Gibellina
Gibellina ist eine italienische Gemeinde (comune) im Freien Gemeindekonsortium Trapani in der Region Sizilien mit 3931 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019).
Gibellina | ||
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Staat | Italien | |
Region | Sizilien | |
Freies Gemeindekonsortium | Trapani (TP) | |
Lokale Bezeichnung | Gibbiddina / Ibbiddina | |
Koordinaten | 37° 49′ N, 12° 52′ O | |
Höhe | 227 m s.l.m. | |
Fläche | 45 km² | |
Einwohner | 3.931 (31. Dez. 2019)[1] | |
Postleitzahl | 91024 | |
Vorwahl | 0924 | |
ISTAT-Nummer | 081010 | |
Volksbezeichnung | Gibellinesi | |
Schutzpatron | San Rocco | |
Website | gibellina.gov.it |
Lage und Daten
Gibellina liegt 37 km südöstlich von Trapani auf einer Höhe von 227 m. Die Gemeinde bedeckt eine Fläche von 45 km². Die Einwohner arbeiten fast ausschließlich in der Landwirtschaft.
Die Nachbargemeinden sind Calatafimi Segesta, Monreale (PA), Poggioreale, Salaparuta, Santa Ninfa, Salemi und Vita.
Geschichte
Die Stadt wurde im 14. Jahrhundert gegründet. Bei einem schweren Erdbeben im Belice-Tal am 15. Januar 1968 wurde sie vollständig zerstört. Statt sie wieder aufzubauen, errichtete man 9 km weiter westlich eine neue Stadt.
Es entstand eine moderne, nüchterne Stadt vom Reißbrett, die mit den gewachsenen Siedlungsstrukturen Siziliens nicht vergleichbar ist. Regelmäßige Straßenzüge werden durch kleine Plätze und Grünflächen gegliedert. Entlang der breiten Straßen stehen zweistöckige Wohngebäude im Reihenhausbau mit Garagen und kleinen Vorgärten.
Zahlreiche bekannte Architekten, Bildhauer und Maler stifteten Kunstwerke für die Plätze der neuen Stadt. Dazu zählten zum Beispiel Rob Krier, Oswald Mathias Ungers, Pietro Consagra, Arnaldo Pomodoro, Renato Guttuso und Joseph Beuys. Heute ist Gibellina die Stadt mit der höchsten Dichte an moderner Kunst in ganz Italien.
Das Konzept der neu aufgebauten Stadt wurde von den Bewohnern nie richtig angenommen. Einige Teile der Stadt sind nicht mehr bewohnt. Viele Monumente und Kunstwerke sind verfallen.
Sehenswürdigkeiten
Die Überreste der alten Stadt Gibellina Vecchia und die neue Stadt Gibellina Nuova liegen in Luftlinie 9 km und über die Straße 16 km voneinander entfernt.
Gibellina Vecchia
Ein Teil der Ruinen von Gibellina wurde von dem Künstler Alberto Burri unter einer dicken Schicht aus weißem Beton begraben. Begehbare Einschnitte über den alten Gassen vermitteln einen Eindruck von der Enge der ursprünglichen Stadt.[2] In dem Theater in der Nähe des Kunstwerkes finden regelmäßig von Juni bis Oktober Theaterfestspiele statt.
Gibellina Nuova
Der Stern von Gibellina ist ein großes, sternförmiges Tor, das 1980 von Pietro Consagra über die Zugangsstraße nach Gibellina errichtet wurde.
Ein Beispiel moderner Architektur ist die Kirche Chiesa Madre von Ludovico Quaroni und Luisa Anversa von 1987. Der schlichte, quadratische Kirchenraum ist entlang seiner Diagonale orientiert und öffnet sich hinter dem Altar in einen großen, nicht begehbaren kugelförmigen Raum, dessen freistehendes, weiß gestrichenes Volumen das äußere Erscheinungsbild der Kirche prägt.[3][4]
Sehenswerte Museen sind das Ethno-Anthropologische Museum und das Museum der modernen Kunst, in dem ein Großteil der Künstlerspenden aus aller Welt ausgestellt wird.
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- Oliver Lück: Einsam auf Sizilien: Verdammt und zubetoniert. Spiegel Online, 4. Mai 2015, abgerufen am 4. Mai 2015.
- Chiesa Madre a Gibellina nuova di Ludovico Quaroni - data di costruzione 1987. Pläne der Kirche auf ArchWeb, abgerufen am 21. August 2021.
- Salvatore Marra: Ludovico Quaroni: Chiesa Madre di Gibellina. Architekturfotografien auf Divisare, 27. August 2018.
Literatur
- Kolja Reichert: Unter den Dünen aus Beton, in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. Juli 2018, S. 57f
Weblinks
- Dokumentarfilm Gibellina – Il terremoto. Österreich 2007, Regie Joerg Burger (in italienischer Sprache)
- Gibellina auf SicilyArt, mit einer Liste der intervenierenden Künstler
- Gibellina zwischen Utopie und Desaster. Baunetzwoche Nr. 556, 23. April 2020 (PDF; 5,1 MB)