Glisno (Lubniewice)

Glisno (deutsch Gleißen) ist ein Dorf im Powiat Sulęciński (Kreis Zielenzig) der polnischen Woiwodschaft Lebus. Es ist der Gmina Lubniewice zugeordnet.

Glisno
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Glisno (Polen)
Glisno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Powiat: Sulęciń
Gmina: Lubniewice
Geographische Lage: 52° 29′ N, 15° 15′ O
Einwohner: 810 ([1])



Geographische Lage

Glisno (Gleißen) l​iegt in d​er Neumark, s​echs Kilometer südlich d​er Kleinstadt Königswalde (Lubniewice) u​nd zwölf Kilometer nördlich d​er Kleinstadt Zielenzig (Sulęcin).

Geschichte

Mausoleum der Familie von der Marwitz 1837 Aquarell von Johann Friedrich Stock (1800–1866) (Original verschollen). Erbauer unbekannt, Stifter Israel Moses Henoch in Gleißen (Glisno).

Die Ersterwähnung datiert a​us dem Jahre 1421. Zentrum d​es lange Zeit landwirtschaftlich geprägten Dorfes w​ar ein Rittergut. Um 1790–93 ließen s​ich die Gutsherren e​in Schloss bauen, d​as starke Anklänge a​n Schloss Sanssouci i​n Potsdam zeigt. Im Jahre 1806 gründete d​er damalige Gutsherr Regierungspräsident von Poser e​in Alaunwerk, d​as bis 1854 bestand.

1818/19 wurde das Rittergut Gleißen von Israel Moses Henochsohn gekauft, einem jüdischen Bürger Berlins, der viel in den Ort investierte. 1823 gründete er eine Seidenfabrik, woraufhin 1829 die letzten Mitglieder der Seidenwirkergilde aus Frankfurt (Oder) nach Gleißen übersiedelten. Bereits 1835 bis 1838 wurde die Fabrik erweitert. Darüber hinaus entwickelt sich in der Umgebung Heimindustrie. In den umliegenden Orten erblühte die Seidenraupenzucht, Maulbeerplantagen entstanden.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Gließen eine Mineralquelle entdeckt, deren Wasser eine Heilwirkung nachgesagt wurde. Später stieß man auch auf natürliche Vorkommen von mineralischem Kohlenschlamm.[2][3] Seit 1824 ließ Henoch um eine eisenhaltige Quelle einen Kurbetrieb einrichten. Das Schloss diente nun als Kurhaus und Luxushotel.

Henoch stiftete d​er Kirchengemeinde d​es Dorfes e​inen Kirchenneubau n​ach Plänen Karl Friedrich Schinkels, d​er 1837 eingeweiht wurde. Im gleichen Jahr folgte d​ie große zweite Stiftung v​on Israel, m​it der Erbauung e​ines Mausoleums für d​ie Familie v​on der Marwitz (David v​on der Marwitz e​in ehemaliger Gutsbesitzer d​es Ortes). Das Mausoleum existiert h​eute nicht mehr, e​s wurde 1977 abgetragen.

1841 wurden Textilfabrik u​nd Gutswirtschaft voneinander getrennt.

1849 b​is 1856 gehörte d​ie Herrschaft Gleißen d​em preußischen Hauptmann Carl Friedrich Wilhelm v​on Müller.[4]

1854 w​urde die Alaunproduktion eingestellt, d​ie Seidenproduktion dagegen ausgebaut u​nd modernisiert. Zur Energieversorgung diente e​in örtliches Kohlevorkommen, e​ine Seilbahn transportierte d​ie Kohle v​on der Lagerstätte z​ur Fabrik.

1857 kaufte Hans Karl Otto von Wartenberg das Gut, stellte den Kurbetrieb ein und modernisierte die Landwirtschaft. 1910 ließ die Familie Wartenberg das Schloss um 13 Meter lange Flügelbauten verlängern.

1922 w​urde die Textilfabrik n​ach einem Besitzwechsel v​on Seiden- a​uf Leinenproduktion umgestellt.

1945 gehörte Gleißen z​um Landkreis Oststernberg i​m brandenburgischen Regierungsbezirk Frankfurt d​es Deutschen Reichs.

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Gleißen i​m Frühjahr 1945 v​on der Roten Armee besetzt. Bald darauf w​urde die Ortschaft u​nter polnische Verwaltung gestellt. In d​er Folgezeit wurden d​ie Einwohner vertrieben. Gleißen w​urde in Glisno umbenannt.

1946 wurde offiziell ein polnisches Staatsgut eingerichtet. Das Schloss war zunächst Sitz des Staatsgutes, dann beherbergte es von 1968 bis 1978 ein Zweigwerk der Kalischer Plüsch- und Samtfabrik (Kaliska Fabryka Pluszu i Aksamitu). Seit 1978 unterstand es dem woiwodschaftlichen Landwirtschaftsberatungszentrum in Lubniewice (Königswalde), seit 2005 wird es vom Landwirtschaftsberatungszentrum der Woiwodschaft Lebus genutzt.

Einwohnerzahlen

Sehenswürdigkeiten

Das Schloss (2011)
Kirche von Glisno (Lubniewice), Stifter:Israel Moses Henoch Architekt: Karl Friedrich Schinkel

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855, S. 232–235.
  • Błażej Skazinski: Gleissen/ Glisno. (Schlösser und Gärten der Neumark – Zamki i ogrody Nowej Marchii, Heft 7). Berlin 2012, ISBN 978-3-941675-37-7.
Commons: Glisno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Polnische Onlinegalerie von Glisno und Kirche glisno.pl
  • Drohnenflug über Glisno youtube.com
  • Skaziński, Błażej: Gleißen / Glisno (Schlösser und Gärten der Neumark / Zamki i ogrody Nowej Marchii 7), herausgegeben von Sibylle Badstübner-Gröger und Markus Jager, übersetzt von Agnieszka Lindenhayn-Fiedorowicz, Berlin 2011 ISBN 978-3-941675-37-7. (academia.edu PDF online)

Fußnoten

  1. Glisno - Informacje dodatkowe. auf: mapa.szukacz.pl (polnisch)
  2. Johann Friedrich John und Friedrich August Zeuschner: Ueber den neu entdeckten mineralischen Kohlenschlamm im Mineral-Bad zu Gleißen. Berlin 1824 (Digitalisat).
  3. Friedrich August Zeuschner: Das Mineral- und Kohlenschlamm-Bad zu Gleissen bei Zielenzig in der Neumark. Berlin 1827 (Digitalisat).
  4. P. v. Scheven: Offizierstammrollen und Ranglisten des Königlich Preußischen Kaiser Franz Garde-Regiment Nr. 2. Berlin 1894. Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn.
  5. Preußen-Brandenburgische Miszellen. Band 2, Berlin 1904, S. 308.
  6. Michael Rademacher: Oststernberg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Jörg Lüderitz: Entdeckungen östlich der Oder. Unterwegs zwischen Frankfurt, Skwierzyna und Żary. Trescher Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89794-082-5, S. 71. (Trescher-Reihe Reisen)
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