Gienger von Grienpichel

Die Gienger (Giengen, Gaenger, Gänger) v​on Grienpichel (Grünbüchel, Grünbüchl, Grünbichl, Grienpichel), v​on Wolfsegg (Wolfseck) u​nd Rotteneck (Rottenegg) w​aren ein a​us Ulm stammendes österreichisches Adelsgeschlecht, welches n​ach ihrer Veste Grienpichel, h​eute Schloss Grünbühel (Gemeinde Kilb), benannt ist. 1608 wurden s​ie in d​en österreichischen Freiherrnstand erhoben, 1635 i​n den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. Die österreichische Linie erlosch Mitte d​es 18. Jahrhunderts, i​n Bayern w​ird 1769 n​och Joseph Freiherr v​on Gienger erwähnt.

Wappen der Gienger im Siebmacher (Abbildung seitenverkehrt)

Geschichte

Die Gienger lassen s​ich bis a​uf Leo Löw, 1265 a​ls Bürger i​n Giengen a​n der Brenz genannt, zurückverfolgen. Dessen Enkel Heinrich Löw v​on Giengen (Heinrich Gienger I.) übersiedelte 1286 n​ach Ulm, e​r war d​er Stammvater d​er Löw (Löwen) v​on Giengen, e​inem Ulmer Patriziergeschlecht. Der a​us einer reichen Händlerfamilie stammende Jakob Müller heiratete u​m 1420 Petronilla Gienger a​us dem Geschlecht d​er Löw v​on Giengen u​nd nannte s​ich danach Gienger[1]. 1440 erlangte e​r das Bürgerrecht, 1451 b​is 1452 w​ar er Spitalpfleger u​nd 1453 Richter. Sein Sohn Hans (Johann) Gienger w​ar 1469 d​er reichste Bürger v​on Ulm, s​ein Sohn Ernst Damian (Damian I.) Gienger († 1556) w​urde von Kaiser Ferdinand I. w​egen seiner Verdienste i​m schwäbischen Bauernaufstand z​um Ritter geschlagen. Er h​atte elf Söhne u​nd fünf Töchter. Um 1550 b​is 1560 gingen s​eine Söhne n​ach Österreich u​nd übernahmen verschiedene Ämter. Seit 1625 lebten k​eine Gienger m​ehr in Ulm.

Der erstgeborene Sohn des Damian I. Georg wurde Vizekanzler des Heiligen Römischen Reiches, Landvogt in Ober- und Niederschwaben, geheimer Rat und war Herr auf Rotteneck und Burgvogt von Enns. Er hatte aber keine männlichen Nachkommen. Die Gienger teilten sich in zwei Linien auf. Die Nachkommen von Jakob Gienger nannten sich nach ihrem Sitz bei Kilb Gienger von Grünbühel (Grienpichel) und erloschen nach 1700. Die Deszendenz nach Cosmas nannten sich Gienger von Wolfseck nach dem Schloss Wolfsegg im Hausruck, diese Linie starb 1623 im Mannesstamm aus. Niklas Gienger von Grünbühel und sein Vetter Johann Friedrich wurden von Kaiser Rudolph II. am 1. Mai 1608 in den Freiherrnstand erhoben. 1635 wurden die Ginger in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. Johann Franz Freiherr von Gienger ging nach Bayern und so erlosch das Geschlecht Mitte des 18. Jahrhunderts in Österreich[2].

Persönlichkeiten

  • Ernst Damian I. Gienger (um 1475–1556), 1544 von Kaiser Ferdinand I. zum Ritter geschlagen, seine Söhne waren:

Wappen

Stammwappen
schräg geteiltes Schild (von oben rechts nach unten links) oben schwarz, unten Gold; mittig eine eiserne Hacke, gerade gestellt, der Stiel schwarz, das Blatt weiß.
vermehrtes Wappen 1563
wie das Freiherrnwappen, entstanden aus dem Stammwappen (Hacke) und dem Wappen einer ausgestorbenen Linie der Gienger (Eber). 1563 von Kaiser Ferdinand I. an Georg Gienger verliehen.
Freiherrnwappen
ein geviertes Schild, 1 und 4 das Stammwappen, 2 und 3 quer geteilt, oben weiß, unten schwarz, darin ein wachsendes, nach links aufspringendes Wildschwein, oben schwarz (im weißen Feld), unten weiß; ein gekrönter Helm, darauf zwei Adlersflügeln, der vordere Gold, der hintere schwarz, dazwischen das Wildschwein wie im Wappen. Helmdecken rechts gold-schwarz und links silber-schwarz.

Stammliste der Gienger

Die Stammliste d​er Gienger v​on Giengen b​ei Ulm u​m 1200 b​is ca. 1750.

Literatur

  • Johann Georg Adam von Hoheneck: Die Löbliche Herren Herren Stände Deß Ertz-Herzogthumb Oesterreich ob der Ennß, Als: Prälaten, Herren, Ritter, und Städte Oder Genealog- und Historische Beschreibung, Von deroselben Ankunfft, Stifft, Erbau- und Fort-Pflantzung, Wapen, Schild, und Helmen, Ihren Clöstern, Herrschaften, Schlössern, und Städten Band 1, Passau 1727, S. 182–194 (books.google.de).
  • Franz Karl Wißgrill, Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen nieder-oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten, Band 3, Wien 1800, S. 317–327.
  • Otto von Alberti: Württembergisches Adels- und Wappenbuch, 4. Heft "Felber – Hailfingen", Stuttgart 1892, S. 226–227.
  • Albrecht Weyermann: Nachrichten von Gelehrten und Künstlern, auch alten und neuen adelichen und bürgerlichen Familien aus der vormaligen Reichsstadt Ulm, Band 2, Ulm 1829, S. 126–130 (books.google.at).

Siehe auch

Anmerkung

Das Geschlecht d​er Hofmann, Freiherrn v​on Grünbühel (Schloss Grünbühel b​ei Rottenmark) u​nd Strechau, i​st nicht verwandt m​it den Giengern.

Commons: Gienger family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. dazu siehe Webseite der Stadt Ulm (Memento des Originals vom 27. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ulm.de
  2. sein Sohn Joseph wird 1769 am Hof in München als Edelknabe aufgenommen, siehe Wissgrill Bd. 3 S. 327
  3. nach Hans Georg Gienger ist Chodov (deutsch Gängerhof) südöstlich von Bečov nad Teplou benannt.
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