Gerichtsbezirk Czernowitz

Der Gerichtsbezirk Czernowitz (rumänisch: Cernăuţ; ruthenisch: Czerniwci) w​ar ein d​em Bezirksgericht Czernowitz unterstehender Gerichtsbezirk i​m Herzogtum Bukowina. Der Gerichtsbezirk umfasste Gebiete u​m Czernowitz, d​ie Hauptstadt d​er Bukowina. Nach d​em Ersten Weltkrieg musste Österreich d​en gesamten Gerichtsbezirk a​n Rumänien abtreten, n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​urde das Gebiet Teil d​er Sowjetunion bzw. d​er Ukraine. Es i​st heute Teil d​es ukrainischen Anteils d​er Bukowina i​m Südwesten d​er Ukraine (Oblast Tscherniwzi).

Ehemaliger Gerichtsbezirk
Czernowitz
(rumänisch: Cernăuţ)
(ruthenisch: Czerniwci)
Basisdaten
KronlandHerzogtum Bukowina
Bezirk Czernowitz
Sitz des GerichtsCzernowitz (Tscherniwzi)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht Czernowitz
Fläche473,09 km2
(1900)
Einwohner110.484
Aufgelöst1919
Abgetreten anRumänien

Geschichte

Im Zuge d​er Neuordnung d​es Gerichtswesen i​m Kaisertum Österreich w​aren im Juni 1849 d​ie allgemeinen Grundzüge d​er Gerichtsverfassung i​n den Kronländern d​urch Kaiser Franz Joseph I. genehmigt worden. Hierauf ließ Justizminister Anton v​on Schmerling Pläne z​ur Organisierung d​es Gerichtswesens i​n der Bukowina ausarbeiten, d​ie der Kaiser a​m 6. November 1850 p​er Verordnung ebenfalls genehmigte. Mit d​er Reorganisation g​ing die Abschaffung d​er landesfürstlichen Gerichte ebenso w​ie der Patrimonial-Gerichte einher, w​obei Schmerling ursprünglich d​ie Errichtung v​on 17 Bezirksgerichten plante u​nd die Bukowina d​em Oberlandesgericht Stanislau unterstellt werden sollte.[1] Schließlich schufen d​ie Behörden n​ur 15 Bezirksgerichte, d​ie man d​em Landesgericht Czernowitz bzw. d​em Oberlandesgericht Lemberg zuordnete.[2] Die Errichtung d​er gemischten Bezirksämter, d​ie neben d​er Verwaltung a​uch die Justiz z​u besorgen hatten, w​urde schließlich p​er 29. September 1855 amtswirksam.[3]

Zunächst waren für die Stadt Czernowitz und ihr Umland die Bezirksgerichte Czernowitz I. und Czernowitz II. Section geplant. Letztlich schufen die Behörden 1854 jedoch nur einen Gerichtsbezirk für Czernowitz und sein Umland. Dieser umfasste 1854 neben der Stadt Czernowitz mit ihren Vorstädten Rosch mit Monasteriuka, Kaliczank, Koluczka und Horecza die Ortsgemeinden Czahor, Hilboka, Kamena mit Spaski, Korowia, Kotubański, Kuczumare, Ludihorecza, Camerlae mit Monastiora, Łukawitza, Michalcze, Mihuczeny mit Kiczera, Mołodia mit Franzthal und Derului, Ostritza, Preworokie, Ober-Stanesti am Sereth, Unter-Stanesti am Sereth, Pojenille, Tereszeny, Tristiana, Woloka Camerale am Sereth sowie Zuryn. Für Verbrechen und Vergehen war der Gerichtsbezirk dem als Untersuchungsgericht für Verbrechen und Vergehen dienenden Landesgericht Czernowitz unterstellt.[2] Im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[4] bildete der Gerichtsbezirk Czernowitz ab 1868 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Sadagora den Bezirk Czernowitz.[5] Per 28. März 1870 kam es im Zuge einer Reform der Gerichtsbezirke zu weitreichenden Gebietsänderungen zwischen den Gerichtsbezirken der Bukowina, wobei der Gerichtsbezirk Czernowitz um die Gemeinden Alt-Mamajestie, Neu-Mamajestie, Rewna mit Burdei sowie Strilecki-Kut sowie die zugehörigen Gutsgebiete an vom Gerichtsbezirk Kotzman erweitert. Demgegenüber musste der Gerichtsbezirk Czernowitz die Gemeinden Dymka, Hliboka, Mihuczeni, Pojeni, Preworokie, Ober-Stanestie, Unterstanestie, Terescheni sowie deren zugehörige Gutsgebiete an den Gerichtsbezirk Sereth abgeben.[6] Der Gerichtsbezirk Czernowitz wies 1854 eine Bevölkerung von 45.088 Einwohnern auf einer Fläche von 8,4 Quadratmeilen auf.[2] 1869 beherbergte der Gerichtsbezirk eine Bevölkerung von 65.708 Personen, bis 1900 stieg die Einwohnerzahl auf 110.484 Personen an. Von der Bevölkerung hatten 1900 38.506 Ruthenisch (34,9 %) als Umgangssprache angegeben, 38.253 Personen sprachen Deutsch (34,6 %), 22.653 Rumänisch (20,5 %) und 9.199 eine andere Sprache (8,3 %).

Jahr Ein-
wohner
Deutsch-
sprachige
Ruthenisch-
sprachige
Rumänisch-
sprachige
Anders-
sprachige
1854 45.088
1869 65.708
1880 80.736 25.417 31.283 15.318 7.709
1890 93.495 30.567 34.451 19.057 8.240
1900 110.484 38.253 38.506 22.653 9.199

Einzelnachweise

  1. Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Österreich 1850, CLXV. Stück, Nr. 497: „Kaiserliche Verordnung, wodurch die Gerichts-Organisation in den Kronländern Galizien und Lodomerien mit Krakau, Auschwitz und Zator und in der Bukowina festgesetzt wird“
  2. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich 1854, XXXIX. Stück, Nr. 110 „Verordnung der Minister des Innern, der Justiz und der Finanzen, betreffend die politische und gerichtliche Organisirung des Herzogthumes Bukowina“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich 1855, XXVII. Stück, Nr. 118: „Verordnung der Minister des Innern und der Justiz, über die Einführung der Bezirksämter in dem Königreiche Galizien und Lodomerien, dem Großherzogthume Krakau und dem Herzogthume Bukowina“
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  5. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868
  6. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich „Verordnung des Justizministeriums, betreffend die Wiedererrichtung des Bezirksgerichtes Putilla und Äenderungen in dem Gebietsumfange mehrerer Bezirksgerichte der Bukowina“

Literatur

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