er b​ei Georg Wolfgang Wedel i​n Jena z​um Dr. med. promoviert u​nd wirkte anschließend a​ls Arzt i​n Coburg. Im Jahr 1700 g​ing er für e​in Jahr m​it dem fürstlich gotha’schen Abgesandten n​ach Wien u​nd wirkte während dieser Zeit a​ls Hausarzt für zahlreiche Gesandte. Am 1. Juni 1701 ernannte i​hn Christian Ernst v​on Brandenburg-Bayreuth z​um Leibarzt, Feldarzt u​nd zum Rat. Am 24. April 1702 w​urde er Feldarzt d​es gesamten fränkischen Kreises u​nd nahm i​n dieser Verwendung i​m Gefolge d​es Markgrafen a​n sieben Feldzügen teil. Nach d​em Tod d​es Markgrafen 1712 w​urde er a​m 13. Juli 1712 v​om Herzog z​u Sachsen-Eisenach z​um Rat u​nd Leibarzt ernannt u​nd trat i​n die Dienste d​er verwitweten Markgräfin Elisabeth Sophie v​on Brandenburg. 1716 w​urde er z​um Hofrat u​nd Archiater Primarius ernannt.

Am 3. Dezember 1714 w​urde Ernst Gottfried Held v​on Hagelsheim m​it dem akademischen Beinamen Eusebius a​ls Mitglied (Matrikel-Nr. 311) i​n die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Akademie d​er Naturforscher aufgenommen.

Ehe und Kinder

Er w​ar seit 18. Mai 1697 verheiratet m​it Dorothea Maria, geborene Richter, d​er Tochter d​es Ober-Land-Baumeisters Johann Moritz Richter. Das Ehepaar h​atte 13 Kinder, v​on denen z​wei Söhne u​nd zwei Töchter i​hn überlebten.

Schriften

  • Dissertatio Inauguralis Medica De Thermis. Krebs, Jena 1695 (Digitalisat)

Literatur

  • Anonymous: Kurzer Extract aus dem Lebens-Lauff des Seel. Herrn Gottfried Held von Hagelsheim/Med.Dr.Sr.Hoch-Fürstl. Durchl. zu Brandenburg-Bayreuth hochbestellten Hof-Raths und treu-verdientesten Leib-medici primarii wie auch Hoch-Fürstl. Sachsen-Eisenachischen Raths und Leib-Medici, auch Mitglieds der Academ.Nat.Curios EVSEBIVS dicti. In: Fränckische Acta erudita et curiosa. Die Geschichte d. Gelehrten in Francken, auch andere in diesem Crayß vorgefallene Curiosa und Merckwürdigkeiten in sich haltend, Neundte Sammlung, Endter (Engelbrecht), Nürnberg 1727 S. 673–676 (Digitalisat)
  • Andreas Elias Büchner: Academiae Sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae Natvrae Cvriosorvm Historia. Litteris et impensis Ioannis Iustini Gebaueri, Halae Magdebvrgicae 1755, De Collegis, S. 491 (Digitalisat)
  • Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 206 (Digitalisat)
  • Willi Ule: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während der Jahre 1852–1887. Mit einem Rückblick auf die frühere Zeit ihres Bestehens. In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig, Halle 1889, Nachträge und Ergänzungen zur Geschichte Neigebaur’s, S. 154 (archive.org).

Einzelnachweise

  1. Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus: Christof Helt (Held) (Abgerufen am 28. Februar 2019.)
  2. Manfred H. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene, Band 2, München 2007, S. 611 f.
  3. Udo Kindermann: Kunstdenkmäler zwischen Antwerpen und Trient: Beschreibungen und Bewertungen des Jesuiten Daniel Papebroch aus dem Jahre 1660, Köln 2002, S. 174.
  4. Lemmel-Archiv: Stammtafel der Hagelsheimer genannt Held in Nürnberg/Bamberg 1400-1600 (Abgerufen am 28. Februar 2019.)
  5. Lemmel-Archiv: Familienblatt Hans Held (Abgerufen am 28. Februar 2019.)
  6. Materialien zur oettingischen ältern und neuern Geschichte, Band 4, Wallerstein 1774, S. 35.
  7. Christoph Siegmund von Holzschuher: Deductions-Bibliothek von Deutschland: nebst dazu gehörigen Nachrichten, Nürnberg 1778, S. 153. Vgl. auch Siegmund Freiherr von Bibra: Journal von und für Deutschland, Band 5, 1788, S. 102 f. und Johann Ferdinand Roth: Geschichte des Nürnbergischen Handels, S. 78 f.
  8. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände, Band 4, 1844, S. 450.
  9. Albrecht Friedrich Wilhelm Glöckler: Die Reichstags-Fahrt des Herzogs Ulrich von Meklenburg im Jahre 1582. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 9 (1844), S. 166–214, hier S. 182.
  10. Helmut Braun und Patrick Burger: Wissens-, Techniktransfers und Wettbewerbsprozesse am Beispiel der Herstellung leonischer Drähte in der Region Nürnberg im 16. und 17. Jahrhundert, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 95, Heft 2 (2008), S. 157–174.
  11. Thomas Schindler: Es ist nicht alles Gold oder Silber, was glänzt. Blicke in und über einen Musterkarton der „Vereinigten Leonischen Fabriken Nürnberg“ hinaus, in: Kulturgut, 2. Quartal 2016, S. 11.
  12. Durch seine Tochter Dorothea Held war er der Großvater von Sebastian Hempel (1593–1650), Direktor des Hofgerichts in Stettin. 1648 in den schwedischen Adelsstand erhoben, wobei der rote Pfeil aus dem Familienwappen seiner Mutter in die Helmzier derer von Hempel aufgenommen wurde. Vgl. Von Hempel nr 1669 (Abgerufen am 4. März 2019.)
  13. Er war der Großvater des schlesischen Kirchenlieddichters Heinrich Held (1620–1659). Vgl. Kulturportal West Ost: Held, Heinrich. (Abgerufen am 4. März 2019.)
  14. GHdA, Adelslexikon, Band V, Band 84 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 1984, S. 90 f.
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