Glisno (Lubniewice)
Glisno (deutsch Gleißen) ist ein Dorf im Powiat Sulęciński (Kreis Zielenzig) der polnischen Woiwodschaft Lebus. Es ist der Gmina Lubniewice zugeordnet.
Glisno | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Lebus | ||
Powiat: | Sulęciń | ||
Gmina: | Lubniewice | ||
Geographische Lage: | 52° 29′ N, 15° 15′ O | ||
Einwohner: | 810 ([1]) | ||
Geographische Lage
Glisno (Gleißen) liegt in der Neumark, sechs Kilometer südlich der Kleinstadt Königswalde (Lubniewice) und zwölf Kilometer nördlich der Kleinstadt Zielenzig (Sulęcin).
Geschichte
Die Ersterwähnung datiert aus dem Jahre 1421. Zentrum des lange Zeit landwirtschaftlich geprägten Dorfes war ein Rittergut. Um 1790–93 ließen sich die Gutsherren ein Schloss bauen, das starke Anklänge an Schloss Sanssouci in Potsdam zeigt. Im Jahre 1806 gründete der damalige Gutsherr Regierungspräsident von Poser ein Alaunwerk, das bis 1854 bestand.
1818/19 wurde das Rittergut Gleißen von Israel Moses Henochsohn gekauft, einem jüdischen Bürger Berlins, der viel in den Ort investierte. 1823 gründete er eine Seidenfabrik, woraufhin 1829 die letzten Mitglieder der Seidenwirkergilde aus Frankfurt (Oder) nach Gleißen übersiedelten. Bereits 1835 bis 1838 wurde die Fabrik erweitert. Darüber hinaus entwickelt sich in der Umgebung Heimindustrie. In den umliegenden Orten erblühte die Seidenraupenzucht, Maulbeerplantagen entstanden.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Gließen eine Mineralquelle entdeckt, deren Wasser eine Heilwirkung nachgesagt wurde. Später stieß man auch auf natürliche Vorkommen von mineralischem Kohlenschlamm.[2][3] Seit 1824 ließ Henoch um eine eisenhaltige Quelle einen Kurbetrieb einrichten. Das Schloss diente nun als Kurhaus und Luxushotel.
Henoch stiftete der Kirchengemeinde des Dorfes einen Kirchenneubau nach Plänen Karl Friedrich Schinkels, der 1837 eingeweiht wurde. Im gleichen Jahr folgte die große zweite Stiftung von Israel, mit der Erbauung eines Mausoleums für die Familie von der Marwitz (David von der Marwitz ein ehemaliger Gutsbesitzer des Ortes). Das Mausoleum existiert heute nicht mehr, es wurde 1977 abgetragen.
1841 wurden Textilfabrik und Gutswirtschaft voneinander getrennt.
1849 bis 1856 gehörte die Herrschaft Gleißen dem preußischen Hauptmann Carl Friedrich Wilhelm von Müller.[4]
1854 wurde die Alaunproduktion eingestellt, die Seidenproduktion dagegen ausgebaut und modernisiert. Zur Energieversorgung diente ein örtliches Kohlevorkommen, eine Seilbahn transportierte die Kohle von der Lagerstätte zur Fabrik.
1857 kaufte Hans Karl Otto von Wartenberg das Gut, stellte den Kurbetrieb ein und modernisierte die Landwirtschaft. 1910 ließ die Familie Wartenberg das Schloss um 13 Meter lange Flügelbauten verlängern.
1922 wurde die Textilfabrik nach einem Besitzwechsel von Seiden- auf Leinenproduktion umgestellt.
1945 gehörte Gleißen zum Landkreis Oststernberg im brandenburgischen Regierungsbezirk Frankfurt des Deutschen Reichs.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Gleißen im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde die Ortschaft unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurden die Einwohner vertrieben. Gleißen wurde in Glisno umbenannt.
1946 wurde offiziell ein polnisches Staatsgut eingerichtet. Das Schloss war zunächst Sitz des Staatsgutes, dann beherbergte es von 1968 bis 1978 ein Zweigwerk der Kalischer Plüsch- und Samtfabrik (Kaliska Fabryka Pluszu i Aksamitu). Seit 1978 unterstand es dem woiwodschaftlichen Landwirtschaftsberatungszentrum in Lubniewice (Königswalde), seit 2005 wird es vom Landwirtschaftsberatungszentrum der Woiwodschaft Lebus genutzt.
Sehenswürdigkeiten
- Klassizistische Kirche von 1837.[7]
- Rokokoschlösschen von 1780, heute gastronomisch und als Tagungsstätte genutzt.
Söhne und Töchter des Ortes
- Horst Müller (1923–2005), deutscher Autor
Literatur
- Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855, S. 232–235.
- Błażej Skazinski: Gleissen/ Glisno. (Schlösser und Gärten der Neumark – Zamki i ogrody Nowej Marchii, Heft 7). Berlin 2012, ISBN 978-3-941675-37-7.
Weblinks
- Polnische Onlinegalerie von Glisno und Kirche glisno.pl
- Drohnenflug über Glisno youtube.com
- Skaziński, Błażej: Gleißen / Glisno (Schlösser und Gärten der Neumark / Zamki i ogrody Nowej Marchii 7), herausgegeben von Sibylle Badstübner-Gröger und Markus Jager, übersetzt von Agnieszka Lindenhayn-Fiedorowicz, Berlin 2011 ISBN 978-3-941675-37-7. (academia.edu PDF online)
Fußnoten
- Glisno - Informacje dodatkowe. auf: mapa.szukacz.pl (polnisch)
- Johann Friedrich John und Friedrich August Zeuschner: Ueber den neu entdeckten mineralischen Kohlenschlamm im Mineral-Bad zu Gleißen. Berlin 1824 (Digitalisat).
- Friedrich August Zeuschner: Das Mineral- und Kohlenschlamm-Bad zu Gleissen bei Zielenzig in der Neumark. Berlin 1827 (Digitalisat).
- P. v. Scheven: Offizierstammrollen und Ranglisten des Königlich Preußischen Kaiser Franz Garde-Regiment Nr. 2. Berlin 1894. Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn.
- Preußen-Brandenburgische Miszellen. Band 2, Berlin 1904, S. 308.
- Michael Rademacher: Oststernberg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Jörg Lüderitz: Entdeckungen östlich der Oder. Unterwegs zwischen Frankfurt, Skwierzyna und Żary. Trescher Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89794-082-5, S. 71. (Trescher-Reihe Reisen)